Gottesdienst an Pfingsten 2023, Predigt über 1.Kor 2,12-16

EG 130,1-3
Votum
Gruß

Ich glaube, dass ich nicht aus eigener Vernunft noch Kraft an Jesus Christus, meinen Herrn, glauben oder zu ihm kommen kann; sondern der Heilige Geist hat mich durch das Evangelium berufen, mit seinen Gaben erleuchtet, im rechten Glauben geheiligt und erhalten – so beginnt die Erklärung Martin Luthers zum dritten Teil des Glaubens-bekenntnisses.
Gottes Geist weckt Glauben und Liebe und Hoffnung in uns. Der Heilige Geist bringt uns zusammen und macht uns zu Zeuginnen und Zeugen Jesu Christi.

Gott spricht: Es soll nicht durch Heer oder Kraft, sondern durch meinen Geist geschehen.

Ehr sei dem Vater..

Gott, wir kommen vor dich, inmitten all dessen, was uns täglich in Atem hält, voller Durst nach Leben.
Erfrische uns mit deiner Gegenwart.
Erfülle uns mit deinem Geist.
Belebe uns, wenn wir erschöpft sind,
müde geworden, enttäuscht, verzagt.
Lass uns nicht resignieren vor Unrecht und Konflikten.
Locke uns, dich zu suchen, dein Wort neu zu entdecken.
Mach uns aufmerksam für dich, für unsere Mitmenschen, für das Leben.
Reinige uns von allem, was dein Ebenbild in uns verzerrt.
Komm, Heiliger Geist, entzünde in uns das Feuer
deiner göttlichen Liebe.

Kyrie

So spricht der Herr: Ich will Wasser gießen auf das Durstige und Ströme auf das Dürre. Ich will meinen Geist auf deine Kinder gießen und meinen Segen auf deine Nachkommen. (Jes 44,3)
Ehre sei Gott in der Höhe
179,1

Komm, Schöpfer Geist,
erleuchte uns mit deinen Gaben,
heilige und erhalte uns im rechten Glauben,
komm, Geist der Liebe Christi,
wirke in uns.
Amen

Thomas: Wir hören Verse aus dem Johannesevangelium im 20. Kapitel. Jesus hat sich am Ostermorgen Maria von Magdala gezeigt. Sie hat ihn erst erkannt, als er sie mit Namen ansprach. Dann läuft sie zu den anderen und erzählt: Ich habe den Herrn gesehen. Und weiter:
Es war Abend geworden an diesem ersten Wochentag nach dem Sabbat. Die Jünger waren beieinander und hatten die Türen fest verschlossen. Denn sie hatten Angst vor den jüdischen Behörden. Da kam Jesus, trat in ihre Mitte und sagte: »Friede sei mit euch!« Nach diesen Worten zeigte er ihnen seine Hände und seine Seite. Die Jünger freuten sich sehr, als sie den Herrn sahen. Jesus sagte noch einmal: »Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich jetzt euch!«
Dann hauchte er sie an und sagte: »Empfangt den Heiligen Geist!«
(Joh 20,19-23a)

Die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen
durch den Heiligen Geist. Halleluja!

Wir bekennen unseren Glauben mit Worten von Jörg Zink und Rainer Röhricht:

Wir glauben an Gott.
Wir sind nicht allein.
Wir sind geborgen.
Wir sind frei.

Wir glauben an den göttlichen Geist,
den Geist der Freiheit,
der uns verbindet
zu der einen umfassenden Kirche.

Wir glauben an Jesus Christus,
der Gott zeigt und vertritt,
der das Reich des Friedens verkündete
und aus Liebe zu uns starb.

Wir glauben, dass Jesus lebt.
Er befreit uns von Schuld,
von Angst und Tod.
Er hilft uns leben.

Wir glauben an den Gott,
der die Welt schafft und erhält,
der will, dass wir mit ihm wirken,
der Welt und den Menschen zugute.

Wir glauben an den lebendigen Gott,
der die Welt vollendet und erneuert,
der auch uns bewahrt und neu schafft
zu unvergänglichem Leben.
Amen.

EG 586

Es ist ein Wort ergangen, das geht nun fort
und fort. Gott spricht in diese Zeit hinein: Unwiderstehlich, begeisternd, treffend.
Gott spricht damals in Jerusalem durch die Jüngerinnen und Jünger. Auf einmal reden sie. „Wir können nicht schweigen über Jesus.“, sagt Petrus, als sie ihn vor dem Hohen Rat verhören. Die Angst ist verschwunden.
Der Heilige Geist begeistert und befreit, er schafft Klarheit und Erkenntnis. Menschen verstehen, obwohl sie verschiedene Sprachen sprechen.
Wie sehr wünschen wir uns Verständigung! Verständigung zwischen den Völkern, Frieden, Verständigung, wo wir in unseren Blasen leben und einander gar nicht zuhören können, Verständigung in festgefahrenen Beziehungen.
Viele reden nur, um sich durchzusetzen, ihre Macht zu zeigen, Recht zu haben. Es geht ihnen nicht darum zu verstehen und zu verbinden.
Worte wie Sprengsätze jagen durch die Medien.
Wir feiern Pfingsten, das Fest des Heiligen Geistes, das Fest des Verstehens.
Hören wir den für Pfingsten vorgeschlagenen Predigttext. Paulus schreibt im 1.Korintherbrief:

