Hausgottesdienst zum 22.11. Ewigkeitssonntag

Wir feiern unseren Hausgottesdienst im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen

 

Unersetzlich ist ein Mensch, den wir lieben und nicht mehr bei uns haben. So schwer ist der Abschied. Wir erinnern an unsere Verstorbenen. Wir suchen Trost. Unsere Hoffnung, unser Schmerz und unsere Fragen – alles hat vor Gott Raum. Jesus sagt zu uns: „Ich lebe, und ihr sollt auch leben“

396,1+2+6

Jesu, meine Freude, meines Herzens Weide, Jesu, meine Zier, ach wie lang, ach lange ist dem Herzen bange und verlangt nach dir! Gottes Lamm, mein Bräutigam, außer dir soll mir auf Erden nichts sonst Liebers werden.

Unter deinem Schirmen bin ich vor den Stürmen aller Feinde frei. Lass den Satan wettern, lass die Welt erzittern,  mir steht Jesus bei. Ob es jetzt gleich kracht und blitzt, ob gleich Sünd und Hölle schrecken,  Jesus will mich decken.

Weicht, ihr Trauergeister! denn mein Freudenmeister, Jesus, tritt herein. Denen, die Gott lieben, muss auch ihr Betrüben lauter Freude sein. Duld ich schon hier Spott und Hohn,  dennoch bleibst du auch im Leide,  Jesu, meine Freude.

Gebet

Jesus, Freudenmeister, Jesus, Bruder in allem Leid, Jesus, auferstandener Herr, bei dir will ich bleiben.

Wir denken an die Menschen, die wir loslassen mussten. Noch immer tut es weh.

Traurigkeit ist wie ein finsteres Tal.

Wir ringen um Vertrauen. Sieh unsere Zweifel!

Tröste uns! hilf unserem Glauben auf!

Dir bringen wir, was uns bewegt.

Dein Wort rührt tief an die Sehnsucht,

dass einmal wahr wird, was du versprichst:

dass Weinen sich in Lachen verwandelt,

Kummer in Freude, Tod in Leben.

Sei da, sei uns nahe, heute und allezeit. Amen

 

Neue Lieder 116: Da wohnt ein Sehnen

Refrain: Da wohnt ein Sehnen tief in uns, o Gott, nach dir, dich zu sehn, dir nah zu sein. Es ist ein Sehnen, ist ein Durst nach Glück, nach Liebe, wie nur du sie gibst.

(1) Um Frieden, um Freiheit, um Hoffnung bitten wir. In Sorge, im Schmerz, sei da, sei uns nahe, Gott.

(2) Um Einsicht, Beherztheit, um Beistand bitten wir.  In Ohnmacht, in Furcht sei da, sei uns nahe, Gott.

(3) Um Heilung, um Ganzsein, um Zukunft bitten wir. In Krankheit, im Tod  sei da, sei uns nahe, Gott.

(4) Dass du, Gott, das Sehnen, den Durst stillst, bitten wir. Wir hoffen auf dich, sei da, sei uns nahe, Gott.

Predigt

Heute ist Totensonntag. Wir schauen zurück auf Abschied und Leid. Als wäre uns ein Stück von uns selbst genommen,  so kann Trauer wehtun. Wir schauen zurück wie auf einen Riss durch unser eigenes Leben. Alles geht alltäglich weiter und erscheint uns unwirklich.

Wir denken an unsere Toten. Wir denken an den Tod. Manchmal verschlägt es uns die Sprache. Und doch hören und sagen wir Worte, die über die bedrängenden Erfahrungen hinausweisen. Wir fragen und zweifeln und hören sehnsüchtig auf biblische Hoffnungsworte.

Wir nennen diesen Tag auch Ewigkeitssonntag.      Wir sprechen von der Hoffnung, dass alles von Gott gehalten ist, dass in Gottes Ewigkeit Heil und Leben ist. Da sind unsere Toten und da sind auch wir aufgehoben. Wir hoffen, dass Gott heilt, was zerrissen ist.

Der Predigttext dieses Sonntags steht im letzten Buch des Neuen Testaments, der Offenbarung des Johannes. Johannes ist auf die Insel Patmos verbannt. Dort erlebt er Visionen. Er sieht ein Ende der Gewalt. Gottes Gericht kommt. Gott bringt zurecht, was falsch und ungerecht ist. Im vorletzten Kapitel seines Buches lesen wir:

Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde; denn der erste Himmel und die erste Erde sind vergangen, und das Meer ist nicht mehr.

Und ich sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, von Gott aus dem Himmel herab kommen, bereitet wie eine geschmückte Braut für ihren Mann.

Und ich hörte eine Stimme von dem Thron her,  die sprach: Siehe da, die Hütte Gottes bei den Menschen!  Und er wird bei ihnen wohnen, und sie werden sein Volk sein, und er selbst, Gott mit ihnen, wird ihr Gott sein. Und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid, noch Geschrei, noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen.

Und der auf dem Thron saß, sprach: Siehe, ich mache alles neu! Und er spricht: Schreibe, denn diese Worte sind wahrhaftig und gewiss!

Und er sprach zu mir: es ist geschehen.  Ich bin das A und das O, der Anfang und das Ende. Ich will dem Durstigen geben von der Quelle des lebendigen Wassers umsonst. (Offenbarung 21,1-7)

Was für Bilder! Eine Hochzeit. Eine himmlische Stadt. Das neue Jerusalem kommt wie eine geschmückte Braut. Jesus auf dem Thron. Vor Allem: Gott wohnt bei uns, ist uns nah, sein Zelt bei uns. Gott selbst wischt Tränen ab, wie wir einen lieben Menschen trösten: Weine nur, ich halte dich.

Der Durst nach Leben wird gestillt, weil Leben so oft verletzt und beschädigt wird. Jetzt ist Gott da. Hab keine Angst! Da ist eine Antwort auf das Leid, das Johannes erfahren hat und das wir erfahren.

Die Stadt Jerusalem haben die Römer vernichtet. Ein neues Jerusalem steht für Hoffnung und Erfüllung. Jesus regiert. Er umfasst das Leid der geplagten und zerrissenen Welt. Frieden, eine gerechte, geheilte Welt –  denken Sie nur!

Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen.  Der Tod wird nicht mehr sein.  Kein Leid, keine Klage, kein Schmerz.

Flieht Johannes in einen Traum? Nein, er kann nicht weglaufen. Johannes hat die Not seiner Zeit vor  Augen. Er ist selbst betroffen von der Gewalt und dem Unrecht. Er redet verschlüsselt davon. Sein Buch ist voller Anspielungen auf die politische Situation seiner Zeit, auf die Gewalt, das Unheil, das Böse, das sie damals erleben.

Der Tod steht so mächtig vor uns, als müsste er das letzte Wort behalten. Täglich hören wir von den Opfern der Pandemie, und auch von Terror, Krieg und Katastrophen. Der Tod ist gegenwärtig im Sterben eines geliebten Menschen und im Schrecken über solche Nachrichten. Wir spüren unsere Grenze, unsere Vergänglichkeit. Wo ist Trost? Schweigt Gott? Wir hoffen: Gott hat das erste Wort und das letzte Wort über uns und über alle.

Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen. Der Tod wird nicht mehr sein. Kein Leid, keine Klage, kein Schmerz wird mehr sein.

Ich glaube nicht, dass Johannes vertrösten will. Er verschließt nicht die Augen vor der Wirklichkeit. Er sagt nicht „das ist doch gar nicht so schlimm“. Im Gegenteil: Seine Visionen entfalten Kraft, sich der Wirklichkeit zu stellen, sich nicht zu ducken, sondern aufrecht zu stehen.

Wir protestieren gegen den Tod. Wir widersprechen im Namen Jesu Christi. Johannes spricht im Namen Jesu Christi. Jesus weicht der Wirklichkeit und dem Leid nicht aus – darum endet er am Kreuz. Mit Jesus am Ostermorgen, mit seiner Auferstehung beginnt die neue Wirklichkeit.

Jesus sagt: Siehe, ich mache alles neu. Auf ihn vertrauen wir.

Was Menschen plagt, nehmen wir ernst, aber wir schauen auf Jesus und leben von Ostern her.

Wir geben Raum dafür, dass Menschen weinen und trauern dürfen und wir versuchen Tränen zu trocknen.

Wir wehren uns gegen den Tod und wir begleiten Sterbende.

Der Tod erschreckt uns Christen ebenso wie andere Menschen. Aber die Hoffnung auf Gottes Ziel hilft uns, dem zu begegnen, was uns bedrängt.

Wir glauben: Gott gibt uns ein Ziel, das weit über alles Leid und auch über den Tod hinaus reicht.

Am Ziel erwarten wir den, der von sich sagt:

Ich bin Anfang und Ende.

Da wischt Gott uns die Tränen ab.

Hab keine Angst! Ich bin da.

Seine Liebe wird uns umfangen, seine Liebe, die uns ins Leben rief.

Amen

 

692

Wenn ich, mein Gott, einst sterben soll, so schenke du mir deine Nähe. Ich habe Angst, das weißt du wohl, weil ich nur dieses Leben sehe, und möchte doch dein Leben schauen. Ich bitte, Herr, hilf mir vertrauen.

Wenn ich, mein Gott. einst sterben soll, so bleib bei mir mit deiner Treue. Mein Glaube ist des Zweifels voll, stärk ihn mir jeden Tag auf´s neue. Hilf meinen Kleinmut überwinden und bei dir Trost und Hilfe finden.

Wenn dann, mein Gott, sich naht der Tod, lass deine Engel mich geleiten. Hilf mir durch alle Angst und Not den Weg des Lebens zu beschreiten. Du bist, dein Wort hast du gegeben, der Weg, die Wahrheit und das Leben.

 

Gebet

Gott, du kennst unsere Trauer und unseren Schmerz.

Du weißt, wie schwer wir Abschied nehmen und wie sehr uns unsere Vergänglichkeit bedrängt. Du kennst unsere Angst. Du bist bei uns und bei allen unseren Lieben.

Und selbst im Tod sind wir in deiner Hand.

Unsere Toten sind und bleiben in deiner Liebe geborgen. Du schenkst uns Hoffnung und Trost.

Wir leben aus deiner Gnade.

Wir danken dir und bitten dich: begleite uns, wenn die Trauer wieder groß wird; wenn Schuld uns belastet, hilf uns zu vergeben und Vergebung anzunehmen.

In allem, was wir neu beginnen, gib uns Zuversicht und Kraft. Tröste uns, richte uns auf, stärke uns.

Gib uns deinen Geist, dass wir in deinem Namen dem Tod und aller Todesmacht widersprechen, dass wir uns nicht abfinden, dass wir Wunden heilen, dass wir Unrecht und Gewalt widerstehen, dass wir Boten deines Friedens sind.

Vaterunser

 

65,7

Von guten Mächten wunderbar geborgen,

erwarten wir getrost, was kommen mag.

Gott ist bei uns am Abend und am Morgen

und ganz gewiss an jedem neuen Tag.

 

Gott, segne und behüte uns.

Lass dein Angesicht leuchten über uns

und sei uns gnädig.

Hebe dein Angesicht über uns

und schenke uns Frieden.

Amen.