Orgelvorspiel
Lied 390 Erneure mich, o ewigs Licht
Votum
Gruß
Der 2.Sonntag nach Ostern heißt traditionell Sonntag vom guten Hirten. Wir haben in Kenzingen noch eine andere Tradition und eröffnen an diesem Sonntag die Kunst-Ausstellung. Willkommen zu diesem besonderen Gottesdienst, besonders Ihnen, Herr Mauthe.
Wir beten Psalm 80 … nach dem Psalm singen wir aus dem blauen Liederbuch Nr 59 Im Dunkel unsrer Nacht
Ps 80, Übertragung Huub Osterhuis, KV: Gem
Hirte der ganzen Erde, höre.
Du, der du uns beisammenhältst und anführst,
erschein uns, sei unser Sichtbarer.
Lass unsere Augen deine Herrlichkeit sehen.
Fahr fort, uns zu befreien.
Lass dies nun der Wendepunkt sein:
dass wir suchen deine Augen,
dass du suchst unser Gesicht.
Du von Legionen Engeln:
Wendest du dich ab, beleidigt,
versteckst du dich in Wolken und Nebel?
Tränenbrot habe ich gegessen,
Tränenbecher getrunken.
Feinde lachen uns aus.
Die Nachbarn haben genug davon.
Lass dies nun der Wendepunkt sein:
dass wir suchen deine Augen,
dass du suchst unser Gesicht.
Da war in Ägypten ein Weinstock.
Den hast du ausgegraben
mit eigner Hand.
Andere Völker hast du vertrieben,
um ihn zu pflanzen, hier.
Du hast für ihn den Boden gelockert,
dass er wurzeln konnte
und blühen überall hin.
Sein Schatten fällt über die Berge,
seine Ranke umranken die Zedern –
seine Äste ragen zum blauen Meer,
seine Zweige zum großen Fluss.
Warum wurde seine Umzäunung zerstört?
Dass der, der vorbeikommt, in plündert,
wilde Schweine ihn fressen?
Lass dies nun der Wendepunkt sein:
dass wir suchen deine Augen,
dass du suchst unser Gesicht.
Schau nieder vom Himmel und tu was,
dass dein Weinstock erblühe,
der Steckling, den du gepflanzt hast,
den du wie ein Kind gehegt hast.
Mach voran, uns zu befreien.
Lass dies nun der Wendepunkt sein:
dass wir suchen deine Augen,
dass du suchst unser Gesicht.
Liedruf Neue Lieder 59 Im Dunkel unsrer Nacht
Du, Gott, Vater und Mutter.
Wir suchen nach Ermutigung und Trost.
Was wir in der Welt sehen, erschreckt uns,
Gewalt und Unrecht.
Wehre den Unmenschen, die sich nicht kümmern
um das Leid, das sie anrichten.
Wehre uns, wenn wir rücksichtslos
über unsere Mitmenschen
und über deine Schöpfung hinweggehen.
Du, Gott, weichst nicht aus.
Du bist an den düstersten Orten,
im ausweglosen Leid,
bei den Opfern von Gewalt.
Du stirbst am Kreuz, und du lebst.
In dieser Zeit mit all ihren Schrecken
feiern wir dich, du Gott des Lebens.
Amen
Liedruf NL 59
Ich bin wie ein zerbrochenes Gefäß.
Ein Scherbenhaufen, das bin ich!
(Ps 31,13)
„Was fühlen Sie bei dem Bild?“,
so fragten Sie uns, Herr Mauthe, als ich Ihr Bild zum ersten Mal sah – das war am 24. Oktober.
Es war Ihr jüngstes Werk, wenige Tage vor unserem Treffen entstanden – um den 7.10. 2023.
Ich sehe das Bild in unserer Zeit.
Ich sehe abwehrende Hände,
Schutz suchende Hände.
Ich empfinde eine Unruhe, ein Getrieben-Sein,
Angegriffen-Sein, Schmerz, Angst.
Ich sehe Wunden, getrocknetes Blut, Schrecken.
