Hausgottesdienst zum 25.10. – Gottesdienst zur Eröffnung der Vernissage der Ausstellung Franz Schuck

Wir feiern unseren Hausgottesdienst im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen

Wir kommen zu dir, du, unser Gott,

mit dem, was uns bewegt, unsere Freude,

und auch die Last unserer Sorgen.

Gib uns deinen Geist, das Feuer deiner Liebe,

das Wort, das die Sache trifft,

den Klang, der uns erhebt.

Wie gut, dass wir zu dir kommen dürfen.

Wir preisen dich. Amen

 

Neue Lieder  56

Ich sing dir mein Lied, in ihm klingt mein Leben.

Die Töne, den Klang hast du mir gegeben

von Wachsen und Werden, von Himmel und Erde,

du Quelle des Lebens, dir sing ich mein Lied.

 

Ich sing dir mein Lied, in ihm klingt mein Leben.

Die Töne den Klang hast du mir gegeben

von Zeichen der Hoffnung auf steinigen Wegen

du Zukunft des Lebens. Dir sing ich mein Lied.

 

Ps 8 von Huub Osterhuis übertragen W 902.2

Unmöglicher Name, unnennbar, wer?

Tief oder hoch, in welchem Erdenwinkel, wer?

Himmel, majestätischer Mantel,

funkelnde Myriaden – wer?

Der aus dem Mund von Kindern

eine Kraft aufbaut, eine Burg aus Liedern,

wo sie ihren Schändern entkommen, der.

Wenn ich den Himmel anschau,

Mond, Sonne, Sterne, dort geformt:

Wer sind wir dann,

dass an uns gedacht werden sollte,

Mensch, wer bist du, dass du gewusst wirst?

Göttertöchter sind wir und –söhne,

gekrönt mit unsichtbaren Kronen,

in verfeinerte Körper gekleidet.

Und die ganze Erde ausgelegt zu unseren Füßen,

bis in die fernsten Fernen,

dass wir sie behüten.

Herden von Schafen, Mengen von Vieh

mit den Tieren der Wildnis zusammen,

Vögel entlang der Himmelsbahnen,

Fische, flitzend entlang der Meerespfade.

Unmöglicher Name, unnennbar, du, wer du,

tief oder hoch, in welchem Erdenwinkel, du,

wer du?

 

EG 351,7

Sein Geist wohnt mir im Herzen,

regiert mir meinen Sinn,

vertreibet Sorg und Schmerzen,

nimmt allen Kummer hin,

gibt Segen und Gedeihen

dem, was er in mir schafft,

hilft mir das Abba schreien

aus aller meiner Kraft.

 

Ich betrachte das Bild von Franz Schuck.

Hans Dulfer spielt Saxophon im Alto-Jazzcafé in Amsterdam. Über viele Jahre hat Franz Schuck ihn immer wieder dort gezeichnet und gemalt, hat seine Energie gespürt und sich inspirieren lassen.

Hans Dulfer steht leicht vorgebeugt im Licht.

Seine Augen sind geschlossen. Als würde er selbst lauschen, den Tönen, die zu ihm kommen und durch ihn erklingen. Versunken in sein Spiel, ganz gegenwärtig und doch erhoben, entrückt, erfüllt.

Ein glücklicher Moment, für ihn, für seine Zuhörer, für den Maler. Er erfasst die Spannung der Melodie,

die Kraft des Rhythmus. Frei entfaltet er sein Spiel, wagt eine Wendung, genießt diesen Moment.

Für den Musiker, den Künstler und auch für uns:

Was für ein Glück, wenn wir ganz bei uns sind,

in unserem Tun aufgehen, uns ganz hineingeben,

und wenn gelingt, was wir tun. Ein Funke springt in solchen Momenten über, etwas, das uns berührt, weil es stimmt. Etwas wie eine Antwort, auf die wir gewartet haben. Ein Bild, ein Klang, ein Wort, das in uns wiederklingt und uns öffnet.

 

 

Liebe Gemeinde, mein Predigttext für heute ist  nur ein Wort. Noch dazu ist es ein seltenes Wort. Zweimal verwendet es Paulus im 2. Korintherbrief und noch einmal einer seiner Schüler im Brief an die Epheser. Für mich ist es ein Schlüsselwort um zu verstehen, das Kunstwerk zu verstehen, mich selbst vor Gott zu verstehen und auch ein wenig diese verrückte Zeit zu verstehen.

Das Wort heißt griechisch Arrabon, ein Lehnwort aus semitischem Ursprung. Luther übersetzt es mit „Unterpfand“, die Zürcher Übersetzung sagt „erster Anteil“ dazu, andere nennen es „Anzahlung“.

Den Heiligen Geist gibt uns Gott als Anzahlung, als Unterpfand, als ersten Anteil dessen, was er uns noch geben wird.

Ein Unterpfand ist mehr als schöne Worte. Da haben wir schon richtig etwas in der Hand. Wir werden nicht vertröstet. Trotz gegenteiliger Vermutung wirkt der Geist leibhaftig. Er gibt uns etwas zu sehen, zu hören, zu schmecken und zu spüren. Der glückliche Moment, wenn die Musik den Künstler und alle anderen ergreift, bewegt, rührt. Der glückliche Moment des Gelingens in der Kunst, aber längst nicht nur dort. Auch wenn z.B. ein festliches Essen für alle ein Genuss ist, oder wenn wir einander im Gespräch besser verstehen, wenn eine Ärztin, ein Vater, eine Technikerin oder ein Lehrer erleben darf: „Jetzt bin ich auf dem richtigen Weg. Jetzt kommen wir weiter. Jetzt entsteht etwas Gutes.“ Ich glaube, das kann jede und jeder von uns vielfältig erleben. Der Heilige Geist ist ein Künstler und er wirkt in uns und durch uns. Wir erleben, und wir schaffen sogar, Momente des Gelingens, der Erfüllung, des Gültigen. Wir sind Schaffende und Beschenkte. Das, was geschieht, weist zugleich über diesen Moment hinaus. Gott schenkt uns den Geist als Unterpfand, ersten Anteil, Anzahlung für das, was er uns noch geben wird.

Gott hat in unsere Herzen als Unterpfand den Geist gegeben, schreibt Paulus (2.Kor 1,22). Der Geist wirkt dort, wo wir ganz bei unserer Sache sind. Mit halbem Herzen geht es nicht ein gutes Bild zu malen oder ein Haus zu bauen oder ein Kind zu erziehen oder ein Land gut zu regieren. Der Geist ist ein Überzeugungs-täter. Ich weiß nicht, welche Überzeugung Hans Dulfer oder Franz Schuck bewegt. Ich möchte sie keines-wegs christlich vereinnahmen. Die Gabe aber, dass uns etwas Schönes oder etwas Gültiges gelingt, die haben wir von Gott.   So könnte auch das Tun eines erklärt Ungläubigen „geistlich“ sein, auf Größeres, auf Wahrheit und letztlich auf Gott hinweisen. Der Geist kann auch wirksam sein in Menschen, die nichts von ihm wissen.

Als Unterpfand hat Gott den Geist in unsere Herzen gegeben. Noch viel mehr sollen wir bekommen. Was wir von Gott bekommen sollen – darum bitten wir Christen im Vaterunser mit den Worten dein Reich komme! Gottes Reich, Frieden, Gerechtigkeit, Leben in Fülle – das erschließt sich für Christen durch Jesus Christus. Jesus redet auch von Himmelreich. Ein Unterpfand für den Himmel,  eine Erfahrung, die mehr verspricht, ein himmlisches Mehr verspricht.

