Gottesdienst am 11.6.23 und Predigt 1.Joh 4,16-21

447,1-3+6+7
Votum
Gruß

Psalm 34,2-11 = 914.1
Ich will den Herrn loben allezeit;
sein Lob soll immerdar in meinem Munde sein.
Meine Seele soll sich rühmen des Herrn,
dass es die Elenden hören und sich freuen.
Preiset mit mir den Herrn
und lasst uns miteinander seinen Namen erhöhen!
Da ich den Herrn suchte, antwortete er mir
und errettete mich aus aller meiner Furcht.
Die auf ihn sehen, werden strahlen vor Freude,
und ihr Angesicht soll nicht schamrot werden.
Als einer im Elend rief, hörte der Herr
und half ihm aus allen seinen Nöten.
Der Engel des Herrn lagert sich um die her,
die ihn fürchten, und hilft ihnen heraus.
Schmecket und sehet, wie freundlich der Herr ist.
Wohl dem, der auf ihn trauet!
Fürchtet den Herrn, ihr seine Heiligen!
Denn die ihn fürchten, haben keinen Mangel.
Reiche müssen darben und hungern;
aber die den Herrn suchen,
haben keinen Mangel an irgendeinem Gut.

Ehr sei dem Vater..

Barmherziger Gott,
du lässt uns mit allen Sinnen
deine Freundlichkeit erfahren.
Aus deinen Worten hörne wir
Trost und Mahnung für unser Leben.
Am Kreuz deines Sohnes sehen wir,
wie grenzenlos deine Liebe ist.
In Brot und Wein
Schmecken wir deine Vergebung
und erleben neue Gemeinschaft
in deinem Geist.
Mit allen Kräften wollen wir dich loben.
Unser ganzes Leben gebe dir Dank.

Kyrie

Darin ist erschienen die Liebe Gottes unter uns,
dass Gott seinen eingeborenen Sohn gesandt hat,
damit wir durch ihn leben sollen.

Ehre sei Gott in der Höhe…

326,1+7

Gott, du Quelle des Lebens,
ohne dich können wir nichts tun.
Darum hoffen wir auf deine Hilfe:
Gib uns deinen Geist, dass wir wollen, was du willst,
und tun, was deiner Liebe entspricht.
Durch unseren Herrn Jesus Christus, der mit dir und dem Heiligen Geist lebt und Leben schenkt.
Amen

Der Evangelist Lukas betont sehr, wie Jesus vor der Gefahr des Reichtums warnt. Jesus erzählt vom Reichen, der blind und taub ist für den Armen vor seiner Tür. Er ist auch taub für Gottes Wort. Die Geschichte von Lazarus, Lukas 16:
Einst lebte ein reicher Mann. Er trug einen Purpurmantel und Kleider aus feinstem Leinen. Tag für Tag genoss er das Leben in vollen Zügen. Aber vor dem Tor seines Hauses lag ein armer Mann, der Lazarus hieß. Sein Körper war voller Geschwüre. Er wollte seinen Hunger mit den Resten vom Tisch des Reichen stillen. Aber es kamen nur die Hunde und leckten an seinen Geschwüren.
Dann starb der arme Mann, und die Engel trugen ihn in Abrahams Schoß. Auch der Reiche starb und wurde begraben. Im Totenreich litt er große Qualen. Als er aufblickte, sah er in weiter Ferne Abraham und Lazarus an seiner Seite. Da schrie er: ›Vater Abraham, hab Erbarmen mit mir! Bitte schick Lazarus, damit er seine Fingerspitze ins Wasser taucht und meine Zunge kühlt. Ich leide schrecklich in diesem Feuer!‹
Doch Abraham antwortete: ›Kind, erinnere dich: Du hast deinen Anteil an Gutem schon im Leben bekommen – genauso wie Lazarus seinen Anteil an Schlimmem. Dafür findet er jetzt hier Trost, du aber leidest. Außerdem liegt zwischen uns und euch ein tiefer Abgrund. Selbst wenn jemand wollte, könnte er von hier nicht zu euch hinübergehen. Genauso kann keiner von dort zu uns herüberkommen.‹
Da sagte der Reiche: ›So bitte ich dich, Vater: Schick Lazarus doch wenigstens zu meiner Familie. Ich habe fünf Brüder. Lazarus soll sie warnen, damit sie nicht auch an diesen Ort der Qual kommen!‹
Aber Abraham antwortete: ›Sie haben doch Mose und die Propheten: Auf die sollen sie hören!‹
Der Reiche erwiderte: ›Nein, Vater Abraham! Nur wenn einer von den Toten zu ihnen kommt, werden sie ihr
Leben ändern.‹
Doch Abraham antwortete: ›Wenn sie auf Mose und die Propheten nicht hören – dann wird es sie auch nicht überzeugen, wenn jemand von den Toten aufersteht.‹

Chr: Dein Wort ist meines Fußes Leuchte und ein Licht auf meinem Weg. Halleluja!

