Alle Beiträge von Liane Tritschler

Hausgottesdienst Ostern

Schön, dass Sie einen Hausgottesdienst feiern wollen – allein bei Ihnen zuhause und doch verbunden mit Gott und vielen
Menschen.

Glockengeläut
Öffnen Sie doch das Fenster, Vielleicht hören Sie die Glocken läuten.

Votum
Am Anfang, ganz am Anfang von allem sprach Gott: Es werde Licht! Und es ward Licht. Am Ende der Todesnacht, am Ostermorgen sprach Gott: Es werde Licht! Und es ward Licht. Und wie er einst sprechen wird am Ende von allem, so spricht er heute: Es werde Licht! Und es ward Licht. (Kerze anzünden) Der Herr ist auferstanden. Er ist wahrhaftig auferstanden. Halleluja. Ostern heißt: Wir feiern miteinander den Sieg Gottes über den Tod, über Feindschaft und Hass. Wir feiern den Sieg des Lebens! Wir feiern in deinem Namen Gottesdienst. Im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Gebet
Herr, schenke deine Osterfreude den Weinenden und den von Gewalt traumatisierten. Herr, schenke deinen Osterfrieden
den Verzweifelten und den Zerstrittenen. Herr, schenke dein Osterleben den Erstarrten und den Niedergeschlagenen. Herr,
schenke dein Osterheil den Verwundeten und den Verneinten. Herr, schenke die Osterliebe den Hassenden und den Sehnsüchtigen. Herr, schenke deinen Osterglauben den Reformierenden und den Wegweisenden. Herr, schenke dein Osterlicht den Toten und den Lebenden. Amen.

Lesung aus Markus 16, 1-8 (Gute Nachricht)
Am Abend, als der Sabbat vorbei war, kauften Maria aus Magdala und Maria, die Mutter von Jakobus, und Salome wohlriechende Öle, um den Toten damit zu salben. Ganz früh am Sonntagmorgen, als die Sonne gerade aufging, kamen sie zum Grab. Unterwegs hatten sie noch zueinander gesagt: »Wer wird uns den Stein vom Grabeingang wegrollen?« Denn der Stein war sehr groß. Aber als sie hinsahen, bemerkten sie, dass er schon weggerollt worden war. Sie gingen in die Grabkammer hinein und sahen dort auf der rechten Seite einen jungen Mann in einem weißen Gewand sitzen. Sie erschraken sehr. Er aber sagte zu ihnen: »Habt keine Angst! Ihr sucht Jesus aus Nazaret, der ans Kreuz genagelt wurde. Er ist nicht hier; Gott hat ihn vom Tod auferweckt! Hier seht ihr die Stelle, wo sie ihn hingelegt hatten. Und nun geht und sagt seinen Jüngern, vor allem Petrus: ›Er geht euch nach Galiläa voraus. Dort werdet ihr ihn sehen, genau wie er es euch gesagt hat.‹« Da verließen die Frauen die Grabkammer und flohen. Sie zitterten vor Entsetzen und sagten niemand ein Wort. Solche Angst hatten sie. Stille.

Liedvorschlag EG 99 „Christ ist erstanden“

Predigt (von Pfr. Marco Rückert, Sexau)
Worum geht es zu Ostern? Einer der 1. Klässler sagte im Reli-Unterricht: „Ich glaube, da ist irgend so ein Hase geboren.“ Andere ergänzten: „An Ostern ist Jesus geboren“ und schließlich einigten sich die Schüler darauf, dass an Ostern der Osterhase Eier versteckt. Mir standen spätestens jetzt alle, aber auch wirklich alle Haare zu Berge. Hatte ich doch mit viel Liebe vor drei Monaten die Weihnachtsgeschichte erzählt. Und dann das: „An Ostern ist Jesus geboren und der Hase hoppelt lustig über die Wiese.“
Ganz anders waren die Kenntnisse von Philipp. Philipp war ein kleiner Junge mit Downsyndrom, der in seiner Klasse immer ein bisschen gehänselt wurde. In der Osterzeit schickte die Lehrerin die Kinder nach draußen. Jedes Kind bekam einen kleines Plastik-Ei verbunden mit der Aufgabe, in der Natur irgendetwas zu suchen, was zu Ostern, zum neuen Leben im Frühling passt und in dieses Ei zu packen. Die Kinder strömten nach draußen, auch Philipp. Nach einiger Zeit kehrten sie zurück und stellten stolz ihre kleinen Behälter auf den Tisch der Lehrerin. Einen nach dem anderen öffnete sie und zeigte der Klasse, was darinnen war. Es gab Blumen, Blätter, einen Schmetterling. Die Klasse kommentierte alles mit
lauten „Ah’s“ und „Oh’s“. Da wurde ein kleines Ei geöffnet – leer, nichts drin, gar nichts. Das ist nicht fair, riefen die Kinder, einer hat seine Aufgabe nicht erfüllt. „Das ist mein Ei“, rief Philipp. „Oh nein“, stöhnten die anderen, „typisch Philipp, du kannst aber auch nichts richtig machen.“ „Nein“, sagte Philipp, „das stimmt nicht. Ich habe es so gemacht, wie es war. Es war doch leer. Das Grab war leer.“ Von da an hörten die Kinder auf Philipp zu ärgern. Ein paar Wochen später
wurde er krank. Philipp starb an einer Infektion, die andere Kinder sicher überlebt hätten. Er nicht. Zur Beerdigung kamen alle Kinder der Klasse; statt Blumen brachte jedes einen kleinen eiförmigen Behälter mit – einen leeren kleinen eiförmigen Behälter. Das war Philipps Osterpredigt. Er hatte es verstanden. Was ist Ostern? Das Grab war leer. Der ans Kreuz Genagelte lebt. Jesus ist auferstanden. Darum feiern wir heute.
Wie steht es mit Deiner Osterhoffnung? Worauf hoffst Du? Und wie weit reicht Deine Hoffnung? Es ist ein großer Unterschied, ob wir auf etwas oder auf jemanden hoffen. Auf etwas hoffen heißt: Wir hoffen auf einen schönen Frühling? Auf eine Gehaltserhöhung? Wir hoffen auf einen Neuanfang in unserer Ehe? Auf ein Kind? Darauf, dass es gut wird mit unseren Kindern? Oder doch zumindest besser? Wir hoffen auf Erfolg, Zuneigung, Sicherheit? Manchmal geht es in
unserer Hoffnung um Leben und Tod: Dann hoffen wir, dass es nicht Krebs ist, nicht Demenz, nicht Parkinson. Das Problem ist, dass es doch irgendwann irgendetwas davon ist. Das Problem ist, dass unsere Hoffnung ganz gewiss irgendwann enttäuscht wird. Dann lassen wir die Hoffnungen schrumpfen: Noch einmal ein Frühjahr erleben, eine Zeit ohne Schmerz, ein Fest in der Familie. Kleine Hoffnungen, wenn die großen nicht mehr erfüllt werden. Denn dieses Leben erfüllt unsere großen Hoffnungen immer nur vielleicht, und dann sehr bedingt und stets nur auf Zeit. Gut, dass es Hoffnungsbilder gegen den Tod gibt. Ostern, das heißt: Neues Leben, wo man es nicht mehr erwartet hätte, aufatmen können, wo alles stickig war, lachen, wo die Traurigkeit schon gesiegt zu haben schien. Ostern heißt, mit Hoffnung und Hoffnungsbildern in den Tag und in sein Leben gehen. Die Bibel ist voll von solchen  Hoffnungsbildern, die uns durch dunkle Zeiten hindurch tragen und begleiten können, aber auch durch unsern Alltag.
Auch der Apostel Paulus wollte seinen Lesern Hoffnung schenken. Die Hoffnung nämlich, dass mit Ostern etwas entscheidendes, etwas geradezu existentielles Geschehen ist. Er schreibt: Tod, wo ist dein Sieg? Tod, wo ist dein Stachel? Gott aber sei Dank, der uns den Sieg gibt durch unseren Herrn Jesus Christus!Ich will einmal versuchen mir das ganz praktisch vorzustellen. Paulus beschreibt einen existentiellen Kampf. Es geht buchstäblich um alles! Einen Kampf gegen einen mächtigen Gegner. Vielleicht gegen den mächtigsten Gegner, den die Welt je gesehen hat. Er heißt: König Tod. An
Ostern hat Jesus diesen mächtigen König besiegt. Weil Jesus auferstanden ist, muss Seine Majestät der Tod abdanken.
Der letzte Feind, der vernichtet wird, ist der Tod. Erst wenn Seine Majestät der Tod abdankt, erst dann ist Ostern vollendet.
Sie müssen sich das wie im Kino vorstellen, wenn am Ende der Held auf den schlimmsten Schurken trifft. Spiel mir das Lied vom Tod, wird es dann zum letzten Mal heißen. Für den Tod wird es kein Happy End geben. Ich musste an dieser Stelle an eine Familie denken, deren Sohn mit 21 schwer an Krebs erkrankte. Die Metastasen haben gleich mehrere Organe befallen. Seit 1 ½ Jahren kämpft er gegen den Krebs. Die Aussichten zu überleben, waren von
Anfang an sehr schlecht. Jesus hat diese Familie durch diese Zeit hindurchgetragen. Er hat ihnen Mut und Kra ft gegeben für Reisen zu Ärzten, Kraft zu Chemo-Therapien, Kraft für Operationen. Er hat sie Rückschläge ertragen lassen. Heute sagen sie: Unser Sohn lebt schon länger als die Ärzte vorhergesagt haben. Gott sei Dank. Dem Tod ein Schnippchen geschlagen, etwas Land abgekauft. Vielleicht wird er es schaffen, vielleicht nicht.
Wer am Grab eines jungen Menschen stand, wer weinenden Eltern in die Augen sah, wer sich klar macht, wieviel Zukunft da vernichtet wird, wie bösartig der Tod Menschen auseinanderreißt, der weiß, worum es Ostern geht. Der Tod stößt uns in die Verhältnislosigkeit, er beendet jede Beziehung, reißt auseinander und macht kaputt. Er tut in allem das genaue Gegenteil von dem, was Jesus tut. Ostern ist erst am Ende, wenn der Tod am Ende ist. Der Tod kommt nicht als
Freund und er ist kein Erlöser. Wenn wir so reden, dann hat der Tod schon mitten im Leben so viel kaputt gemacht, dass wir nicht mehr dagegenhalten können. Paulus nennt ihn beim Namen: Er ist der Todfeind von uns Menschen. Am Ende geht es nur noch um ihn. Aber es ist keine Schlacht mit offenem Ausgang. Es ist ein Showdown, dessen Ende schon in einem kleinen Friedhofsgarten bei einem leeren Grab vor 2000 Jahren beschlossen wurde. Da wurde entschieden, wer siegt.
Der kleine Philipp weiß es: Das Grab ist leer. Der Tod hat sich an Jesus verschluckt. Noch kann er grausam zuschlagen, aber seine Tage sind gezählt, seine Niederlage steht fest. Am Ende ziehen wir mit Jesus in der Parade des Siegers. Ich stelle mir das gerne ganz plastisch vor. Eine Siegesparade im Himmel, Jesus geht vorneweg und wir Menschen folgen ihm nach. Alle sind sie da. Groß und Klein. Da plaudern Petrus und Paulus munter miteinander, davor sehe ich – laut singend – die vielen unschuldigen Kinder, die Opfer von Krieg und Gewalt wurden. Mutter Teresa geht da irgendwo, kaum zu sehen, weil sie fast verschwindet in der Schar der Ärmsten der Armen, die erhobenen Hauptes in der großen Parade mitmarschieren. Philipp ist mit dabei und vielleicht hält er ein kleines leeres Plastik-Ei in der Hand. Und irgendwo mittendrin wird es uns geben, werden wir auch mitziehen, hinter Jesus her, dem wir jetzt im Leben folgen, ohne ihn zu sehen, und dann werden wir ihm aus dem Tod heraus folgen und werden ihn sehen. Irgendwo wird ein Platz für uns sein. Und auch die lieben Menschen, um die wir einst getrauert haben, werden dabei sein. Das, ihr Lieben, ist Ostern! Der Herr ist auferstanden! Er lebt – und wir sollen auch leben. Das ist die Wahrheit und unsere Hoffnung. Amen.

