Hausgottesdienst 30.01.2022

 

Letzter Sonntag nach Epiphanias, 30.1.2022

Dieser Gottesdienst wurde von der Pfrin. Anne Lepper in Freiamt vorbereitet.  

Glockengeläut
Schön, dass Sie unseren Hausgottesdienst mitfeiern. Sie sind bei sich zuhause und doch verbunden mit Gott und vielen Menschen. Zünden Sie eine Kerze an. Stille.

Liturgischer Gruß
Die Gnade unsers Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeindschaft des heiligen Geistes sei mit euch allen. Amen

Psalm 85: EG 751

Eingangsgebet:
Aus deinem Reichtung, aus deinem Glanz, aus deiner Ewigkeit, Herr, kommst du zu mir. Du kennst meine Gedanken, du weisst, wie es mir geht. Du stehst vor mir, dass ich mich in dir erkennen kann. Heute morgen fragst du mich, ob ich ein Licht sein will, ob ich mich verwandeln lassen will, ob ich ein Licht sein kann, das in dukler Zeit leuchtet. Ich will, Herr, komm zu mir. Amen

Lied EG 450, 1-3 Morgenglanz der Ewigkeit https://www.youtube.com/watch?v=3F-5pQEBjzE

Lesung aus 2. Mose, 34, 29-35
Als nun Mose vom Berge Sinai herabstieg, hatte er die zwei Tafeln des Gesetzes in seiner Hand und wusste nicht, dass die Haut seines Angesichts glänzte, weil er mit Gott geredet hatte. 30 Als aber Aaron und alle Israeliten sahen, dass die Haut seines Angesichts glänzte, fürchteten sie sich, ihm zu nahen. 31 Da rief sie Mose, und sie wandten sich wieder zu ihm, Aaron und alle Obersten der Gemeinde, und er redete mit ihnen. 32 Danach nahten sich ihm auch alle Israeliten. Und er gebot ihnen alles, was der HERR mit ihm geredet hatte auf dem Berge Sinai. 33 Und als er dies alles mit ihnen geredet hatte, legte er eine Decke auf sein Angesicht. 34 Und wenn er hineinging vor den HERRN, mit ihm zu reden, tat er die Decke ab, bis er wieder herausging. Und wenn er herauskam und zu den Israeliten redete, was ihm geboten war, 35 sahen die Israeliten, wie die Haut seines Angesichts glänzte. Dann tat er die Decke auf sein Angesicht, bis er wieder hineinging, mit ihm zu reden.

Predigt:

Wie kann man Gott sehen? Wie kann man den Eindruck haben, dass Gott tatsächlich in unserem Leben präsent ist? Es ist eine Frage, die uns, glaube ich, immer wieder beschäftigt. Wenn wir sagen: ja, ich glaube an Gott, gibt es trotzdem Momente, wo man sich fragt: existiert er wirklich? Täusche ich mich nicht? Neulich führte ich eine Diskussion mit jemanden über die Frage, ab wann man sagen kann, dass es Menschen auf der Welt gab. Und da erklärte ich, dass es Menschen auf der Erde gibt, seitdem es  Gräber gibt, wo die Verstorbenen mit ihren Waffen oder anderen nützlichen Utenselien begraben worden sind. Da haben sich die Menschen damals gesagt, wir geben unserem Verstorbenen Sachen, die ihm in die andere Welt, in das andere Leben hilfreich werden können. Daraus können wir verstehen, dass diese Menschen sich gesagt haben, geglaubt haben, dass es ein anderes Leben nach dem Tod gibt. Und wenn man glaubt, dass es ein anderes Leben nach dem Tod gibt, dann glaubt man, dass es irgendeinen Gott gibt. Nach dieser Diskussion habe ich weiter überlegt: der Gott, an den die Menschen damals geglaubt haben, war nicht unser Gott. Aus der religiösen Geschichte wissen wir, dass die Menschen erstmal Götter aus der Natur angebetet haben, wie ein Kalb z.B. Im Alten Testamen sehen wir viele Spuren von dieser Frage: wer ist der wahre Gott? Die Götter haben Krieg miteinander geführt, die Menschen haben Krieg miteinander geführt und es war klar, wenn die Menschen gewinnen, dann gewinnen auch ihre Götter und dann sind es diese Götter, die die wahren Götter sind. Wie kann ich aber wisser, wer der wahre Gott ist?

