23.1.22 3.Sonntag nach Epiphanias
Andreas Hansen
Wir feiern unseren Hausgottesdienst im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen
Psalm 86
Herr, neige deine Ohren und erhöre mich;
denn ich bin elend und arm.
Bewahre meine Seele, denn ich bin dir treu.
Hilf du, mein Gott, deinem Knechte,
der sich verlässt auf dich.
Denn du, Herr, bist gut und gnädig,
von großer Güte allen, die dich anrufen.
Vernimm, Herr, mein Gebet
und merke auf die Stimme meines Flehens!
In der Not rufe ich dich an;
du wollest mich erhören!
Herr, es ist dir keiner gleich unter den Göttern,
und niemand kann tun, was du tust.
Alle Völker, die du gemacht hast, werden kommen
und vor dir anbeten, Herr, und deinen Namen ehren,
dass du so groß bist und Wunder tust
und du allein Gott bist.
Weise mir, Herr, deinen Weg,
dass ich wandle in deiner Wahrheit;
erhalte mein Herz bei dem einen,
dass ich deinen Namen fürchte.
Ehr sei dem Vater…
Du, unser Gott, du liebst alle Menschen
und alle sollen dich erkennen.
Keine und keinen gibst du auf.
Wir aber urteilen oft über andere,
werten, ziehen Grenzen, verurteilen.
Weise uns deinen Weg.
Hilf uns zu leben, wie es deinen Kindern entspricht. Vergib, wenn wir andere verletzend behandelt haben.
Mach uns zu deinen Botinnen und Boten.
Dich preisen wir.
Alle Völker hast du gemacht.
Alle werden kommen und deinen Namen ehren. Amen
Paulus schreibt an die Christen in Rom. Er will sie besuchen und von Rom aus noch weiter nach Westen reisen. Alle will er erreichen mit dem Evangelium Jesu Christi. Er schreibt:
Ich schäme mich nicht für die Gute Nachricht.
Sie ist eine Kraft Gottes, die jeden rettet, der glaubt – an erster Stelle die Juden, dann auch die Griechen.
Denn durch die Gute Nachricht wird Gottes Gerechtigkeit offenbar. Das geschieht aufgrund des Glaubens und führt zum Glauben. So steht es schon in der Heiligen Schrift: »Aufgrund des Glaubens wird der Gerechte das Leben erlangen.«
Die Gute Nachricht, das Evangelium, ist eine Kraft. Wir spüren die befreiende Kraft und wollen sie weitergeben. Gott bleibt nicht fern.
Jedem Menschen will Gott nah sein, uns alle erreichen.
Lied 379,1-3 Gott wohnt in einem Lichte
Gott wohnt in einem Lichte,
dem keiner nahen kann.
Von seinem Angesichte trennt
uns der Sünde Bann.
Unsterblich und gewaltig ist unser Gott allein,
will König tausendfaltig, Herr aller Herren sein.
Und doch bleibt er nicht ferne,
ist jedem von uns nah.
Ob er gleich Mond und Sterne
und Sonnen werden sah,
mag er dich doch nicht missen
in der Geschöpfe Schar,
will stündlich von dir wissen
und zählt dir Tag und Jahr.
Auch deines Hauptes Haare
sind wohl von ihm gezählt.
Er bleibt der Wunderbare, dem kein Geringstes fehlt. Den keine Meere fassen und keiner Berge Grat,
hat selbst sein Reich verlassen,
ist dir als Mensch genaht.
Predigt Mt 8,5-10+13
Jesus ging nach Kapernaum. Da kam ihm ein römischer Hauptmann entgegen. Er sagte zu Jesus: »Herr, mein Junge liegt gelähmt zu Hause. Er hat furchtbare Schmerzen!« Jesus antwortete: »Ich will kommen und ihn gesund machen.« Der Hauptmann erwiderte: »Herr! Ich bin es nicht wert, dass du mein Haus betrittst! Aber sprich nur ein Wort, und mein Junge wird gesund! Denn auch bei mir ist es so, dass ich Befehlen gehorchen muss. Und ich selbst habe Soldaten, die mir unterstehen. Wenn ich zu einem sage: ›Geh!‹, dann geht er. Und wenn ich zu einem anderen sage: ›Komm!‹, dann kommt er. Und wenn ich zu meinem Diener sage: ›Tu das!‹, dann tut er es.«
Als Jesus das hörte, staunte er. Er sagte zu den Leuten, die ihm gefolgt waren: »Amen, das sage ich euch: Bei niemandem in Israel habe ich so einen Glauben gefunden!« Jesus sagte zum Hauptmann: »Geh! So wie du geglaubt hast, soll es geschehen!« In derselben Stunde wurde sein Junge gesund.
Da kommt ein Reiter auf Jesus und die Leute zu, ein Centurio, nicht ein einfacher Legionär. Alle schauen ihn an. Sie fürchten ihn. Sie hassen die römischen Besatzer. Er zügelt sein Pferd, hält an, steigt ab, kommt direkt auf Jesus zu, zieht seinen Helm mit dem roten Federbusch ab. „Was will der nur?“ Jetzt steht er vor Jesus.
„Herr, mein Junge ist krank, gelähmt. Er hat furchtbare Schmerzen.“
Kann das wahr sein? Ein römischer Offizier kommt zum jüdischen Rabbi, nennt ihn gar Herr, Kyrios! Ein Ungläubiger, ein Heide bittet Jesus um Hilfe! Sein Junge ist plötzlich gelähmt – man merkt ihm den Schrecken an. Der harte Soldat kann die Schmerzen seines Jungen kaum mitansehen – sein Kind oder sein Diener, beides kann gemeint sein.
So steht der mächtige Mann, der Feind, der Ungläubige, bekümmert und verzweifelt vor Jesus und bittet tatsächlich um Hilfe.
„Ich komme und mache ihn gesund.“, sagt Jesus sofort.
Noch erstaunlicher geht es weiter: Herr! Ich bin es nicht wert, dass du mein Haus betrittst! Aber sprich nur ein Wort, und mein Junge wird gesund!
Jesus staunt. Nicht nur er wundert sich, alle anderen ebenfalls. Auch wir bewundern den Glauben, der am Ende so viel vermag.
So wie du geglaubt hast, soll es geschehen!
Eine erstaunliche, wunderbare Geschichte für uns.
Ich bin es nicht wert …
Was ist ein Mensch wert?
Wir haben Angst, dass einer unserer Lieben zu einer Zahl wird, eine von über 100.000, die sich infizieren, einer von Hunderten, die täglich als Opfer genannt werden. Was zählt da einer?
Wir haben Angst, dass Kriegsherren entscheiden und Tausende in Unglück stürzen. Es sind ja nur Zahlen, Menschen, die verbraucht werden.
Wir haben Angst, dass Menschen, von Hass geblendet, andere Menschen, die nicht sind wie sie, nur als lästiges Hindernis ansehen und wie wertlosen Abfall zertreten.
Was ist ein Mensch wert, was bin ich wert vor Gott? Der Centurio sieht sich selbst vor Gott und gesteht: Ich bin nicht wert, dass du zu mir kommst. Und doch hofft und glaubt er: Gott ist anders. Jesus geht nicht gleichgültig über das Leid meines Jungen hinweg. Für Gott ist mein Junge und bin ich nicht irgendeine Zahl unter vielen. Ich bin nicht wert, dass du zu mir kommst, und doch hoffe und glaube ich, dass du mich und meinen Jungen wertschätzt und heilen willst.
Was ist ein Mensch wert? Für Gott unendlich viel. Keine und keiner ist Gott gleichgültig. Keine und keiner ist für Gott eine vernachlässigbare Größe, ein Kollateralschaden, minderwertig.
Wir können diesen Wert nicht beweisen.
Aber wir glauben ihn.
Wir stehen vor Jesus: „Wenn du mich ansiehst, bekomme ich ein Ansehen, eine Würde. Sprich nur ein Wort, so wird meine Seele gesund.“
Der Centurio glaubt. Jesus staunt über ihn. Bei niemandem in Israel habe ich so einen Glauben gefunden! Demütig steht der Mann vor ihm, der sonst so mächtig und stolz durch´s Leben geht.
„Hier vor dir zählt mein Erfolg und meine Leistung nicht. Ich habe es nicht verdient, aber sprich doch zu mir, dann wird es gut.“
Das nennt Jesus Glauben: Alles von Gott erbitten. Mir mein Leben von Gott schenken lassen. Mich bei jedem Schritt auf Gott verlassen. Glauben ist eine Haltung, ein Vertrauen zu Gott. Gott ist ein Gegenüber. Jesus ist ein Du. Glauben ist eine Beziehung.
Jede starke Beziehung muss immer wieder gelebt, geübt, erfahren werden. In jedem Gebet stärken wir das Vertrauen. In jedem Gottesdienst stehen wir vor Gott. Und in jeder Zeit unseres Lebens brauchen wir das Einüben des Glaubens: Wenn wir jung sind und unseren Weg suchen, wenn wir alt werden und damit Mühe haben, wenn uns die Weltlage Angst einjagt.
Der Centurio glaubt sogar für einen anderen mit, für seinen kranken Jungen. Er zieht ihn mit hinein in seine Beziehung zu Gott. Wir wünschen den Menschen, die wir lieb haben, dass sie mit uns glauben, aber oft ist es anders. Hier hören wir: unser Glaube wirkt auch auf andere und für sie.
