6.12. Hausgottesdienst

Wir feiern unseren Hausgottesdienst im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen

 

Stärket die müden Hände

und macht fest die wankenden Knie.

Saget den verzagten Herzen:

Seid getrost, fürchtet euch nicht.

Seht, da ist euer Gott.

Er kommt und wird euch helfen.

(Jes 35,3f)

 

EG 8,1-3 Es kommt ein Schiff, geladen

 

Es kommt ein Schiff, geladen

bis an sein’ höchsten Bord,

trägt Gottes Sohn voll Gnaden,

des Vaters ewigs Wort.

 

Das Schiff geht still im Triebe,

es trägt ein teure Last;

das Segel ist die Liebe,

der Heilig Geist der Mast.

 

Der Anker haft’ auf Erden,

da ist das Schiff am Land.

Das Wort will Fleisch uns werden,

der Sohn ist uns gesandt.

 

Müde Hände haben wir manchmal in diesen Tagen. Unsere Herzen sind manchmal verzagt. Die Ausnahmesituation dauert nun schon so lange.

Wie lange noch?

Und was kommt noch auf uns zu?

Komm zu uns, Jesus Christus.

Wir warten sehr.

Und viele andere sind noch weit mehr unter Anspannung und Druck, in Angst, in Krankheit, allein.

Komm, Jesus, stärke unsere Hände,

mach unsere Schritte fest, sei bei uns und hilf uns auf. Herr, erbarme dich. Amen

 

 

EG 11,1+3+4 Wie soll ich dich empfangen

 

Wie soll ich dich empfangen und wie begegn´ ich dir, o aller Welt Verlangen,

o meiner Seelen Zier?

O Jesu, Jesu, setze mir selbst die Fackel bei, damit, was dich ergötze, mir kund und wissend sei.

 

Ich lag in schweren Banden,

du kommst und machst mich los;

ich stand in Spott und Schanden,

du kommst und machst mich groß

und hebst mich hoch zu Ehren

und schenkst mir großes Gut,

das sich nicht lässt verzehren,

wie irdisch Reichtum tut.

 

Predigttext: Jakobusbrief 5,7+8:

 

So seid nun geduldig, Brüder und Schwestern, bis zum Kommen des Herrn. Siehe, der Bauer wartet auf die kostbare Frucht der Erde und ist dabei geduldig, bis sie empfange den Frühregen und Spätregen. Seid auch ihr geduldig und stärkt eure Herzen; denn das Kommen des Herrn ist nahe.

 

„Die Herren dieser Welt kommen und gehen allesamt; unser Herr kommt.“ Das schrieb der persönliche Gefange-ne des selbst ernannten „größten Feldherrn aller Zeiten“. Acht Jahre war der Berliner Pfarrer Martin Niemöller im KZ – dann verschwand der GröfaZ. „unser Herr kommt“ – auf ihn verlassen wir uns in allem, was uns bedrängt.

Die ersten Christen standen unter einem enormen Druck.  Rom beherrschte alle bekannten Länder. Die Weltmacht unterdrückte und verbrauchte unzählige Menschen.   Der Kaiser nannte sich „Heiland“ und „Gott“. Vor seinem Standbild mussten Opfer dargebracht werden.

Die Christen sagten „Jesus ist der Herr“ – das ist das kürzeste und älteste Glaubensbekenntnis: „Jesus ist der Herr“ (1.Kor 12,3). Einen anderen Herrn gibt es nicht. Alle anderen sogenann-ten Herren sehen irgendwann alt aus. Keiner von ihnen, und sei er noch so mächtig, ist wirklich unser Herr. Jesus ist der Herr, der wahre Herr.

Die Mächtigen Roms lachten die Christen und ihren Jesus aus. Sie verfolgten sie. Die Christen fragten sich: „Stimmt es denn? Ist  Jesus der Herr? Was wird aus uns?“ Darum schreibt Jakobus so eindringlich vom Kommen des Herrn. Viele wollen den Druck nicht länger ertragen. Sie  wol-len so wie alle anderen sein, mitlaufen,   ihr Leben genießen, so gut es geht – wer macht das schon anders?

Christen lebten damals und leben heute als Bürger zweier Welten: Einerseits sind sie Kinder ihrer Zeit unter den Herrschern, die gerade Macht haben. Andrerseits sehen sie als Gottes Kinder auf die Ewigkeit und auf den Herrn, auf Jesus.

Der Blick auf den wahren Herrn macht sie stark.  Er hilft zu sehen, wie begrenzt und oft lächerlich die Herren der Welt sind. Wir müssen uns von keinem Menschen und von keinen selbst ernannten Herren einschüchtern lassen.

„Das Kommen des Herrn ist nahe.“

Irgendwann werden alle, alle Jesus erkennen. Wann das sein wird, weiß niemand. Wichtiger als diese Frage ist das Vertrauen: Jesus, der Herr ist nahe. Er ist uns schon jetzt nahe. Wir sind schon jetzt die Seinen, Kinder Gottes, frei.

„Die Herren dieser Welt kommen und gehen allesamt; unser Herr kommt.“

 

Seid geduldig, Brüder und Schwestern.

Geduld können sich Könige leisten, oder Gott.

