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Predigt über Ex 13,20-22 zum 31.12.24 Andreas Hansen

Große Herausforderungen hat das Jahr uns gebracht. Viele sind erschöpft von der Masse an schlechten Nachrichten und ungelösten Fragen.
Wohin wir auch schauen auf die Politik, die Wirt-schaft, die wachsenden Folgen des Klimawandels – überall müssten wir vorankommen, die Dinge zum Besseren wenden und zusammenhalten. Noch dazu drücken jede und jeder seine persönlichen Sorgen. Wie gehen wir weiter?
Der Predigttext lenkt unseren Blick auf das Volk Gottes am Rand der Wüste: (Ex 13,20-22)

Von Sukkot brachen die Israeliten auf und lagerten sich in Etam am Rand der Wüste.
Der Herr ging ihnen voran.
Tagsüber ging er in einer Wolkensäule voran,
um ihnen den Weg zu zeigen – nachts in einer Feuersäule, um ihnen zu leuchten.
So konnten sie Tag und Nacht gehen.
Jeden Tag führte eine Wolkensäule das Volk,
und jede Nacht führte es eine Feuersäule.

Sie müssen durch die Wüste hindurch, so wie wir unseren Problemen nicht ausweichen können.
Es wird kein leichter Weg, dem Klimawandel angemessen zu begegnen, den Krieg zu beenden und wieder aufzubauen, für Pflege und Kinderbetreuung und soziale Gerechtigkeit zu sorgen.
Es ist kein leichter Weg, alt zu werden, krank zu sein, mit Konflikten in der Familie umzugehen.
Ein erster Schritt ist, sich einzugestehen, wie die Lage ist, nicht zu beschönigen. Wenn die Politiker im Wahlkampf nicht von den Zumutungen reden, die uns allen bevorstehen, dann sind sie unglaubwürdig. Wenn wir die Augen vor Problemen verschließen, werden sie umso größer. Also brechen wir auf wie das Volk Israel!
Sie haben eben das Land der Sklaverei verlassen, aber frei sind sie noch lange nicht. Machen wir uns auf den Weg in das neue Jahr und durch unsere Wüsten.

In einer Wolken- und Feuersäule geht Gott seinem Volk voraus. Gott ist da, aber man kann ihn nicht greifen. Gott ist da und ist doch anders, anders als das Licht des Tages und anders als das Dunkel der Nacht. Die Wolken- und Feuersäule wird später zum Schutz gegen die Ägypter.
Gott ist da. „Ich bin da für dich“ – so erklärt Gott Mose seinen heiligen Namen.
Wir glauben an einen Gott, der uns begleitet.
Wir Christen hören zugleich auf das Versprechen des Auferstandenen: Ich bin bei euch alle Tage.
Heinrich Heine dichtete über die Säule:
Seines Volkes Licht und Leuchte
Eine wunderbare, große
Feuersäule des Gesangs
Die der Schmerzenskarawane
Israels vorangezogen
In der Wüste des Exils.

Gott zieht voran auf den leidvollen Wüstenwegen seines Volkes immer wieder. Heine verbindet die erste Erfahrung des Auszugs aus Ägypten mit dem Exil und mit seinen eigenen schmerzlichen Erfahrungen. Gott ist da – wir spüren seine Nähe in der Feuersäule das Gesangs in Liedern, Gebe-ten und Festen des Glaubens wie Weihnachten. Gott geht mit uns.
Vergewissern wir uns, dass Gott da ist!
„Bei Tag und Nacht“ heißt es dreimal in zwei Versen. Bei Tag und Nacht kann sein Volk auf sein Zeichen sehen. Bei Tag und Nacht können sie wandern. In keinem noch so dunklen Moment des vergangenen Jahres hat Gott uns allein gelassen. Keinen Augenblick waren wir ohne ihn.
Und wir brauchen einander: Dass wir uns gegenseitig stärken, miteinander singen, beten und handeln.
Wie gut war es im Frühjahr zu erleben: Wir sind viele, die gemeinsam gegen die unsäglichen Pläne von Remigration einstehen! Wie gut tut es, gemeinsam für Frieden zu beten, gemeinsam zu hoffen!
Wir kommen weiter, das Jahr wird gut, wenn wir Gott vor Augen haben und ihm folgen.
Unser Licht und unser Wegweiser ist Jesus:
sein Vertrauen zum Vater, seine Liebe zu den Menschen.
Vertrauen und Liebe!
Viele wollen das Vertrauen untergraben: Terroristen mit ihren Anschlägen, die russischen Trolle mit ihrer Propaganda, rechtsextreme Demokratiefeinde. Auf vielen Kanälen wird gelogen und zum Hass angestachelt.
Lassen wir uns darauf nicht ein!
Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe, heißt die Jahreslosung 2024.
Kommen wir mit Liebe weiter in unseren Problemen und in den Fragen unserer Zeit?
Ja, nur liebevoll lassen sich Probleme lösen:
In Achtung und Verständnis füreinander, in Geduld und Fehlertoleranz, in Ehrlichkeit und Respekt für jeden Mitmenschen, in Überwindung von Egoismus, Machtgier, Rechthaberei.
Paulus hat das so beschrieben: Die Liebe ist geduldig. Gütig ist sie, die Liebe. Sie ist nicht unverschämt. Sie sucht nicht den eigenen Vorteil. Sie ist nicht reizbar und trägt das Böse nicht nach. Sie freut sich nicht, wenn ein Unrecht geschieht. Sie freut sich aber, wenn die Wahrheit siegt.
Liebe heißt: wir wollen zusammenhalten, weil wir nur so vorankommen. Dazu sind wir bereit und Gott geht uns voran. Diese Bereitschaft ist nicht gefühlsduselig, sondern ein nüchternes Programm um einander zu ertragen trotz aller Gegensätze. Diese Liebe ist z.B. ein Wegweiser für einen fairen und aussagefähigen Wahlkampf, für eine Koalition von Demokraten, für gemeinsame Wege in schwierigen Entscheidungen. Ich glaube nicht, dass der Weg des Vertrauens und der Liebe einfach ist. Manchmal gilt es zuerst, das Böse und die Gewalt zurückzudrängen wie etwa im Fall der angegriffenen Ukraine. Aber dann müssen wir es wieder versuchen mit dem Wagnis Vertrauen und der Bereitschaft zusammenzuhalten.
Nur so kommen wir voran.
Wie gehen wir weiter im neuen Jahr?
Indem wir auf Gott schauen, uns seiner Nähe vergewissern und sie feiern, auch jetzt gleich im Mahl unseres Herrn.
Und indem wir Vertrauen und Liebe wagen in allen unseren Problemen.
Amen

Predigt über Joh 1,1-5.9-14 Christfest 2024 Andreas Hansen

Joh 1,1-5.9-14:
Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort.
Dasselbe war im Anfang bei Gott.
Alle Dinge sind durch dasselbe gemacht,
und ohne dasselbe ist nichts gemacht,
was gemacht ist. In ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen.
Und das Licht scheint in der Finsternis, und die Finsternis hat’s nicht ergriffen.
Das war das wahre Licht, das alle Menschen erleuchtet, die in diese Welt kommen.
Es war in der Welt, und die Welt ist durch dasselbe gemacht; und die Welt erkannte es nicht. Er kam in sein Eigentum; und die Seinen nahmen ihn nicht auf. Wie viele ihn aber aufnahmen, denen gab er Macht, Gottes Kinder zu werden: denen, die an seinen Namen glauben, die nicht aus menschlichem Geblüt noch aus dem Willen des Fleisches noch aus dem Willen eines Mannes, sondern aus Gott geboren sind.
Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit.

„Wie war Weihnachten?“ So werden wir gefragt oder fragen selbst und meinen damit unser Fest.
An Weihnachten treffen wir die Menschen, die wir lieben. Andere sind an Weihnachten sehr allein. Konflikte, Krisen, Wendepunkte werden uns an Weihnachten besonders bewusst.
Zum ersten Mal Weihnachten mit den Enkeln oder Weihnachten nach einem Abschied. Oder zum ersten Mal in der neuen Wohnung. Oder das Weihnachten vor der OP. Trotz allem Trubel ist das Fest ein Anlass zur Besinnung: „Was macht mein Leben aus? Wofür bin ich dankbar? Was macht mir zu schaffen? Was erhoffe ich mir?“
Wie ist dieses Weihnachten für die Christen in Syrien – 10 % der Syrer sind Christen in vielen sehr alten Konfessionen. Wie ist Weihnachten im dritten Kriegswinter in der Ukraine? Wie ist unser Weihnachten nach dem Ampel-Aus, vor der Wahl, nach dem Anschlag in Magdeburg?

Aber eigentlich ist Weihnachten doch das, was damals in Bethlehem geschah, was wir gestern hörten.
Der Evangelist Johannes meint: Was wir feiern, hat noch viel früher seinen Grund,
vor allem, was ist, im Anfang.
Johannes beginnt sein Evangelium anders als Lukas, Matthäus und Markus. Er zieht einen weiten Bogen bis zur Erschaffung der Welt.
„Im Anfang“? Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde. … Und Gott sprach: Es werde Licht! Und es ward Licht. Jeder denkt sofort an das erste Buch der Bibel.
Alles entsteht so, wie Gott spricht. Himmel und Erde, der Kosmos, Zeit und Licht, alles, was wir beschreiben oder auch nur erahnen können, ist erschaffen von Gott, ins Leben gerufen durch Gott. Gott ist der Grund des Seins.
Johannes schreibt: Schöpfung und Menschwerdung, beides hat den gleichen Ursprung in Gott. Vor aller Zeit ist das Wort bei Gott.
Schon immer sind Jesus und Gott eins.
In Gottes Schöpferwort ist bereits die Geburt Jesu enthalten. Anfang und Ende, Himmel und Erde, alles ist von diesem Wort umfasst.
Es ist derselbe Schöpferwille in allem, was ist.
Von allem Anfang an ist Gott der Welt liebevoll zugewandt.
Gottes Liebe kommt zu uns in Jesus Christus.
So sehr liebt Gott die Welt, dass er sich uns zuwendet, sich hingibt und schenkt in Jesus.
Das ist so überwältigend, dass man sagen konnte: Gott ist die Liebe. – oder mit Luther: „Gott ist ein glühender Backofen voller Liebe, der von der Erde bis an den Himmel reicht.“ Von allem Anfang an glüht und leuchtet, wärmt und belebt Gottes Liebe.
Gottes Liebe erreicht uns. Das Wort wird Fleisch, Mensch. Gott teilt unser Leben:
Ob wir Weihnachten in Syrien, in der Ukraine
oder hier in Deutschland feiern.
Ob wir das Fest still und allein begehen
oder umgeben von vielen geliebten Menschen.
Ob das Fest harmonisch und fröhlich verläuft
oder Streit und schlechte Laune herrschen.
„Wie war Weihnachten?“ – Weihnachten ist wunderbar, und es hört nicht auf, wenn Krippe und Baum längst abgeräumt sind. Wir feiern das Fest der Liebe Gottes, die immer schon da war und immer da sein wird.

Im Anfang war das Wort. Gott spricht.
Voll Freundlichkeit spricht Gott uns an.
Aber er trifft auf Unverständnis, Gleichgültigkeit, Ablehnung.
Das Wort war in der Welt, und die Welt ist durch das Wort gemacht; und die Welt erkannte es nicht. Er kam in sein Eigentum; und die Seinen nahmen ihn nicht auf.
Johannes ist fassungslos: Wie kann es sein,
dass Menschen taub sind für das Wort von Gott?
Dass sie sich gleichgültig abwenden oder wütend widersprechen?
Wir wissen, wie schrecklich Worte missverstanden werden, wie manchmal keinerlei Verständigung möglich ist und jeder nur hört, was er hören will.
Wir wissen, wie vernichtend Worte sein können, wie lieblos, verletzend und verlogen Menschen sprechen können, und wie verheerend Worte voll Hass wirken. Gott setzt sich der Ablehnung aus, dem Widerspruch, dem Hate-Speech.
Dennoch und gerade jetzt sagt Gott sein menschenfreundliches Wort, seine Love-Speech in Jesus, seinem geliebten Sohn.
Glücklich stellt Johannes fest: Wie viele ihn aber aufnahmen, denen gab er Macht, Gottes Kinder zu werden. Macht! Power! Gott stärkt diejenigen, die dem Wort vertrauen. Sie lassen sich ein auf sein Wort und werden Kinder Gottes, Geschwister Jesu.
Worte können vernichtend sein, Worte können aber auch ein Leben lang leuchten und Kraft geben. Lehrpersonen können erzählen, wie gute Worte Kinder zum Strahlen bringen können. Dass mir jemand etwas zutraut, weckt mein Selbstver-trauen. Dass mir jemand seine Sympathie oder gar seine Liebe sagt, macht mich glücklich.
Jesus verkörpert Gottes Liebe. Gott sagt uns sein Liebeswort und bringt die Welt zum Leuchten. Wir sahen seine Herrlichkeit – die Herrlichkeit, der Glanz, das Licht Gottes im Angesicht Jesu: Liebevoll sieht Jesus uns an. Liebevoll sieht Gott die Welt an, obwohl so vieles nicht gut ist.
Gottes Glanz mitten in unserer Welt, so wie sie eben ist, dass sie geheilt wird von Hass und Gewalt. Gottes Wort voller Gnade und Wahrheit
hier bei uns, so wie wir eben sind, dass wir selig werden, starke, liebevolle Kinder Gottes.
Halleluja. Amen

Predigt über Jes 9,1-6 Christvesper 2024 Andreas Hansen

Auf einmal stehen die Hirten im Licht. Licht umstrahlt sie, als der Engel zu ihnen kommt. Sie erschrecken tief vor dem Lichtglanz Gottes.
Wo es finster war, ist auf einmal Licht, wie am Anfang aller Zeit.
Ich lag in tiefster Todesnacht, du warest meine Sonne. (EG 37,3) In dem Kind in der Krippe
leuchtet uns Gottes Liebe entgegen. O Sonne, die mir zugebracht Licht, Leben, Freud und Wonne.
Können wir uns darauf einlassen, oder sind das nur Worte?
Düster sieht die Welt für viele aus, übermächtig und bedrängend sind die Probleme. Ist es wahr, was wir an Weihnachten feiern, oder ist es Fake?
Jesaja schreibt über seine Zeit: Vor lauter Wut über den Hunger verfluchen sie ihren König und ihren Gott. Da ist nichts als Not, Finsternis und bedrückende Dunkelheit. (Jes 8,22f) Und dann folgt die Verheißung, die wir heute hören: (Jes 9.1-6)

Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht, und über denen, die da wohnen im finstern Lande, scheint es hell.
Du weckst lauten Jubel, du machst groß die Freude. Vor dir wird man sich freuen, wie man sich freut in der Ernte, wie man fröhlich ist, wenn man Beute austeilt. Denn du hast ihr drückendes Joch, die Jochstange auf ihrer Schulter und den Stecken ihres Treibers zerbrochen wie am Tage Midians.
Denn jeder Stiefel, der mit Gedröhn dahergeht, und jeder Mantel, durch Blut geschleift,
wird verbrannt und vom Feuer verzehrt.
Denn uns ist ein Kind geboren,
ein Sohn ist uns gegeben,
und die Herrschaft ruht auf seiner Schulter;
und er heißt Wunder-Rat, Gott-Held,
Ewig-Vater, Friede-Fürst;
auf dass seine Herrschaft groß werde und des Friedens kein Ende auf dem Thron Davids und in seinem Königreich, dass er’s stärke und stütze durch Recht und Gerechtigkeit von nun an bis in Ewigkeit. Solches wird tun der Eifer des HERRN Zebaoth.

Ist es wahr? Kann das sein: Gott hier bei uns?
Das ist doch unfassbar.
Viele zweifeln und glauben nicht.
Damals bei Jesaja starren sie auf ihre düstere Gegenwart.
700 Jahre später sehnen sie sich wohl nach einem Messias, von Gott gesandt, aber ist das nicht doch nur ein schöner Traum? Der Mann aus Nazareth hat viele begeistert, aber die Römer haben kurzen Prozess mit ihm gemacht.
Und heute?: Machen wir Christen uns eine heile Welt vor? „Schaut doch, wie die Welt ist!“ Viele halten Weihnachten für eine schöne Geschichte ohne realen Hintergrund.
Ja, Gott ist unfassbar, viel zu groß für unser Denken und Verstehen.
Das weiß Jesaja.
Und doch vertraut er: Gott wird seinem Volk Licht schenken. Gott, der das Licht schuf, kann uns aus der Dunkelheit herausreißen.
Der Evangelist Lukas erzählt, er bringt in eine Geschichte, was er von Jesus glaubt.
Auf einmal stehen die Hirten im Licht Gottes. Sie verstehen nicht – wie könnten sie auch? – sie sind erschüttert und dann außer sich vor Freude: Euch ist heute der Heiland geboren!
Gott kommt zu uns –
wir sind eingeladen, das zu glauben.
Gott ist hier. Gott lässt sich ein auf die Welt mit allem Düsteren, das Menschen plagt.
Lassen wir die Glaubensgeschichte des Lukas und die Verheißung Jesajas zu uns sprechen!

Ein Kind, ein Neugeborenes, so hilflos und schutzbedürftig, so zerbrechlich, das kleine Wesen. Und das soll Gottes Sohn sein?
Gott, der Ewige, so winzig und schon jetzt ein Opfer der Mächtigen seiner Zeit?
Ja, sagt Lukas, genau das entspricht ihm,
ihm, der am Kreuz sterben wird.
So lässt er sich ein auf uns.
In dem Kind in der Krippe kommt Gottes Sohn. Alle Engel brechen darüber in Jubel aus.
Uns ist ein Kind geboren, jubelt Jesaja.
In der düsteren Zeit sieht er schon den Retter auf Davids Thron. Königsnamen gibt er ihm.
Wunder-Rat oder „Wunderplaner“: Trotz allem, was die Welt verdüstert, hat Gott Gedanken des Friedens und nicht des Leides über uns (Jer 29,11), gibt er Zukunft und Hoffnung.
Karl Barth sagte 1958 in einer Predigt: Die Weihnacht ist ja nicht der Geburtstag eines Menschen, der vor langer Zeit gelebt hätte, dann gestorben und dahingegangen wäre und dem man dann wohl alle hundert Jahre ein Jubiläum bereiten würde. Ja, der hat freilich einmal gelebt und ist gestorben – und wie! – aber der ist auch auferstanden von den Toten, der lebt und regiert und redet und ist in dieser Stunde hier in unserer Mitte, einem Jeden von uns viel näher als er es sich selber ist.
Wunder-Rat heißt: die Herren der Welt gehen, aber Gott regiert, Christus regiert.
Gott-Held, besser starker Gott: der starke Gott in einem schwachen Baby.
Ewig-Vater verweist auf Gottes Treue.
Friede-Fürst: das Joch der Unterdrückung und der Schlagstock werden zerbrochen, Zeichen des Krieges, dröhnende Stiefel und blutverschmierte Mäntel werden verbrannt.
Gott kann und will uns aus aller Dunkelheit reißen. Gott kommt zu uns in dem Kind von Bethlehem. Zukunft und Hoffnung schenkt er.
Eh ich durch deine Hand gemacht, da hast du schon bei dir bedacht, wie du mein wolltest werden. (EG 37,2)
Der Heiland ist geboren für uns.
Wir sind eingeladen ihm zu vertrauen.
Amen

Predigt Lev 19 (Versauswahl) Andreas Hansen

Was steht im Gesetz?, fragt Jesus zurück, und als Antwort zitiert der Gelehrte zwei Verse aus der Schrift (Evangelium Lk 10,25-37)– einer davon steht in unserem Predigttext: Verse aus dem Kapitel 3.Mose 19:
Der Herr sprach mit Mose und forderte ihn auf, mit den Israeliten zu reden und ihnen auszurich-ten: Ihr sollt heilig sein, denn ich bin heilig. Ich bin der Herr, euer Gott.
Jeder soll seinen Eltern mit Ehrfurcht begegnen, seiner Mutter und seinem Vater. Außerdem sollt ihr den Sabbat einhalten. Ich bin der Herr, euer Gott.
Du sollst deinen Nächsten nicht unterdrücken und ihn nicht ausbeuten. Den Lohn des Tagelöhners sollst du gleich ausbezahlen. Du sollst ihn nicht bis zum nächsten Morgen behalten.
Du sollst Tauben nicht mit Worten schaden. Du sollst Blinden kein Hindernis in den Weg legen. Und du sollst Ehrfurcht haben vor deinem Gott.
Ich bin der Herr.
Bei Gericht soll es nicht ungerecht zugehen: Du sollst den Bedürftigen nicht bevorzugen, aber auch den Mächtigen nicht begünstigen. Stattdessen soll es gerecht zugehen, wenn du für deinen Nächsten Recht sprichst.
In deinem Herzen soll es keinen Platz für Hass geben: Hasse deinen Bruder und deine Schwester nicht! Stattdessen sollst du mit deinem Nächsten reden und ihn auf sein Verhalten ansprechen. So wirst du dich seinetwegen nicht mit Sünde belasten. Du sollst dich nicht rächen und deinen Brüdern und Schwestern nichts nachtragen. Stattdessen sollst du deinen Nächsten lieben wie dich selbst. Ich bin der Herr.
Wenn ihr in eurem Land seid und ein Fremder bei euch lebt, sollt ihr ihn nicht unterdrücken. Wie einen Einheimischen sollt ihr den Fremden ansehen, der bei euch lebt. Du sollst ihn lieben wie dich selbst. Denn im Land Ägypten seid auch ihr Fremde gewesen. Ich bin der Herr, euer Gott.

