Gottesdienst am 1.10.23 mit Predigt über Mk 9,17-27

Neue Lieder 2 Eingeladen zum Fest des Glaubens
Votum
Gruß

Psalm 63
Gott, du bist mein Gott, den ich suche.
Es dürstet meine Seele nach dir,
mein Leib verlangt nach dir
aus trockenem, dürrem Land, wo kein Wasser ist.
So schaue ich aus nach dir in deinem Heiligtum,
wollte gerne sehen deine Macht und Herrlichkeit.
Denn deine Güte ist besser als Leben;
meine Lippen preisen dich.
So will ich dich loben mein Leben lang
und meine Hände in deinem Namen aufheben.
Das ist meines Herzens Freude und Wonne,
wenn ich dich mit fröhlichem Munde loben kann;
wenn ich mich zu Bette lege, so denke ich an dich,
wenn ich wach liege, sinne ich über dich nach.
Denn du bist mein Helfer,
und unter dem Schatten deiner Flügel frohlocke ich.
Meine Seele hängt an dir;
deine rechte Hand hält mich.

Ehr sei dem Vater..

Wir beten mit Worten von Dietrich Bonhoeffer:
Gott, zu dir rufe ich am frühen Morgen,
hilf mir beten und meine Gedanken sammeln;
ich kann es nicht allein.
In mir ist es finster, aber bei dir ist Licht;
ich bin einsam, aber du verlässt mich nicht;
ich bin kleinmütig, aber bei dir ist Hilfe;
ich bin unruhig, aber bei dir ist Frieden;
in mir ist Bitterkeit, aber bei dir ist Geduld;
ich verstehe deine Wege nicht,
aber du weißt den rechten Weg für mich.
Du lässt deinen Kindern alle Dinge zum Besten dienen.

Erbarme dich über uns.

Kyrie

Uns ist zugesagt:
Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht,
sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit.

Ehre sei Gott in der Höhe
EG 272 Ich lobe meinen Gott

Du hörst unser Gebet, Gott, darauf vertrauen wir.
Lass uns selbst wichtig nehmen, worum wir bitten.
Hilf uns durch unsere Zweifel hindurch.
Stärke unseren Glauben. Durch Jesus Christus,
Amen

Wir hören eine Lesung aus dem Galaterbrief:
Ihr seid alle Kinder Gottes, weil ihr durch den Glauben
mit Christus Jesus verbunden seid.
Denn ihr alle habt in der Taufe Christus angezogen.
Und durch sie gehört ihr nun zu ihm.
Es spielt keine Rolle mehr, ob ihr Juden seid oder Griechen, Sklaven oder freie Menschen, Männer oder Frauen. Denn durch eure Verbindung mit Christus Jesus seid ihr alle wie ein Mensch geworden. Wenn ihr aber zu Christus gehört, dann seid ihr Abrahams Nachkommen. Damit bekommt ihr auch das Erbe, das Gott ihm versprochen hat.