So verstehe ich das Arrabon, das Unterpfand, also z.B. den geglückten Moment. Andere werden nicht von Himmel reden. Sie erleben es ganz ohne an Gott zu denken.  Weil der Geist in und durch uns Menschen wirkt, ist er durchaus auch so ganz menschlich zu verstehen.

Immer aber ist da eine Spannung zwischen dem, was wir schon jetzt glücklich erleben, und dem, was noch nicht ist, wonach wir uns sehnen. Wir erleben einen Moment des Gelingens und kurze Zeit danach entzieht sich uns das wieder. Wir verstehen einander und sind beglückt, aber in den Mühen des Alltags nutzt sich das ab und die Konflikte tauchen wieder auf. Wir schaffen etwas Gutes und leiden darunter, wie andere es abwerten und kaputt machen. Wir bekommen das Unterpfand und erleben doch, wie bruchstückhaft unsere Existenz oft ist. Paulus schreibt: wir haben den Geist und doch seufzen wir und leiden unter der Vergänglichkeit und der noch nicht erfüllten Hoffnung. (Röm 8,23)

Der Geist als Unterpfand und erster Anteil schenkt Glück und Sehnsucht, beides. Das Unterpfand ist nur ein Teil, ein Fragment, unvollkommen. Uns gelingt etwas, aber es bleibt nur ein Anfang. Scheitern und Verletzlichkeit gehören zu unserem Leben. Der Geist wirkt durch uns, so unvollkommen und fragmentarisch, wie wir eben sind.

„Immerhin: schon besitzen wir in dem, was wir jetzt und hier sind und haben, im Sein und Wirken des Geistes in uns eine Anzahlung … des uns als … Kinder Gottes bestimmten und zugesicherten Ganzen dieses unseres künftigen Eigentums.“ So schreibt Karl Barth (Kirchliche Dogmatik  IV,1,364)

Der Geist entfacht eine wunderbare Hoffnung:   Ein Stückchen Himmel dürfen wir erleben, sehen, hören, spüren. Wie schön wird erst das Ganze sein!

Amen

 

Ich möchte auf die drei Steine auf dem Altar mit den Namen hinweisen. Mit den Konfirmanden haben wir sie zum Denkmal am Steinernen Weg gebracht. Vor drei Tagen jährte sich zum 80. Mal die Verschleppung der badischen Juden in das Lager Gurs in Südfrank-reich. Aus unserer Stadt wurden Bertha Dreyfuß, Ludwig Dreyfuß und Sofie Eppstein deportiert.

 

Du, unser Gott, von Schuld und von Bösem ist unsere Welt gezeichnet. Das Unrecht, das vor 80 Jahren auch in Kenzingen geschah, erschüttert uns heute noch. Terror und Gewalt erschrecken uns.

Wir bitten dich für alle, die heute von Leid getroffen sind. Wir bitten um Versöhnung und Umkehr. Dein Reich komme.

Wir bitten für die, die sich einsetzen gegen Hass und Hetze, die Menschen schützen und das Recht bewahren. Gib ihnen Mut und Kraft. Stärke die, die sich um Verstän-digung bemühen. Dein Reich komme.

Hab Dank für das, was dein Geist in und durch uns wirkt, für alles Schöne, was uns gelingt, für Verstehen und Gemeinschaft, für Zeichen des Frieden und der Gerechtigkeit unter uns. Gib uns Augen und Ohren und Sinn für das Besondere, das Freude und Hoffnung in uns entfacht. Dein Reich komme.

 

Vaterunser

 

EG 351,13

Mein Herze geht in Sprüngen

und kann nicht traurig sein,

ist voller Freud und Singen,

sieht lauter Sonnenschein.

Die Sonne, die mir lachet,

ist mein Herr Jesus Christ;

das, was mich singen machet,

ist, was im Himmel ist.

 

 

Gott, segne und behüte uns.

Lass dein Angesicht leuchten über uns

und sei uns gnädig.

Hebe dein Angesicht über uns

und schenke uns Frieden.

Amen.