Predigt über Jona 3, 22.11.17 Buß-und Bettag

Predigt am 22.11. 17 von Andreas Hansen über Jona 3

Abendgottesdienst zum Buß- und Bettag, mit Konfirmanden und Flötenkreis gestaltet

Jona 3

Glauben Sie und glaubt Ihr, dass einer von einem Fisch verschluckt wird, und nach drei Tagen spuckt ihn der Fisch an Land, als wäre nichts gewesen? Glaubt Ihr das?
„Erzähl doch keine Märchen!“, denkt Ihr wohl.
Ihr habt recht: das ist märchenhaft. Fast eine Art Märchen ist das biblische Buch von Jona, dem widerspenstigen Propheten.
Gott fragt uns: Glaubt Ihr, dass das Unglaubliche wahr wird? Glaubt Ihr, dass abgrundtief böse Menschen umkehren? Glaubt Ihr, dass die Welt eine Chance hat?
Mal ehrlich: Glauben Sie und glaubt Ihr, dass wir die Klimakatastrophe noch abwenden können? Oder haben wir uns längst damit abgefunden?
Glaubt Ihr, dass eines Tages Frieden im Nahen Osten einkehrt, dass Christen, Juden, Muslime und alle anderen dort gemeinsam leben können?
Glaubt Ihr, dass zerfallende Staaten wie Venezuela oder Simbabwe wieder auf die Füße kommen?
Glaubt Ihr, dass wir Hass und Eifersucht, Gewalt und Unrecht überwinden? Oder haben wir uns mit all dem Bösen einfach abgefunden?
Denkt nur, wenn wir uns streiten – wie gemein und rechthaberisch wir sein können. Denkt nur, wenn wir etwas haben wollen – wie rücksichtslos und gierig wir manchmal sind.
Zum Bösen fielen Euch Konfis viele Stichworte ein: Glaubt Ihr, dass wir es besiegen, auch das Böse in uns besiegen? Woran glaubt Ihr? Woran glauben wir?

Ich will euch sagen, woran Gott glaubt: Gott glaubt an uns. Gott glaubt, dass wir die Welt besser machen können. Gott glaubt nicht an das Böse, sondern an eine bessere Welt. Sie ist nicht unverbesserlich und verloren.
Die Klimakatastrophe will Gott abwenden, die Kriege beenden, den Hass begraben, unsere unseligen Streitereien, unsere Habgier überwinden. Daran glaubt Gott. Das will er durch uns schaffen.
Ist das nicht märchenhaft schön?
Darum bekommen wir die märchenhafte Geschichte von Jona und der großen bösen Stadt Ninive erzählt. Gott will, dass wir glauben.
Jona, dieser alte Sauertopf, bekommt eine zweite Chance. Das ist schon etwas Besonderes, denn wir sind nicht leicht bereit, anderen eine zweite Chance zu geben. Jona will die böse Stadt nicht warnen. Geschieht ihnen doch recht, wenn sie untergehen! Nein, mit Ninive will er nichts zu tun haben.
Jona läuft davon. Er will vor Gott fliehen – wie einfältig! Was für eine wunderbare Geduld hat Gott, dass er einen wie diesen Jona noch einmal losschickt: Geh und sag ihnen, was die Stunde geschlagen hat!
Gehorsam, aber ohne viel Eifer erledigt Jona jetzt seinen Auftrag. Die Stadt des Bösen ist riesig und mächtig wie heutige Megastädte mit Slums und No-go-Areas. Jona ist da recht verloren. Aber dann geht ein Ruck durch die Stadt. Sogar der bösartige Assyrerkönig wird davon erfasst. Alle beten und fasten und legen die Zeichen ihres Reichtums ab.
Ninive, die Hauptstadt des Bösen, die ganze Völker verschlungen und Länder ausgelöscht hat, Ninive kehrt um. Alle Leute in Ninive wenden sich Gott zu und sind bereit sich zu ändern.
Das ist sagenhaft schön, wie ein Märchen. 
Gott glaubt nicht an das Böse, sondern an eine bessere Welt. Wenn alle mitmachen, können wir die Klimakatastrophe abwenden, Frieden schließen und den Hunger in der Welt besiegen. Wenn alle Beteiligten umkehren, kann der Streit und die Rechthaberei in unseren Beziehungen aufhören. Im Großen wie im Kleinen kann so vieles besser werden.
Die Leute von Ninive sehen: Jona hat Recht. Was wir tun, ist böse. Es ist fünf vor Zwölf. Wir müssen umkehren.
Und sie hoffen darauf, dass Gott Gutes will:      „Wer weiß: Gott könnte umkehren, es könnte ihm leidtun, und er könnte sich abkehren von seinem glühenden Zorn. Dann gehen wir nicht zugrunde.“

Vieles in der Geschichte von Jona klingt wie ein Märchen. Aber hier ist der Kern: Der ist nicht märchenhaft, sondern die Mitte unseres Glaubens.
Gott will Gutes für seine Schöpfung und für uns. Mit dem Bösen, mit Gewalt und Unrecht findet sich Gott nicht ab. Er wendet sich uns zu, damit wir nicht zugrunde gehen.
Gott sendet seine Propheten. Gott kommt selbst zu uns in Jesus, seinem Sohn. Er setzt sich dem Bösen aus. Leid und Schuld  erträgt er, damit uns keine Macht der Welt von seiner Liebe trennen kann.
Glaubt es nur, dass Gott wahr macht, was wir nicht verstehen!
Glaubt es nur, dass Gott sich nicht mit Unrecht und Leid und Bösem abfindet, dass er sogar den Tod besiegt!

Der  Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus, Jesus.  Amen