Gott ist großzügig, souverän, geduldig. Er lässt uns Zeit. Er ist nicht gleich-gültig, sondern freundlich. Liebevoll wartet Gott auf uns.                           Geduldig wartet der Bauer auf die Ernte. Er legt nicht die Hände in den Schoß. Er tut alles, damit die Frucht wachsen kann. Dann aber vertraut er, dass die kostbare Frucht wachsen und gedeihen wird. Gott und die Menschen, die ihm vertrauen, können sich Geduld leisten, die Kinder Gottes.

Im Moment fällt es mir schwer geduldig zu sein, gelassen zu warten. Ich bin genervt und frustriert durch die Ein-schränkungen und die Unsicherheit in der Pandemie. Ich merke, wie die Anspannung dieser Monate an mir zehrt. Und mir scheint, viele reagieren zunehmend gereizt und aggressiv.

Seid geduldig – ach, wenn ich nur geduldiger sein könnte! Aber du hast ja recht, Jakobus, gerade jetzt haben wir Christen guten Grund geduldig zu sein und auch die Ungeduld anderer gelas-sen hinzunehmen. Weil Jesus unser Herr ist, passt Geduld zu uns Christen. Seid geduldig! Habt einen langen Atem! Lasst euch nicht eng machen!

Seid geduldig heißt nicht: Unrecht ohne Widerrede ertragen oder die Augen vor Problemen verschließen.

Ich verstehe sehr gut, dass Frauen inzwischen keine Geduld mehr haben und Gesetze gegen ihre Benachteili-gung fordern.

Es ist richtig, dass Klimaschützer nicht warten wollen und jetzt konkrete Maßnahmen verlangen. Die Bedro-hung der ganzen Schöpfung duldet keinen Aufschub. Ganz gewiss können wir uns nicht zurücklehnen und die Probleme einfach ignorieren.

Und trotzdem: Seid geduldig und stärkt eure Herzen! Es hilft nicht, auf den Berg der ungelösten Fragen und Konflikte zu starren. Es hilft nicht, wenn wir bitter oder aggressiv werden, unzufrieden mit uns und allen anderen.

Es nimmt uns die Kraft, wenn wir nur auf das sehen, was wir noch nicht geschafft haben.

Wie können wir „die Herzen stärken“?

Indem wir  auf den Herrn, auf Jesus sehen. Er kommt. Er ist nahe. Er lässt uns in allem Druck nicht allein.

Die Herzen stärken, indem wir auf ihn hören, hören, dass Gott diese Welt liebt, wieder und wieder hören, damit es uns ins Herz dringt.

Wir brauchen sein gutes Wort, damit wir nicht bei uns selbst stecken bleiben. Wir sollen es singen und beten und immer wieder hören.

Jakobus spricht uns gemeinsam an,

die Gemeinschaft der Christen, die Kirche. Unser Glaube lebt auch im stillen Kämmerlein, aber wir brauchen die anderen, die mit uns glauben, die uns Gottes Wort zusagen, die unsere Herzen stärken, die mit und für uns beten.

Stärkt eure Herzen! Seid geduldig!

Unser Herr ist nah. Sein Friede bewahre unsere Herzen! Amen

 

EG 16,1+4+5 die Nacht ist vorgedrungen

 

Die Nacht ist vorgedrungen,

der Tag ist nicht mehr fern!

So sei nun Lob gesungen

dem hellen Morgenstern!

Auch wer zur Nacht geweinet,

der stimme froh mit ein.

Der Morgenstern bescheinet

auch deine Angst und Pein.

 

Noch manche Nacht wird fallen

auf Menschenleid und -schuld.

Doch wandert nun mit allen

der Stern der Gotteshuld.

Beglänzt von seinem Lichte,

hält euch kein Dunkel mehr,

von Gottes Angesichte

kam euch die Rettung her.

Du kommst zu uns, Gott. In deiner Nähe sind wir geborgen und gestärkt. Du lehrst uns zu hoffen in allem, was uns bedrängt, geduldig zu sein in Konflikten und miteinander.

Hilf uns zu unterscheiden, nicht zu schweigen, wo Unrecht nicht weiter-gehen kann, und doch gelassen auf dich zu vertrauen.

Wir bitten für die Menschen, die erschöpft und mutlos sind, für alle, denen die Umstände der Pandemie zusetzen, für die, die jetzt noch mehr allein sind als ohnehin schon und die darunter leiden, für die, die verständ-nislos und gereizt reagieren.

Wir bitten für die, die sich bis an die Grenzen ihrer Kraft einsetzen, die Ärztinnen und Ärzte und Pflegekräfte, Polizistinnen und Polizisten, auch für die, die verantwortlich entscheiden müssen.

Wir bitten für die Kranken und für alle Menschen, um die wir uns besonders sorgen.

Wir bitten für unsere Gemeinde und alle Gemeinden, dass wir leben, handeln, entscheiden aus der Kraft des Glaubens, getragen von der Hoffnung. Behüte unsere Geschwister in der katholischen Gemeinde und in unserer Partnergemeinde in Sundhouse im Elsaß.

 

Vaterunser

 

7,1 O, Heiland reiß die Himmel auf

O Heiland, reiß die Himmel auf,

Herab, herab, vom Himmel lauf,

Reiß ab vom Himmel Tor und Tür,

Reiß ab, wo Schloß und Riegel für!

 

Gott, segne und behüte uns.

Lass dein Angesicht leuchten über uns

und sei uns gnädig.

Hebe dein Angesicht über uns

und schenke uns Frieden.

Amen.