Ein Reiter kommt auf Jesus zu. Der Centurio gehört zu den verhassten Feinden. Er ist fremd und bedrohlich. Er ist ein Ungläubiger, unrein.
Völlig anders ist das Verhältnis nach der Begegnung! Jetzt ist er ein Mitmensch, der sich um seinen Jungen sorgt und für ihn bittet. Jetzt ist er – kaum zu fassen! – ein Gefährte auf dem Weg des Glaubens.
Jesus hat sich zuerst seinem Volk Israel verbunden gefühlt. Aber hier und immer mehr wird der Kreis weiter. Am Ende wird er sagen: Geht hin zu allen Völkern und ladet die Menschen ein, meine Jüngerinnen und Jünger zu werden! Tauft sie! Lehrt sie alles zu tun, was ich euch geboten habe! Seid gewiss: ich bin immer bei euch, jeden Tag!
Wir stehen vor ihm, jeden Tag,
was auch geschieht.
Amen
Neue Lieder 2
Aus den Dörfern und aus Städten,
von ganz nah und auch von fern,
mal gespannt, mal eher skeptisch,
manche zögernd, viele gern,
folgten sie den Spuren Jesu,
folgten sie dem, der sie rief,
und sie wurden selbst zu Boten,
das der ruf wie Feuer lief:
Refrain: Eingeladen zum Fest des Glaubens, ….
Und so kamen die in Scharen,
brachten ihre Kinder mit,
ihre Kranken, auch die Alten,
selbst die Lahmen hielten schritt.
Von der Straße, aus der Gosse
kamen Menschen ohne Zahl,
und sie hungerten nach Liebe
und nach Gottes Freudenmahl.
Refrain: Eingeladen zum Fest des Glaubens, ….
Und dort lernten sie zu teilen
Brot und Wein und Geld und Zeit;
und dort lernten sie zu heilen
Kranke, Wunden, Schmerz und Leid;
und dort lernten sie zu beten,
dass dein Wille, Gott, geschehe;
und dort lernten sie zu leben,
dass das Leben nicht vergehe.
Refrain: Eingeladen zum Fest des Glaubens, ….
Aus den Dörfern und aus Städten, von ganz nah und auch von fern, mal gespannt, mal eher skeptisch, manche zögernd, viele gern, folgten wir den Spuren Jesu, folgten wir dem, der uns rief, und wir werden selbst zu Boten, dass der Ruf der gilt, der lief:
Refrain: Eingeladen zum Fest des Glaubens, ….
Wir stehen vor dir, Gott.
Unsere Hände sind leer. Vieles, was wir tun,
ist fragwürdig, kurzsichtig, egoistisch.
Aber du sagst uns dein gutes Wort.
Du nimmst uns an.
Du nimmst uns hinein zu den Deinen.
Wir stehen vor dir, geplagt und geängstet
von den Leidensgeschichten der Pandemie,
von der Sorge um den Frieden in unserem Land, von den Konflikten in unserer Welt.
Hilf uns, dass wir bestehen und das Richtige tun.
Wir bringen dir die Menschen, um die wir uns sorgen, deren Leid uns nahe geht, deren Probleme uns beschäftigen. Wir bitten dich um Kraft und um Glauben für sie und für uns selbst.
Wir stehen vor dir in Sorge um die Kirche.
Hilf uns neu anzufangen. Bewahre uns davor, um uns selbst zu kreisen, unfähig zu Kritik und Erneuerung. Richte uns aus auf dich.
Wir stehen vor dir, sprich dein Wort zu uns.
Vaterunser
Lied 262 Sonne der Gerechtigkeit,
Sonne der Gerechtigkeit gehe auf zu unsrer Zeit;
brich in deiner Kirche an, dass die Welt es sehen kann. Erbarm dich, Herr.
Weck die tote Christenheit aus dem Schlaf der Sicherheit, dass sie deine Stimme hört,
sich zu deinem Wort bekehrt. Erbarm dich, Herr.
Schaue die Zertrennung an, der sonst niemand wehren kann; sammle, großer Menschenhirt,
alles, was sich hat verirrt. Erbarm dich, Herr.
Tu der Völker Türen auf; deines Himmelreiches Lauf hemme keine List noch Macht. Schaffe Licht in dunkler Nacht. Erbarm dich, Herr.
Gib den Boten Kraft und Mut, Glauben, Hoffnung, Liebesglut, und lass reiche Frucht aufgehn,
wo sie unter Tränen sä’n. Erbarm dich, Herr.
Segen
Gott segne dich und er behüte dich.
Gott lasse sein Angesicht leuchten über dir
und sei dir gnädig.
Gott hebe sein Angesicht über dich
und gebe dir Frieden. Amen