Liedvorschlag EG 100 „Wir wollen alle fröhlich sein“

Fürbitten
Halleluja, wir leben in einer Welt des Todes, aber du bist unser Weg ins Leben, gnädiger Gott, vor dir singen wir unser Lied, vor dir werden wir still, zu dir geht unser Gebet. Halleluja, wir sind verzagt, aber du sprichst uns an, lebendiger Gott, wir greifen nach deiner Hand, hören auf dein Wort, schauen auf dich.
Halleluja, wir danken dir für das Leben Jesu, sein Zeugnis bis in den Tod, sein neues Leben im Glauben. Sein Bild leuchtet uns, seine Liebe richtet uns auf, sein Leben schenkt uns Hoffnung. Von seinem Geist erfüllt verlassen wir die Enge unserer Angst und schauen auf diese weite Welt. So bringen wir vor dich: Die Menschen, die unter Krieg und Gewalt leiden, Männer, Frauen und Kinder auf der Flucht,
alle, die verfolgt werden, weil sie für die Gerechtigkeit kämpfen, alle, die wegen ihres Glaubens bedrängt werden, die Armen und Leidtragenden, die Sanftmütigen und Barmherzigen, die reinen Herzens sind und die Friedfertigen. Du wälzt den Stein fort und machst uns frei. Vor dir sind wir nicht allein, nicht verloren in unserer Angst. Vor dir sind wir verbunden mit allen Menschen guten Willens, mit allen, die dein Geist erfüllt, mit allen, die Jesus folgen auf dem Weg ins Leben. Halleluja! Stille. Vater unser im Himmel…

Segen
Es segne und behüte uns der allmächtige und barmherzige Gott: Vater, Sohn und Heiliger Geist. Amen

Hausgottesdienst Karfreitag

Schön, dass Sie einen Hausgottesdienst feiern wollen – allein bei Ihnen zuhause und doch verbunden mit Gott und vielen Menschen.
Wir werden heute miteinander Abendmahl feiern. Nehmen Sie sich Zeit, den Tisch zu decken. Ein Stück Brot. Einen Schluck Wein,
Traubensaft oder einen Schluck von dem, was Ihnen besonders kostbar ist. Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Gottesdienst!

Ihre Pfarrerin Christina Schäfer

Glockengeläut
Zünden Sie eine Kerze an. Halten Sie einen Moment Stille.

Votum
Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Gebet

Gott, wir kommen zu dir an diesem Karfreitag. Sehen auf dein Kreuz. In ihm spiegelt sich das Kreuz so vieler Menschen,
die Gewalt leiden, sinnlose Tode sterben müssen. Am Kreuz sehen wir, wozu wir Menschen fähig sind. In der Stille bringen
wir dir das Dunkel der Welt und unser eigenes Dunkel. Wo wir schuldig geworden sind. Wofür wir uns schämen. Womit
wir alleine nicht fertig werden. – Stille – Gott, lass uns in unserem Dunkel nicht allein. Lass in uns die Hoffnung stark
werden, dass bei dir das Kreuz, die Gewalt, unser Scheitern, nie das Ende, sondern erst der Anfang ist. Versöhne uns mit
dir und mit uns selbst. Und lass in deinen Händen heilwerden, was hier zerbrochen bleibt. Amen.

Lied: O Haupt voll Blut und Wunden (EG 85,1+5)

Lesung Lk 23,32-49
Es wurden aber auch noch zwei andere Verbrecher mit ihm zur Hinrichtung geführt. Und als sie an den Ort kamen, der Schädel
genannt wird, kreuzigten sie dort ihn und die Verbrecher, einen zur Rechten, den anderen zur Linken. Jesus aber sagte: „Vater vergib
ihnen! Denn sie wissen nicht, was sie tun.“ Sie aber teilten seine Kleider unter sich und warfen das Los darüber. Und das Volk stand
und sah zu. Und die Verantwortungsträger spotteten: „Andere hat er gerettet, er soll doch sich selbst retten, wenn dieser da Christus
ist, der Auserwählte Gottes.“ Aber auch die Soldaten trieben ihr Spiel mit ihm, traten vor ihn hin, brachten ihm sauren Wein und
sagten: „Wenn du der König der Juden bist, rette dich selbst!“ Da war aber auch eine Inschrift über ihm: Dieser ist der König der
Juden.
Einer aber von den Verbrechern, die hingen, verhöhnte ihn und sagte: „Bist du nicht der Gesalbte? Rette dich selbst und uns!“ Da
antwortete der andere und hielt ihm scharf entgegen: „Fürchtest du Gott nicht einmal jetzt, wo du im selben Gericht bist? Und: Wir
sind es zurecht, denn wir bekommen, was unsere Taten wert sind. Dieser aber hat nichts Falsches getan.“ Und er sagte zu Jesus:
„Erinnere dich an mich, wenn du in dein Reich kommst!“ Und er sagte zu ihm: „Amen, dir sage ich: Heute wirst du mit mir im Paradies
sein.“
Und es war schon um die sechste Stunde und Dunkelheit wurde über dem ganzen Land bis zur neunten Stunde. Und die Sonne
verdunkelte sich. Der Vorhang im Tempel aber wurde in der Mitte zerrissen. Und mit lauter Stimme rief Jesus: „Vater, in deine
Hände lege ich meinen Geist.“ Das gesagt, hauchte er den Geist aus.
Als aber der Zenturio sah, was geschah, pries er Gott und sagte: „Dieser Mensch war wirklich ein Gerechter!“ Und alle, die
zusammengekommen waren zu diesem Spektakel, und gesehen hatten, was geschehen war, schlugen sich an die Brust und gingen
nach Hause. Alle aber, die ihn kannten, standen von Ferne, auch die Frauen, die ihm aus Galiläa gefolgt waren, und sahen das.

Impuls
Besatzung. Und am Ende hängt einer am Kreuz. Nein, nicht einer. Zwei. Drei. Unzählige. Römisches Reich. Vor 2000
Jahren.
Besatzung. Und am Ende ist unser Kopf voller Bilder. Mariupol. Butscha. Kramatorsk. (Und eigentlich könnten da auch
Bilder sein aus Syrien, aus Mali, aus dem Jemen.) Nicht vor 2000 Jahren. Und nicht 1945. Heute. Menschen zermalmt von der Gewalt anderer Menschen. Menschen voller Hoffnungen und Träume. Menschen wie du und ich. Menschen wie er.
Und am Ende hängen Menschen an Kreuzen und sterben sinnlose Tode. Liegen auf Straßen, nackt und bloß.
Die Menschen sagen: Wo ist dein Gott? Und vielleicht klingt diese Frage auch in mir, in dir: Wo bist du, Gott, in diesem Leid? Kann ich die Antwort aushalten? „Am Kreuz“. Da, wo es am dunkelsten ist. In der größten Angst. Im unerträglichsten Schmerz. An der Seite derer, denen alles genommen wird. Aber wer braucht einen Gott, der wie wir am Kreuz hängt? Was kann der schon tun? Wo ist seine Macht? Warum rettet er nicht – sich selbst, uns? „Soll er sich dich retten, wenn er der Auserwählte Gottes ist!“ „Bist du nicht der Gesalbte? Rette dich selbst und uns!“ Ich glaube, das ist nicht nur Hohn.
Ich glaube, das ist eine verzweifelte Hoffnung, dass Gott Gott sein soll. Sein  Macht einsetzt und zeigt. Und ich glaube, es ist eine verzweifelte Hoffnung, weil diese Vorstellung von „Macht“ so menschlich ist. „Bist du nicht der Gesalbte? Rette dich und uns!“ Zeig deine Macht! So, wie das Römische Reich seine Macht zeigt. So, wie Putin seine Macht zeigt. Nur mehr. Nur größer. Mächtiger. Gewaltiger. Er steigt nicht herab. Er bleibt am Kreuz.
Mir ist ein Bild aus diesem Krieg tief ins Herz gedrungen. Das Bild von ukrainischen Menschen, die einem russischen Gefangenen ihr Handy gegeben haben. Um seine Mutter anzurufen. Zu sagen: Ich lebe. Es geht mir gut. Diese Menschen haben Putins Macht in einem Augenblick zerbröckeln lassen. Vor aller Augen. Trotz aller seiner Panzer, Bomben, Flieger.

Sie haben keine Macht ausgeübt. Sie haben sich angesichts   schlimmster Gewalt nicht ihre Menschlichkeit nehmen lassen.
Das war ihre Macht. Was Putin bleibt, ist nur Gewalt. Macht ist etwas ganz anderes.  Vielleicht ist sie das, Gottes Macht: Sich nicht der Mittel der „Machthaber“ zu bedienen. Noch mehr Macht, noch mehr Gewalt. Einfach der Stärkere sein. Und die anderen damit noch mehr zu Opfern zu machen. Damit die Zweiteilung der Welt akzeptieren. In die, die Macht haben und deren Opfer.
Was sich in Ohnmacht kleidet, ist viel mächtiger. Am Kreuz bezieht Gott Position. Auf Seiten der Opfer: Ich bin da, wo Menschen Gewalt erleiden. Verzweifeln. Die Hoffnung, allen Glauben verlieren. Ich stehe auf eurer Seite. Das bedeutet es, nicht vom Kreuz herabsteigen: Konsequent auf Seiten der Opfer stehen – ohne selbst zum Täter zu werden. Den Opfern Kraft geben, die Ohnmacht zu leben und zu verwandeln. Die Kraft, zu hoffen, wo Hoffnung verrückt scheint. Diese wilde Hoffnung, die Menschen treibt, einander zu helfen. So wie es Mitarbeitende der Diakonischen
Initiative in Hügelheim gemacht haben. Sie haben einen Hilferuf aus der Ukraine bekommen. Menschen mit Beeinträchtigung und ihre Familie schafften es nicht über die Grenze nach Polen. Innerhalb weniger Stunden haben sie beschlossen, einfach loszufahren, ins Ungewisse und die Menschen zu holen. Über 20 Stunden sind sie durchgefahren. Ohne zu wissen, was sie erwartet, wie sie alle unterbringen sollen, ob die Finanzierung steht. Haben in Polen Menschen und auch ihre Haustriere eingeladen, sind weitergefahren, haben von unterwegs pausenlos Hindernisse aus dem Weg geschafft, Unterkünfte und Hilfsmittel organisiert, Gelder eingeworben. Kamen unglaublich erschöpft zurück – aber sie
haben es geschafft. Das scheinbar Unmögliche.
Ich glaube, das ist seine Macht. Neben uns zu stehen in unserer Ohnmacht, sie zu teilen und zu verwandeln. In diese
wilde, verrückte Hoffnung. Die uns am Leben hält und uns sagt: Steh auf!
Dieser Macht setzt auch unser Tod keine Grenze. Viel zu viele Menschen haben in diesem sinnlosen Krieg ihr Leben gelassen. Sind der Gewalt und der missbrauchten Macht zum Opfer gefallen.
Dazu brauchen wir den Gott am Kreuz. Der so ganz anders ist als alle unsre Macht. Und das werden wir in drei Tagen, an Ostern feiern: Er steht auf und an unserer Seite. Und er bleibt dort – bis zuletzt. Er ist der, der mich selbst im Tod nicht verlässt. Und dann noch einmal sagen wird: Steh auf.
Amen.

Lied: Verraten, verspottet (NL 203,1-4)
Abendmahl

Sprechen Sie leise für sich oder laut miteinander die Einsetzungsworte zum Abendmahl.
Unser Herr Jesus Christus, in der Nacht, als er verraten wurde, nahm er das Brot, dankte und brachs und gabs seinen Jüngern und sprach: Nehmt hin und esst: Das ist mein Leib, der für euch gegeben wird; solches tut zu meinem Gedächtnis.
Ebenso nahm er auch den Kelch nach dem Abendmahl, dankte und gab ihnen den und sprach:
Nehmt hin und trinket alle daraus: Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut, das für euch vergossen wird zur Vergebung der Sünden; solches tut, so oft ihrs trinket, zu meinem Gedächtnis.
Miteinander beten wir als Tischgebet das Vater unser.

Vaterunser
Sie haben Brot und Wein oder Saft bereitgestellt. Wenn Sie mit mehreren am Tisch sitzen, reichen Sie sich das Brot zu
den Worten „Das Brot des Lebens – für dich“ und den Wein mit den Worten „Der Kelch des Heils – für dich“.
Wenn Sie – wie viele von uns – allein am Tisch sitzen, spreche ich Ihnen diese Worte jetzt zu:
Es ist alles bereit. Schmeckt und seht, wie freundlich der Herr ist!
Nimm das Brot des Lebens – für dich. Nimm den Kelch des Heils – für dich. Das stärke und bewahre dich im Glauben zum ewigen Leben.

Fürbittengebet  Wir beten für uns und für die Welt:
Gott, sei da in dieser kriegsdurchfurchten Zeit. Sei da in den Liedern, die Menschen gegen die Angst singen. In Bunkern, in Flüchtlingsunterkünften, an der Front. Sei da in den Gebeten, die Menschen füreinander sprechen. Mütter mit ihren Kindern, für die Väter, für die Verwundeten, und die, die trauern. Sei da an den Orten, wo Menschen verwundet und getötet werden. Lass niemanden allein. Auch nicht in seiner letzten Minute. Sei da bei den politisch Verantwortlichen.
Bei denen, die sich gegen den Krieg stemmen, und bei denen, die es in der Hand haben, die Waffen niederzulegen. Sei du der Mut, den es dazu braucht. Und die Mitmenschlichkeit. Sei du bei uns, wenn wir beten, wenn wir versuchen zu helfen. Sei der Blick, der uns sehen lässt, was gerade gebraucht wird. Und der Funke Hoffnung, der uns trägt, Halt gibt und weitermachen lässt. Du bist das Licht der Welt, vertreib unser Dunkel. Amen.

Lied: Holz auf Jesu Schulter (EG 97,1-6)

Segen
Der Herr segne und behüte uns. Er lasse sein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig, er erhebe sein Angesicht
auf uns und schenke uns Frieden. Amen.
Auf Wiedersehen bis zum nächsten Hausgottesdienst am Ostersonntag.

Hausgottesdienst Palmsonntag

Schön, dass Sie einen Hausgottesdienst feiern wollen. Sie sind bei sich Zuhause und doch verbunden mit Gott und vielen
Menschen. Es gibt Momente, in denen ist nichts, wie es scheint: Grenzmomente. Erst im Nachhinein deute ich die Zeichen
richtig. Der Palmsonntag führt in eine solche Grenzzeit hinein: Die Hände, die eben noch Palmzweige schwingen, sind
schon zu Fäusten geballt. Das „Hosianna“ wird zum gellenden „Kreuzige“-Ruf, fröhliche Gesichter erstarren zu Fratzen.
Wenn Erwartungen enttäuscht werden, kann die Anhänglichkeit ins Gegenteil umschlagen. Mit dem heutigen Sonntag beginnt die Karwoche. Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Gottesdienst. Ihre Pfarrerin Anja Bremer (Riegel-Endingen)

Glockengeläut Zünden Sie eine Kerze an. Stille.

Im Namen Gottes, des Vaters, des Sohnes, des Heiligen Geistes. Amen.

Lied: Wie soll ich dich empfangen (EG 11, 1-4)
1. Wie soll ich dich empfangen und wie begegn ich dir, o aller Welt Verlangen, o meiner Seele Zier?
O Jesu, Jesu, setze mir selbst die Fackel bei, damit, was dich ergötze, mir kund und wissend sei.
2. Dein Zion streut dir Palmen und grüne Zweige hin, und ich will dir in Psalmen ermuntern meinen Sinn. Mein Herze soll dir grünen in stetem Lob und Preis und deinem Namen dienen, so gut es kann
und weiß.
3. Was hast du unterlassen zu meinem Trost und Freud, als Leib und Seele saßen in ihrem größten Leid? Als mir das Reich genommen, da Fried und Freude lacht, da bist du, mein Heil, kommen und hast mich froh gemacht.
4. Ich lag in schweren Banden, du kommst und machst mich los; ich stand in Spott und Schanden, du kommst und machst mich groß und hebst mich hoch zu Ehren und schenkst mir großes Gut, dass sich nicht lässt verzehren, wie irdisch Reichtum tut. (T: Paul Gerhardt 1653; M: Johann Crüger 1653)

Gebet
Du kommst ganz anders zu den Menschen, Gott, als ich dachte. In einem unscheinbaren Gewand, auf einem Esel, nicht hoch zu Ross oder mit Prunk und Protz auf dem roten Teppich. Vielleicht kommst du auch ganz anders zu mir, als ich es mir wünsche, enttäuschst meine Hoffnungen und Träume… Will ich mich dir öffnen? Will ich dich empfangen? Will ich dir das Hosianna singen, nicht nur heute, sondern auch morgen? Ich bitte dich, lass mich nicht allein mit meinem Fragen; mach mich bereit für dein Kommen. Amen.

Lesung: Johannes 12,12-19
Als am nächsten Tag die große Menge, die aufs Fest gekommen war, hörte, dass Jesus nach Jerusalem kommen werde, nahmen sie Palmzweige und gingen hinaus ihm entgegen und schrien: Hosianna! Gelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn, der König von Israel! Jesus aber fand einen jungen Esel und setzte sich darauf, wie geschrieben steht (Sach 9,9): »Fürchte dich nicht, du Tochter Zion! Siehe, dein König kommt und reitet auf einem Eselsfüllen.« Das verstanden seine Jünger zuerst nicht; doch als Jesus verherrlicht war, da dachten sie daran, dass dies von ihm geschrieben stand und
man so an ihm getan hatte. Die Menge aber, die bei ihm war, als er Lazarus aus dem Grabe rief und von den Toten auferweckte, bezeugte die Tat. Darum ging ihm auch die Menge entgegen, weil sie hörte, er habe dieses Zeichen getan. Die Pharisäer aber sprachen untereinander: Ihr seht, dass ihr nichts ausrichtet; siehe, alle Welt läuft ihm nach.

Meditation zum Lesungstext
Liebe Leserin, lieber Leser, der rote Teppich, kreischende Menschenmengen, flirrende Luft… nur der Star ist anders, als
man es kennt. Jesus kommt auf einem Esel. Ein sanftmütiger König ohne Glitzer und Tamtam. Trotzdem jubeln die Menschen ihm mit Palmwedeln zu, empfangen ihn wie einen König… Wie ein König wird Jesus am Palmsonntag empfangen, wenige Tage später ist er tot. Wie soll ich dich empfangen? Wie können wir Gott empfangen? An Ostern? Jeden Tag? Wenn das Hosianna verstummt? In guten und schlechten Zeiten?  „Himmelhoch jauchzend, zum Tode betrübt“, beide Gefühle gehören zum Palmsonntag.
Die Textcollage (nach einer Idee von Vera Lindemann & Tilmann Präckel) von Psalm 69 und einem Gedicht von Dietrich Bonhoeffer geht dem Gefühl dieses Sonntags nach:

Hosianna! O HERR, hilf! O HERR, lass wohlgelingen! Gelobt sei, der da kommt im Namen des HERRN!
Gott, deine Hilfe schütze mich! Ich will den Namen Gottes loben mit einem Lied und will ihn hoch ehren mit Dank.
Wer bin ich? Sie sagen mir oft, ich träte aus meiner Zelle gelassen und heiter und fest, wie ein Gutsherr aus seinem Schloss. Wer bin ich? Sie sagen mir oft, ich spräche mit meinen Bewachern frei und freundlich und klar, als hätte ich zu gebieten. Wer bin ich? Sie sagen mir auch, ich trüge die Tage des Unglücks gleichmütig lächelnd
und stolz, wie einer, der Siegen gewohnt ist.
Gott, hilf mir! Denn das Wasser geht mir bis an die Kehle.
Ich versinke in tiefem Schlamm, wo kein Grund ist;
ich bin in tiefe Wasser geraten und die Flut will mich ersäufen.
Ich habe mich müde geschrien, mein Hals ist heiser.
Meine Augen sind trübe geworden, weil ich so lange harren muss auf meinen Gott.
Bin ich das wirklich, was andere von mir sagen? Oder bin ich nur das, was ich selbst von mir weiß? Unruhig, sehnsüchtig, krank, wie ein Vogel im Käfig, ringend nach Lebensatem, als würgte mir einer die Kehle, hungernd nach Farben, nach Blumen, nach Vogelstimmen, dürstend nach guten Worten, nach menschlicher Nähe, zitternd
vor Zorn über Willkür und kleinlichste Kränkung, umgetrieben vom Warten auf große Dinge, ohnmächtig bangend um Freunde in endloser Ferne, müde und leer zum Beten, zum Denken, zum Schaffen, matt und bereit, von allem Abschied zu nehmen?
Denn um deinetwillen trage ich Schmach, mein Angesicht ist voller Schande. Ich bin fremd geworden meinen Brüdern und unbekannt den Kindern meiner Mutter: Ich aber bete zu dir, HERR, zur Zeit der Gnade; Gott, nach deiner großen Güte erhöre mich mit deiner treuen Hilfe. Erhöre mich, HERR, denn deine Güte ist tröstlich; wende dich zu mir nach deiner großen Barmherzigkeit. Nahe dich zu meiner Seele und erlöse sie, erlöse mich um meiner Feinde willen.
Wer bin ich? Der oder jener? Bin ich denn heute dieser und morgen ein andrer? Bin ich beides zugleich? Vor Menschen ein Heuchler und vor mir selbst ein verächtlich wehleidiger Schwächling? Oder gleicht, was in mir noch ist, dem geschlagenen Heer, das in Unordnung weicht vor schon gewonnenem Sieg? Wer bin ich?
Einsames Fragen treibt mit mir Spott. Wer ich auch bin, Du kennst mich, Dein bin ich, o Gott!
Amen.

Lied: Eines Tages kam einer (NL 34, 1-5)
1. Eines Tages kam einer, der hatte eine Klarheit in seiner Stimme, eine Wärme in seinen Worten, eine Kraft in seiner Botschaft.
2. Eines Tages kam einer, der hatte eine Freude in seinen Augen; eine Freiheit in seinem Handeln, eine Zukunft in seinen Zeichen.
3. Eines Tages kam einer, der hatte eine Hoffnung in seinen Wundern, eine Weite in seinem Wesen, eine Offenheit in seinem Herzen.
4. Eines Tages kam einer, der hatte eine Liebe in seinen Gesten, eine Güte in seinen Blicken, eine Nähe in den Umarmungen.
5. Eines Tages kam einer, der hatte einen Vater in den Gebeten, einen Helfer in seinen Ängsten, einen Gott in seinen Schreien. (T: Alois Albrecht; M: Peter Janssens)

Fürbittengebet
Eines Tages kamst du, Herr Jesus Christus, und die Welt wunderte sich. Du wurdest in Jerusalem begeistert empfangen.
Wie begrüße ich dich? Wie erwarte ich deine Gegenwart, wo rechne ich mit dir in meinem Leben? Will ich mich heute
noch wundern? So Vieles zerreißt mich in diesen Zeiten. Du aber kommst den untersten Weg, den Weg, den keiner
gerne gehen will. Dein Weg ist der Weg der Liebe. Ich möchte auch in meiner Zerrissenheit spüren, dass DU mich schon
längst siehst und kennst. Ich will deinen Weg versuchen. Schenke mir Kraft, andere Menschen zu lieben und zu achten,
auf sie zuzugehen und aufmerksam zu sein für ihre Bedürfnisse. Schenke mir den gütigen Blick auf mich selbst und auf
meine Zerrissenheit und Nöte. Du kennst sie längst… Ich bete weiter in der Stille…

Vaterunser

Segen
Der Segen des dreieinigen Gottes, der sich uns im Vater, im Sohn und im Heiligen Geist liebend zuwendet, sei mit uns in
dieser Karwoche. Amen.
Auf Wiedersehen, bis zum nächsten Hausgottesdienst

Hausgottesdienst Judika

Barbara Müller-Gärtner, Pfarrerin in Elzach-Oberprechtal,

Sonntag Judika 3.  April 2022
Schön, dass Sie einen Hausgottesdienst feiern wollen – für sich und doch verbunden mit Gott und anderen Menschen. Einen gesegneten Sonntag und Woche, wünsche ich Ihnen! Zünden Sie sich eine Kerze an.

Votum: Wir feiern Gottesdienst –im Namen Gottes, Quelle und Ziel unsers Lebens. Im Namen Jesu Christi, Grund unserer Hoffnung. Im Namen des Heiligen Geistes, Kraft, die uns belebt, erneuert und verbindet. Amen.

Lied: EG 97 Holz auf Jesu Schulter
1. Holz auf Jesu Schulter, von der Welt verflucht, ward zum Baum des Lebens und bringt gute Frucht. Kyrie eleison, sieh, wohin wir gehn. Ruf uns aus den Toten, lass uns auferstehn.
2. Wollen wir Gott bitten, dass auf unsrer Fahrt Friede unsre Herzen und die Welt bewahrt. Kyrie eleison, sieh, wohin wir gehn. Ruf uns aus den Toten, lass uns auferstehn.
6. Hart auf deiner Schulter lag das Kreuz, o Herr, ward zum Baum des Lebens, ist von Früchten schwer. Kyrie eleison, sieh, wohin wir gehn. Ruf uns aus den Toten, lass uns auferstehn.

Gebet:
Gott, wir kommen aus der Woche vor dich mit Situationen, in denen wir feststecken, in denen unserer Welt mit Krieg und Hass feststeckt!
Christus, zeig du uns den Weg, den wir gehen können! Hindernisse zu überwinden, dunkle Täler zu durchschreiten. Gott, nimm weg, was uns von dir trennt. Lass deine Liebe unser Fundament im Leben sein, deinen Geist in und durch uns wirken. Amen

Lesung Markus 10, 35-45 (Basis-Bibel)
Jakobus und Johannes, die Söhne des Zebedäus, traten zu Jesus und sagten zu ihm: »Lehrer, wir möchten, dass du uns eine Bitte erfüllst.« Jesus fragte sie: »Was möchtet ihr denn? Was soll ich für euch tun?« Sie antworteten: »Lass uns neben dir sitzen, wenn du in deiner Herrlichkeit regieren wirst – einen rechts von dir, den anderen links.« Aber Jesus sagte zu ihnen: »Ihr wisst nicht, um was ihr da bittet! Könnt ihr den Becher austrinken, den ich austrinke? Oder könnt ihr die Taufe auf euch nehmen, mit der ich getauft werde?« Sie
erwiderten: »Das können wir!« Da sagte Jesus zu ihnen: »Ihr werdet tatsächlich den Becher austrinken, den ich austrinke. Und ihr werdet die Taufe auf euch nehmen, mit der ich getauft werde. Aber ich habe nicht zu entscheiden, wer rechts und links von mir sitzt. Dort werden die sitzen, die Gott dafür bestimmt hat.« Die anderen zehn hörten das Gespräch mit an und ärgerten sich über Jakobus und Johannes. Da rief Jesus auch sie herbei und sagte zu ihnen: »Ihr wisst: Diejenigen, die als Herrscher der Völker gelten, unterdrücken die Menschen, über die sie herrschen. Und ihre Machthaber missbrauchen ihre Macht. Aber bei euch ist das nicht so: Sondern wer von euch groß sein will, soll den anderen dienen. Und wer von euch der Erste sein will, soll der Diener von allen sein. Denn auch der Menschensohn ist nicht gekommen, um sich dienen zu lassen. Im
Gegenteil: Er ist gekommen, um anderen zu dienen und sein Leben hinzugeben als Lösegeld für viele Menschen.«

Gedanken zum biblischen Text:
Jakobus und Johannes suchen ihren Platz, brauchen ihren Platz im Leben. Die Beiden fragen, wie viele Menschen fragen: Sag mir, wohin ich gehöre? Die Brüder fragen Jesus. Und er frag nach, klärt und ant-wortet: Nicht pauschal, sondern Schritt für Schritt. Dass Menschen einen guten Platz im Leben brauchen, weiß er.
Das gehört ja zu Jesu Auftrag dazu: Menschen, die es schwer haben, die aus unterschiedlichen Gründen nicht dazu gehören, denen verschafft Jesus Platz und Raum, manchen auch für den Neuanfang: Kranke und Kinder, Frauen und Menschen mit Schuld.
Jakobus und Johannes wünschen sich, ganz dicht bei Jesus zu sitzen; dann wenn ´s so richtig losgeht, wenn das verheißene Reich Gottes anbricht. Sie wollen auch da sein, wo Gott die ins Recht setzt, die wegen ihres Glaubens verfolgt und getötet wurden. „Könnt ihr den Becher austrinken?“ fragt er die Beiden. „Ja, das können wir.“ Ihre Antwort steht fest. Sie wissen oder ahnen mindestens, dass es kein Spaziergang ist, Jesus nachzufolgen. Sie haben schon jetzt alles für ihn verlassen, was ihnen bisher wichtig war.
Aber die Platzverteilung in Gottes Reich, die ist allein Gottes Sache. Das Urteil über Rang und Ansehen einer Person, dieses Urteil ist und bleibt Sache Gottes. Jesus spürt den Ärger der anderen Freunde über dieses Gespräch und den Wunsch der beiden Brüder. Was
er jetzt zu sagen hat, ist für alle NachfolgerInnen bestimmt. Herrschen oder unterdrücken,  Ansehen oder verachten, andere dienen lassen oder ihnen dienen – darum geht es hier. Zur Zeit Jesu und heute! »Ihr wisst: Diejenigen, die als Herrscher der Völker gelten, unterdrücken die Menschen, über die sie herrschen. Und ihre
Machthaber missbrauchen ihre Macht. Aber bei euch ist das nicht so: Sondern wer von euch groß sein will, soll den anderen dienen. Und wer von euch der Erste sein will, soll der Diener von allen sein. Denn auch der Menschensohn ist nicht gekommen, um sich dienen zu lassen. Im Gegenteil: Er ist gekommen, um anderen zu dienen und sein Leben hinzugeben als Lösegeld für viele Menschen.« Auf der einen Seite die Machthaber in Rom und auf der anderen Seite der Menschensohn. Auf der einen Seite eine strenge Rangordnung: der
Kaiser an der Spitze. Er verlangt als Gott angebetet und verehrt zu werden. Alle anderen müssen sich ihm unterordnen. Sie sind ihm ausgeliefert. Auf der anderen Seite ist der „Menschensohn gekommen“.
Menschensohn – er ist das Gegenbild zum willkürlichen Herrscher des römischen Reiches. Entsprechend anders ist sein „Regierungsprogramm“. Beim Menschensohn, Jesus Christus, gibt es Raum und Platz vor allem für diejenigen, die im geltenden System keine Freiheit, keine Lebensrechte haben. Der Menschensohn
bringt eine neue Gesellschaftsordnung: neue Wege im Miteinander. Da gilt nicht mehr Jude noch Grieche, Mann oder Frau, Reich oder Arm, Sklave oder Mensch mit Bürgerrechten. Wer in dieser „neuen Ordnung“ des Menschensohns mitmacht, riskiert sein Leben. Und die Taufe ist der sichtbare Wendepunkt der Maßstäbe für
das Leben und Zusammen-leben: „Ich, der Menschensohn, bin der andere Herrscher. Ich bin gekommen um zu dienen und mein eigenes Leben als Lösegeld für alle zu geben.“ sagt Jesus.
Mitten in unseren Zeiten des Krieges, des Überfalls auf die Ukraine, in der Passionszeit. Kurz vor Jesu Tod zeigt er, der Menschensohn, sei-nen Freunden und der Welt eine andere Haltung. Das ist es, was uns Jesus vererbt: nicht mit Füßen treten, sondern sie einander waschen. An Gründonnerstag erinnert unsere Tradition
daran. „Wer unter euch groß sein will, der diene dem anderen.“ Der „MenschenSohn“ sagt das Ende brutalter „HerrschaftsZeiten“ an. Die eigene Meinung frei zu äußern, Parlament und Regierung durch das Volk auf Zeit zu wählen, überprüfbare und einklagbare Rechte für alle, soziale Sicherung, Krankenversicherung… Die Liste
ist lang. Und in diesen Zeiten wird sie mir dankbar bewusst. Und ebenso, dass ich es mir nicht verdient habe, in diesem Land geboren und aufgewachsen zu sein. Eine Gesellschaft, in der Gottes Wort weitergesagt und gelebt werden kann: das Wort der Nächstenliebe und Hingabe. Dafür und daran will ich mich weiter einsetzten. Und was und wo ist Ihr Platz?

