Ein Stern in der Nacht – Predigt über Mt 2,1-12 6.1.19

Predigt am 6.1.19 von Andreas Hansen über Mt 2,1-12

vor der Predigt singen wir EG 23 - der Text der STrophe 4 wird zu Beginn der Predigt zitiert

Mt 2,1-12 Da Jesus geboren war zu Bethlehem in Judäa zur Zeit des Königs Herodes, siehe, da kamen Weise aus dem Morgenland nach Jerusalem und sprachen: Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, ihn anzubeten.  Als das der König Herodes hörte, erschrak er und mit ihm ganz Jerusalem, und er ließ zusammenkommen alle Hohenpriester und Schriftgelehrten des Volkes und erforschte von ihnen, wo der Christus geboren werden sollte. Und sie sagten ihm: In Bethlehem in Judäa; denn so steht geschrieben durch den Propheten (Micha 5,1): »Und du, Bethlehem im Lande Juda, bist mitnichten die kleinste unter den Fürsten Judas; denn aus dir wird kommen der Fürst, der mein Volk Israel weiden soll.«
Da rief Herodes die Weisen heimlich zu sich und erkundete genau von ihnen, wann der Stern erschienen wäre, und schickte sie nach Bethlehem und sprach: Zieht hin und forscht fleißig nach dem Kindlein; und wenn ihr’s findet, so sagt mir’s wieder, dass auch ich komme und es anbete.
Als sie nun den König gehört hatten, zogen sie hin. Und siehe, der Stern, den sie hatten aufgehen sehen, ging vor ihnen her, bis er über dem Ort stand, wo das Kindlein war. Da sie den Stern sahen, wurden sie hocherfreut und gingen in das Haus und sahen das Kindlein mit Maria, seiner Mutter, und fielen nieder und beteten es an und taten ihre Schätze auf und schenkten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe.
Und da ihnen im Traum befohlen wurde, nicht wieder zu Herodes zurückzukehren, zogen sie auf einem andern Weg wieder in ihr Land.

Ein Stern leuchtet und zeigt den Weg.
„Das ewig Licht geht da herein, gibt der Welt ein neuen Schein, es leucht´ wohl mitten in der Nacht und uns des Lichtes Kinder macht.“
Ein Licht kommt in die Welt und verändert uns. Wer das Licht sieht, wird hocherfreut wie die Weisen.
Sie fallen auf die Knie. Sie schenken ihm ihre Schätze. Laut Martin Luther stehen Gold, Weihrauch und Myrrhe für Glauben, Liebe und Hoffnung.
Glaube macht froh, Hoffnung macht stark und Liebe macht glücklich.
Christen sind fröhliche Leute, Kinder des Lichts.

Ein Stern leuchtet mitten in der Nacht.
„Ein neuer König?“ Herodes erschrickt. „Das kann nicht sein. Das darf nicht sein! Ein neuer König – das ist einer zu viel. Das Kind muss weg!“
Jedes Mittel ist Herodes recht dafür, seine Macht zu erhalten. Er setzt die Führer und Sachverständigen der Religion ein – und sie lassen sich benutzen: Es kann ja nicht schaden, einen Machthaber zum Freund zu haben.   Schamlos belügt er die drei Weisen. Sie sollen seiner hinterhältigen Intrige dienen und ihm den Weg zeigen. Herodes wird auch bedenkenlos einen Massenmord an Kindern befehlen.
Was ist das für eine düstere Geschichte! So gar nicht weihnachtlich, sondern grausam. Rücksichtslos wird um die Macht gekämpft. Herodes ist einer von vielen Machthabern damals und heute. Wenn es um sein Interesse geht, lügt er, spielt er Leute aus, geht er über Leichen. Der Evangelist Matthäus beschreibt einfach unsere Welt, wie sie ist, wie wir sind. Wir sind in unseren kleinen Kreisen ebenfalls verstrickt in das Spiel um Einfluss, Erfolg, Macht und den eigenen Vorteil. Es genügt nicht, dass wir auf die Mächtigen zeigen. Oft sind die, die vorher über „Die da oben“, die Eliten schimpften, keinen Deut besser, wenn sie selbst Macht haben.
Aber da ist dieses Kindlein, der neugeborene König der Juden, wie die Drei sagen. „König der Juden“ – so wird Pilatus an sein Kreuz schreiben und wird damit nicht nur ihn verspotten, sondern alle Juden.
Da ist das Kindlein, das uns und das alle Menschen zu Kindern des Lichts machen will.    Er kommt in unsere düstere Wirklichkeit. Er wird Israel weiden. Er wird der gute Hirte sein.