Wir haben nicht den Geist dieser Welt empfangen, sondern den Geist, den Gott selbst uns schickt. So können wir erkennen, was Gott uns geschenkt hat. Davon reden wir nicht in Worten, wie sie die menschliche Weisheit lehrt. Sondern wir reden in Worten, die der Geist Gottes lehrt. Mit seinen Worten erklären wir, was er selbst uns offenbart.
Der Mensch nimmt mit seinen natürlichen Fähigkeiten nicht das an, was vom Geist Gottes kommt. Er hält es für Dummheit und kann damit nichts anfangen. Denn nur mithilfe des Heiligen Geistes kann es richtig eingeschätzt werden. Aber ein von Gottes Geist erfüllter Mensch kann das alles richtig einschätzen. Dabei kann sich kein anderer ein Urteil über ihn anmaßen. Denn „wer kann feststellen, was der Herr im Sinn hat, und ihn beraten?“ (Jes 40,13) Aber was wir im Sinn haben, das kommt von Christus her.
(1.Kor 2,12-16 Basisbibel)

Ist Paulus etwa auch so einer, der nur seine eigene Wahrheit gelten lässt? Das klingt doch total arrogant: „Wir haben Gottes Geist. Wir können alles beurteilen, aber keiner kann uns beurteilen.“
Ich erschrecke geradezu. So hat sich die Kirche und so haben sich Kirchenleute oft benommen: Selbstgerecht, unfähig zu Kritik, am Ende sogar bereit Verbrechen systematisch zu vertuschen, wie es der Bericht der Erzdiözese Freiburg vor ein paar Wochen zeigte. Um Himmels Willen, Paulus!

Wir haben nicht den Geist dieser Welt empfangen, sondern den Geist, den Gott selbst uns schickt.
Paulus geht es um Unterscheidung, aber nicht um Überlegenheit. Gott ist gerade nicht auf der Seite der Sieger, sondern bei den Opfern. Gott ist am Kreuz. Durch Jesus am Kreuz erkennen wir, was Gott uns geschenkt hat. Paulus war nach Korinth gekommen und hat gepredigt. Er schreibt wenige Verse vorher: Ich bin aber nicht mit großartigen Worten oder mit Weisheit aufgetreten. Denn ich hatte beschlossen, bei euch nur über eines zu reden: Ich verkünde euch Jesus Christus, der am Kreuz gestorben ist.
Den leidenden Sohn Gottes am Kreuz hielten und halten viele für eine Dummheit. Jesus zeigt den Jüngerinnen und Jüngern seine durchbohrten Hände und gibt ihnen dann den Heiligen Geist. Er macht aus ihnen nicht eine mächtige Elite, sondern Botinnen und Boten seines Evangeliums. Die Liebe und Güte Gottes sollen sie leben und verkünden.
Nur wer von Gott angerührt ist, erkennt Jesus. Für viele ist Jesus nichts als ein Mensch, ein besonderer Mensch vielleicht, beeindruckend, mutig, liebevoll, konsequent, vielleicht auch ein Spinner, aber nur ein Mensch. Für uns ist Jesus Gottes Sohn, ganz eins mit Gott, sitzend zur Rechten Gottes, und doch bei den Menschen im Dunkel und im Leid, bei Opfern von Unrecht und Gewalt.

Die Gemeinde in Korinth ist bunt und voller Gegensätze wie unsere Welt heute. Da sind Vornehme und Gebildete und Hafenarbeiter und Sklaven, Menschen aus verschiedensten Ländern und Kulturen. Konflikte bleiben nicht aus. Paulus rügt in diesem Brief den Hochmut derer, die sich elitär gebärden, und die Rücksichtlosigkeit der Reichen, die beim Mahl nicht auf die Armen warten. Paulus preist Glaube, Liebe, Hoffnung als Gaben des Geistes, die größte aber ist die Liebe.
Wir können erkennen, was Gott uns schenkt.
Nur durch den Heiligen Geist wird Gott erkannt.
Paulus ermutigt die einfachen Leute und alle Christinnen und Christen: Ihr habt den Geist empfangen. Und er warnt: Lasst euch nicht vom Geist dieser Welt bestimmen.