Lied: NL 202 Verleih uns Frieden gnädiglich
Verleih uns Frieden gnädiglich, Herr Gott, zu unsren Zeiten. Es ist doch ja kein andrer nicht, der für uns könnte streiten, denn du, unser Gott, alleine, denn du, unser Gott, alleine.
Halleluja, Kyrie eleison: Herr Gott, erbarme dich! Halleluja, Kyrie eleison: Herr Gott, erbarme dich!
Halleluja, Kyrie eleison: Herr Gott, erbarme dich! Halleluja, Kyrie eleison: Herr Gott, erbarme dich!

Fürbitten:
Gott ich lobe und preise dich: du eröffnest deinen Menschenkindern den Lebensraum mit Platz für jede und jeden. Was für eine Zusage! Was für ein Auftrag!

Vaterunser im Himmel geheiligt werde …

Segen (Sie können dabei Ihre Hände öffnen)

Gott segne und behüte dich. Gott lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig. Gott hebe sein sein Angesicht auf dich und gebe dir Frieden. Amen.

Kerze auspusten…. Gott befohlen! Bis zum nächsten Hausgottesdienst am 10.4.2022!

Hausgottesdienst Reminszere

Zünden Sie eine Kerze an und schaffen Sie, evtl. durch das Hören eines Musikstücks, einen Rahmen, der zur Besinnung einlädt.

Begrüßung: Herzlich willkommen zum Gottesdienst am Sonntag Reminszere.
„Gedenke, Herr, an deine Barmherzigkeit“, an diesen Vers aus Psalm 25 stammt der lat. Name dieses Sonntages.
Wir haben allen Grund, unseren Gott so zu bitten.
Mitten in einer Zeit voller Ängste und berechtigter Sorgen erinnert uns der Wochenspruch (Röm. 5,8) daran, dass Gott sich uns voller Liebe zugewandt hat und es noch tut: „Gott aber erweist seine Liebe zu uns darin, dass Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren.“

Lied: Dona nobis pacem (EG 435)

Gebet: Herr Jesus Christus, deinem Frieden vertrauen
wir uns heute morgen an. Unsere Ängste, unsere Sorgen um uns
und andere nimm du von uns. Tröste und heile unsere geplagten Seelen, erbarme dich über dieser geschundenen Welt.
Erbarme dich mit deiner Liebe und wende dich uns zu. Amen.

Predigttext: Matthäus 26, 36-46
Jesus kam nun mit seinen Jüngern an eine Stelle am Ölberg, die Getsemane genannt wird. Dort sagte er zu ihnen: »Setzt euch hier und wartet! Ich gehe noch ein Stück weiter, um zu beten.« Petrus jedoch und die beiden Söhne des Zebedäus nahm er mit. Traurigkeit und Angst wollten ihn überwältigen, und er sagte zu ihnen: »Meine Seele ist zu Tode betrübt. Bleibt hier und wacht mit mir!« Er selbst ging noch ein paar Schritte weiter, warf sich zu Boden, mit dem Gesicht zur Erde, und betete: »Mein Vater, wenn es möglich ist, lass diesen bitteren Kelch an mir vorübergehen!
Aber nicht wie ich will, sondern wie du willst.«
Als er zu den Jüngern zurückkam, schliefen sie. Da sagte er zu Petrus: »Ihr konntet also nicht einmal eine einzige Stunde mit mir wach bleiben? Wacht und betet, damit ihr nicht in Versuchung geratet! Der Geist ist willig, aber die menschliche Natur ist schwach.«
Jesus ging ein zweites Mal weg und betete: »Mein Vater, wenn es nicht anders sein kann und ich diesen Kelch trinken muss, dann soll dein Wille  geschehen.« Als er zurückkam, waren sie wieder eingeschlafen; sie konnten die Augen vor Müdigkeit nicht offen halten. Er ließ sie schlafen, ging wieder weg und betete ein drittes Mal dasselbe Gebet. Dann kehrte er zu den Jüngern zurück und sagte: »Wollt ihr noch länger schlafen und euch ausruhen? Seht, die Stunde ist da, in der der Menschensohn in die Hände der Sünder gegeben wird. Steht auf, lasst uns gehen! Der, der mich verrät, ist da.«

Impuls: Liebe Mitfeiernde, vor Jahren besuchten wir den Garten Gethsemane. Touristen in Israel wie viele andere auch. Und wie so viele auch immer wieder in Gedanken und im Gedenken versunken. Die alten Olivenbäume, die wir heute sehen, sind nicht die von damals und doch ist die Gartenszene nicht viel anders, als es sich unsere Phantasie immer ausgemalt hat. Jesus in Gethsemane, das innere Auge kann ihn sich unschwer vorstellen,  zusammengekrümmt unter einem der knorrigen, mehrfach Hundertjährigen.
Im Garten Gethsemane kommt alles auf engem Raum zusammen. So
menschlich wie in diesem Moment der Angst, in diesem Moment der
Verzweiflung, ist Jesus seit dem Stall nicht mehr. Gerade in diesem Moment der zutiefst menschlichen Not sind ihm die nächsten, die treuesten Menschen nicht wirklich nahe, schaffen es nicht, wach zu bleiben, können die schweren Stunden nicht mit ihm teilen. In diesem Moment der Angst dringt kein tröstendes Wort an sein Ohr, bleiben seine Fragen unbeantwortet im Raum.
Alte knorrige Olivenbäume in blassem Grün. Es ist Abend, oder ist es
schon Nacht? Hier stellt Jesus, der Mensch ohne Sünde, die Fragen –
und Gott antwortet nicht. Hier nimmt sich Jesus so weit zurück, wie nur möglich. „Nicht wie ich will, sondern wie du willst!“ Und vertraut sich ganz der Obhut Gottes an. Hier schränkt Jesus seine eigene Urteilsfähigkeit ein. „Mein Vater, ist‘s möglich …“. Und begibt sich in Gottes Arme.  Er weicht nicht aus und übernimmt die Verantwortung, auch für das, was er nicht verschuldet hat.
Die Menschen um Jesus fallen  in den Schlaf. Als sie aufwachen, stellen sie fest, dass sie Jesus allein gelassen haben, keine Spur mehr vom gemeinsamen „durch dick und dünn gehen“.
Wir schauen uns suchend um, vielleicht ein wenig peinlich berührt. So erwartbar, so klar. Jesus liegt mehr, als dass er kniet. Wir sehen die Jünger, sie ähneln uns doch sehr. Menschen, die gerne möchten und doch immer wieder mit ihren guten Vorsätzen auf der Strecke bleiben. Menschen, die sich danach sehnen, mit – je nach religiöser Geschmacksrichtung – ihrem Vorbild Jesus oder mit ihrem Erlöser und Herrn durch „durch dick und dünn zu gehen“.
Um dann doch vom Schlaf überfallen, überwältigt zu werden. Von der Erschöpfung nach zwei ewig langen Corona-Jahren gebeutelt, kaum fähig, noch Begeisterung für eine ungewiss scheinende Zukunft zu entwickeln. Von einer Abfolge von Krisen – die keine Ende zu nehmen scheinen – ernüchtert und manchmal jetzt schon froh, den eigenen Lebensstandard irgendwie noch halten zu können. Und jetzt die nächste Zumutung.
„Mein Vater, ist‘s nicht möglich, dass dieser Kelch vorübergehe, ohne
dass ich ihn trinke, so geschehe dein Wille!“ Gerade noch hatte Jesus
mit den Seinen das Mahl gefeiert. Hatte ihnen den Wein als Kelch des Heils gereicht. Jetzt betet er, dass der Kelch an ihm vorübergehen möge. Noch beim gemeinsamen Mahl stellt er seinen GefährtInnen das kommende Reich Gottes vor Augen:
„Ich sage euch: Ich werde von nun an nicht mehr von diesem Gewächs des Weinstocks trinken bis an den Tag, an dem ich aufs Neue davon trinken werde mit euch in meines Vaters Reich.“ „Der Geist ist willig; aber das Fleisch ist schwach.“ Jesus versichert sich gegen alle menschliche Schwachheit und Versuchung seiner Gottessohnschaft: Abba, mein Vater! Kann er vorhersehen, was ihn erwarten wird? „Siehe, er ist da, der mich verrät“– lässt darauf schließen. Kann er sich frei entscheiden?
Könnte er auch gegen Gottes Willen handeln? Eine offene Frage, die im Raum hängen bleibt. Wie auch die Frage, warum Jesus gerade so betet: „Lass diesen Kelch an mir vorübergehen“? Das Gebet hallt im Garten nach.
Wir wenden uns um zu Jesus im Garten Gethsemane. Sein Bild verschwimmt zunehmend vor unseren Augen. Mag sein, dass sie feucht geworden sind. In Gethsemane wird eine Entscheidung getroffen, die Jesu Leben verändert, aber auch das Leben der Menschen für alle Zeiten. Staunend stehen wir und sind erfüllt vom Brot, vom Wein. Jesus im Herzen, den Gottesgeist – gerne auch die Geistkraft – unserer Seele nahe, die nach Trost und Tröstung lechzt. Ganz unvermittelt wird uns klar und unabweisbar steht es vor unseren Augen: Wir stehen an seiner Seite, wir können mit ihm am Gottesreich bauen, in die kristallklare Realität dieser für alle schweren Tage hinein. Wir müssten vielleicht einen
Schritt nur gehen, jede wohl einen anderen, jeder den seinen.
Wir wenden uns ein letztes Mal, zum Gehen. In uns hallt das Schmerzensgebet noch nach. „Vater, ist’s nicht möglich…“. Und wir wissen: Wir sind gemeint. Amen.

Lied: Komm in unsre stolze Welt (EG 428,1-3)

Fürbittgebet

Du Gott des Friedens, es ist Krieg in der Ukraine. Von Russland angegriffen.
Es ist Krieg in Europa. Der Frieden wurde mutwillig und absichtsvoll zerstört.
Wir sind entsetzt und fassungslos. Ohnmacht, Angst und Wut sind in uns.
Wir suchen Deine Nähe in diesem Augenblick.
Wir klagen Dir das Leid aller,
über die Gewalt und Tod gekommen sind … [ Stille]
Sieh die Angst der Menschen in der Ukraine,
sieh unsere Angst … [ Stille]
Lass Du uns nicht los – uns und alle,
die jetzt ratlos und ohnmächtig sind … [ Stille]
Höre uns! Sei uns nahe in der Not!
Sprich Du selbst in uns, wo uns die Worte fehlen.

Vaterunser

Lied: Wenn das Brot, das wir teilen
Wenn das Brot, das wir teilen, als Rose blüht,
und das Wort, das wir sprechen, als Lied erklingt,
dann hat Gott unter uns schon sein Haus gebaut,
dann wohnt er schon in unserer Welt.
Ja, dann schauen wir heut schon sein Angesicht,
|:in der Liebe, die alles umfängt.:|
Wenn das Leid jedes Armen uns Christus zeigt,
und die Not, die lindern, zur Freude wird, dann hat …

Segen
Gott segnet dich und behütet dich.
Gott lässt sein Angesicht leuchten über dir und ist dir gnädig zugewandt.
Gott hebt sein Angesicht über dich und schenkt dir Frieden. Amen.

[Halten Sie noch einen Augenblick inne und löschen Sie dann die Kerze.]

Eine gesegnete Woche wünscht Ihnen Pfarrer Uwe Röskamp, Malterdingen

Friedensgebet

Der Krieg in der Ukraine und das große Leid dort geht uns allen nahe.

Wir, die beiden evangelischen Gemeinden in Kenzingen und Malterdingen und die katholische Gemeinde Kenzingen,  laden gemeinsam zum Gebet für den Frieden ein.   Ort und Uhrzeit entnehmen Sie bitte dem Terminkalender.

 

Weltgebetstag 2022: Zukunftsplan Hoffnung

Home - Weltgebetstag der Frauen

Über Länder- und Konfessionsgrenzen hinweg engagieren sich Frauen für den Weltgebetstag. Seit über 100 Jahren macht die Bewegung sich stark für die Rechte von Frauen und Mädchen in Kirche und Gesellschaft.

Gemeinsam wollen wir Samen der Hoffnung aussäen in unserem Leben, in unseren Gemeinschaften, in unserem Land und in dieser Welt.

Seien Sie mit dabei und werden Sie Teil der weltweiten Gebetskette!

In Kenzingen laden evangelische und katholische Frauen zum Weltgebetstagsgottesdienst
am Freitg, 4. März 2022
um 18:00 Uhr
in die katholische St. Laurentiuskirche ein.

Weltgebetstags-Gottesdienste im TV und online

Es wird wieder einen Fernsehgottesdienst auf Bibel TV geben. (https://www.bibeltv.de/empfang)

Sendezeiten: Freitag, 4. März 2022 19 Uhr/ Samstag, 5. März 14 Uhr/ Sonntag, 6. März 11 Uhr

Ebenfalls am 4.3. um 19 Uhr ist Premiere des Gottesdienstes online: auf www.weltgebetstag.de

 

 

Hausgottesdienst 4. So. vor der Passionszeit

6.2.22     4. Sonntag vor der Passionszeit

Andreas Hansen, Kenzingen

Wir feiern unseren Hausgottesdienst im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen

Lied 445,1+2+5
Gott des Himmels und der Erden, Vater, Sohn und Heilger Geist, der es Tag und Nacht lässt werden, Sonn und Mond uns scheinen heißt, dessen starke Hand die Welt, und was drinnen ist erhält:

Gott, ich danke dir von Herzen, dass du mich in dieser Nacht vor Gefahr, Angst, Not und Schmerzen hast behütet und bewacht, dass des bösen Feindes List mein nicht mächtig worden ist.

Führe mich, o Herr, und leite meinen Gang nach deinem Wort; sei und bleibe du auch heute mein Beschützer und mein Hort. Nirgends als von dir allein kann ich recht bewahret sein.

953.2 = Ps 107,1+2.23-32
Danket dem Herrn; denn er ist freundlich,
und seine Güte währet ewiglich.
So sollen sagen, die erlöst sind durch den Herrn,
die er aus der Not erlöst hat,
Die mit Schiffen auf dem Meere fuhren
und trieben ihren Handel auf großen Wassern,
die des Herrn Werke erfahren haben
und seine Wunder im Meer,
wenn er sprach und einen Sturmwind erregte,
der die Wellen erhob,
und sie gen Himmel fuhren und in den Abgrund
sanken, dass ihre Seele vor Angst verzagte,
dass sie taumelten und wankten wie ein Trunkener
und wussten keinen Rat mehr,
die dann zum Herrn schrien in ihrer Not
und er führte sie aus ihren Ängsten
und stillte das Ungewitter,
dass die Wellen sich legten
und sie froh wurden, dass es still geworden war
und er sie zum ersehnten Hafen brachte:
Die sollen dem Herrn danken für seine Güte und für seine Wunder, die er an den Menschenkindern tut,
und ihn in der Gemeinde preisen
und bei den Alten rühmen.
Ehr sei dem Vater…

Gott, sei nicht ferne, denn Angst ist nah. Du bist bei uns, und doch ist die Angst wie ein Abgrund.
Unsere Füße geraten ins Wanken, wir verlieren den Halt. Du bist bei uns – in diesem Glauben müsste alle Angst überwunden sein, und doch sind wir in manchen Zeiten auf uns selbst geworfen, als wären wir allein.
Du weißt, was uns bedrängt wie ein Sturm, womit wir nicht fertig werden, was uns die Kraft nimmt.
Sieh unseren schwachen Glauben an.
Zeige uns deine Güte. Amen

Neue Lieder 178  Meine engen Grenzen
     Meine engen Grenzen, meine kurze Sicht bringe ich vor dich. Wandle sie in Weite, Herr, erbarme dich!
Meine ganze Ohnmacht, was mich beugt und lähmt bringe ich vor dich. Wandle sie in Stärke, Herr, erbarme dich!
Mein verlornes Zutraun, meine Ängstlichkeit bringe ich vor dich. Wandle sie in Wärme, Herr, erbarme dich!
Meine tiefe Sehnsucht nach Geborgenheit bringe ich vor dich. Wandle sie in Heimat, Herr, erbarme dich!

Predigt über Mt 14,22-33 (Neue Genfer Übersetzung):

Nun drängte Jesus die Jünger, unverzüglich ins Boot zu steigen und ihm ans andere Ufer vorauszufahren; er wollte inzwischen die Leute entlassen, damit sie nach Hause gehen konnten. Als das geschehen war, stieg er auf einen Berg, um für sich allein zu beten. Spät am Abend war er immer noch dort, ganz allein. Das Boot befand sich schon weit draußen auf dem See und hatte schwer mit den Wellen zu kämpfen, weil ein starker Gegenwind aufgekommen war. Gegen Ende der Nacht kam Jesus zu den Jüngern; er ging auf dem See. Als sie ihn auf dem Wasser gehen sahen, wurden sie von Furcht gepackt.  »Es ist ein Gespenst!«, riefen sie und schrien vor Angst. Aber Jesus sprach sie sofort an. »Erschreckt nicht!«, rief er. »Ich bin’s. Ihr braucht euch nicht zu fürchten.« Da sagte Petrus: »Herr, wenn du es bist, dann befiehl mir, auf dem Wasser zu dir zu kommen!« – »Komm!«, sagte Jesus. Petrus stieg aus dem Boot und ging auf dem Wasser auf Jesus zu. Doch als er merkte, wie heftig der Sturm war, fürchtete er sich. Er begann zu sinken. »Herr«, schrie er, »rette mich!« Sofort streckte Jesus seine Hand aus und hielt ihn fest. »Du Kleingläubiger«, sagte er, »warum hast du gezweifelt?« Dann stiegen beide ins Boot, und der Sturm legte sich. Und alle, die im Boot waren, warfen sich vor Jesus nieder und sagten: »Du bist wirklich Gottes Sohn.«

Kennen Sie das Rock-Musical „Jesus Christ – Superstar“? Ich finde es immer noch stark. In einer Szene macht sich der eklige Herodes über Jesus lustig und singt: „Show me, that you‘re not a fool: walk across my swimmingpool! – zeig mir, dass du kein Spinner bist: Lauf über meinen Swimmingpool!“

Muss man das glauben? Oder ist der auf dem See laufende Jesus ein Gespenst, eine Einbildung? „Bist du es?“, fragt Petrus.

Glauben müssen – geht gar nicht.

Keiner kann uns vorschreiben, dass wir glauben und was wir glauben. Ich kann nicht erklären, was damals geschehen ist. Aber ich kann nachspüren, was die Jüngerinnen und Jünger erleben. Matthäus erzählt für seine Gemeinde und für uns. Wie sehr wir den Leuten im Boot gleichen, zeigt zum Beispiel das Siegel unserer Gemeinde in Kenzingen: Ein Boot mit einem Kreuz als Mast.

Es ist Nacht: wir sind empfänglich für düstere Gedanken, über Nacht wird manches klarer,    Zeit der Verletzlichkeit, der Angst, der Krise.

Es ist Nacht und Jesus ist nicht da – warum lässt er uns gerade jetzt allein? Wir kämpfen gegen die Wellen und den Wind.  Wir sind erschöpft, müde, angespannt. Wir zweifeln und fragen. Wir fühlen uns ausgesetzt auf einem Weg ins Ungewisse.

Wir sind so sehr auf uns geworfen, so gefangen  in unserer Angst, dass wir Jesus nicht erkennen, als er dann doch zu uns kommt.

Die Nacht – ist das Hass und Gewalt in unserer Welt, bei den wütenden Demonstranten, an der ukrainischen Grenze, im Netz? Der Sturm – ist das die Pandemie, die uns auslaugt und mürbe macht? Das Boot der Kirche wird gerade im heftigen Gegenwind fast zerschlagen. Und lässt uns Jesus  wirklich allein in dieser Nacht?     Sicher sind Nacht und Sturm noch ganz andere Erfahrungen. Die Jünger schreien vor Angst – wie Menschen in Furcht um ihr Leben, Flüchtlinge, Opfer von Gewalt und Katastrophen.

Was erwarten wir von Jesus? Was haben die Jünger damals erwartet? Er soll kommen und den tobenden Sturm beruhigen – das wär´s doch: Jesus kommt, alles ok.  Aber nein: Jesus ist auf einmal da. Jesus steht bei ihnen, mitten im Sturm. Der Sturm geht weiter. Der Wind peitscht. Das Boot wird hin und her gerissen.
Wer ist das? Eine Einbildung – Phantasma steht im Text? Ist der Glaube nur eine Phantasie?
Erschreckt nicht! Ich bin’s. Habt keine Angst! Petrus zweifelt, aber er will es wissen.
„Was kann ich glauben? Bist du es wirklich?“
Er wagt ein paar Schritte, und schreckt wieder auf, als er den Sturm toben hört und in den Abgrund sieht. Herr, rette mich! , schreit er.  Dann packt Jesus ihn und zieht ihn ins Boot.
Du Kleingläubiger – das ist kein abschätziges Urteil, sondern freundlich. Jesus nimmt unseren kleinen, oft verzagten Glauben an. Jesus weiß ja, wie hart der Gegenwind sein kann, wie verlassen wir sein können. Lass diesen Kelch an mir vorübergehen,  wird er bitten in der Nacht.
Mein Gott, warum hast du mich verlassen, wird er schreien am Kreuz. Jesus weiß, wie dunkel Gott uns erscheinen kann, wie unverständlich, fern und fremd. Und doch ist Gott da. Und doch kommt der Ostermorgen, neu und hell.

Wir erzählen diese Geschichte wieder und wieder, immer, wenn Sturm und Nacht uns bedrängen.
„Wie kommen wir hier heraus?“ –
„Erinnert euch doch, wie es war!“ –
„Aber wenn Jesus da wäre, müsste der Sturm sich doch legen.“ –
„Nein, er ist da, mitten im Sturm. Es wird nicht alles plötzlich gut, aber er ist bei uns.“ –
„Ich möchte glauben und habe doch solche Angst.“ –
„Ja, wir kennen das. Und auch Jesus kennt es.“ – „Ist es wirklich Jesus?“ –„Hör doch seine Worte: Ich bin’s. Habt keine Angst! Damals auf dem See, auch nach Ostern und auch jetzt: Ich bin’s. Habt keine Angst!“

Was ist damals geschehen? Sie haben ihren kleinen Glauben Jesus hingehalten: „Rette uns!“
Sie sind mit Jesus durch den Sturm und durch die Angst gegangen.
Muss man das glauben? Ich möchte es erfahren.
Amen

Lied 351,1+2+7
Ist Gott für mich, so trete gleich alles wider mich; sooft ich ruf und bete, weicht alles hinter sich. Hab ich das Haupt zum Freunde und bin geliebt bei Gott, was kann mir tun der Feinde und Widersacher Rott?

Nun weiß und glaub ich feste, ich rühm’s auch ohne Scheu, dass Gott, der Höchst und Beste, mein Freund und Vater sei und dass in allen Fällen er mir zur Rechten steh und dämpfe Sturm und Wellen und was mir bringet Weh.

Sein Geist wohnt mir im Herzen, regiert mir meinen Sinn, vertreibet Sorg und Schmerzen, nimmt allen Kummer hin; gibt Segen und Gedeihen dem, was er in mir schafft, hilft mir das Abba schreien aus aller meiner Kraft.

Sei bei uns in den Stürmen, Jesus, wenn wir nicht wissen, wie es weitergeht und ob wir bestehen. Sei bei uns und bei allen, die durch Stürme und Nacht hindurch müssen.
Wir bitten dich um Frieden für alle, die Krieg und Gewalt erfahren. Wir bitten für die Flüchtlinge auf den Meeren und an den Grenzen. Wir bitten für unsere Kranken und für unsere Lieben, um die wir uns sorgen.
Dir vertrauen wir sie alle und uns selbst an.

Vaterunser

Lied 421

Verleih uns Frieden gnädiglich,
Herr Gott, zu unsern Zeiten.
Es ist doch ja kein andrer nicht,
der für uns könnte streiten,
denn du, unser Gott, alleine.

Segen

Gott segne dich und er behüte dich.
Gott lasse sein Angesicht leuchten über dir
und sei dir gnädig.
Gott hebe sein Angesicht über dich
und gebe dir Frieden. Amen