Halleluja

Wir bekennen unseren Glauben mit dem Lied: Unser Gott hat uns erschaffen – wenn Sie möchten, stehen Sie dazu auf
Neue Lieder 198

1.Joh 4,16-21
Wir haben erkannt, dass Gott uns liebt, und haben diese Liebe im Glauben angenommen.
Gott ist Liebe. Und wer in der Liebe lebt, ist mit Gott verbunden, und Gott ist mit ihm verbunden.
(wörtlich: der bleibt in Gott und Gott in ihm)
Darin hat die Liebe bei uns ihr Ziel erreicht:
Am Tag des Gerichts werden wir voller Zuversicht sein. Denn wie Jesus Christus mit dem Vater verbunden ist, so sind es auch wir in dieser Welt. In der Liebe gibt es keine Furcht, sondern die vollkommene Liebe vertreibt die Furcht. Denn die Furcht rechnet mit Strafe. Bei dem, der sich fürchtet, hat die Liebe ihr Ziel noch nicht erreicht.
Wir lieben, weil er uns zuerst geliebt hat.
Wer behauptet: »Ich liebe Gott!«, aber seinen Bruder und seine Schwester hasst, ist ein Lügner. Denn wer seine Geschwister nicht liebt, die er sieht, kann Gott nicht lieben, den er nicht sieht. Dieses Gebot hat uns Gott gegeben: Wer ihn liebt, soll auch seine Geschwister lieben.

„Wie kann man nur so blöd sein!“ Viele haben den spannenden letzten Spieltag der Bundesliga verfolgt und sich darüber aufgeregt, dass Borussia Dortmund sich die Chance entgehen ließ, Bayern München endlich, nach zehn Jahren vom Thron zu stoßen. Sie waren so kurz davor und haben es doch versemmelt.
„Wie kann man nur!“ Schon Wochen und Monate sind die sexuellen Übergriffe des obersten Polizei-beamten der Aufreger in Baden-Württemberg.
„Wie kann man nur!“ – viele Nachrichten und Zeitungskommentare reden im Tonfall ungläubiger Empörung über Dummheit und Verwerflichkeit.
Wehe dem, der Fehler macht! Ein Shitstorm bricht los. Sofort fallen politische Gegner darüber her. Die öffentliche Meinung ist gnadenlos. Wir sind gnadenlos. Und wehe uns, wenn wir uns selbst sagen müssen: „Wie konnte ich nur so blöd sein! Wie konnte ich das nur tun!“ Wir sind ja selbst unsere härtesten Richter.
Darum fürchten wir das Gericht. Die Szene mit Lazarus in Abrahams Schoß ist mir unangenehm.
An den Tag des Gerichts mag ich nicht denken.
Denn ich weiß, wie hart ich selbst oft urteile.
Und ich ahne, wie wenig ich vor strengem Urteil bestehen mag. Jesus wird kommen zu richten die Lebenden und die Toten. Viele mittelalterlichen Bilder zeigen Christus, den Richter und die Qualen der Hölle – ein weit verbreitetes Angstbild!
Hätten die Künstler und die Theologen doch besser gelesen, zum Beispiel unseren Predigttext: Am Tag des Gerichts werden wir voller Zuversicht sein. Denn wie Jesus Christus mit dem Vater verbunden ist, so sind es auch wir in dieser Welt. In der Liebe gibt es keine Furcht, sondern die vollkommene Liebe vertreibt die Furcht. Denn die Furcht rechnet mit Strafe.
Die Liebe macht den Unterschied.
Wir haben erkannt, dass Gott uns liebt.
Die Liebe macht den Unterschied zwischen Zuversicht und Furcht.
Lesen wir besser! Schauen wir genau hin!
Das Wort Zuversicht, parrhesia, stammt aus der politischen Sprache der griechischen Demokratie. Es bezeichnet den Freimut alles zu sagen, offen zu reden, vertrauensvoll seine Meinung zu sagen. Offenbar herrschte, zumindest im Ideal, eine Atmosphäre, in der jeder sich getrauen konnte etwas zu sagen, ohne empörtes, hämisches oder hasserfülltes Geschrei der anderen zu fürchten.
Eine Atmosphäre, in der ich auch Unsicherheit, Fragen, Fehler eingestehen kann.
Das wäre schön, wenn in unseren politischen Diskussionen mehr parrhesia, Freimut herrschte, ein offener, angstfreier, fehlerfreundlicher Umgang miteinander, wenn wir nicht ständig im Tonfall der Empörung, Ablehnung und Besserwisserei übereinander herfielen. Ja, das wäre schön.

Gleich nach dem schönen Satz, Gott ist Liebe, schreibt Johannes vom Gericht. Ist das nicht ein Widerspruch? Es ist nicht so, als hätte Gott noch eine andere, düstere Seite. Das Gericht gehört zu Gottes Liebe. Das Gericht deckt auf, was der Liebe widerspricht. Gott ist nicht gleichgültig, was wir tun und wie wir leben. Aber den Tag des Gerichts müssen wir dennoch nicht fürchten. Wir werden voll Zuversicht sein. Wir werden freimütig auch unsere Fehler sehen und eingestehen.
Die Furcht rechnet mit Strafe. Aber: in der Liebe gibt es keine Furcht. Gott schenkt uns Frei-Mut, wahrhaftig von unseren Fehlern zu reden, Verantwortung zu tragen.
Wir rechnen nicht mit Strafe, sondern wir hoffen: Gott vergibt uns. Wir sind in der Liebe Gottes.
Wir haben durch Jesus erkannt, dass Gott uns liebt, und haben diese Liebe im Glauben angenommen.
Gott ist Liebe. Gott ist seiner Schöpfung und uns Menschen ganz und leidenschaftlich zugewandt.
Es wird ja zuweilen etwas verächtlich vom „lieben Gott“ geredet, wie von einem vertrottelten Onkel.
Liebe ist nicht harmlos und nett. Liebe will etwas.
Liebe sehnt sich nach Antwort.
Gott will unsere Antwort.
Die Liebe ist verletzt, wenn die Antwort gleichgültig und missachtend ist.
Wir missachten die Liebe Gottes, wenn wir unsere Mitmenschen verachten und ihnen Unrecht oder gar Gewalt antun – der Brief sagt „hassen“.

Wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm. Die Liebe Gottes sucht eine Bleibe in uns. Wir bekommen eine Bleibe in Gott, in der Liebe.
Wie ein Raum, in dem wir zuhause sind und der uns seinerseits erfüllt und prägt. Im Haus der Liebe herrscht nicht das Recht des Stärkeren. Im Haus der Liebe gibt es keine Gewalt, kein Unrecht, sondern wir stehen füreinander ein und suchen Frieden und Gemeinschaft.
Gott ist Liebe und wir leben in der Liebe,
wir bleiben in Gott und Gott in uns.
Das sind Sätze, die der Welt, so wie sie ist, widersprechen. Wer glaubt, dass Gott Liebe ist, muss dem Hass widersprechen.
Johannes schreibt damals an Christen, die ihren Glauben als Flucht aus der Welt verstehen. Mit der bösen Welt wollen sie so wenig wie möglich zu tun haben. Johannes schreibt: Gott ist Liebe. Ihr seid in der Liebe. Darum kann euch die Welt nicht gleichgültig sein.
Uns kann nicht gleichgültig sein, dass Hass und Hetze uns entzweien, dass die Atmosphäre im politischen Diskurs so oft vergiftet ist, dass Unrecht und Gewalt herrschen. Wir mischen uns ein und wir hoffen auf Gott, der Liebe ist, und auf sein Haus der Liebe, in dem wir leben.
Amen

Neue Lieder 93

Wir feiern das Mahl unseres Herrn….

Wir danken dir, Gott, dass du uns deine Liebe schenkst, dass wir in Brot und Wein Gemeinschaft mit Jesus erfahren, Vergebung und Hoffnung uns zugesagt sind.
Deine Liebe will verändern, was so nicht weitergehen kann, dass Menschen in Frieden und ohne Furcht leben, dass wir gemeinsam nach guten Lösungen für Probleme suchen und uns einsetzen, dass deine Schöpfung nicht zerstört wird, sondern bewahrt.
Mach uns zu Botinnen und Boten deiner Liebe.
Bewahre die Menschen, die vom Krieg getroffen sind, in der Ukraine, im Sudan, im Jemen. Steh denen bei, die sich einsetzen für Gerechtigkeit und Frieden. Bring die Machtsüchtigen und Skrupellosen zur Vernunft.
Wir bitten dich für deine Kirche, für die Bewegung des Kirchentags, für Christinnen und Christen in Kommu-nitäten, für uns in der Gemeinde, dass deine Liebe uns erfüllt und treibt, dass wir bei denen sind, die Streit schlichten, Versöhnung und Gerechtigkeit fördern und Menschen in Leid trösten.
In dir lass uns bleiben allezeit. Amen

430,1-3
Segen
Orgelnachspiel