Diese Frage durchdringt unseren Predigttext heute. Wir können diesen Text nicht verstehen, wenn wir ihn aus seinem Kontext nehmen. In diesem Text bekommt Mose zum 2. Mal die Gesetztafel. Als er sie zum ersten Mal bekommen hatte, war er 40 Tage und Nächte auf dem Sinai verschwunden. Es gab Leute im Volk, die fest an Gott geglaubt haben und die Geduld hatten. Sie wurden von ihrem Glauben getragen und haben nicht gedacht, dass Gott oder Mose sie verlassen hat. Aber es gab auch viele Menschen, die an Gott zwar glaubten, aber nicht so fest, dass sie ohne jegliches Zeichen von Gott leben konnten. Ich würde sagen, wie die meisten von uns heute. Wir brauchen regelmässig Zeichen, dass Gott tatsächlich existiert, um weiter an ihn zu glauben. Das ist nicht einfach. Daher meine Frage am Anfang der Predigt: wie kann man Gott sehen? Diese Menschen damals sind durch die lange Abwesenheit Moses unsicher geworden. Als sie gesehen haben, dass Mose so lange weg ist, haben sie seinem Bruden Aron gesagt: “Auf, mache uns Götter, die vor uns hergehen! Denn wir wissen nicht, was diesem Mann Mose widerfahren ist, der uns aus Ägyptenland geführt hat.” (2. Mose 32, 1b) Und da haben sie dieses Kalb aus Gold bekommen, das sie gesehen haben: er war vor ihnen, sie wussten, da ist ein Gott mit ihnen!

Alles hat sich aber geändert, als Mose zum zweiten Mal auf den Sinai hochging und vor allem runterging. Denn als er wieder kam, leuchtete sein Gesicht. Als die Menschen Mose sahen, fürchteten sie sich. Sie fürchteten sich, weil sie den Glanz Gottes erkannt hatten und sie wussten, niemand kann Gott sehen, ausser er sterbe. Aber sie sahen sein Angesicht glänzen und wussten: sie sehen Gott, sie sehen das Licht Gottes. Ab da wussten sie, dass Gott tatsächlich mit ihnen in dieser Wüste war, wo es so schwierig war zu überleben. Durch den Glanz auf dem Gesicht Moses wussten sie das. Der Glanz, das Licht, bezeichnet Gott und seine Anwesenheit.

Meine Frage heute lautet: wie kann man Gott sehen? Die Antwort heißt: in dem Glanz, den wir in Gesichter sehen. Warum ist Mutter Teresa so wichtig für viele Menschen? Weil ihr Gesicht von der Anwesenheit Gottes glänzt. Aber, es gibt nicht nur Mutter Teresa, die so glänzt, zum Glück. Ihr habt vielleicht schon alte Menschen gesehen, die so glänzen. Weil sie so nah am Sterben sind, also so nah am Gott. Oder weil sie so an Gott glauben und sich mit ihm in ihren alten Tagen beschäftigen. Ihr habt vielleicht auch das Gesischt einer Krankenschwester in der Nacht glänzen sehen, wenn sie sich um Euch kümmert, wenn sie Euch beruhigt und hilft. Oder das Gesicht eines Freundes, der Euch plötzlich und unerwartet geholfen hat. Menschen wie Mose oder Mutter Teresa, die so nah an Gott sind, dass sie hell und klar glänzen, gibt es wenige. Man erinnert sich an sie sehr lange. Aber es gibt auch Menschen, die glänzen, wenn sie helfen, wenn sie da sind, wenn sie zuhören. Man nennt sie manchmal Engel, weil man den Eindruck gehabt hat, dass Gott durch sie da war.

Und wer weiss: manchmal glänzen wir selber, wenn wir so nah an Gott sind, wenn wir anderen helfen.

Amen

Lied NL 147 Gottes Wort ist wie Licht in der Nacht https://www.youtube.com/watch?v=-g6iXPv8dgc

Fürbittengebet
Lebendiger Gott, wir brauchen deine Präsenz in unserer Welt. Wir brauchen Menschen, die uns deine Präsenz zeigen.
Wir bitten dich für alle Menschen, die andere Menschen helfen, in den Krankenhäusern, zu Hause, in der Schule, bei der Arbeit: dass sie immer wieder Kraft tanken können.
Wir bitten dich für alle Menschen, die Hilfe brauchen und bekommen: dass sie dich in ihren Helfenden sehen.
Wir bitten dich für alle Menschen, die Hilfe brauchen und sie nicht bekommen: schicke bitte Menschen zu ihnen, die ihnen helfen und ihnen damit zeigen, dass du bei ihnen bist und dass du sie nicht vergisst. Wir beten zu dir als unserem Vater. Vater unser…

Segen
Gott, segne und behüte uns. Lass dein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig. Erhebe dein Angesicht auf uns und schenke uns Frieden. Amen.

Bleiben Sie behütet und gesund! Bis zum nächsten Hausgottesdienst am kommenden Sonntag, dem 4. Sonntag vor der Passionszeit.