Jesus verweist auf das Gesetz, auf die Thora, als ihn der Gelehrte nach dem Weg zum Leben fragt.
Natürlich verweist Jesus auf die Thora, wie jeder fromme Jude. Seine Bergpredigt und vieles, was er sagt, ist Auslegung der Gebote Gottes.
Ihr sollt vollkommen sein, wie euer Vater im Himmel vollkommen ist, sagt Jesus. Klingt das nicht ganz ähnlich?
Ihr sollt heilig sein, denn ich bin heilig.
Heilig ist nicht irgendwie erhaben und selig lächelnd der Welt entrückt. Heilig ist nicht unberührt und rein. Heilig sollen wir sein mitten in unserem Alltag, mittendrin in Arbeit und Schmutz, Herausforderungen und Konflikten. Dabei sind wir ja nicht vollkommen oder heilig, wir sind schon gar nicht wie Gott, aber Gott öffnet uns in unserem Alltag Türen, dass wir etwas von seiner Heiligkeit erfahren und wiedergeben.
Ihr sollt heilig sein, und gleich danach: ehrt eure Eltern – wie passt das zusammen? Es geht um Achtung und Fürsorge für die Eltern. Lasst die Alten nicht im Stich! Kümmert euch um sie! Das kann sehr unangenehm und mühsam sein, wenn sie gebrechlich sind, stur, schrullig, wenn sie sich nicht pflegen können, wenn sie sogar böse sind. So geht Heiligsein: die Mühe auf sich nehmen, für andere da sein.
Es folgen weitere Gebote, die Bedürftige im Blick haben. Tagelöhner, bei uns die Working Poor, die arbeiten und doch Stütze brauchen, oder die Erntearbeiter, deren Lohn gedrückt wird – wie schaffen wir für alle gerechten Lohn?
Taube und Blinde werden genannt – haben wir die Nöte der Menschen mit Behinderung im Blick? Arme vor Gericht – wie schwer tun sich manche allein damit, ein Schreiben vom Amt zu verstehen. Sozial Schwache haben es schwerer Recht zu bekommen. Ihr sollt heilig sein – und dann geht es sehr konkret darum, sich für die Benachteiligten und Bedürftigen einzusetzen. Das klingt nach viel vergeblicher Mühe und Frust, aber das Gebot ist auch eine Ermutigung: Was Gott euch zumutet, könnt ihr auch. Dort, wo ihr seid, kann es heller werden. Gerade für uns Evangelische haben die Gebote oft einen negativen Klang, als wollte sich jemand durch gute Werke einen Weg zu Gott sichern. Es ist umgekehrt: Gott öffnet uns die Tür. Den ersten Schritt macht Gott, wir können folgen. Der heilige Gott kümmert sich um die Tagelöhner, um die Leute im Dunkeln und um uns. Trotz unserer Trägheit und unserem Egoismus öffnet Gott uns die Tür.
Das zentrale Gebot das wir alle kennen und eher mit Jesus und dem Neuen Testament verbinden, steht zuerst hier, im 3. Buch Mose: Liebe deinen Nächsten wie dich selbst! Das klingt, so für sich genommen, eher allgemein und unkonkret, wie: Ihr sollt heilig sein. Der Zusammenhang zeigt, es geht um konkrete Konflikte: Du sollst dich nicht rächen und deinen Brüdern und Schwestern nichts nachtragen. Liebe deinen Nächsten wie dich selbst! Jesus zitiert das, wenn es um Feinde geht.
Liebe ist hier nicht ein Gefühl, wie Zuneigung – Gefühle kann man ja auch gar nicht gebieten oder verbieten. Liebe heißt hier: Vertrauen schaffen, wo uns Konflikte trennen, ansprechen, was schwierig ist, um es zu überwinden, versuchen zu verstehen – Liebe will überwinden, was uns trennt, will Brücken bauen, Konflikte aushalten – Liebe will den anderen niemals verletzen, sie achtet ihn.
Wir leben in einer Zeit, in der die Gegensätze immer härter und unversöhnlicher werden. Viele Risse gehen durch unsere Gesellschaft. Kriege erschüttern die Welt. Gegensätzliche Interessen werden mit allen Mitteln ausgefochten.
Und dann gibt es überhaupt keine Basis mehr, miteinander zu reden. „Gehörst du zu denen oder zu uns?“ Ein Stichwort genügt, und schon ist man in einer Schublade. Politikerinnen und Politiker erfahren erbitterte Feindschaft und etliche sogar Gewalt.
So können wir nicht weitermachen. So zerstören wir die Gemeinschaft und die Menschlichkeit, auch die Freiheit, die uns alle trägt.
Liebe deinen Nächsten wie dich selbst! Liebe gerade deinen Feind! Das ist nicht eine Spinnerei von Gutmenschen, sondern Gottes Gebot
Wir brauchen es zum Überleben.
Einen Hinweis bekommen wir, wenn es um die Fremden geht, denn da heißt es nochmal: Du sollst ihn lieben wie dich selbst.
Unsere geläufige Übersetzung ist mangelhaft. Wörtlich steht da: Du sollst ihn lieben, wie du. Nicht „wie dich selbst“, sondern „er ist wie du“. Dein Mitmensch, dein Gegner, dein Konkurrent, dein Feind ist wie du. Wie du selbst ist er oder sie angewiesen auf Verständnis, Achtung, Fürsorge. Die Fremden soll Israel gut behandeln, weil sie selbst die Not der Fremden kennen und sehr wohl wissen, wie schwer es ist, fremd zu sein und auf das Wohlwollen der anderen angewiesen.
Liebe deinen Nächsten – er ist wie du!
Nimm den anderen an! Achte ihn! Sieh ihn oder sie als deinen Mitmenschen, bedürftig wie du selbst! Nächstenliebe ist kein Gefühl.
Sie verlangt eine Entscheidung von uns.
Ihr sollt heilig sein, denn ich bin heilig.
Gott hat für uns entschieden.
Gott will uns lieben, uns in unserer Bedürftigkeit sehen, uns sogar vergeben.
Gott öffnet uns die Tür, dass die Welt durch uns heller wird.
So viel traut Gott uns zu.
Amen

Predigt Lk 13,10-17 Andreas Hansen

Mit einem festlichen, fröhlichen Mahl beginnt der Sabbat am Freitagabend zuhause in den Familien. Die Mutter zündet die Kerzen an und der Vater spricht den Segen. Man trinkt Wein, lobt Gott und feiert. Gott hat die Welt erschaffen. Gott hat sein Volk aus der Sklaverei befreit. Daran erinnern sie sich und feiern, als wäre schon alles Sehnen erfüllt. Die Gebote des Sabbats sind alles andere als bittere, drückende Pflichten.
Am Morgen geht es dann in die Synagoge.
Lk 13,10-17:
Als Jesus einmal am Sabbat in einer der Synagogen lehrte, war dort eine Frau.
Seit achtzehn Jahren wurde sie von einem Geist geplagt, der sie krank machte. Sie war verkrümmt
und konnte sich nicht mehr gerade aufrichten.
Als Jesus sie sah, rief er sie zu sich und sagte zu ihr: »Frau, du bist von deiner Krankheit befreit!«
Und er legte ihr die Hände auf.
Sofort richtete sie sich auf und lobte Gott.
Aber der Leiter der Synagoge ärgerte sich darüber, dass Jesus die Frau an einem Sabbat heilte. Deshalb sagte er zu der Volksmenge:
»Es gibt sechs Tage, die zum Arbeiten da sind.
Also kommt an einem dieser Tage, um euch heilen zu lassen – und nicht am Sabbat!«
Doch der Herr sagte zu ihm: »Ihr Scheinheiligen!
Bindet nicht jeder von euch am Sabbat seinen Ochsen oder Esel von der Futterkrippe los und führt ihn zur Tränke? Aber diese Frau hier, die doch eine Tochter Abrahams ist, hielt der Satan gefesselt – volle achtzehn Jahre lang! Und sie darf am Sabbat nicht von dieser Fessel befreit werden?«
Als Jesus das sagte, schämten sich alle seine Gegner. Doch die ganze Volksmenge freute sich
über die wunderbaren Taten, die Jesus vollbrachte.

Achtzehn Jahre schon ist sie so kraftlos – sie wird immer krummer, sieht nur auf den Boden vor sich. Den Menschen gerade in die Augen sehen, die Arme erheben, unmöglich. Und jeder sieht ihr an, dass sie krank ist. Die meisten meiden sie, aus Furcht selbst krank zu werden, aus Ekel vor der Verkrüppelten, aus Misstrauen – was hat sie wohl angestellt, dass sie so geplagt ist? – Achtzehn Jahre geht es ihr schon so, endlos, hoffnungslos. Immer wieder hat sie sich gefragt, warum. Sie hat keine Antwort.
Sie kommt noch in die Synagoge, aber sie bleibt ganz hinten. Den anderen weicht sie aus und sie wird kaum beachtet. Feiern kann sie ja doch nicht. Heute ist ein fremder Prediger da. Nach der Lesung warten alle, was er wohl zu sagen hat.
Aber Jesus sieht die Frau da hinten in ihrer Ecke. Er sieht, wie es ihr geht. Und – was ist das? – er spricht sie an, ruft sie nach vorne. Sie ist völlig überrascht. „Das geht doch nicht. Ich soll in den Bereich der Männer gehen? Dorthin, wo alle meinen elenden Zustand sehen?“ Aber sie wagt es und steht so krumm, wie sie ist, vor ihm. „Du bist losgelöst von deiner Krankheit, bist frei.“ Er berührt sie, und sie spürt eine Kraft, die sie aufrichtet, aufrichtet. Da steht sie, aufrecht, wie alle anderen und kann es kaum fassen, sieht ihm ins Gesicht – er lacht sie an – sieht in die staunenden Gesichter der Männer um sie herum, und beginnt zu jubeln: „Gepriesen sei Gott!“

Das muss doch nicht gerade heute am Sabbat sein! Der Vorsteher der Synagoge ärgert sich.
Ihn stört die Frau hier vorne. Sie soll da hinten bei den Frauen bleiben und nicht den Sabbat verderben. Das gehört sich nicht. Dieser Jesus kümmert sich offenbar nicht um Gottes Gebot und um unsere Ordnung. So geht´s nicht! Er wendet sich an die Leute: „Sechs Tage sind zum Arbeiten da. Da könnt ihr mit euren Anliegen kommen, aber nicht an Gottes heiligem Sabbat!“
„Heuchler! Scheinheilige!“ Jesus hebt den Sabbat und seine Gebote nicht auf. Er bringt die Freude des Sabbats zum Leuchten: Ein Fest der Befreiung für Menschen, die gebunden sind, so wie Gott sein Volk befreit hat. Alle Kinder Abrahams sollen den Schöpfer preisen.
Darum hat Gott den Sabbat geschenkt. Jesus argumentiert wie ein Pharisäer, indem er vom Kleinen auf das Größere schließt: „wenn ihr schon am Sabbat eure Tiere losbindet und zur Tränke führt, sollte da nicht vielmehr diese Tochter Abrahams von den Fesseln des Satans gelöst werden?“ Die Kritiker müssen ihm beschämt recht geben und die Leute freuen sich über seine Tat.

Lukas erzählt eine Geschichte mit vielen Facetten.
Eine Frauen-Geschichte:
Frauen wurden und werden bis heute übersehen und nicht ernst genommen. Frauen gehören in die zweite Reihe. Ganz öffentlich macht sich Donald Trump über Frauen lustig. Frauenfeindlichkeit, Gewalt gegen Frauen, ungerechte Behandlung von Frauen – all das ist leider auch in unserer Gesellschaft Thema. Dass Jesus sich der kranken Frau zuwendet und sie und ihr Leiden in den Mittelpunkt stellt, ist für viele damals undenkbar. Sie gehört für ihn gleichwertig in den Sabbatgottesdienst – mit allen Frauen und Männern soll sie Gott preisen und sich freuen. Er nennt sie eine Tochter Abrahams und stellt sie damit auf eine Ebene mit Abrahams Sohn Isaak – einmalig ist diese Formulierung im Neuen Testament und sie zeigt, wie Jesus Frauen achtet.

Eine Heilungsgeschichte:
Krankheit kann Menschen verkrümmen. Es ist schwer, mit Schmerzen zu leben. Seelisches wie körperliches Leiden kann einsam und verbittert machen. „Womit habe ich das verdient?“ Aber die Frage führt in eine Sackgasse. Lukas schreibt von einem Geist der Schwäche, der die Frau beugt. Jesus redet sogar davon, dass Satan sie gefesselt hat. Achtzehn Jahre muss sie damit leben.
Wir haben oft einfach keine Erklärung und müssen lernen mit Krankheit oder Behinderung zu leben und nicht zu resignieren.
Jesus heilt Menschen und zeigt damit: Gott ist auf der Seite des Lebens. Gott sieht unsere Not. Jesus zieht die Kranke in die Mitte der Gemeinschaft. Kein Kranker soll isoliert und abgeschoben werden. Allen sollen wir möglich machen, dass wir miteinander leben und feiern.
Jesus heilt die Frau und zeigt, wie Gott es mit uns allen meint. Alle sollen und werden Gottes Heil erfahren.

Eine Geschichte von Freiheit:
Jesus setzt sich hinweg über die Tradition und stößt die Vertreter der Ordnung vor den Kopf. Jesus hat nichts gegen die Tradition oder gar gegen die Thora, Gottes Gebot. Für ihn hat nur das Heil dieser Frau Vorfahrt, ganz im Sinn der Thora. Der Sabbat ist für den Menschen da, nicht der Mensch für den Sabbat. (Mk 2,27) Jetzt kann sie ja endlich befreit mitfeiern und Gott preisen.
Der Synagogenvorsteher ist dagegen für ein Halten der Ordnung, koste es, was es wolle – menschliche Vernunft hat nichts gegen Gottes Gebot zu sagen. Er ist erstarrt im Gehorsam um jeden Preis. Solchen erstarrten Glauben gibt es in fast allen Religionen, bei Juden wie Christen und Muslimen. Fundamentalisten nennt man sie. Sie berufen sich auf die Schrift und geben vor, die reine Wahrheit und die Tradition zu verteidigen. Aber sie machen aus dem Glauben ein enges Korsett von Regeln, die ihren Vorstellungen entsprechen. Gott will freie Menschen. Darum muss Jesus diesem Synagogenvorsteher entschieden entgegentreten.

So feiern sie den Sabbat.
So feiern wir den Tag Gottes.
Jesus lädt ein zum Fest der Freude über Gott.
Er löst die Frau aus dem, was sie verkrümmt.
Er nimmt nicht hin, dass der Satan, das Böse
sie gefangen hält.
Er schenkt ihr und uns den Segen der Kinder Abrahams und die Freiheit der Kinder Gottes.
Amen

Predigt zu Jes 2,1-5 Andreas Hansen 21.7.24

So viel Glauben und Hoffnung richtet sich auf Jerusalem, auf den Zion. Hier war der Tempel, die geistliche Mitte des Volkes Gottes. Hier, an den Resten der Tempelmauer beten Juden noch heute voll Inbrunst. Oben, auf dem Tempelberg steht eines der wichtigsten Heiligtümer der Muslime und nicht weit davon ist auch der Ort, wo Jesus am Kreuz starb und die Grabeskirche. Ein Ort, aufgeladen mit Bedeutung, ein Ort, um den es Kriege und Kreuzzüge gab und gibt.

Hören wir, welche Hoffnung Jesaja mit dem Zion und mit Jerusalem verbindet: Jes 2
In einer Vision sah Jesaja, der Sohn des Amoz, wie es Juda und Jerusalem ergehen wird: Es werden Tage kommen, da steht der Berg mit dem Haus des Herrn felsenfest. Er ist der höchste Berg und überragt alle Hügel. Dann werden alle Völker zu ihm strömen. Viele Völker machen sich auf den Weg und sagen: »Auf, lasst uns hinaufziehen zum Berg des Herrn, zum Haus, in dem der Gott Jakobs wohnt! Er soll uns seine Wege lehren. Dann können wir seinen Pfaden folgen.« Denn von Zion her kommt Weisung, das Wort des Herrn geht von Jerusalem aus. Er sorgt für Recht unter den Völkern. Er schlichtet Streit zwischen mächtigen Staaten. Dann werden sie Pflugscha-ren schmieden aus den Klingen ihrer Schwerter. Und sie werden Winzermesser herstellen aus den Eisenspitzen ihrer Lanzen. Dann wird es kein einziges Volk mehr geben, das sein Schwert gegen ein anderes richtet. Niemand wird mehr für den Krieg ausgebildet. Auf, ihr Nachkommen Jakobs, lasst uns schon jetzt im Licht des Herrn leben!

Was für eine Hoffnung! Der Krieg wird verlernt, weil alle nur noch Frieden lernen, weil alle zu Gott kommen und seiner gerechten Weisung folgen. Was für eine wunderbare Hoffnung!
Aber ist das wahr? Dürfen wir so hoffen, oder machen wir uns etwas vor? Streit und Krieg überall in der Welt. Kriege in Syrien, im Sudan, im Jemen, in der Ukraine – es hört nicht auf. Krieg auch in Israel, dem Land der Heiligen Schrift. Seit Putins Überfall auf die Ukraine denken auch friedensbewegte Menschen hierzulande um. Sie befürworten die Unterstützung der Ukraine mit Waffen, Aufrüstung, mehr Waffen, mehr Soldaten auch bei uns.
In unserer Kirche und in unserer Gemeinde stehen zwei Positionen unvereinbar einander gegenüber. Die einen sagen: Jesajas Worte sind ein Auftrag an die Menschen, alle Waffen niederzulegen. Wenn wir Jesus folgen, dürfen wir uns nicht mit Gewalt wehren. Lieber lassen wir uns Unrecht antun, als selbst Unrecht zu begehen.
Die anderen sagen, und zu ihnen tendiere auch ich: Wir dürfen nicht Unrecht und Gewalt geschehen lassen. Wir müssen die Ukraine auch mit Waffen unterstützen. Und wir müssen uns selbst, unser Land, Demokratie, Recht und Freiheit schützen. Um des Friedens willen müssen wir jetzt „kriegstüchtig“ werden, wie Pistorius sagt. Das ist schlimm und gefährlich und doch nötig.
Wie sind dann Jesajas Worte zu verstehen?

Es werden Tage kommen, da steht der Berg mit dem Haus des Herrn felsenfest. Ausgerechnet Jerusalem! Die Stadt war immer wieder und sie ist auch heute umstritten und hart umkämpft.
Wer die Hebräische Bibel aufschlägt, findet Jesaja direkt nach den Königsbüchern. Am Schluss von 2. Könige steht die Zerstörung Jerusalems und des Tempels durch die Babylonier 586 vor Chr. Dann folgt Jesaja wie eine Antwort von Gott auf Krieg und Verwüstung. Jesaja setzt mit heftiger Kritik an Unrecht und Abwendung von Gott ein. Wie konnte die treue Stadt nur zur Hure werden? (1,21) und die Mächtigen beschimpft er als Sodom und Gomorra (1,10).
Aber dann folgt die Verheißung für Zion. Viele Völker machen sich auf den Weg und sagen: „Auf, lasst uns hinaufziehen zum Berg des Herrn.“ Da suchen und finden sie Gottes Thora, seine Gerechtigkeit und seinen Frieden. Trotz allem, was Jesaja anklagen muss, verkündet er Gottes Heil. Obwohl die Stadt und der Tempel in Trümmern liegen, ist sie der Ort der Hoffnung. Krieg und Gewalt behalten nicht das letzte Wort.
Nach der Katastrophe des 2. Weltkrieges waren sich viele einig: das wollen wir nie wieder, und sie gründeten die UNO. Man muss beklagen, wie schwach und blockiert die Vereinten Nationen heute sind. Aber es gibt keine Alternative dazu, dass sich alle Völker verständigen und miteinan-der zur Lösung der Probleme unseres Planeten wirken. Es muss und wird eine Verständigung geben unter denen, die heute Feinde sind.
Es wird eine Zeit nach dem Krieg kommen.
Es werden Tage kommen – wann, so fragen wir.
Wann endlich wird das Zerstören und der Hass, die Lügen und die Feindschaft aufhören?
Jesaja sagt uns Gottes Wort: Es werden Tage kommen – vertraut darauf! Mitten in einer Welt voll Krieg feiern wir schon jetzt den Frieden Gottes und wir hören nicht auf um Frieden zu beten.
Und wenn wir jetzt Waffen schmieden und auch einsetzen, dann wissen wir, dass wir uns schuldig machen und dass es nicht dabei bleiben kann. Es muss und wird eine Zeit nach den Waffen geben. Keine und keiner kann sich jetzt heraushalten und frei von Schuld bleiben. Keine und keiner wird dem Anspruch Gottes gerecht. Und doch verheißt uns Gott Frieden – wunderbar!

In Jesajas Worten höre ich auch, wie eng Frieden und Gerechtigkeit zusammenhängen. Die Völker kommen zum Zion, weil das Wort des Herrn von Jerusalem ausgeht. Frieden wird es geben, wenn wir auf Gott hören, wenn wir Gott achten und jeden Mitmenschen und auch Gottes Schöpfung achten. Wir sind dann schnell dabei, auf andere zu zeigen: „Die Mächtigen, die Kriegstreiber, die großen Umweltsünder, ich doch nicht!“ Und wir sind schnell dabei, es uns bequem zu machen: „Was können wir schon tun! Es wird doch alles immer schlimmer!“
Jesaja aber rüttelt an unserer bequemen Selbstgerechtigkeit und auch an der bequemen Resignation. Auf, lasst uns schon jetzt im Licht des Herrn leben! Wie die Völker einander zurufen: Auf, gehen wir zum Berg Gottes!, wann immer das sein wird, die kommenden Tage, so drängt uns Jesaja schon jetzt: Auf! Bleibt nicht sitzen in eurer Klage! Bleibt nicht stehen in eurem Unrecht! Auf, kehrt um zum Gott des Friedens und der Gerechtigkeit! Lebt schon jetzt in seinem Licht!
Amen

Gottesdienst zur Vernissage der Kunstausstellung mit Predigt 2.Kor 4,6-10 Andreas Hansen

Orgelvorspiel
Lied 390 Erneure mich, o ewigs Licht
Votum
Gruß
Der 2.Sonntag nach Ostern heißt traditionell Sonntag vom guten Hirten. Wir haben in Kenzingen noch eine andere Tradition und eröffnen an diesem Sonntag die Kunst-Ausstellung. Willkommen zu diesem besonderen Gottesdienst, besonders Ihnen, Herr Mauthe.
Wir beten Psalm 80 … nach dem Psalm singen wir aus dem blauen Liederbuch Nr 59 Im Dunkel unsrer Nacht

Ps 80, Übertragung Huub Osterhuis, KV: Gem

Hirte der ganzen Erde, höre.
Du, der du uns beisammenhältst und anführst,
erschein uns, sei unser Sichtbarer.
Lass unsere Augen deine Herrlichkeit sehen.
Fahr fort, uns zu befreien.

Lass dies nun der Wendepunkt sein:
dass wir suchen deine Augen,
dass du suchst unser Gesicht.

Du von Legionen Engeln:
Wendest du dich ab, beleidigt,
versteckst du dich in Wolken und Nebel?

Tränenbrot habe ich gegessen,
Tränenbecher getrunken.

Feinde lachen uns aus.
Die Nachbarn haben genug davon.

Lass dies nun der Wendepunkt sein:
dass wir suchen deine Augen,
dass du suchst unser Gesicht.

Da war in Ägypten ein Weinstock.
Den hast du ausgegraben
mit eigner Hand.
Andere Völker hast du vertrieben,
um ihn zu pflanzen, hier.
Du hast für ihn den Boden gelockert,
dass er wurzeln konnte
und blühen überall hin.
Sein Schatten fällt über die Berge,
seine Ranke umranken die Zedern –
seine Äste ragen zum blauen Meer,
seine Zweige zum großen Fluss.

Warum wurde seine Umzäunung zerstört?
Dass der, der vorbeikommt, in plündert,
wilde Schweine ihn fressen?

Lass dies nun der Wendepunkt sein:
dass wir suchen deine Augen,
dass du suchst unser Gesicht.

Schau nieder vom Himmel und tu was,
dass dein Weinstock erblühe,
der Steckling, den du gepflanzt hast,
den du wie ein Kind gehegt hast.
Mach voran, uns zu befreien.

Lass dies nun der Wendepunkt sein:
dass wir suchen deine Augen,
dass du suchst unser Gesicht.

Liedruf Neue Lieder 59 Im Dunkel unsrer Nacht

Du, Gott, Vater und Mutter.
Wir suchen nach Ermutigung und Trost.
Was wir in der Welt sehen, erschreckt uns,
Gewalt und Unrecht.
Wehre den Unmenschen, die sich nicht kümmern
um das Leid, das sie anrichten.
Wehre uns, wenn wir rücksichtslos
über unsere Mitmenschen
und über deine Schöpfung hinweggehen.
Du, Gott, weichst nicht aus.
Du bist an den düstersten Orten,
im ausweglosen Leid,
bei den Opfern von Gewalt.
Du stirbst am Kreuz, und du lebst.
In dieser Zeit mit all ihren Schrecken
feiern wir dich, du Gott des Lebens.
Amen

Liedruf NL 59

Ich bin wie ein zerbrochenes Gefäß.
Ein Scherbenhaufen, das bin ich!

(Ps 31,13)

„Was fühlen Sie bei dem Bild?“,
so fragten Sie uns, Herr Mauthe, als ich Ihr Bild zum ersten Mal sah – das war am 24. Oktober.
Es war Ihr jüngstes Werk, wenige Tage vor unserem Treffen entstanden – um den 7.10. 2023.
Ich sehe das Bild in unserer Zeit.
Ich sehe abwehrende Hände,
Schutz suchende Hände.
Ich empfinde eine Unruhe, ein Getrieben-Sein,
Angegriffen-Sein, Schmerz, Angst.
Ich sehe Wunden, getrocknetes Blut, Schrecken.

Ich empfinde aber auch Lebendigkeit,
sehe ein lichtes, hoffnungsvolles Gelb,
weiße Zeichen,
die Sinn und Geborgenheit verheißen,
etwas, das sich dem Schrecken entgegenstellt,
Zeichen für einen guten Weg.

Musik

Ich begegne dem Bild jetzt in unserer Kirche
und denke an das Zeichen über unserer Kirchentür, das Wappen des Franziskus, seine Hand und die Hand Christi, seine Annäherung an den leidenden Christus, wie umgekehrt Christus sich ganz auf das Leid der Welt einlässt, ihren Schmerz erträgt
und bei den Leidenden ist.
Vor 365 Jahren haben sie an unserer Kirche gebaut.
Versetzen wir uns in die Zeit damals:

„Steine bringe ich. Steine für Kenzingen. Schwer ist mein Wagen. Jedes Mal habe ich Sorge, ob ich es über die Elz schaffe. Aber es ist gut Steine hierher zu bringen. Steine aus einem Ort, der wüst daliegt – kaum erinnert dort noch etwas an das Leben. Steine von der Kirche in Nidingen für eine neue Kirche in Kenzingen. Völlig verwüstet war auch unsere Stadt bis vor kurzem. Nach dem großen Brand stand kaum noch ein Haus. Fast alle waren tot oder geflohen, vor Hunger, Gewalt und Tod.
Wir fragten: Kann hier je wieder Leben sein?
Wir fragten: Wo ist Gott?
Aber jetzt bringe ich Steine, Steine für die Mönche.
Sie haben einen Baumeister, einen Zimmermann, Mönche auf der Baustelle. Und sie haben einen Plan für eine neue Kirche, einen guten Ort.
Ich habe gesehen, woran der Steinmetz gerade arbeitet, ein Schlussstein für das Eingangsportal.
Das Wappen von Franziskus. Christus ist uns nah in all dem Elend unserer Zeit. Gott ist hier.
Es muss wieder Frieden geben.
Wir werden in Frieden leben.“

Liedruf Neue Lieder 11 Christus, dein Licht

Wir hören 2. Korinther 4, 6-10, Paulus schreibt:
Denn derselbe Gott, der gesagt hat: »Aus der Finsternis soll Licht hervorstrahlen!«, der hat es auch in unseren Herzen hell werden lassen, sodass wir in der Person von Jesus Christus den vollen Glanz von Gottes Herrlichkeit erkennen.
Wir allerdings sind für diesen kostbaren Schatz
wie zerbrechliche Gefäße, denn es soll deutlich werden, dass die alles überragende Kraft,
die in unserem Leben wirksam ist, Gottes Kraft ist und nicht aus uns selbst kommt.
Von allen Seiten dringen Schwierigkeiten auf uns ein, und doch werden wir nicht erdrückt.
Oft wissen wir nicht mehr weiter,
und doch verzweifeln wir nicht.
Wir werden verfolgt und sind doch nicht verlassen; wir werden zu Boden geworfen
und kommen doch nicht um.
Auf Schritt und Tritt erfahren wir am eigenen Leib, was es heißt, am Sterben Jesu teilzuhaben.
Aber gerade auf diese Weise soll auch sichtbar werden, dass wir schon jetzt, in unserem irdischen Dasein, am Leben des auferstandenen Jesus teilhaben.

Ich bin wie ein zerbrochenes Gefäß, klagt die Beterin oder der Beter im Psalm (Ps 31,13).
Paulus hat Verfolgung, Unglück, Krankheit und Leid erfahren. Von allen Seiten dringen Schwierig-
keiten auf uns ein. Wir werden zu Boden gewor-fen. Erst im Rückblick kann er sehen, dass es doch weiterging, als er nicht mehr weiterwusste. Im Dunkel seiner Nacht begegnet er Jesus, der das Dunkel teilt. Ich bin wie ein zerbrochenes Gefäß und sehe auf den zerschlagenen Herrn am Kreuz. Wir wollen das Dunkel und die Menschen im Dunkel wahrnehmen, nicht vertrösten, nicht vertuschen. Wir wollen und sollen wach sein und sehen, was in unserer Zeit geschieht. Klage, Ungeduld, Enttäuschung, Wut – nichts muss verschwiegen werden. Gott hat unser Dunkel geteilt. Trotz Krieg und obwohl viele die Hoffnung auf Versöhnung verlieren, beten und bitten wir weiter um Frieden.
Wir hoffen: es bleibt nicht finster.
Im Dunkel unsrer Nacht entzündet Gott das Feuer.
Gott, der Schöpfer, hat gesagt: Licht soll aufstrahlen. Er lässt es in unseren Herzen hell werden. Wir erkennen seine Herrlichkeit in Jesus Christus. Wir allerdings sind für diesen kostbaren Schatz wie zerbrechliche Gefäße

Ein Schatz in irdenen Gefäßen, eine große Spannung. Wir erschrecken über unsere Grenzen und halten uns doch an der Hoffnung fest.
Wir sind frustriert, aber wir resignieren nicht.
Wir sind angegriffen, aber wir spüren, dass Gott bei uns ist.
Wir sind erschöpft und bekommen doch Kraft.
Paulus spricht von einer Kraft, die sogar den Tod überwindet. In ihm ist eine große, mächtige Kraft – er beherrscht sie nicht, aber sie erhält ihn.
Mitten in Misserfolg und Scheitern gibt Gott die Kraft nicht aufzugeben, einen neuen Versuch zu wagen.
Mitten in verletzenden Angriffen gibt Gott die Kraft einen friedlichen Weg zu suchen.
Mitten in Krankheit und Leid gibt Gott die
Kraft zu vertrauen und einander liebevoll beizustehen.
Mitten im Sterben und Trauer schenkt Gott
uns die Hoffnung auf Leben.
Gerade dann ist Jesus ganz nah bei uns.

Das leuchtende helle Gelb auf Ihrem Bild ist für mich ein Hoffnungszeichen. Gott lässt es in unseren Herzen hell werden – trotz allem.
Keine Macht der Welt kann uns trennen von der Liebe Gottes. Und so lese ich auch die weißen Zeichen – sie verbergen das Dunkle nicht, aber erscheinen wie ein guter hoffnungsvoller Plan.
Wir sind verbunden mit Jesus am Ostermorgen.
Er trägt noch die Wundmale, aber er lebt und wir sollen leben.
Amen

EG 410 Christus, das Licht der Welt

Sie konnten wieder aufbauen, was so verwüstet war,
dass niemand sich einen Neuanfang vorstellen konnte.
Du hast Menschen die Kraft dazu gegeben, Gott,
nach Krieg und Zerstörung neues Leben,
nach furchtbarer Gewalt dennoch Versöhnung,
nach besinnungslosem Hass dennoch Frieden.
Darauf warten und hoffen wir auch jetzt
für Israel, für die Geiseln und ihre Angehörigen,
für die Menschen in Gaza,
für die Ukraine,
für den Sudan.
Bringe Licht in unsere Dunkelheit,
Hilfe für die Menschen in Not und Elend.
Wehre den Gewalttätern,
stärke die, die sich für Frieden einsetzen.

Wir bitten dich für die Menschen, die sich fühlen wie zerbrochen. Hilf ihnen wieder auf, schenk ihnen Hoffnung und Mut und die Gewissheit: Du bist bei uns.

Wir bitten für unsere Kranken,
für die, die gerade Schweres zu verkraften haben,
für die Überforderten und für die Verzweifelten.
Wir bitten für unsere Kinder und Enkel, für unsere Konfis in den letzten Wochen vor der Konfirmation, für die Kinder in Kindergarten und Schule.
Wir bitten für unsere Eltern und Großeltern, für die Alten,
für die, die spüren, wie ihre Kräfte abnehmen, für die, die allein sind.

Wir bitten dich für unsere Gemeinde und deine Kirche, dass wir dein Licht bezeugen, dass Menschen hier Gemeinschaft und Hoffnung erfahren.
Bewahre uns, du Gott des Lebens.

Vaterunser

EG 564, 1+2 Christus ist auferstanden

Segen
Orgelnachspiel

Predigt über Mk 4,26-29 und Gottesdienst am 4.2.24

EG 197 Herr, öffne mir die Herzenstür
Votum
Gruß

Gott, dein Wort ist eine Leuchte für meinen Fuß
und ein helles Licht auf meinem Lebensweg.

Neue Lieder 147 Gottes Wort ist wie Licht in der Nacht

Du treuer Gott, auf dich ist Verlass.
Niemals machst du leere Versprechen.
Dein Wort gibt uns Trost und Gewissheit.
Du sprichst uns an.
Du zeigst uns den Weg.
Mach uns bereit auf dich zu hören.

Du weißt, wie oft wir abgelenkt sind.
Vieles dringt auf uns ein.
Viele Stimmen verlangen Gehör.
Der Lärm in uns ist groß.
Mach uns bereit dir von Herzen zu vertrauen.
Du kennst unsere Sorgen, Probleme lassen uns nicht los, wir kreisen um uns selbst.
Gib uns Weisheit für das, was wirklich zählt.
Hilf uns gerecht und gut zu leben.
Sei bei uns Gott, in deinem Geist.
Mach uns bereit deinem Gebot zu folgen.

Gott, dein Wort ist eine Leuchte für meinen Fuß
und ein helles Licht auf meinem Lebensweg.

NL 147 Gottes Wort ist wie Licht in der Nacht

Lesung Jesaja 55,6-11:
Sucht den Herrn, jetzt ist er zu finden!
Ruft zu ihm, jetzt ist er nahe!
Der Frevler soll seinen Lebensweg ändern!
Wer Böses im Sinn hat, soll seine Pläne ändern
und zum Herrn, unserem Gott zurückkehren!
Der wird Erbarmen mit ihm haben
und ihm reichlich Vergebung schenken.
So lautet der Ausspruch des Herrn:
Meine Pläne sind anders als eure Pläne
und meine Wege anders als eure Wege.
Wie weit entfernt ist doch der Himmel von der Erde!
So fern sind meine Wege von euren Wegen
und meine Pläne von euren Plänen.
Regen oder Schnee fällt vom Himmel und kehrt nicht dahin zurück, ohne die Erde zu befeuchten. So lässt er die Pflanzen keimen und wachsen. Er versorgt den Sämann mit Samen und die Menschen mit Brot.
So ist es auch mit dem Wort, das von mir ausgeht:
Es kehrt nicht wirkungslos zu mir zurück, sondern bewirkt, was ich will. Was ich ihm aufgetragen habe, gelingt ihm.

Dank sei dir, Gott, für das Wort des Lebens. Amen

Credo 022

NL 158 Ich sage ja

Wenn Jesus erzählt, hören die Leute gespannt zu. So muss es gewesen sein. In Scharen kommen die Menschen um Jesus zu hören.
Sie vergessen alles, wenn er erzählt. Sie sehen Bilder vor sich, Bilder vom Reich Gottes, vom Himmel. Hören Sie! Sehen Sie! Markus 4,26-29:

Danach sagte Jesus: »Mit dem Reich Gottes ist es wie bei einem Bauern. Er streut die Körner auf das Land, dann legt er sich schlafen und steht wieder auf – tagaus, tagein. Die Saat geht auf und wächst – aber der Bauer weiß nicht, wie das geschieht. Ganz von selbst bringt die Erde die Frucht hervor. Zuerst den Halm, dann die Ähre und zuletzt den reifen Weizen in der Ähre. Wenn das Getreide reif ist, schickt er sofort die Erntearbeiter los, denn die Erntezeit ist da.«

Zuerst sehe ich ein Weizenfeld vor mir, volle reife Ähren. Dort, wo vorher kahle, gepflügte Felder waren mit groben, schweren Erdklumpen, da wogt jetzt ein Weizenfeld und leuchtet in der Sonne. Die meisten können sich damals nur Gerstenbrot leisten. Weizenbrot ist Luxus.
Gottes Reich ist schön wie Weizen, ein Fest.

