2.Könige 5, Predigt im Gottesdienst am 21.1.24, Andreas Hansen

Gottesdienst am 3.Sonntag nach Epiphanias 24

72,1-3+5 O Jesu Christe, wahres Licht
Votum
Gruß
Wir feiern Christus, das wahre Licht.
Wir hoffen, dass er uns und alle Menschen „erleuchtet“,
dass er Licht bringt, wo Orientierungslosigkeit herrscht.

Ps 33
Der Herr schaut vom Himmel
und sieht alle Menschenkinder.
Von seinem festen Thron sieht er auf alle,
die auf Erden wohnen.
Der ihnen allen das Herz geschaffen hat,
achtet auf alle ihre Werke.
Einem König hilft nicht seine große Macht;
ein Held kann sich nicht retten durch seine große Kraft.
Rosse helfen auch nicht; da wäre man betrogen;
und ihre große Stärke errettet nicht.
Siehe, des Herrn Auge sieht auf alle, die ihn fürchten,
die auf seine Güte hoffen,
dass er ihre Seele errette vom Tode
und sie am Leben erhalte in Hungersnot.
Unsre Seele harrt auf den Herrn;
er ist uns Hilfe und Schild.
Denn unser Herz freut sich seiner,
und wir trauen auf seinen heiligen Namen.
Deine Güte, Herr, sei über uns,
wie wir auf dich hoffen.

Ehr sei dem Vater

Ursprung des Lichts, schöpferische Macht,
von deinem Atem leben alle Menschen,
von deinem Hauch umweht.
Unabweisbar bist du da –
wie der Sauerstoff in unseren Lungen.
So selbstverständlich bist du da,
dass wir handeln,
als wären wir aus uns selbst geboren.
Wir treten auf in deiner Schöpfung,
als wären wir nicht Geschöpfe deines Atems.
Lass uns spüren, dass du es bist,
der uns am Leben hält.
Erbarme dich unser.

Kyrie

Dem Gerechten muss das Licht immer wieder aufgehen und die Freude im Herzen erblühen.
Ehre sei Gott in der Höhe …

272 Ich lobe meinen Gott

Paulus schreibt an die Christen in Rom. Er will unbedingt dorthin und von Rom aus weiter bis ans Ende der damals bekannten Welt. Er geht in die Zentren und will Gemeinden gründen und stärken. Alle Menschen sollen das helle Licht des Evangeliums von Jesus Christus kennen lernen. Paulus geht dabei fast immer in jüdische Gemeinden, denn er ist Jude und versteht Jesus vom Alten Testament her. Paulus schreibt:

Denn ich schäme mich nicht für das Evangelium, die Gute Nachricht. Sie ist eine Kraft Gottes, die jeden rettet, der glaubt – an erster Stelle die Juden, dann auch die Griechen.
Denn durch die Gute Nachricht wird Gottes Gerechtigkeit offenbar. Das geschieht aufgrund des Glaubens und führt zum Glauben.
So steht es schon in der Heiligen Schrift: »Aufgrund des Glaubens wird der Gerechte das Leben erlangen.«

Gelobt seist du, Gott, für das Evangelium,
die Kraft, die uns selig macht und uns rettet.
Halleluja

Credo

Neue Lieder 190 Schenke mir, Gott, ein hörendes Herz

Wenn ein ganz Großer stirbt, wird er noch einmal gefeiert, Franz Beckenbauer, der Kaiser, oder Wolfgang Schäuble, der große Staatsmann.
Neben ihnen sehen andere winzig aus.
Wir haben keine Königin und keinen König, aber wir verehren die Großen, die Stars, manchmal auch die gekrönten Häupter.
Unser Predigttext erzählt von so einem Großen, eine schöne Geschichte im 2.Buch der Könige im AT, eine Geschichte von Großen und Kleinen.
Israel ist klein, ein Zwerg neben den mächtigen Nachbarn in Ägypten und im Norden, die das kleine Land dazwischen oft unterdrückt haben.
Aber Israel kennt den wahren, den einzigen Gott.
Ich lese Stück für Stück und erzähle dazu. 2.Kö 5:

Naaman war der Heerführer des Königs von Aram. Sein König schätzte ihn sehr und hielt große Stücke auf ihn. Denn der Herr hatte bewirkt, dass er für Aram siegreich war. Er war ein Kriegsheld, litt aber an Aussatz.

Naaman ist wörtlich „ein Mann des Angesichts“. Er darf dem syrischen König direkt ins Gesicht sehen und muss nicht gebeugt vor ihm stehen oder knien. Er ist ein Held, ein Star. Wichtige Siege hat General Naaman errungen – aber Naaman ist aussätzig. Mit einem Wort schrumpft der große Held auf ein menschliches Maß. Unter seiner Uniform juckt es ihn. Eine Schuppenflechte ist wohl gemeint, nicht eine tödliche Krankheit, aber man kann sich vorstellen, wie ihn das gequält hat.
Über Kranke lacht man nicht, aber ein klein wenig Schadenfreude über den Feind könnte in der Erzählung vielleicht doch mitschwingen.