Ich will singen von der Gnade des Herrn ewiglich.
Halleluja

Neue Lieder 70,1-3+6 Mit dir,o Herr, die Grenzen überschreiten

Glaubt Ihr, glauben Sie, es gibt böse Geister?
Ich vermute, nein. Glaubt Ihr, glauben Sie, dass Menschen von etwas Bösem beherrscht sein können? Da fällt uns einiges ein: eine Krankheit, eine Sucht, Neid, Hass, ein Wahn. Euch Konfis fiel noch mehr ein: Mobbing, Missbrauch von sozialen Medien, Traumata.
Wenn ich einen Menschen liebhabe und muss mit ansehen, wie er von etwas Bösem getrieben und beherrscht ist, tut das furchtbar weh. Was können wir der bösen Macht entgegensetzen?
Der Evangelist Markus spricht von einem bösen Geist, einer erschreckenden Macht. Er beschreibt deutlich etwas, was wir heute als Krankheit kennen. Die Jünger können einem kranken Jungen nicht helfen. Jesus kommt dazu und fragt, worüber sie diskutieren. Hier beginnt unser Text:
Ein Mann aus der Volksmenge antwortete: »Lehrer, ich habe meinen Sohn zu dir gebracht. Er ist von einem bösen Geist besessen, der ihn stumm gemacht hat. Wenn der Geist ihn packt, wirft er ihn zu Boden. Er bekommt Schaum vor den Mund, knirscht mit den Zähnen, und sein ganzer Körper verkrampft sich. Ich habe deine Jünger gebeten, den Geist auszutreiben, aber sie konnten es nicht.« Da antwortete er ihnen: »Was seid ihr nur für eine ungläubige Generation? Wie lange soll ich noch bei euch bleiben? Wie lange soll ich euch noch ertragen? Bringt ihn zu mir!«
Sie brachten den Jungen zu Jesus.
Sobald der Geist Jesus sah, zerrte er den Jungen hin und her. Er fiel zu Boden und wälzte sich mit Schaum vor dem Mund auf der Erde. Da fragte Jesus den Vater: »Wie lange hat er das schon?« Er antwortete: »Von klein auf. Der böse Geist hat ihn auch schon oft ins Feuer oder ins Wasser geworfen, um ihn umzubringen. Wenn du kannst, dann hilf uns! Hab doch Mitleid mit uns!«
Jesus sagte zu ihm: »Was heißt hier: ›Wenn du kannst‹? Alles ist möglich für den, der glaubt.«
Da schrie der Vater des Jungen auf: »Ich glaube ja – hilf mir in meinem Unglauben!«
Immer mehr Menschen kamen zu der Volksmen-ge. Als Jesus das sah, bedrohte er den bösen Geist: »Du stummer und tauber Geist, ich befehle dir: Verlass den Jungen und kehr nie wieder in ihn zurück!« Da schrie der böse Geist auf und zerrte den Jungen heftig hin und her. Dann verließ er ihn. Der Junge lag da wie tot. Deshalb meinten viele: »Er ist gestorben.« Aber Jesus nahm seine Hand und zog den Jungen hoch. Da stand er auf.

(Mk 9,17-27)
Krankheit ist eine Macht. Wir tun alles, um ihr Einhalt zu gebieten. Wir sind verzweifelt, wenn die Krankheit einen geliebten Menschen plagt. Und wir kommen an unsere Grenzen, jede und jeder irgendwann.
Leid und Not in der Welt sind eine Macht. In der Hoffnung ihnen zu entkommen, besser zu leben, wenigstens den Kindern eine Zukunft zu sichern nehmen die Leute Unvorstellbares auf sich. Sie gehen durch Wüsten, über geheime Gebirgspfade, fahren über das Meer, leben in Lagern. Leid und Not der Welt kommen bei uns an, und wir sind überfordert.
Hass und Gewalt sind furchtbare Mächte. Jede Lüge ist ihnen recht. Vor keiner Grausamkeit schrecken sie zurück. Ich denke an den Terror verblendeter Islamisten in Afrika. Ich denke an Menschen bei uns, die Hass gegen alles Fremde schüren. Im Überfall Putins auf die Ukraine kann ich nur böse Macht und die Gier nach immer mehr Macht erkennen. Wir müssen selbst Waffen bauen und Waffen liefern um die Ukraine und uns gegen die Macht zu schützen. Und wir müssen uns selbst zugleich gegen den Hass und die Habgier wappnen.
Es gibt böse Mächte, Böses, das Menschen bedrängt und beherrscht. Manches ist so unheimlich wie ein böser Geist. Manches können wir erklären. Für die Anfallskrankheit des Jungen haben wir heute einen Namen und Medikamente – die helfen oft.
Aber wir kommen immer wieder auch an Grenzen und das macht uns Angst.
Wenn du kannst, dann hilf uns! Der Vater hat schon viele Enttäuschungen erlebt. Er steht hilflos neben dem Leid seines Kindes.
Er bittet: Hab doch Mitleid mit uns!
Was heißt hier: ›Wenn du kannst‹? Alles ist möglich für den, der glaubt.
Ich glaube ja – hilf mir in meinem Unglauben!