Dann fällt mir ein Bilderbuch ein. Meine Tochter hat wie ich ein Faible für Bilderbücher. Dieses Buch hat sie gefunden und mir geschenkt. „Die große Frage“ von Wolf Erlbruch. Die Frage lautet: „Warum bin ich auf der Welt?“. Ich muss bei dem, was Jesus erzählt, gleich an dieses Bild denken: „sagt der Gärtner: Um Geduld zu haben, bist du auf der Welt.“ Ist er nicht herrlich, der Gärtner, wie er sich auf seine Schaufel stützt, sich vielleicht einfach die Sonne auf den Rücken scheinen lässt und ganz entspannt wartet.

Ohne Zutun des Bauern geht die Saat auf und wächst – automatä steht da im griechischen Text, von selbst. Von selbst wächst das Reich Gottes.
Der schlafende Bauer ist provozierend, schon damals, heute umso mehr, wenn Bauern über 14-Stunden-Tage und 7-Tage-Wochen reden. Kommt es wirklich von selbst, das Reich Gottes?
Und ein drittes Bild habe ich: Der schlafende Jesus. Wenige Verse nach dem Gleichnis berichtet Markus von dem Jüngern im Sturm. Ihr Boot droht unterzugehen und Jesus schläft hinten im Boot auf einem Kissen. Die Jünger sind in Panik: „Ist es denn die Möglichkeit! Wir gehen unter, und du schläfst!“ Jesus steht auf, ruft in den tobenden Sturm und es wird wie von selbst still. „Habt ihr immer noch keinen Glauben?“
Immer hat sich die Kirche und haben sich Glaubende mit den Jüngern im Sturm identifi-ziert. So geht es uns, wenn die Probleme so riesengroß werden und wir glauben: wir gehen unter. Lässt Gott uns alleine? Hat Jesus es sich hinten im Boot bequem gemacht? Er sagt: „Ich bin bei euch. Vertraut mir! Es ist gut.“

Jesus erzählt vom Reich Gottes. Er ist überzeugt, ganz nah ist das Reich Gottes, der Himmel. Es ist schön, wie das Weizenfeld, wie ein Festmahl, wie Frieden und Gerechtigkeit, wie das Leben selbst. Von selbst geht die Saat auf und wächst und bringt Halm und Ähre hervor und am Ende steht ein herrliches Feld zu Ernte bereit.
Von selbst? Automatisch?
Stimmt ja gar nicht!
Die Bauern wissen genau, was im Boden und im Samenkorn geschieht. Sie analysieren den Boden und schaffen optimale Bedingungen. Sie pflügen, eggen, säen, düngen, bewässern, züchten die richtige Saat, schützen die Pflanzen vor Schädlingen. Dabei folgen sie den Richtlinien von Pflanzen. und Tierschutz, stellen die nötigen Anträge, kümmern sich um die Vermarktung – Von selbst geht da sehr wenig! Der gemütliche Gärtner ist ein Trugbild. Vieles macht den Bauern das Leben schwer. Sie protestieren bei uns und in vielen Ländern Europas gegen die Politik, die sie als bauernfeindlich beklagen. Der Klimawandel erschwert Jahr für Jahr ihre Arbeit. Wie soll das weitergehen?
Und wie den Bauern geht es vielen. Ohne viel Arbeit und Engagement geht es nirgends. IT-Fachleute, Handwerker, Ärztinnen, Lehrerinnen, Erzieherinnen, Pflegende, Polizisten – wo wir auch hinschauen, stehen Menschen unter Druck und haben das Gefühl: es geht nicht weiter.
Außerdem: Die Zeiten sind aufgewühlt. Bei vielen herrscht Krisenstimmung. Sie sehen Verderben und Unheil kommen. Wird sich die gute Saat behaupten gegen die, die Hass schüren und Ängste anfachen?
Jesus begegnet den Endzeitängsten seiner Zeit. Auch damals sind die Sorgen und der Druck riesig. Da spricht Jesus von der Saat, die von selbst wächst. Und da schläft er mitten im Sturm ruhig und voll Vertrauen.
Gottes Reich kommt.
Was Gott sagt, kommt ans Ziel.
Das steht fest für Jesus.
Jesus weiß wohl, der Bauer muss viel tun, bis der Weizen wächst und gedeiht. Er übertreibt mit Absicht: Ihr seid es nicht, die Gottes Reich schaffen. Wenn ihr an den Halmen zieht, wachsen sie nicht besser, sie verwelken.
Aber natürlich sollt ihr Steine wegschaffen, Unkraut hacken, bewässern.
Jesus weckt Hoffnung: „Gottes Reich kommt. Es ist ganz nah.“ Aber zugleich ruft Jesus zu Frieden und Gerechtigkeit: „Glaubt an das Evangelium und kehrt um!“
Die Hoffnung ist zugleich aktiv und passiv.
Vertrauen heißt nicht, die Hände in den Schoß legen und Unrecht einfach geschehen lassen.
Dietrich Bonhoeffer wehrte sich in der Zeit der Diktatur gegen eine vermeintlich fromme Ergebenheit und Passivität. Berühmt ist sein Satz: Mag sein, dass der Jüngste Tag morgen anbricht, dann wollen wir gern die Arbeit für eine bessere Zukunft aus der Hand legen, vorher aber nicht.
Wenn es Zeit ist, schickt der Bauer sofort die Erntearbeiter, damit das reife Korn nicht verdirbt.
Aktiv und passiv ist die Hoffnung.
Mit ganzem Herzen engagieren sich Menschen in ihrem Beruf, an ihrem Platz, als Bäuerin, als Arzt, in der Politik und wo auch immer. Wir erleben dabei neben viel Frust auch Erfolge und Sinn.
Wir legen die Hände nicht in den Schoß, aber wir wissen auch: Wir haben das Gelingen nicht in der Hand.
Gott sät guten Samen. Gott gibt die Erde, die Schöpfung, das Leben und das gute Ziel.
Was Gott sagt, wird geschehen.
Gottes Reich kommt.
Es ist an uns, zu hören und zu vertrauen.
Amen

NL 190 Schenke mir Gott ein hörendes Herz

Dein Reich komme. Wir nehmen Brot und Wein als Zeichen von dir und wir danken dir, dass dein Reich kommt, auch zu uns. Gib uns Geduld und Zuversicht, gib uns Mut und Geistesgegenwart für dein Reich unter uns.
Dein Reich komme, Herr, Frieden für die geplagte Welt, Hoffnung für alle, die nicht wissen, wie es weitergehen kann, Kraft für die, die unter großem Druck stehen, neuen Mut für die, die enttäuscht und müde sind.
Dein Reich komme auch durch uns, dass wir an unserem Platz erkennen und tun, was nötig ist, dass wir keinen Menschen übersehen und keinen missachten.
Wir danken dir für dein Wort, du unser Gott. Amen

Vaterunser

EG 198 Herr, dein Wort, die edle Gabe

Segen

Lukas 22,31-34.54-62 Predigt und Gottesdienst zum Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus, Andreas Hansen

EG 617,1-3+6 Kommt herbei
Votum
Gruß

„Ruft ihm zu, der uns befreit“ – Gott befreit uns von menschenverachtenden Haltungen. Wir feiern diesen Gottesdienst im Gedenken an die Opfer des National-sozialismus. Noch immer ist unfassbar, was im Namen unseres Volkes und durch zahllose Deutsche geschah. Noch immer ist erschreckend, dass so viele das Unrecht bejaht haben oder gleichgültig blieben.
Mit dem Spruch „Nie wieder ist jetzt“ wird heute gegen Antisemitismus demonstriert, gegen Hass und Gewalt.
Wir gedenken der Opfer damals und wir bitten für heute,
dass wir wach genug sind und das Richtige tun.
Beten wir Psalm 143, einen Bußpsalm:

Herr, erhöre mein Gebet,
vernimm mein Flehen um deiner Treue willen,
erhöre mich um deiner Gerechtigkeit willen,
und geh nicht ins Gericht mit deinem Knecht;
denn vor dir ist kein Lebendiger gerecht.
Denn der Feind verfolgt meine Seele
und schlägt mein Leben zu Boden,
er legt mich ins Finstere
wie die, die lange schon tot sind.
Und mein Geist ist in mir geängstet,
mein Herz ist erstarrt in meinem Leibe.
Ich gedenke an die früheren Zeiten;
ich sinne nach über all deine Taten
und spreche von den Werken deiner Hände.
Ich breite meine Hände aus zu dir,
meine Seele dürstet nach dir wie ein dürres Land.
Herr, erhöre mich bald, mein Geist vergeht;
verbirg dein Antlitz nicht vor mir,
dass ich nicht gleich werde denen, die in die Grube fahren.
Lass mich am Morgen hören deine Gnade;
denn ich hoffe auf dich.
Tu mir kund den Weg, den ich gehen soll;
denn mich verlangt nach dir.
Errette mich, Herr, von meinen Feinden;
zu dir nehme ich meine Zuflucht.

Ehr sei dem Vater ..

»Nie wieder Auschwitz«, haben wir gesagt.
Wir haben es ernst gemeint.
Wir haben uns um angemessenes Erinnern bemüht.
Wir wollten besser sein als unsere Väter und Mütter.
Wir würden nicht wegsehen und schweigen.
Und jetzt?
Kyrie eleison, rufen wir. Gott, hab Erbarmen mit uns.
EG 178.12

Wir sind ratlos angesichts von so viel offenem Hass
auf jüdische Menschen in unserem Land und dem Hass, der sich auf Israel richtet.
Wir haben unterschätzt, welche Mächte und Gewalten am Werk sind, denen wir so wenig entgegensetzen können.
Kyrie eleison, rufen wir. Gott, hab Erbarmen mit uns.
EG 178.12

Gott, du weißt: wir täuschen uns über uns selbst.
Wir wollen die schmerzliche Wahrheit oft nicht sehen.
Wir nehmen Unrecht, das uns nicht selbst betrifft,
nicht ernst genug.
Hilf uns, dass wir umkehren!
Kyrie eleison, rufen wir. Gott, hab Erbarmen mit uns.
EG178.12

Die ihre Missetaten leugnen,
denen wirdʼs nicht gelingen;
die sie bekennen und umkehren,
die werden Barmherzigkeit erlangen.
(Sprüche 28,13)

EG 299,1-3 Aus tiefer Not

Barmherziger Gott.
Das Licht deiner Wahrheit
weckt aus Verzweiflung,
bringt verborgene Schuld an den Tag,
führt zum Widerspruch
gegen Menschenverachtung und Terror.
Breite unter uns
deine heilsame Klarheit aus.
Durch Jesus Christus, deinen Sohn,
der mit dir und dem Heiligen Geist
lebt und regiert in Ewigkeit.
Amen.

Als Lesung hören wir auf Verse aus Psalm 22.
Ein Mensch klagt Gott sein schreckliches Leid.
Auch Jesus hat mit diesen Worten gebetet.

Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?
Ich schreie, aber meine Hilfe ist ferne.
Mein Gott, des Tages rufe ich, doch antwortest du nicht,
und des Nachts, doch finde ich keine Ruhe.
Aber du bist heilig,
der du thronst über den Lobgesängen Israels.
Unsere Väter hofften auf dich;
und da sie hofften, halfst du ihnen heraus.
Zu dir schrien sie und wurden errettet,
sie hofften auf dich und wurden nicht zuschanden.
Ich aber bin ein Wurm und kein Mensch,
ein Spott der Leute und verachtet vom Volk.
Alle, die mich sehen, verspotten mich,
sperren das Maul auf und schütteln den Kopf:
»Er klage es dem Herrn, der helfe ihm heraus
und rette ihn, hat er Gefallen an ihm.«
Du hast mich aus meiner Mutter Leibe gezogen;
du ließest mich geborgen sein an der Brust meiner Mutter.
Auf dich bin ich geworfen von Mutterleib an,
du bist mein Gott von meiner Mutter Schoß an.
Sei nicht ferne von mir, denn Angst ist nahe;
denn es ist hier kein Helfer.
…. mein Herz ist in meinem Leibe
wie zerschmolzenes Wachs.
Meine Kräfte sind vertrocknet wie eine Scherbe,
und meine Zunge klebt mir am Gaumen,
und du legst mich in des Todes Staub.
… Aber du, Herr, sei nicht ferne;
meine Stärke, eile, mir zu helfen!

