musikalische Abendandacht 16.7.23 Texte und Ansprache zu Jes 43,1+2

Kantorei: EG 473 Mein schönste Zier und Kleinod bist
Votum
Gruß
Jesus ist meine Zier.
Jesus macht mich schön.
Singend und betend vergewissern wir uns seiner Nähe.
Seine Liebe und Treue ist stärker als alles.
Nichts kann uns scheiden von der Liebe Gottes,
die in Christus Jesus ist, unserem Herrn.
Wir hören, was Gott uns sagt, und finden darin Halt.
Darum feiern wir Gottesdienst, darum singen und hören wir und erfahren: Gott ist da, uns voll Liebe zugewandt.

Kantorei: „Du bist da“ (nach Psalm 139) Jan van Lingen/Gerd-Peter Münden 2004

Psalm 139:
Herr, du erforschest mich
und kennest mich.
Ich sitze oder stehe auf, so weißt du es;
du verstehst meine Gedanken von ferne.
Ich gehe oder liege, so bist du um mich
und siehst alle meine Wege.
Denn siehe, es ist kein Wort auf meiner Zunge,
das du, Herr, nicht alles wüsstest.
Von allen Seiten umgibst du mich
und hältst deine Hand über mir.
Diese Erkenntnis ist mir zu wunderbar und zu hoch,
ich kann sie nicht begreifen.
Wohin soll ich gehen vor deinem Geist,
und wohin soll ich fliehen vor deinem Angesicht?
Führe ich gen Himmel, so bist du da;
bettete ich mich bei den Toten,
siehe, so bist du auch da.
Nähme ich Flügel der Morgenröte
und bliebe am äußersten Meer,
so würde auch dort deine Hand mich führen
und deine Rechte mich halten.
Spräche ich: Finsternis möge mich decken
und Nacht statt Licht um mich sein –,
so wäre auch Finsternis nicht finster bei dir,
und die Nacht leuchtete wie der Tag.
Finsternis ist wie das Licht.
Denn du hast meine Nieren bereitet
und hast mich gebildet im Mutterleibe.
Ich danke dir dafür,
dass ich wunderbar gemacht bin;
wunderbar sind deine Werke;
das erkennt meine Seele.

Kantorei: „Northern Lights“ Ola Gjeilo 2007 (Hohelied 6, 4+5)
Pulchra es, amica mea, suavis et decora filia Jerusalem, terribilis ut castrorum acies ordinata. Averte oculos tuos a me, quia ipsi mea volare fecerunt. Pulchra es, amica mea, et decora filia Jerusalem, et decora sicut Jerusalem.

Schön bist du, meine Freundin,
strahlend schön wie Jerusalem –
schrecklich schön wie eine Fata Morgana.
Schau mich nicht so an,
deine Augen bringen mich ganz durcheinander.
Schön bist du, meine Freundin,
strahlend schön wie Jerusalem.

Ein Gebet von Patrick, dem Bischof von Irland
im 5. Jahrhundert:

Ich erhebe mich heute durch eine gewaltige Kraft,
die Anrufung der Dreieinigkeit,
und bekenne den Schöpfer der Schöpfung.

Ich erhebe mich durch die Kraft Gottes, die mich lenkt.
Gottes Macht halte mich aufrecht,
Gottes Auge schaue für mich,
Gottes Ohr höre für mich,
Gottes Wort spreche für mich,
Gottes Weg will ich gehen, sein Schild schütze mich.

Christus sei mir zur Rechten, Christus mir zur Linken.
Er die Kraft. Er der Friede.

Christus sei, wo ich liege. Christus sei, wo ich sitze.
Christus sei, wo ich stehe.
Christus in der Tiefe, Christus in der Höhe,
Christus in der Weite.

Christus sei im Herzen eines jeden, der meiner gedenkt.
Christus sei im Munde eines jeden, der von mir spricht.
Christus sei in jedem Auge, das mich sieht.
Christus in jedem Ohr, das mich hört.
Er mein Herr. Er mein Erlöser.

Ich erhebe mich heute durch eine gewaltige Kraft,
durch die Anrufung des dreieinigen Gottes.

Neue Lieder 121 Die Himmel erzählen die Ehre Gottes

Lesung Kolosser 3, 12-17:
So zieht nun an als die Auserwählten Gottes,
als die Heiligen und Geliebten, herzliches Erbarmen, Freundlichkeit, Demut, Sanftmut, Geduld;
und ertrage einer den andern und vergebt euch untereinander, wenn jemand Klage hat gegen den andern; wie der Herr euch vergeben hat, so vergebt auch ihr! Über alles aber zieht an die Liebe, die da ist das Band der Vollkommenheit.
Und der Friede Christi, zu dem ihr berufen seid in einem Leibe, regiere in euren Herzen; und seid dankbar.
Lasst das Wort Christi reichlich unter euch wohnen:
Lehrt und ermahnt einander in aller Weisheit;
mit Psalmen, Lobgesängen und geistlichen Liedern singt Gott dankbar in euren Herzen.
Und alles, was ihr tut mit Worten oder mit Werken, das tut alles im Namen des Herrn Jesus und dankt Gott, dem Vater, durch ihn.

Kantorei: „Alles, was ihr tut, mit Worten oder mit Werken“ Kantate für Chor, Streichinstrumente und Basso Continuo von Dieterich Buxtehude

Ansprache:
Wie ist Erlösung? Wie sieht Erlösung aus, wie klingt sie, wie schmeckt sie?
Vielleicht kann der Mann etwas dazu sagen, der 13 Jahre zu Unrecht für einen vermeintlichen Mord im Gefängnis saß. Jetzt endlich, endlich wurde er freigesprochen. Endlich wurde erkannt, dass ein Unfall geschehen ist, mit dem er gar nichts zu tun hat. Wie kann er weiterleben nach allem? Aber trotzdem: Was für eine Befreiung!
Erlösung, wenn die Schulden zu groß werden: heute gibt es den mühsamen Weg durch die Privatinsolvenz. In der Antike wurden Schuldner zu Sklaven. Aber vielleicht hat jemand für sie gezahlt und sie freigekauft, er-löst. Man fängt bei Null wieder an. Trotzdem wie großartig: eine neue Chance.
Erlösung ist die gute Nachricht, dass der Krieg endlich vorbei ist. Die Schäden und die Traumata sind nach Jahrzehnten noch zu spüren. Aber wie wunderbar: Frieden.
Erlösung, wenn die Krankheit endlich besiegt und die Diagnose gut ist. Nun geht es wieder aufwärts.

Wer erlöst ist, hat erlebt, wie zerbrechlich wir sind, wie leicht wir alles verlieren. Kostbar ist das Leben der Erlösten, kostbar die Freiheit, der Frieden, die Gerechtigkeit.

Und nun spricht der HERR, der dich geschaffen hat, Jakob, und dich gemacht hat, Israel: Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein!
Wenn du durch Wasser gehst, will ich bei dir sein, dass dich die Ströme nicht ersäufen sollen; und wenn du ins Feuer gehst, sollst du nicht brennen, und die Flamme soll dich nicht versengen.

(Jes 43,1f)

Erlösung: Gott ruft mich beim Namen. Gott kennt meinen Namen. Ich bin nicht ein Aktenzeichen, ein Fall, eine Nummer. Ich bin jemand, bin wichtig, wichtig genug, dass Gott mich beim Namen ruft.
Und noch mehr: du bist mein! Ich gehöre zu Gott.
Das ist ein starkes Fundament:
Gott spricht mich an.
Gott ruft mich beim Namen – nur darum lebe ich.
Gott sagt mir zu: du bist mein!
Ich weiß, ich bin zerbrechlich.
Ich weiß, wie mir das zusetzt, wenn ich angegriffen werde, wenn ich schuldig werde, wenn ich Bosheit, Lüge oder Gewalt erlebe.
Es kann wie ein Erdbeben sein.
Ich weiß von meinen Eltern, wieviel sie durch Krieg und Flucht verloren haben.
Ich weiß auch, dass mein Körper irgendwann seinen Dienst versagen wird.
Aber auch, wenn ich alles verliere, Gott sagt: Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein!
Darf ich diese Worte für mich in Anspruch nehmen? Wir zitieren den Vers immer wieder, wenn Menschen getauft werden und ebenfalls an Gräbern – ist das richtig? Es spricht der HERR, der dich geschaffen hat, Jakob, und dich gemacht hat, Israel. Gottes Volk ist angesprochen, Israel.
Am tiefsten und dunkelsten Punkt schickt Gott Jesaja zu ihnen. Sie haben alles verloren. Ihr Land ist verwüstet. Nichts ist ihnen geblieben. Und sie wurden ins Land der Sieger verschleppt.
Jetzt hören sie: „Wir sind Gott wichtig. Gott hat uns mit Namen gerufen. Wir sind befreit, freigekauft, erlöst. Erinnert euch: so war es doch schon einmal, damals in Ägypten. Gott befreit uns.
Wir gehen durch Wasser und Feuer.
Alles kann uns genommen werden.
Gott bleibt. Und wir bleiben von Gott geliebt.
Darum sind wir frei, frei, selbst in der Verbannung. Niemand kann uns dieses Fundament nehmen.“
Gott stellt sich an die Seite dieses kleinen Volkes. Immer wieder sind sie Opfer von Unterdrückung und Verfolgung, zerstreut unter die Völker, grausamer Gewalt ausgesetzt bis zum Mord an Millionen Juden durch unser Volk.
Gott spricht auch heute so zu Jakob, zu Israel.
Lange dachten wir Christen irrtümlich, wir seien an die Stelle des Gottesvolkes getreten, Gott habe sein Volk gleichsam enterbt – ein Irrtum mit schrecklichen Folgen. Aber Gottes Liebe und Treue zu seinem Volk kann niemand auslöschen. Und das ist auch für uns ein großes Glück.
Israels Weg mit Gott öffnet sich für die Völker.
Durch Jesus haben wir Teil an dem, was Gott seinem Volk verspricht. Bei der Taufe hören wir, was Gott auch uns zusagt: Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein!
Erlösung – das Wort bekommt durch Jesus einen besonderen Klang für uns: Da ist nichts, was mich von Gott trennen kann.
Keine Macht der Welt nimmt mir Gottes Liebe.
Gott sagt: du bist mein. Das klingt für viele Menschen nichtssagend, bedeutungslos.
Für uns ist es das Fundament unseres Lebens.
Unser Leben ist begrenzt, und doch schenkt uns Gott unsere Jahre mit so viel Grund zur Freude.
Lüge, Hass und Gewalt prägen die Welt und reißen uns mit, und doch drängt uns die Liebe Christi.
Alles können wir verlieren und doch sind wir reich.
Kostbar ist unser Leben für Gott.
Amen

EG 646 Wags und sei doch, was du in Christus bist

Wir sind dein, Gott.
Kostbar ist unser Leben für dich.
Wir können alles verlieren und doch sind wir dein.
Lass uns leben als deine Kinder.
In solchem Glauben müsste alle Furcht vor der Zukunft überwunden sein. Hilf unserem schwachen Glauben auf.

Wir bitten dich für Menschen, die in schweren Konflikten leben, die Vorwürfe und Angriffe erleben und streiten müssen, für Menschen in Krisen, belastet, überfordert, verletzt, für die, die verlassen werden, die scheitern,
für die Trauernden.

Wir bitten für die Opfer von Krieg, Gewalt, Unterdrückung und Unrecht. Behüte alle, die ihr Zuhause verloren haben, die Angst haben um ihre Angehörigen, die auf der Flucht sind.

Gib uns Mut, Geduld, Phantasie, dass wir an unserem Ort einstehen für Versöhnung, Frieden, Gerechtigkeit.
Nimm dich unser aller an, behüte unsere Lieben,
bewahre uns, Gott.

Vaterunser

Kantorei: „The Lord’s my Shepherd“ Bob Chilcott 2007

Kantorei: „Verleih uns Frieden gnädiglich“ Gebet nach Worten Martin Luthers von Felix Mendelssohn Bartholdy

Segen

Kantorei und Instrumente: „Der lieben Sonne Licht und Pracht“ (EG 479 1-3)