Ein Aufschrei. Verzweifelt. Verstört.
Ich glaube ja – hilf mir in meinem Unglauben!
Widersprüchlich. Hin und her gerissen zwischen Vertrauen und Zweifel. „Ich will ja glauben und weiß doch: mein Glaube ist viel zu schwach.“
Es ist nicht selbstverständlich, dass wir einen starken und festen Glauben haben. Das wissen gerade die, die oft in den Gottesdienst kommen. Unser Glaube ist oft überfordert. Unsere Zweifel und Ängste, unser Kreisen um uns selbst stehen uns im Weg. Wir haben es immer wieder nötig, dass Gott uns aus unserem Unglauben heraus hilft. Obwohl wir Gott so wenig entsprechen, obwohl wir so wenig vertrauen und glauben, dürfen wir zu ihm kommen, und er ist bei uns.
Martin Luther erklärt: Ich glaube, dass ich nicht aus eigener Vernunft noch Kraft an Jesus Christus glauben oder zu ihm kommen kann, sondern Gott selbst, der Heilige Geist hat mich berufen, erleuchtet und in mir Glauben gewirkt.
Dietrich Bonhoeffer schreibt: Hilf mir zu beten – ich kann es nicht allein.
Der Vater des Jungen macht das einzig Richtige:
hilf mir in meinem Unglauben! Er bittet darum glauben und vertrauen zu können.

Was können wir der bösen Macht entgegensetzen?
Unser Vertrauen, dass die böse Macht nicht das letzte Wort behält.
Unser Vertrauen, dass jeder Schritt und jede Mühe gegen „böse Mächte“ sich lohnt, gegen Krankheit und Tod, gegen Hass und Gewalt und Lüge, gegen Leid und Not in unserer Welt.
Wir vertrauen und glauben und bitten Gott:
„Hilf unserem schwachen Glauben auf!“
Ihr fragt: „Wie ist das mit Jesus? Kann er einfach der Krankheit befehlen den Jungen in Ruhe zu lassen und schon ist der gesund? Und warum macht Jesus das nicht genauso mit unseren Kranken und mit dem ganzen Elend der Welt?“
Jesus überschreitet manchmal schon die Grenze, die uns allen gesetzt ist. Er tut das zeichenhaft.
Er zeigt uns: die bösen Mächte werden vergehen, ihre Zeit ist einmal vorbei. Wenn Jesus heilt, dann ist er ganz eins mit Gott. Dann ist schon Ostern für alle und der Tod ist am Ende.
Aber Jesus lässt sich auch ans Kreuz schlagen. Jesus setzt sich den Mächten aus. Er verzichtet selbst auf alle Macht. Er hilft anderen, aber er weicht dem Leid nicht aus. So ist Jesus ganz eins mit uns, besonders mit denen, die leiden.
Was können wir der bösen Macht entgegensetzen? Das Vertrauen, dass Gott uns so nah ist. Und die Bitte: hilf mir in meinem Unglauben! Amen

EG 646

Zum Fest des Glaubens lädst du uns ein, Jesus Christus.
Trotz allem, was uns bedrängt, was unseren Glauben angreift und uns traurig macht, trotz allem feiern wir,
was du uns verheißen hast, deinen Frieden und deine Gerechtigkeit.
Wir bitten dich für die, die Leid und Not erfahren, die Unrecht und Gewalt ausgesetzt sind, die über Krankheit und Sorge verzweifeln.
Wir bitten für die, die ihren Gauben verlieren,
die Enttäuschten, die Gleichgültigen, die Fragenden.
Wir bitten für unsere Gemeinde und für alle, die uns im Glauben verbunden sind. Amen

Vaterunser

EG 222

Segen