Hausgottesdienst 1. So. n. Epiphanias

1.Sonntag n. Epiphanias, 9. Januar 2021

Glockengeläut

Schön, dass Sie unseren Hausgottesdienst mitfeiern.
Dieser Sonntag ist dem Taufgedächtnis gewidmet. Sie
sind bei sich zuhause und doch verbunden mit Gott
und vielen Menschen. Stille.
Votum
Wir feiern unseren Gottesdienst – verbunden mit anderen und verbunden mit Gott – im Namen Gottes
des Vaters, der uns wunderbar gemacht hat;
des Sohnes, der uns den Wert aller Menschen gezeigt
hat und des Heiligen Geistes, der uns zu Mitgefühl
und Achtung befähigt. Amen.

Aus Psalm 72:
12 Er (der Messias) rettet die Bedürftigen, die zu ihm
schreien, die Entrechteten, die keinen Helfer haben.
13 Er kümmert sich um die Schwachen und Armen und
sorgt dafür, dass sie am Leben bleiben. 14 Er befreit
sie von Gewalt und Unterdrückung, denn vor ihm hat
ihr Leben einen Wert.
Eingangsgebet:
Gott, Schöpfer allen Lebens! Du hast Jesus bei seiner
Taufe vor aller Welt als deinen Sohn bekanntgemacht
und mit deinem Geist erfüllt. Doch selbst ihm bleibt
die Versuchung nicht erspart. Wir bitten dich: Lass
auch uns, die du in der Taufe zu Kindern angenommen hast, durch alle Anfechtungen hindurch bewahrt
werden. Darum bitten wir dich im Vertrauen auf ihn,
Christus, unsern Herrn, unseren Bruder und deinen
Sohn. Amen.
Lesung aus Jesaja 42,1-4 (aus der Guten Nachricht):
„1 Der Herr hat gesagt: »Hier ist mein Bevollmächtigter (Luther: „Knecht“), hinter dem ich stehe. Ihn
habe ich erwählt, ihm gilt meine Liebe, ihm gebe ich
meinen Geist. Er wird die Völker regieren und ihnen
das Recht bringen. 2 Er schreit keine Befehle und
lässt keine Verordnungen auf der Straße ausrufen.
3 Das geknickte Schilfrohr zerbricht er nicht, den
glimmenden Docht löscht er nicht aus. Er bringt dem
geschlagenen Volk das Recht, damit Gottes Treue ans
Licht kommt. 4 Er selbst zerbricht nicht und wird
nicht ausgelöscht. Er führt meinen Auftrag aus und
richtet unter den Völkern meine Rechtsordnung auf.
Noch an den fernsten Küsten warten sie auf seine
Weisung.“

Lied EG 66,1-3 Jesus ist kommen
1. Jesus ist kommen, Grund ewiger Freude;
A und O, Anfang und Ende steht da.
Gottheit und Menschheit vereinen sich beide;
Schöpfer, wie kommst du uns Menschen so nah!
Himmel und Erde, erzählet’s den Heiden:
Jesus ist kommen, Grund ewiger Freuden.
4. Jesus ist kommen, der Fürste des Lebens,
sein Tod verschlinget den ewigen Tod.
Gibt uns, ach höret’s doch ja nicht vergebens,
ewiges Leben, der freundliche Gott.
Glaubt ihm, so macht er ein Ende des Bebens.
Jesus ist kommen, der Fürste des Lebens.
5. Jesus ist kommen, der König der Ehren;
Himmel und Erde, rühmt seine Gewalt!
Dieser Beherrscher kann Herzen bekehren;
öffnet ihm Tore und Türen fein bald!
Denkt doch, er will euch die Krone gewähren.
Jesus ist kommen, der König der Ehren.

Predigt
Liebe Schwestern und Brüder! Ich habe einer guten
Bekannten an Weihnachten mit gemischten Gefühlen
ein Buch geschenkt: „Tochter Gottes, erhebe dich.
Vom Schmerz zum Sieg. Vom Sieg zum Segen“ von
Inka Hammond (2018). Ob das wohl ankommt? Vielleicht. Es sah gut aus: Der Klappentext lässt vermuten, dass es darum geht, dass wir tief in uns spüren sollen, dass wir für mehr geschaffen wurden. Die Welt braucht Frauen mit Dynamit im Herzen, die das verteidigen und zurückerobern, was ihnen anvertraut wurde. Nun gehe es darum, dass Gott unsere Kräfte wachruft und uns befähigt, zu entdecken, was in uns steckt. Dazu brauche es eine innere Verwandlung. Ein schöner Gedanke, der gut tut, dachte ich! Wir sind
„Töchter“ oder „Söhne“ Gottes! Aber lässt sich das so
einfach umsetzen? Deshalb möchte ich etwas weiter
ausholen:
I. In der Advents- und Weihnachtszeit haben wir vom
„messianischen“ (d.h. königlichen) Kind gehört. Jesaja hatte im Streit mit dem jüdischen König ein „Zeichen“ angekündigt: „Darum wird euch der HERR selbst ein Zeichen geben: Siehe, eine Jungfrau ist schwanger und wird einen Sohn gebären, den wird sie
nennen Immanuel (= Gott mit uns) (Jesaja 7,14). Man
könnte sagen, das Kind soll ein Hinweis sein, dass
Gott bei den Menschen ist, als „Immanuel“. Hier geschieht eine erste „Verwandlung“: der Geist Gottes erniedrigt sich in ein Kind, es ist schon im Leib der Mutter, einer jungen Frau, aber noch ist es eine Hoffnung, eine Verheißung Gottes, eine zukünftige Realität.
II. Das Kind muss erwachsen werden, bevor es zum „Messias“, dem rettenden König werden kann. Doch dazu geschieht eine zweite Verwandlung: Das Kind wird nicht zum Machthaber und glorreichen Herrscher, nein, es wir zum „Knecht“, wie Luther es übersetzt. Gemeint ist damit, dass er ein Diener Gottes ist, der in „Knechtsgestalt“ aufritt. Jesaja und seine prophetischen Schüler zählen von ihm sehr eindrückliche Merkmale auf: Er wird „dem geschlagenen Volk das Recht“ bringen (Jesaja 42,3) und „unter den Völkern“ Gottes Rechtsordnung aufrichten (Jesaja 42,4).
Das gilt für die Menschen in Israel und „an den fernsten Küsten“ (Jesaja 42,4). Seine Herkunft muss armselig und unbekannt gewesen sein, denn „sein Bevollmächtigter wuchs auf wie ein kümmerlicher Spross aus dürrem Boden“ (Jesaja 53,1). Man könnte vielleicht so sagen: das Kind wird zum „Knecht“, der das Schwache aufrichtet und Gerechtigkeit und Recht wieder herstellt.
III. Bleibt noch eine dritte und letzte Verwandlung.
Ich habe mich lange Zeit intensiv mit den sog. „Gottesknechtsliedern“ im Buch Jesaja beschäftigt, dabei staunte ich über die enge Verbindung zwischen dem „Gottesknecht“ und Menschen, die „Söhne“ und„Töchter“ genannt werden (Jesaja 43,6). Mir fiel auf: Das, was vom einen „Knecht“ geschrieben wird, gilt
eins zu eins den Menschen in Israel und „an den fernsten Küsten“ (Jesaja 42,4). Der Bevollmächtigte Gottes „dient“ mit seiner ganzen Existenz den Menschen, er sorgt sich um seinen „Kinder“. Er ist „für sie da“, er gibt sich „den Völkern“ hin, er „schreit keine Befehle“ (Jesaja 42,2). Und er lässt den „glimmenden Docht“ nicht verlöschen (Jesaja 42,3). Obwohl er sich so verausgabt, zerbricht er nicht die „anderen“ und wird selbst nicht „ausgelöscht“ (Jesaja 42,4). Im Gegenteil, nachdem er so viel gelitten hat, wird er „wieder das Licht sehen“, also auferstehen (Jesaja53,11).
Der bekannte Tübinger Theologe Jürgen Moltmann hat in seiner „Theologie der Hoffnung“ (aus dem Jahre 1964) einmal diesen Lebensstil des Bevollmächtigten auf die christliche Gemeinde bezogen: „Der Glaube kann sich in den Schmerz der Liebe entäußern, er kann (…) Knechtsgestalt annehmen, weil er
von der Hoffnungsgewissheit der Auferstehung vom
Tode getragen wird.“ (dto., S. 312).
Was können wir daraus für unseren Alltag mitnehmen?
Wir vertrauen darauf, dass Jesus Christus dieser „Immanuel“ ist, das göttliche Kind, das zum „Bevollmächtigten“ Gottes für die Welt geworden ist. Das heißt umgekehrt: der „Gottesknecht“ macht uns, die wir zu ihm gehören, zu „Gotteskindern“, er verwandelt uns. Jesus sagt einmal ähnlich in den Seligpreisungen der Bergpredigt: „Selig, die Frieden stiften; denn sie werden Kinder Gottes genannt werden.“, (Matthäus 5,9). Jesus Christus selbst wirkt durch dich,
er schenkt dir Frieden, damit du Frieden stiften kannst. Es tut gut zu wissen, welchen Wert wir vor Gott haben. Von Friedrich Nietzsche, Sohn eines evangelischen Pfarrers und kritischer Denker, habe
ich wider Erwarten einmal eine schöne Aussage dazu gelesen. Er schreibt über die Aussage des römischen Hauptmanns unter dem Kreuz, dass Jesus wahrlich der Sohn Gottes gewesen ist (Matthäus 27,54): „Wenn du dies fühlst, (…) so bist du im Paradiese, so bist du
ein Kind Gottes“.
Meine Bekannte war anfangs skeptisch über das neue von mir „vorgeschlagene“ Buch über die „Tochter Gottes“. Doch dann hat sie es doch gelesen. Gestört hat sie aber die Unterstellung, dass wir Menschen uns unter Wert verkaufen würden, von anderen klein gemacht würden und so die wahre Bestimmung unseres  Lebens verfehlten. Es waren für sie einfach zu viele Aufforderungen, das eigene Leben zu ändern. Das war dann doch etwas zu viel auf einmal. Aber die Würde von uns, ein „Sohn“ oder eine „Tochter“ Gottes zu
sein, die dürfen wir uns nicht mehr nehmen lassen. Wie oft wird diese Würde mit Füßen getreten; genau um das zu ändern, ist der Geist ein „Kind“ und ein „Knecht“ geworden, damit wir zu Gott „Abba“ (Papa) sagen dürfen. Um das hier und heute zu spüren, kann
uns die Tauferinnerung helfen. Wenn ich dieses Wasser spüre, darf ich ganz bewusst einmal zu mir sagen: „Ich bin getauft. Ich bin ein Kind Gottes“. Ja, es stimmt, du bist es. Lassen wir einander diese Würde doch immer wieder spüren. (Wir nehmen eine Schale mit Wasser und zeichnen einander ein Kreuz auf die Hand und sprechen: „Du bist getauft. Du bist ein geliebtes Kind Gottes“). Amen.

Lied EG 200,1+2+4 Ich bin getauft
1. Ich bin getauft auf deinen Namen,
Gott Vater, Sohn und Heilger Geist;
ich bin gezählt zu deinem Samen,
zum Volk, das dir geheiligt heißt.
Ich bin in Christus eingesenkt,
ich bin mit seinem Geist beschenkt.
2. Du hast zu deinem Kind und Erben,
mein lieber Vater, mich erklärt;
du hast die Frucht von deinem Sterben,
mein treuer Heiland, mir gewährt;
du willst in aller Not und Pein,
o guter Geist, mein Tröster sein.
4. Mein treuer Gott, auf deiner Seite
bleibt dieser Bund wohl feste stehn;
wenn aber ich ihn überschreite,
so laß mich nicht verlorengehn;
nimm mich, dein Kind, zu Gnaden an,
wenn ich hab einen Fall getan.

Fürbittengebet
Wir danken dir, Gott, du gibst uns niemals preis. Du bist die Quelle, aus der sich unser Leben speist. Bei dir finden wir den Frieden, nach dem wir uns sehnen. Du schenkst Versöhnung, die wir aus eigener Kraft nicht erreichen. Du erfüllt unser Leben. Dich rufen wir uns: Herr, erhöre uns. Wir bitten dich: Gründe uns in der Liebe Christi. Mache uns zu Zeichen seines Friedens. Erneuere uns durch seinen Geist. Lass uns täglich aus der Kraft der Versöhnung leben. Dich rufen wir an: Herr, erhöre uns. Erhalte uns in der Gemeinschaft deiner geliebten Kinder in der einen Welt. Schenke Einheit und Verstehen unter allen Getauften. Stärke Kirchen und Gemeinden, mit Worten und Taten dich zu bezeugen. Dich rufen wir an: Herr, erhöre uns. Beschütze die Menschen, wo sie von Katastrophen,
Not und Verfolgung bedroht sind. Sei unser Halt und unsere Hilfe, unsere Zuversicht und Kraft, heute und alle Tage, bis sich unser Leben vollendet in dir. Dich rufen wir an: Herr, erhöre uns.
Wir beten zu dir, wie Jesus auch schon gebetet hat:

Vaterunser
Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns
unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern
erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Lied zur Jahreslosung „Du bist anders“:

Segen
Gott, segne und behüte uns.
Lass dein Angesicht leuchten über uns und sei uns
gnädig. Erhebe dein Angesicht auf uns und schenke
uns Frieden. Amen.
„Welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder.“ (Römer 8,14) – Herzliche Grüße Ihr Pfr. Thomas
Herrmann, Denzlingen