Ich empfinde aber auch Lebendigkeit,
sehe ein lichtes, hoffnungsvolles Gelb,
weiße Zeichen,
die Sinn und Geborgenheit verheißen,
etwas, das sich dem Schrecken entgegenstellt,
Zeichen für einen guten Weg.
Musik
Ich begegne dem Bild jetzt in unserer Kirche
und denke an das Zeichen über unserer Kirchentür, das Wappen des Franziskus, seine Hand und die Hand Christi, seine Annäherung an den leidenden Christus, wie umgekehrt Christus sich ganz auf das Leid der Welt einlässt, ihren Schmerz erträgt
und bei den Leidenden ist.
Vor 365 Jahren haben sie an unserer Kirche gebaut.
Versetzen wir uns in die Zeit damals:
„Steine bringe ich. Steine für Kenzingen. Schwer ist mein Wagen. Jedes Mal habe ich Sorge, ob ich es über die Elz schaffe. Aber es ist gut Steine hierher zu bringen. Steine aus einem Ort, der wüst daliegt – kaum erinnert dort noch etwas an das Leben. Steine von der Kirche in Nidingen für eine neue Kirche in Kenzingen. Völlig verwüstet war auch unsere Stadt bis vor kurzem. Nach dem großen Brand stand kaum noch ein Haus. Fast alle waren tot oder geflohen, vor Hunger, Gewalt und Tod.
Wir fragten: Kann hier je wieder Leben sein?
Wir fragten: Wo ist Gott?
Aber jetzt bringe ich Steine, Steine für die Mönche.
Sie haben einen Baumeister, einen Zimmermann, Mönche auf der Baustelle. Und sie haben einen Plan für eine neue Kirche, einen guten Ort.
Ich habe gesehen, woran der Steinmetz gerade arbeitet, ein Schlussstein für das Eingangsportal.
Das Wappen von Franziskus. Christus ist uns nah in all dem Elend unserer Zeit. Gott ist hier.
Es muss wieder Frieden geben.
Wir werden in Frieden leben.“
Liedruf Neue Lieder 11 Christus, dein Licht
Wir hören 2. Korinther 4, 6-10, Paulus schreibt:
Denn derselbe Gott, der gesagt hat: »Aus der Finsternis soll Licht hervorstrahlen!«, der hat es auch in unseren Herzen hell werden lassen, sodass wir in der Person von Jesus Christus den vollen Glanz von Gottes Herrlichkeit erkennen.
Wir allerdings sind für diesen kostbaren Schatz
wie zerbrechliche Gefäße, denn es soll deutlich werden, dass die alles überragende Kraft,
die in unserem Leben wirksam ist, Gottes Kraft ist und nicht aus uns selbst kommt.
Von allen Seiten dringen Schwierigkeiten auf uns ein, und doch werden wir nicht erdrückt.
Oft wissen wir nicht mehr weiter,
und doch verzweifeln wir nicht.
Wir werden verfolgt und sind doch nicht verlassen; wir werden zu Boden geworfen
und kommen doch nicht um.
Auf Schritt und Tritt erfahren wir am eigenen Leib, was es heißt, am Sterben Jesu teilzuhaben.
Aber gerade auf diese Weise soll auch sichtbar werden, dass wir schon jetzt, in unserem irdischen Dasein, am Leben des auferstandenen Jesus teilhaben.
Ich bin wie ein zerbrochenes Gefäß, klagt die Beterin oder der Beter im Psalm (Ps 31,13).
Paulus hat Verfolgung, Unglück, Krankheit und Leid erfahren. Von allen Seiten dringen Schwierig-
keiten auf uns ein. Wir werden zu Boden gewor-fen. Erst im Rückblick kann er sehen, dass es doch weiterging, als er nicht mehr weiterwusste. Im Dunkel seiner Nacht begegnet er Jesus, der das Dunkel teilt. Ich bin wie ein zerbrochenes Gefäß und sehe auf den zerschlagenen Herrn am Kreuz. Wir wollen das Dunkel und die Menschen im Dunkel wahrnehmen, nicht vertrösten, nicht vertuschen. Wir wollen und sollen wach sein und sehen, was in unserer Zeit geschieht. Klage, Ungeduld, Enttäuschung, Wut – nichts muss verschwiegen werden. Gott hat unser Dunkel geteilt. Trotz Krieg und obwohl viele die Hoffnung auf Versöhnung verlieren, beten und bitten wir weiter um Frieden.
Wir hoffen: es bleibt nicht finster.
Im Dunkel unsrer Nacht entzündet Gott das Feuer.
Gott, der Schöpfer, hat gesagt: Licht soll aufstrahlen. Er lässt es in unseren Herzen hell werden. Wir erkennen seine Herrlichkeit in Jesus Christus. Wir allerdings sind für diesen kostbaren Schatz wie zerbrechliche Gefäße
Ein Schatz in irdenen Gefäßen, eine große Spannung. Wir erschrecken über unsere Grenzen und halten uns doch an der Hoffnung fest.
Wir sind frustriert, aber wir resignieren nicht.
Wir sind angegriffen, aber wir spüren, dass Gott bei uns ist.
Wir sind erschöpft und bekommen doch Kraft.
Paulus spricht von einer Kraft, die sogar den Tod überwindet. In ihm ist eine große, mächtige Kraft – er beherrscht sie nicht, aber sie erhält ihn.
Mitten in Misserfolg und Scheitern gibt Gott die Kraft nicht aufzugeben, einen neuen Versuch zu wagen.
Mitten in verletzenden Angriffen gibt Gott die Kraft einen friedlichen Weg zu suchen.
Mitten in Krankheit und Leid gibt Gott die
Kraft zu vertrauen und einander liebevoll beizustehen.
Mitten im Sterben und Trauer schenkt Gott
uns die Hoffnung auf Leben.
Gerade dann ist Jesus ganz nah bei uns.
Das leuchtende helle Gelb auf Ihrem Bild ist für mich ein Hoffnungszeichen. Gott lässt es in unseren Herzen hell werden – trotz allem.
Keine Macht der Welt kann uns trennen von der Liebe Gottes. Und so lese ich auch die weißen Zeichen – sie verbergen das Dunkle nicht, aber erscheinen wie ein guter hoffnungsvoller Plan.
Wir sind verbunden mit Jesus am Ostermorgen.
Er trägt noch die Wundmale, aber er lebt und wir sollen leben.
Amen
EG 410 Christus, das Licht der Welt
Sie konnten wieder aufbauen, was so verwüstet war,
dass niemand sich einen Neuanfang vorstellen konnte.
Du hast Menschen die Kraft dazu gegeben, Gott,
nach Krieg und Zerstörung neues Leben,
nach furchtbarer Gewalt dennoch Versöhnung,
nach besinnungslosem Hass dennoch Frieden.
Darauf warten und hoffen wir auch jetzt
für Israel, für die Geiseln und ihre Angehörigen,
für die Menschen in Gaza,
für die Ukraine,
für den Sudan.
Bringe Licht in unsere Dunkelheit,
Hilfe für die Menschen in Not und Elend.
Wehre den Gewalttätern,
stärke die, die sich für Frieden einsetzen.
Wir bitten dich für die Menschen, die sich fühlen wie zerbrochen. Hilf ihnen wieder auf, schenk ihnen Hoffnung und Mut und die Gewissheit: Du bist bei uns.
Wir bitten für unsere Kranken,
für die, die gerade Schweres zu verkraften haben,
für die Überforderten und für die Verzweifelten.
Wir bitten für unsere Kinder und Enkel, für unsere Konfis in den letzten Wochen vor der Konfirmation, für die Kinder in Kindergarten und Schule.
Wir bitten für unsere Eltern und Großeltern, für die Alten,
für die, die spüren, wie ihre Kräfte abnehmen, für die, die allein sind.
Wir bitten dich für unsere Gemeinde und deine Kirche, dass wir dein Licht bezeugen, dass Menschen hier Gemeinschaft und Hoffnung erfahren.
Bewahre uns, du Gott des Lebens.
Vaterunser
EG 564, 1+2 Christus ist auferstanden
Segen
Orgelnachspiel