Amen

EG 235

Wir Christinnen und Christen können uns nicht neutral verhalten, wenn Menschen ausgegrenzt, verachtet, verfolgt oder Opfer brutaler Gewalt werden. Wir müssen uns an ihre Seite stellen.
In unserer Geschichte haben wir lange geschwie-gen zum Antisemitismus, ja Christen und christliche Theologen haben wesentlich zum Hass gegen Juden beigetragen.
Wir wollen umkehren.
Wir bereuen und bekennen, was geschehen ist. Und wir wehren uns heute gegen jede Form von Antisemitismus und völkischen Nationalismus.
Der Predigttext für den Gedenktag 27. Januar
sind in diesem Jahr Abschnitte in Lukas 22.
Jesus und seine Freunde sitzen zum letzten Mal zusammen. Sie sind in Jerusalem und feiern das Passahfest. Spannung liegt in der Luft: Was kommt jetzt? Was wird Jesus tun? Was wird aus uns? Jesus sagt:
»Simon, Simon! Sieh doch: Der Satan hat sich von Gott erbeten, euch durchzusieben wie den Weizen! Aber ich habe für dich gebetet, dass dein Glaube nicht aufhört. Wenn du dann wieder zu mir zurückgekehrt bist, sollst du deine Brüder und Schwestern stärken.« Petrus entgegnete Jesus: »Herr! Ich bin bereit, mit dir ins Gefängnis zu gehen – ja, sogar mit dir zu sterben!« Aber Jesus erwiderte: »Das sage ich dir, Petrus: Noch bevor heute der Hahn kräht, wirst du dreimal abstreiten, dass du mich kennst.«
Später in dieser Nacht geschieht es
Die Männer nahmen Jesus fest, führten ihn ab und brachten ihn in das Haus des Hohepriesters. Petrus folgte in einiger Entfernung. In der Mitte des Hofes brannte ein Feuer, um das sich einige Leute ver-sammelt hatten. Petrus setzte sich mitten unter sie. Ein Dienstmädchen sah Petrus dort im Schein des Feuers sitzen. Sie musterte ihn aufmerksam und sagte: »Der da war auch mit ihm zusammen!« Petrus stritt das ab und sagte: »Ich kenne ihn gar nicht, Frau!« Kurz darauf sah ihn jemand anderes und sagte: »Du gehörst auch zu denen!« Aber Petrus erwiderte: »Mensch, ich doch nicht!« Etwa eine Stunde später behauptete ein anderer: »Ganz bestimmt gehört er zu denen! Er kommt doch auch aus Galiläa.« Aber Petrus stritt es wieder ab: »Mensch, ich weiß überhaupt nicht, wovon du sprichst.« Im selben Moment, während er noch redete, krähte ein Hahn. Der Herr drehte sich um und blickte Petrus an. Da erinnerte sich Petrus an das, was der Herr zu ihm gesagt hatte: »Noch bevor heute der Hahn kräht, wirst du dreimal abstreiten, mich zu kennen.« Und Petrus lief hinaus und weinte bitterlich.

Simon ist zu hundert Prozent sicher, dass er immer zu Jesus halten wird. Schon wenige Stunden später streitet er ab, dass er zu Jesus gehört.
„Ich kenne ihn gar nicht.“ Fast wie von selbst kommen seine Antworten. Simon ist auf einmal ein anderer, von Angst beherrscht.
Dass er dazu fähig ist! Aber wer mag von sich behaupten, dass er unter großem Druck nicht doch seine Überzeugung über Bord wirft? Wer kann sagen: „Das würde mir nie passieren!“?
Ich hoffe, dass wir ein freies Land bleiben, dass wir nie genötigt werden die Wahrheit zu verleugnen, und dass wir nie Angst haben müssen zu sagen, was unsere Meinung ist.
Wer getraut sich heute in Russland die Wahrheit zu sagen? Und viele andere Länder setzen ihre Bürger unter immer mehr Druck. Viele Menschen sind „im Sieb des Satans“. Dies Bild benutzt Jesus. Sie werden geschüttelt und geprüft.

„Was wird aus uns?“, fragen sich die Jünger damals. Petrus weiß ja, dass Jesus in Gefahr ist.
Als Jesus dann verhaftet wird, laufen sie alle weg. Auch Petrus schleicht nur vorsichtig zum Haus des Hohepriesters. Schon beim ersten Verdacht, dass er zu Jesus gehört, leugnet er.
„Was wird aus uns?“, mussten sich Juden in Deutschland spätestens ab 1938 fragen. Ihre Nachbarn wollten nichts mehr mit ihnen zu tun haben. Beim Friedhof steht der Gedenkstein für die 1940 nach Gurs verschleppten Juden. Die Mitbürger schauten weg, als das Unrecht geschah. Die Kirche hat bis auf wenige Ausnahmen geschwiegen.
Und heute fragen wieder Juden in Deutschland: Was wird aus uns in diesem Land? Müssen Juden heute in Deutschland Angst haben?
Was wird aus Israel? Die Hamas hat das Land so grausam überfallen und schießt weiter mit Raketen. Immer wieder wird Israel zum Beenden des Krieges aufgefordert, ohne zu erwähnen, dass die Hamas Israel auslöschen will und die Bevölkerung Gazas als Schutzschild benutzt. Der Krieg muss enden. Israel und Palästina, beide brauchen Sicherheit.
Die falsche Politik Israels ist kein Grund Juden anzugreifen.

Auf vielen Kirchtürmen erinnert der Hahn an Petrus. Wir haben keinen Grund selbstsicher zu verkünden: „Das wird uns nie passieren!“ Wir wollen unser Bestes versuchen und hoffen, dass wir, wenn es darauf ankommt, die Wahrheit sagen.
Wie Petrus hat die Kirche ihren Herrn verleugnet, als sie zur Verschleppung und zum Mord an Juden und vielen anderen geschwiegen hat.
In diesen Tagen hören wir von Fällen von sexualisierter Gewalt in unserer Kirche und Diakonie. Wieder hat die Kirche versagt.
Auf allen Ebenen müssen wir wachsamer sein, damit nicht wieder Unrecht geschieht. Wenn doch Menschen Gewalt erleiden, muss unsere Kirche zuerst das Leid der Betroffenen sehen.
Wie Petrus müssen wir die Wahrheit über uns ertragen.
Zum Glück haben die Evangelisten vom Versagen des Petrus erzählt und es nicht verschwiegen. Jesus betet für Simon Petrus, dass sein Glaube nicht aufhört. Jesus wartet auf Petrus, dass er umkehrt.
Als Petrus zum dritten Mal leugnet, dreht Jesus sich um und sieht ihn an. In diesem Moment erkennt Petrus, was er getan hat. Er erschrickt tief über sich selbst. Weinend läuft er davon.
Die Wahrheit schmerzt.
Jesus sieht ihn an. Ihre Blicke treffen sich.
Jesus wird geschlagen und später verurteilt
und gekreuzigt. Petrus rettet seine Haut.
Petrus weiß: Jesus hat sich umgewandt zu mir. Er hat mich angesehen. Jetzt kann ich die Wahrheit über mich ertragen. Ich kann umkehren zu den anderen und ihnen von mir und Jesus erzählen.
Jesus hat Simon Petrus nicht verurteilt
oder fallen gelassen. Jesus wendet sich uns zu.
Gottes Liebe ist größer als unser Herz.
Amen

Neue Lieder 170 Kreuz, auf das ich schaue

Gott, wir denken an die vielen, unfassbar vielen Toten, die im Nationalsozialismus ermordet worden sind.
Wir denken daran, was Verblendung, Hass, Rassismus,
Menschenverachtung angerichtet haben und auch heute anrichten, an die unvorstellbare Gewalt, die durch Deutsche und im Namen unseres Volkes geübt wurde.
Hilf uns wachsam zu sein, der Hetze und der Gewalt zu wehren und die zu schützen, die heute angegriffen werden.
Wir denken an so viele, die verletzt und untröstlich sind in Israel und Gaza. So viele Jüdinnen und Juden auf der ganzen Welt, die in Angst leben. Bring du Heilung und schenke allen neue Perspektiven. Stärke die, die sich einsetzen für Frieden zwischen Israelis und Palästinensern und wehre denen, die immer weiter Terror und Hass fördern und kein Interesse am Leid der Menschen haben.

Wir denken an die Not der Betroffenen von sexualisierter Gewalt. Hilf uns umzukehren, wachsam zu sein gegen ungute Machtstrukturen und Abhängigkeitsverhältnisse. Hilf uns, die Schwächen unserer Institution Kirche und unsere eigenen Fehler zu sehen und neu anzufangen.

Wir denken an unsere Kranken, an die, die Trauernden, an die von Sorge und Angst Geplagten. Nimm dich ihrer und unser aller an, Gott. Bewahre und behüte uns.

Vaterunser

EG 171 Bewahre uns, Gott

Segen

2.Könige 5, Predigt im Gottesdienst am 21.1.24, Andreas Hansen

Gottesdienst am 3.Sonntag nach Epiphanias 24

72,1-3+5 O Jesu Christe, wahres Licht
Votum
Gruß
Wir feiern Christus, das wahre Licht.
Wir hoffen, dass er uns und alle Menschen „erleuchtet“,
dass er Licht bringt, wo Orientierungslosigkeit herrscht.

Ps 33
Der Herr schaut vom Himmel
und sieht alle Menschenkinder.
Von seinem festen Thron sieht er auf alle,
die auf Erden wohnen.
Der ihnen allen das Herz geschaffen hat,
achtet auf alle ihre Werke.
Einem König hilft nicht seine große Macht;
ein Held kann sich nicht retten durch seine große Kraft.
Rosse helfen auch nicht; da wäre man betrogen;
und ihre große Stärke errettet nicht.
Siehe, des Herrn Auge sieht auf alle, die ihn fürchten,
die auf seine Güte hoffen,
dass er ihre Seele errette vom Tode
und sie am Leben erhalte in Hungersnot.
Unsre Seele harrt auf den Herrn;
er ist uns Hilfe und Schild.
Denn unser Herz freut sich seiner,
und wir trauen auf seinen heiligen Namen.
Deine Güte, Herr, sei über uns,
wie wir auf dich hoffen.

Ehr sei dem Vater

Ursprung des Lichts, schöpferische Macht,
von deinem Atem leben alle Menschen,
von deinem Hauch umweht.
Unabweisbar bist du da –
wie der Sauerstoff in unseren Lungen.
So selbstverständlich bist du da,
dass wir handeln,
als wären wir aus uns selbst geboren.
Wir treten auf in deiner Schöpfung,
als wären wir nicht Geschöpfe deines Atems.
Lass uns spüren, dass du es bist,
der uns am Leben hält.
Erbarme dich unser.