Wir haben den Geist Gottes empfangen.
Ist das nicht ein wenig vermessen? Getrauen Sie sich zu sagen: „Ich habe den Heiligen Geist oder den Geist Christi“? Ich möchte Sie ermutigen: Wir können erkennen, was Gott uns durch Jesus geschenkt hat. Wir haben den Heiligen Geist, denn er wirkt in uns Glauben, Hoffnung und Liebe. Wir haben den Heiligen Geist, obwohl unser Glaube oft schwach ist, obwohl wir zuweilen verzagt sind und obwohl wir immer wieder auch lieblos und hart sind. Das ist kein Widerspruch, sondern gerade das Große: Gott wirkt in uns, obwohl wir so sind, wie wir sind. Der Heilige Geist lässt sich auf uns mit unserer Fragwürdigkeit ein.
Gott verwandelt unsere engen Grenzen in Weite. Lassen Sie sich durch niemanden einreden, Sie wären nicht gut genug, um wirklich Christ zu sein! Es genügt, dass wir Jesus Christus kennen und dass wir wissen, was Gott uns mit ihm schenkt. Wir müssen keine Superchristen sein. Wir müssen nur auf Christus sehen. Ja, wir haben den Geist Gottes empfangen, denn wir wissen, wie sehr Gott uns liebt. Das genügt.
Alle Pfingstlieder sind freilich Bittlieder. Wir bitten um Gottes Geist. Wir vertrauen, dass Gott uns seinen Geist schenkt, aber wir verfügen nicht über Gottes Geist. Wir beten: „Komm, Heiliger Geist, erfüll die Herzen deiner Glaubenden!“

Die Gemeinde darf nicht auseinanderfallen.
Der Heilige Geist ist „das Wir in Person“.
Der Geist Jesu Christi hält uns zusammen.
Und doch führen Christen gegen Christen Krieg und berufen sich dabei sogar auf Gott.
Die Propaganda des Patriarchen von Moskau für Putin und seinen Krieg ist gotteslästerlich.
Viele haben den Aufruf zum Ausschluss der russisch-orthodoxen Kirche aus der ökumenischen Gemeinschaft unterstützt. Dennoch will der Ökumenische Rat die Verbindung zu den Christen in Russland nicht abschneiden. Am letzten Montag fand in Moskau wieder ein Gespräch zwischen Patriarch und führenden Vertretern des Ökumenischen Rates statt um die russisch-orthodoxe Kirche umzustimmen. Trotz der schrecklichen Situation hoffen wir auf Verständigung und Frieden. Die Welt ist zerrissen von Konflikten, Unrecht und Gewalt.
Der Geist der Welt sagt: „Du kannst sowieso nichts verändern. Hol das Beste für dich heraus!“ Wir aber haben nicht den Geist dieser Welt empfangen, sondern den Geist, den Gott selbst uns schickt. Wir beten: „Komm, Heiliger Geist, verwandele die Welt, erneuere deine Schöpfung und fange bei uns an!“
Amen

Neue Lieder 105 Atme in uns, Heiliger Geist

Herr, du hast dein Volk aus der Sklaverei in die Freiheit gerufen. Gib uns Kraft und Mut, uns denen zuzuwenden, die Gerechtigkeit brauchen.
Mache uns fähig, ihre Bedürfnisse zu erkennen und Hilfe zu leisten.
Sammle uns durch deinen Heiligen Geist in die eine Herde Jesu Christi, unseres Hirten.

Gütiger und liebevoller Gott, öffne uns die Augen, damit wir den Auftrag erkennen, der uns mit allen unseren christlichen Brüdern und Schwestern verbindet: das Recht und liebevolle Güte deines Reiches sichtbar werden zu lassen.
Hilf uns, unsere Nächsten so aufzunehmen, wie dein Sohn uns aufgenommen hat.
Hilf uns, großzügiger zu sein, wenn wir die Gnade bezeugen, die du uns umsonst schenkst.

Gott der Hoffnung, hilf uns, uns daran zu erinnern, dass du in unserem Leiden bei uns bist. Hilf uns, füreinander zur Hoffnung zu werden, wenn die Hoffnungslosigkeit unser Herz heimsucht wie ein ungebetener Gast. Gewähre uns die Gabe, in deinem liebenden Geist verankert zu sein, wenn wir zusammenarbeiten, um alle Formen von Unterdrückung und Ungerechtigkeit auszumerzen. Gib uns den Mut, zu lieben, was, wen und wie du liebst, und diese Liebe in unserem Handeln auszudrücken. Durch Christus, unseren Herrn.
Amen

Christus betet für seine Kirche, dass wir eins seien, erfüllt und geleitet von seinem Geist. Er lädt uns ein an seinen Tisch, dass wir schon jetzt seinen Frieden und seine Gemeinschaft feiern.

(Abendmahl)

EG 133,1+5+7+8

Segen