Die Aramäer überfielen das Land Israel immer wieder. Einmal hatten sie ein junges Mädchen verschleppt, das jetzt im Dienst von Naamans Frau stand. Dieses Mädchen sprach zu ihrer Herrin: »Ach, wäre mein Herr doch beim Propheten in Samaria! Der könnte ihn von seinem Aussatz heilen.«

Die Nachbarn werden überfallen um sich Sklaven zu besorgen. Wie ein wehrloses Mädchen vor einem Krieger, so steht das kleine Israel vor Aram, Syrien. Aber das kleine Mädchen weiß Bescheid.
Vielleicht hat sie gerade die feine Herrin gebadet und gesalbt, als die ihr anvertraut hat, dass die Haut ihres Mannes so eklig entzündet und schuppig ist. Die Krankheit macht ihr Angst und ihn plagt sie. Die Kleine sagt: Sie wüsste schon, wer helfen könnte. Mutig ist sie. Sie getraut sich einfach zu sagen, was sie glaubt.
Soll der berühmte Naaman auf die kleine Sklavin aus Israel hören? Kann er sich auf das einlassen, was sie glaubt? Er muss schon sehr verzweifelt sein, dass er es versucht.

Da ging Naaman zu seinem Herrn und König und berichtete ihm: »Das und das hat das Mädchen aus Israel gesagt.« Darauf sagte der König von Aram: »Geh dorthin! Ich werde dir ein Schreiben mitge-ben. Es ist für den König von Israel bestimmt.« Naaman ging los und nahm Geschenke mit: 340 Kilogramm Silber, 6000 Goldmünzen und zehn kostbare Kleider.

Naaman bittet seinen König um Krankenurlaub. Er will dem Rat eines feindlichen Sklavenmädchens folgen. Der König aber macht aus der Reise eine Staatsaktion. Er schreibt einen Befehl und lässt ein protziges Geschenk packen – man ist schließlich wer! Der mächtige König Syriens kennt Gott nicht. Er meint wohl, Israels König kann dem Propheten und damit Gott einfach Befehl erteilen. Er irrt sich.

So kam er zum König von Israel und übergab ihm das Schreiben. Darin stand: »Wenn du dieses Schreiben erhältst, weißt du: Ich habe meinen Knecht Naaman zu dir geschickt, damit du ihn von seinem Aussatz heilst.« Als der König von Israel das Schreiben gelesen hatte, zerriss er seine Kleider. Er sagte: »Bin ich denn Gott? Kann ich töten oder lebendig machen? Da schickt dieser mir einen Mann, den ich vom Aussatz heilen soll! Merkt ihr es? Er sucht nur einen Anlass für Krieg!«
Elischa, der Gottesmann, hörte davon, dass der König von Israel seine Kleider zerrissen hatte. Deshalb schickte er eine Botschaft zum König: »Warum hast du deine Kleider zerrissen? Naaman soll zu mir kommen. Dann wird er erkennen, dass es in Israel einen Propheten gibt!«

Beinahe gibt es Krieg, weil der König von Syrien so ein Angeber ist und der König von Israel so voller Misstrauen. Wir fürchten zu Recht die Machthaber unserer Tage, die so von sich eingenommen sind, so verblendet von ihrer Macht.
Aber selbst der Größte hat keine Macht über Leben und Gesundheit. Der Israelit spricht es aus, aber er kommt nicht auf die Idee, den Propheten Gottes zu rufen. Elischa muss selbst auf ihn zu gehen.

So kam Naaman mit Pferden und Wagen zu Elischa und hielt vor der Tür seines Hauses. Elischa schickte einen Boten zu ihm hinaus: »Geh und wasch dich siebenmal im Jordan! Dann wird deine Haut gesund und du giltst wieder als rein.« Doch Naaman wurde zornig. Er wollte weggehen und sagte: »Ich dachte, er selbst kommt zu mir heraus und stellt sich vor mich hin. Dann ruft er den Namen des Herrn an, seines Gottes, erhebt seine Hände und betet in Richtung des heiligen Ortes. Und so heilt er mich vom Aussatz. Abana und Parpar, die Flüsse von Damaskus, sind die nicht viel besser als alle Gewässer Israels? Dann hätte ich mich gleich dort waschen können, um wieder gesund zu werden!« Voller Zorn drehte er sich weg und wollte gehen.

Was für eine Frechheit! Naaman platzt vor Zorn. Er bekommt den Gottesmann nicht einmal zu Gesicht. Er steht mit seinem prächtigen Gefolge vor Elischas Haus. Aber der schickt ihm sozusagen die Sprechstundenhilfe mit einem Rezept.
Dabei ist er doch ein Privatpatient von ganz besonderer Bedeutung. Für ihn müsste der Prophet alle Register seiner Kunst ziehen. Elischa aber ordnet ein Bad an. Naaman soll in den Jordan hinab steigen, ein trübes Rinnsal im Vergleich zu den Flüssen von Damaskus!

Da traten seine Diener an ihn heran und sagten zu ihm: »Herr, was wäre gewesen, wenn der Prophet etwas Großes von dir verlangt hätte? Hättest du es dann nicht getan? Doch er sagte nur: ›Wasch dich und du wirst gesund.‹ Warum tust du das dann nicht?« Also stieg er doch zum Jordan hinab und tauchte siebenmal unter, wie es der Gottesmann gesagt hatte. Da wurde seine Haut gesund wie die Haut eines Kindes, und er galt wieder als rein.

Wieder sind die Diener klüger als Naaman und retten die Szene. Erstaunlich ist nur, dass der große Feldherr auf seine Diener hört.
Er steigt von seinem Wagen.
Er legt seine Waffen und seine Kleider ab.
Er zeigt seine kranke Haut. So stapft er zum Jordan hinunter und nimmt ein Bad.
Und tatsächlich: rein wie ein kleines Baby kommt Naaman aus dem Fluss. Nicht nur seine Haut ist geheilt und wie neu, der ganze Mensch hat eine Wandlung erlebt.

Darauf kehrte er wieder zum Gottesmann zurück, zusammen mit seinem ganzen Gefolge. Er trat vor ihn hin und sagte: »Nun weiß ich, dass es nirgendwo einen Gott gibt außer in Israel. Er ist der einzige Gott auf der ganzen Welt.

Dem syrischen Feldherrn wird viel zugemutet.
Er steht nicht mehr groß und unangreifbar da, sondern verletzlich und klein. Die Wahrheit wird Naaman zugemutet. Er lässt sich nur mühsam darauf ein. Schritt für Schritt muss er seinen Größenwahn loswerden.
So sind wir.
Wir wollen gerne groß dastehen und wir bilden uns gerne ein, dass wir mit eigener Kraft alle Probleme bewältigen.
Die Wahrheit ist, dass wir Gott brauchen.
Keinen Schritt könnten wir gehen ohne ihn.
Am Ende ist Naaman befreit. Er erkennt Gott.
Es ist nur ein Gott, der Ewige, der Einzige.
Naaman bekommt ein menschliches Maß.
Er sieht sich selbst vor Gott, er gibt Gott die Ehre und dankt für sein Leben.
Sehen wir uns selbst als Menschen vor Gott,
befreit von Größenwahn und Verzweiflung!
Gott schenkt uns unsere Gaben, unser Leben und unser Ziel.
Das kleine Israel darf den großen Gott verkündigen. Israel hat seinen Glauben nicht für sich allein.
Gott ist auch der Gott der Feinde.
Der syrische Heerführer lernt das erste Gebot.
Er lernt, sich in allem zuerst auf Gott zu verlassen,
nicht auf seine Waffen, nicht auf die Macht von Königen.
Worauf verlassen wir uns in dieser Zeit der vielen Krisen und Bedrohungen?
Worauf verlassen wir uns in den Zeiten von Erfolg und Glück und in Zeiten, wenn Not und Leid uns bedrängen?
Das kleine israelische Sklavenmädchen und der Prophet Elischa verlassen sich ganz auf Gott.
Beide haben sogar den Mut vor den Mächtigen den Mund aufzumachen und von ihrem Glauben zu erzählen.
Ich möchte den berühmt-berüchtigten Satz von Angela Merkel zitieren und ergänzen: Wir schaffen das mit Gottes Hilfe.
Mit Gottes Hilfe schaffen wir es, die Demokratie in unserem Land und in Europa zu verteidigen. Mit Gottes Hilfe schaffen wir Frieden und Versöhnung.
Auf Wunderheilungen setzen wir nicht, aber darauf, dass Gott immer und in allem bei uns ist.
Er schenkt uns das Leben und will uns segnen. Amen

Singen wir ein Lied aus Israel voll Hoffnung auf Frieden.
Neue Lieder 183 Nächstes Jahr, du wirst sehn

Menschen der Hoffnung sind wir durch dich, Christus, unser Bruder und unser Herr.
Wir hoffen auf Gerechtigkeit und bitten für alle, denen Unrecht geschieht, die unter Missachtung und Mobbing leiden, denen das Nötige zum Leben fehlt, die ausgebeutet werden, die sich nicht wehren können gegen Lügen.
Wir hoffen auf Frieden und bitten für alle, die unter Krieg und Gewalt leiden, die verletzt sind, die verwaist und hilflos sind, die ihre Wohnung verlieren und flüchten müssen.
Wir hoffen auf deinen Segen und bitten für die, die Unglück, Leid und Krankheit verkraften müssen,
die Schmerzen leiden, die traurig und allein sind.
Menschen der Hoffnung sind wir durch dich, Christus.
Wir hoffen auf sinnvolles, verantwortliches Handeln
für die Schöpfung, für ein gutes Miteinander in unserer Gesellschaft, in unserer Stadt, im Kreis unserer Familie,
in deiner Kirche.
Lass uns leben und handeln aus der Hoffnung, die du uns schenkst. Behüte uns und unsere Lieben.

Vaterunser

171 Bewahre uns, Gott

Segen