Kyrie

Dem Gerechten muss das Licht immer wieder aufgehen und die Freude im Herzen erblühen.
Ehre sei Gott in der Höhe …

272 Ich lobe meinen Gott

Paulus schreibt an die Christen in Rom. Er will unbedingt dorthin und von Rom aus weiter bis ans Ende der damals bekannten Welt. Er geht in die Zentren und will Gemeinden gründen und stärken. Alle Menschen sollen das helle Licht des Evangeliums von Jesus Christus kennen lernen. Paulus geht dabei fast immer in jüdische Gemeinden, denn er ist Jude und versteht Jesus vom Alten Testament her. Paulus schreibt:

Denn ich schäme mich nicht für das Evangelium, die Gute Nachricht. Sie ist eine Kraft Gottes, die jeden rettet, der glaubt – an erster Stelle die Juden, dann auch die Griechen.
Denn durch die Gute Nachricht wird Gottes Gerechtigkeit offenbar. Das geschieht aufgrund des Glaubens und führt zum Glauben.
So steht es schon in der Heiligen Schrift: »Aufgrund des Glaubens wird der Gerechte das Leben erlangen.«

Gelobt seist du, Gott, für das Evangelium,
die Kraft, die uns selig macht und uns rettet.
Halleluja

Credo

Neue Lieder 190 Schenke mir, Gott, ein hörendes Herz

Wenn ein ganz Großer stirbt, wird er noch einmal gefeiert, Franz Beckenbauer, der Kaiser, oder Wolfgang Schäuble, der große Staatsmann.
Neben ihnen sehen andere winzig aus.
Wir haben keine Königin und keinen König, aber wir verehren die Großen, die Stars, manchmal auch die gekrönten Häupter.
Unser Predigttext erzählt von so einem Großen, eine schöne Geschichte im 2.Buch der Könige im AT, eine Geschichte von Großen und Kleinen.
Israel ist klein, ein Zwerg neben den mächtigen Nachbarn in Ägypten und im Norden, die das kleine Land dazwischen oft unterdrückt haben.
Aber Israel kennt den wahren, den einzigen Gott.
Ich lese Stück für Stück und erzähle dazu. 2.Kö 5:

Naaman war der Heerführer des Königs von Aram. Sein König schätzte ihn sehr und hielt große Stücke auf ihn. Denn der Herr hatte bewirkt, dass er für Aram siegreich war. Er war ein Kriegsheld, litt aber an Aussatz.

Naaman ist wörtlich „ein Mann des Angesichts“. Er darf dem syrischen König direkt ins Gesicht sehen und muss nicht gebeugt vor ihm stehen oder knien. Er ist ein Held, ein Star. Wichtige Siege hat General Naaman errungen – aber Naaman ist aussätzig. Mit einem Wort schrumpft der große Held auf ein menschliches Maß. Unter seiner Uniform juckt es ihn. Eine Schuppenflechte ist wohl gemeint, nicht eine tödliche Krankheit, aber man kann sich vorstellen, wie ihn das gequält hat.
Über Kranke lacht man nicht, aber ein klein wenig Schadenfreude über den Feind könnte in der Erzählung vielleicht doch mitschwingen.

Die Aramäer überfielen das Land Israel immer wieder. Einmal hatten sie ein junges Mädchen verschleppt, das jetzt im Dienst von Naamans Frau stand. Dieses Mädchen sprach zu ihrer Herrin: »Ach, wäre mein Herr doch beim Propheten in Samaria! Der könnte ihn von seinem Aussatz heilen.«

Die Nachbarn werden überfallen um sich Sklaven zu besorgen. Wie ein wehrloses Mädchen vor einem Krieger, so steht das kleine Israel vor Aram, Syrien. Aber das kleine Mädchen weiß Bescheid.
Vielleicht hat sie gerade die feine Herrin gebadet und gesalbt, als die ihr anvertraut hat, dass die Haut ihres Mannes so eklig entzündet und schuppig ist. Die Krankheit macht ihr Angst und ihn plagt sie. Die Kleine sagt: Sie wüsste schon, wer helfen könnte. Mutig ist sie. Sie getraut sich einfach zu sagen, was sie glaubt.
Soll der berühmte Naaman auf die kleine Sklavin aus Israel hören? Kann er sich auf das einlassen, was sie glaubt? Er muss schon sehr verzweifelt sein, dass er es versucht.

Da ging Naaman zu seinem Herrn und König und berichtete ihm: »Das und das hat das Mädchen aus Israel gesagt.« Darauf sagte der König von Aram: »Geh dorthin! Ich werde dir ein Schreiben mitge-ben. Es ist für den König von Israel bestimmt.« Naaman ging los und nahm Geschenke mit: 340 Kilogramm Silber, 6000 Goldmünzen und zehn kostbare Kleider.

Naaman bittet seinen König um Krankenurlaub. Er will dem Rat eines feindlichen Sklavenmädchens folgen. Der König aber macht aus der Reise eine Staatsaktion. Er schreibt einen Befehl und lässt ein protziges Geschenk packen – man ist schließlich wer! Der mächtige König Syriens kennt Gott nicht. Er meint wohl, Israels König kann dem Propheten und damit Gott einfach Befehl erteilen. Er irrt sich.

So kam er zum König von Israel und übergab ihm das Schreiben. Darin stand: »Wenn du dieses Schreiben erhältst, weißt du: Ich habe meinen Knecht Naaman zu dir geschickt, damit du ihn von seinem Aussatz heilst.« Als der König von Israel das Schreiben gelesen hatte, zerriss er seine Kleider. Er sagte: »Bin ich denn Gott? Kann ich töten oder lebendig machen? Da schickt dieser mir einen Mann, den ich vom Aussatz heilen soll! Merkt ihr es? Er sucht nur einen Anlass für Krieg!«
Elischa, der Gottesmann, hörte davon, dass der König von Israel seine Kleider zerrissen hatte. Deshalb schickte er eine Botschaft zum König: »Warum hast du deine Kleider zerrissen? Naaman soll zu mir kommen. Dann wird er erkennen, dass es in Israel einen Propheten gibt!«

Beinahe gibt es Krieg, weil der König von Syrien so ein Angeber ist und der König von Israel so voller Misstrauen. Wir fürchten zu Recht die Machthaber unserer Tage, die so von sich eingenommen sind, so verblendet von ihrer Macht.
Aber selbst der Größte hat keine Macht über Leben und Gesundheit. Der Israelit spricht es aus, aber er kommt nicht auf die Idee, den Propheten Gottes zu rufen. Elischa muss selbst auf ihn zu gehen.

So kam Naaman mit Pferden und Wagen zu Elischa und hielt vor der Tür seines Hauses. Elischa schickte einen Boten zu ihm hinaus: »Geh und wasch dich siebenmal im Jordan! Dann wird deine Haut gesund und du giltst wieder als rein.« Doch Naaman wurde zornig. Er wollte weggehen und sagte: »Ich dachte, er selbst kommt zu mir heraus und stellt sich vor mich hin. Dann ruft er den Namen des Herrn an, seines Gottes, erhebt seine Hände und betet in Richtung des heiligen Ortes. Und so heilt er mich vom Aussatz. Abana und Parpar, die Flüsse von Damaskus, sind die nicht viel besser als alle Gewässer Israels? Dann hätte ich mich gleich dort waschen können, um wieder gesund zu werden!« Voller Zorn drehte er sich weg und wollte gehen.

Was für eine Frechheit! Naaman platzt vor Zorn. Er bekommt den Gottesmann nicht einmal zu Gesicht. Er steht mit seinem prächtigen Gefolge vor Elischas Haus. Aber der schickt ihm sozusagen die Sprechstundenhilfe mit einem Rezept.
Dabei ist er doch ein Privatpatient von ganz besonderer Bedeutung. Für ihn müsste der Prophet alle Register seiner Kunst ziehen. Elischa aber ordnet ein Bad an. Naaman soll in den Jordan hinab steigen, ein trübes Rinnsal im Vergleich zu den Flüssen von Damaskus!

Da traten seine Diener an ihn heran und sagten zu ihm: »Herr, was wäre gewesen, wenn der Prophet etwas Großes von dir verlangt hätte? Hättest du es dann nicht getan? Doch er sagte nur: ›Wasch dich und du wirst gesund.‹ Warum tust du das dann nicht?« Also stieg er doch zum Jordan hinab und tauchte siebenmal unter, wie es der Gottesmann gesagt hatte. Da wurde seine Haut gesund wie die Haut eines Kindes, und er galt wieder als rein.

Wieder sind die Diener klüger als Naaman und retten die Szene. Erstaunlich ist nur, dass der große Feldherr auf seine Diener hört.
Er steigt von seinem Wagen.
Er legt seine Waffen und seine Kleider ab.
Er zeigt seine kranke Haut. So stapft er zum Jordan hinunter und nimmt ein Bad.
Und tatsächlich: rein wie ein kleines Baby kommt Naaman aus dem Fluss. Nicht nur seine Haut ist geheilt und wie neu, der ganze Mensch hat eine Wandlung erlebt.

Darauf kehrte er wieder zum Gottesmann zurück, zusammen mit seinem ganzen Gefolge. Er trat vor ihn hin und sagte: »Nun weiß ich, dass es nirgendwo einen Gott gibt außer in Israel. Er ist der einzige Gott auf der ganzen Welt.

Dem syrischen Feldherrn wird viel zugemutet.
Er steht nicht mehr groß und unangreifbar da, sondern verletzlich und klein. Die Wahrheit wird Naaman zugemutet. Er lässt sich nur mühsam darauf ein. Schritt für Schritt muss er seinen Größenwahn loswerden.
So sind wir.
Wir wollen gerne groß dastehen und wir bilden uns gerne ein, dass wir mit eigener Kraft alle Probleme bewältigen.
Die Wahrheit ist, dass wir Gott brauchen.
Keinen Schritt könnten wir gehen ohne ihn.
Am Ende ist Naaman befreit. Er erkennt Gott.
Es ist nur ein Gott, der Ewige, der Einzige.
Naaman bekommt ein menschliches Maß.
Er sieht sich selbst vor Gott, er gibt Gott die Ehre und dankt für sein Leben.
Sehen wir uns selbst als Menschen vor Gott,
befreit von Größenwahn und Verzweiflung!
Gott schenkt uns unsere Gaben, unser Leben und unser Ziel.
Das kleine Israel darf den großen Gott verkündigen. Israel hat seinen Glauben nicht für sich allein.
Gott ist auch der Gott der Feinde.
Der syrische Heerführer lernt das erste Gebot.
Er lernt, sich in allem zuerst auf Gott zu verlassen,
nicht auf seine Waffen, nicht auf die Macht von Königen.
Worauf verlassen wir uns in dieser Zeit der vielen Krisen und Bedrohungen?
Worauf verlassen wir uns in den Zeiten von Erfolg und Glück und in Zeiten, wenn Not und Leid uns bedrängen?
Das kleine israelische Sklavenmädchen und der Prophet Elischa verlassen sich ganz auf Gott.
Beide haben sogar den Mut vor den Mächtigen den Mund aufzumachen und von ihrem Glauben zu erzählen.
Ich möchte den berühmt-berüchtigten Satz von Angela Merkel zitieren und ergänzen: Wir schaffen das mit Gottes Hilfe.
Mit Gottes Hilfe schaffen wir es, die Demokratie in unserem Land und in Europa zu verteidigen. Mit Gottes Hilfe schaffen wir Frieden und Versöhnung.
Auf Wunderheilungen setzen wir nicht, aber darauf, dass Gott immer und in allem bei uns ist.
Er schenkt uns das Leben und will uns segnen. Amen

Singen wir ein Lied aus Israel voll Hoffnung auf Frieden.
Neue Lieder 183 Nächstes Jahr, du wirst sehn

Menschen der Hoffnung sind wir durch dich, Christus, unser Bruder und unser Herr.
Wir hoffen auf Gerechtigkeit und bitten für alle, denen Unrecht geschieht, die unter Missachtung und Mobbing leiden, denen das Nötige zum Leben fehlt, die ausgebeutet werden, die sich nicht wehren können gegen Lügen.
Wir hoffen auf Frieden und bitten für alle, die unter Krieg und Gewalt leiden, die verletzt sind, die verwaist und hilflos sind, die ihre Wohnung verlieren und flüchten müssen.
Wir hoffen auf deinen Segen und bitten für die, die Unglück, Leid und Krankheit verkraften müssen,
die Schmerzen leiden, die traurig und allein sind.
Menschen der Hoffnung sind wir durch dich, Christus.
Wir hoffen auf sinnvolles, verantwortliches Handeln
für die Schöpfung, für ein gutes Miteinander in unserer Gesellschaft, in unserer Stadt, im Kreis unserer Familie,
in deiner Kirche.
Lass uns leben und handeln aus der Hoffnung, die du uns schenkst. Behüte uns und unsere Lieben.

Vaterunser

171 Bewahre uns, Gott

Segen