Du sollst ein Segen sein, Predigt 1.Mose 13,1-12

Predigt am 5.11.17 von Andreas Hansen über 1.Mose 13,1-12

Vor der Predigt werden zwei Kinder getauft - der eine Taufspruch ist 1.Mose 12,2: Ich will dich segnen, und du sollst ein Segen sein

1.Mose 13,1-12

„Ich will dich segnen, und du sollst ein Segen sein.“ So sagt Gott zu Abraham – am Anfang wird er noch Abram genannt. Und Abraham glaubt Gott und auch Sara, seine Frau, glaubt. Miteinander machen sie sich auf den Weg. Denn zuerst sagt Gott: „Geh, wohin ich dich sende.“

Abraham und Sara sind Ur-Eltern des Glaubens für Juden, Christen und Muslime. Glauben heißt für sie wie für uns: Sie wissen nicht, wohin ihr Weg geht, aber Gott geht mit ihnen. Sie vertrauen Gott, trotz der Ungewissheit. Gott will sie segnen. Gott will Gutes für Abraham und Sara. Sie sollen ein Segen sein. Durch sie sollen auch andere Gutes erfahren.
Nun hat Abraham schon einiges an Segen erfahren. Er ist angekommen in dem Land, wohin Gott ihn geführt hat. Er ist reich: Gold, Silber und vor allem Vieh, Schafe, Ziegen, Kamele.
Aber jetzt fangen die Probleme an. Denn viele Schafe, Ziegen und Kamele brauchen viel Weide und Wasser. Eine Schar von Knechten und Mägden sorgt für die Tiere, verarbeitet Milch und Wolle, Felle und Fleisch. Aber auch Lot, Abrahams Neffe hat Schafe, Ziegen, Kamele, die ebenfalls Weide und Wasser brauchen und von einer Menge von Knechten und Mägden versorgt werden.
Tag für Tag drängeln sich die Herden an den Wasserstellen. „Schert euch fort! Wir waren zuerst da.“ „Stimmt ja gar nicht. Und außerdem ist unser Herr, Abraham. Der hat das Sagen.“ Auch auf dem Markt gibt es Streit, wessen Ware besser ist, wer die guten Kunden beliefern darf und wer zu billig verkauft. „Und das Land konnte es nicht ertragen, dass sie beieinander wohnten; denn ihre Habe war groß.“
„Was ist denn mit euch los?“ fragt Abraham, als seine Leute mit verbundenen Händen und blauen Flecken daher humpeln. „Lots Knecht waren wieder mal frech. Aber denen haben wir´s gezeigt!“
„Was habt ihr?! So geht es nicht weiter!“ Abraham erinnert sich, dass Gott auch gesagt hat: „Du sollst ein Segen sein.“
So bittet Abraham seinen Neffen in sein Zelt. „Es soll kein Zank sein zwischen mir und dir und zwischen meinen und deinen Hirten; denn wir sind Brüder.“

„Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem“ – so sagt es Paulus. „Vertrau darauf, dass Gott uns segnet! Sei ein Segen für andere!“
Wem gehört das Land: Katalanen oder Spanieren? Die reichen Katalanen haben Angst, übervorteilt zu  werden. Die sture Regierung in Madrid pocht auf ihr gutes Recht. So geht es doch nicht weiter.
Wer hat angefangen mit Unrecht und Gewalt: Israel oder die Palästinenser? Seit Jahrzehnten wird der Hass geschürt und immer wieder brechen Unruhen aus. So kann man doch nicht leben.
Verrückte Verbrecher rasen auf wehrlose Menschen los und bringen möglichst viele um.    Sie sagen, sie morden im Namen Gottes. Wie können wir sie zur Besinnung bringen?
„Unser Land ist an seiner Belastungsgrenze. Mehr Fremde verkraften wir nicht. Die nehmen uns alles weg.“ Müssen wir wirklich um unser Land fürchten? Dürfen wir uns abfinden damit, dass Europa eine Festung wird?
Die Wut explodiert, damals zwischen den Leuten von Abraham und Lot und bis heute, im Großen und im Kleinen. Wir sind einander oft im Weg: egoistisch, selbstgerecht, rücksichtslos, gemein.
In jeder Ehe, unter Geschwistern, Parteifreunden, Kollegen, in Schulklassen und Kirchengemeinden erleben wir, wie wir uns entzweien.
Aber wir sollen ein Segen sein. „Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem!“

Gott traut uns das Gute zu. Obwohl wir immer wieder nur uns selbst sehen, obwohl wir so oft Angst haben zu kurz zu kommen, obwohl so viel Böses in der Welt geschieht, traut Gott uns das Gute zu.
„Geh, wohin ich dich sende. Ich will dich segnen und du sollst ein Segen sein.“ Obwohl wir Gott widersprechen, will er Gutes für uns tun und Gutes durch uns wirken.
Abraham ist ganz und gar kein Heiliger. Eben noch war er ganz schön mies zu seiner Frau. (nachzulesen in Gen 12) Aber jetzt handelt er wie ein Mensch, der Gott vertraut.
„Es soll kein Zank sein zwischen mir und dir, Lot. Wir sind doch Brüder. Wir finden einen Weg. Du darfst entscheiden, ob du in das Land unten am Fluss willst oder in die Berge willst.“
Abraham lässt Lot die Wahl, obwohl er der Ältere und Mächtigere ist. Er lässt sich auch darauf ein, auf Vorteile zu verzichten. So können sie in Frieden leben. Abraham hat keine Angst, den Kürzeren zu ziehen. „Gott hat mich gesegnet. Gott wird mich segnen. Ich gehe meinen Weg mit ihm.“

Wir wollen uns am liebsten absichern, gegen alles, was uns passieren kann. Wir klammern uns an das, was wir haben. Vielleicht ist, wie bei Abraham, das ein Problem, dass wir viel haben.
Aber Abraham hat gelernt loszulassen, neu anzufangen, ins Ungewisse zu gehen. Er vertraut darauf, dass Gott ihn segnen will und er für andere ein Segen sein kann.

Der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen