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Posaunenchor-Konzert

PC-Plakat.2015-11

Das Konzert der Posaunenchöre Ottoschwanden und Kenzingen lockte zahlreiche Besucher am 22.11.2015 in die Evangelische Kirche nach Kenzingen. Am Abend zuvor war schon in der Evangelischen Kirche in Ottoschwanden musiziert worden. Die Kenzinger Kirche war im Nu bis zum letzten Platz besetzt. Afro-amerikanische Musik stand auf dem Programm – man durfte gespannt sein auf Worksongs, Spirituals und Gospels. Musik, die im 17. Jh. mit Beginn der Sklaverei ihren Ursprung hatte und Eingang in christliche Kirchenmusik gefunden hat.

Es sind Lieder, die betroffen machen. Sie berühren, noch heute. Wohl deshalb, weil sie aus dem Gefühl tiefer Not und Verzweiflung entstanden sind, intuitiv – und dies teilt sich uns mit. Eindringliche Musik, besonders für Trompeten und Posaunen! Durchdringende Töne im Kirchenschiff, der Kirchenraum als Klangkörper. Die Blechbläser wurden begleitet von Keyboard (Jörn Bartels) und Kontrabass (Matthias Franz) und untermalt vom Schlagzeug (Andrea Böcherer).

Die Musiker ließen ihre Instrumente erschallen, dann wieder ließen sie eine Tonsequenz sanft verklingen. Sie konnten beides, die Bläser aus Ottoschwanden und Kenzingen. Sie meisterten sowohl die lauten, aufrüttelnden Passagen, als auch die leisen, nachdenklich machenden Töne. Die beiden Orchester spielten gut zusammen, drei Monate hatten sie zusammen geprobt.

Beim einen oder anderen der bekannten rhythmischen Stücke fing manch ein Zuhörer an zu wippen und im Takt zu nicken. Es fiel sichtlich schwer, nicht spontan zu klatschen. Doch den Applaus möge man sich bitte für den Schluss aufheben, hatte der musikalische Leiter Ekkehard Mertens gebeten. So blieb die Aufmerksamkeit konzentriert auf die sorgfältig ausgesuchte Abfolge der Musik-, Gesang- und Sprechstücke. Dem Publikum wurde nämlich nicht nur mitreißende Musik geboten. Es wurde mitgenommen auf eine gedankliche Reise, die vor hunderten von Jahren begann, als die ersten afrikanischen Sklaven auf den Tabak- und Baumwollplantagen Amerikas arbeiten mussten („Ayelevi“, „Kum Ba Yah“). Die ergreifende Musik erzählte von leidvoller Unterdrückung, aber auch von Trostsuche im christlichen Glauben („Hoe Emma, hoe“, „When Israel was in Egypt’s Land“, „Standing on the Need of Prayer“). Beeindruckend der Wechselgesang zwischen Vorsänger (Jörn Bartels) und Chor („Certainly Lord“). In ihren Wortbeiträgen erzählten einzelne Chormitglieder sowie Pfarrer A. Hansen Geschichten von Leid und Rechtlosigkeit und schließlich von Flucht: durchs Wasser, um die Hunde der Sklavenjäger abzuschütteln (“Wade in the Water”), auf der Underground-Railroad-Route mit ihren außerplanmäßig fahrenden Zügen und einem Netz von Unterstützern („The Gospeltrain“), auf Wagen als blinde Passagiere (“Swing Low Sweet Chariot”), dabei war ihnen das Sternbild „Großer Wagen“ Orientierung auf dem Weg in den Norden.

Der Abend endete mit frohen Klängen der Befreiung („We shall Overcome“). Während die Musik flott und abwechslungsreich ertönte, tauchten immer offensichtlicher, geradezu frappierend, Bezüge zur Gegenwart auf.

Der Bitte, großzügig für die Flüchtlingshilfe zu spenden, sind die Konzertbesucher gerne und mit voller Überzeugung nachgekommen.
Ulrike Reisacher