Ein Stern leuchtet mitten in der Nacht.
Fast beiläufig erwähnt Matthäus den Traum der drei Weisen. Sie gehen nicht zurück zu Herodes. Sie spielen nicht mit in seinem Machtpoker. Gott weist ihnen einen neuen Weg.
Schauen Sie auf das Bild aus der Kathedrale von Autun im Burgund: Der Traum der drei Könige – vor über 800 Jahren von einem Künstler namens Gislebertus für die Kirche geschaffen.
( zB auf dieser Seite zu sehen: https://de.wikipedia.org/wiki/Kathedrale_von_Autun)
Unter einer Decke schlafen die Drei. Geborgen in schützender Gemeinschaft ruhen sie aus von ihrem langen Weg. Ihre Suche hat sich gelohnt. Sie sind angekommen. Dem Stern sind sie gefolgt bis hierher. Jetzt durften sie sehen, wonach sie sich gesehnt haben. Kostbare Geschenke haben sie gebracht und sind selbst glückliche Beschenkte. Sie schlafen selig.
Sanft kommt ein Gottesbote, weckt leise nur einen von ihnen, berührt ihn mit einem Finger und zeigt auf den Stern. Ihr müsst einen anderen Weg gehen. Ihr könnt nicht gemeinsame Sache mit Herodes machen.

Ein Stern leuchtet in der Nacht.
Der Engel bleibt diskret im Hintergrund. Er gibt nur einen Wink und vertraut den Weisen, dass sie folgen werden. Es fährt kein Blitz vom Himmel, der den brutalen, machtgierigen Herodes unschädlich macht. Die Herodes-Typen unserer Zeit ersticken nicht an ihren Lügen und zerbrechen nicht unter der Gewalt, die sie anderen antun. Gott spricht nicht ein donnerndes Machtwort. Gott greift nicht durch, so sehr wir uns das manchmal wünschen.
Aber fragen wir uns: Wo sind wir? Sind wir bei denen, die dem Stern folgen, oder stecken wir selbst unter einer Decke mit einem Herodes?
Behutsam greift Gott ein: Ein Stern, ein Traum, eine zarte Berührung, ein Kind. Menschen auf der Suche, wie die Weisen: sie sollen ankommen, sie dürfen finden.
Die Weisen aus dem Osten stehen für viele Menschen auf der Suche. Sie haben noch längst keinen fertigen Glauben oder sie rechnen sich vielleicht zu einer anderen Religion. Gott öffnet ihnen einen Weg. Jesus lädt sie ein. Seine Wahrheit ist größer als die Grenzen der Konfessionen und Religionen.       Alle sollen erkennen, wie sehr Gott uns liebt. Wie die drei Weise so sollen wir alle hocherfreut Gott anbeten. Irgendwann, so glaube ich, werden wir alle gemeinsam diese Freude erleben.
Die Weisen schenken ihren Glauben, ihre Hoffnung, ihre Liebe, und sie sind selbst reich und glücklich beschenkt. Sie freuen sich, Gott zu begegnen. Sie erkennen ihn in dem Kind, im Stern, in der Berührung im Traum.
Wir erschrecken vor Herodes, dem Grausamen und Machtgierigen. Wir erschrecken vor Gewalt, Intrige, Bosheit in unserer Welt. Aber wir dürfen wie die Weisen ruhig schlafen und aufatmen: Gott zeigt uns den Weg und er schenkt uns genug Glauben und Hoffnung und Liebe, damit wir ankommen.

Der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen