Hausgottesdienst für den 1.Advent

28.11. 21  1.Advent

Andreas Hansen

 

Wir feiern unseren Hausgottesdienst im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen

 

Lied 1 Macht hoch die Tür

Macht hoch die Tür, die Tor macht weit;

es kommt der Herr der Herrlichkeit,

ein König aller Königreich,

ein Heiland aller Welt zugleich,

der Heil und Leben mit sich bringt;

derhalben jauchzt, mit Freuden singt:

Gelobet sei mein Gott,

mein Schöpfer reich von Rat.

 

Er ist gerecht, ein Helfer wert;

Sanfmütigkeit ist sein Gefährt,

sein Königskron ist Heiligkeit,

sein Zepter ist Barmherzigkeit;

all unsre Not zum End er bringt,

derhalben jauchzt, mit Freuden singt:

Gelobet sei mein Gott,

mein Heiland groß von Tat.

 

Gebet

Barmherziger Gott, wir möchten uns öffnen

für dein Kommen.

Wir sollen leben durch Jesus Christus.

Mach uns bereit für dich.

Wir sehnen uns nach deiner Nähe

und hoffen, dass du unsere Erde verwandelst

in einen Ort der Gerechtigkeit und des Erbarmens.

Mach uns bereit zu hoffen.

Vieles macht uns Sorgen.

Wir kommen kaum zur Ruhe.

Wir verlieren dich aus dem Blick.

Stärke unseren Glauben.

Komm, du unser Heiland. Amen

 

Groß ist der Jubel in Jerusalem, als Jesus einzieht. Matthäus schreibt: Die ganze Stadt geriet in Aufregung. Die Leute fragten sich: „Wer ist er nur?“ Und Markus: Die Leute, die vor Jesus hergingen und ihm folgten, riefen unablässig: „Hosianna! Gesegnet sei, wer im Namen des Herrn kommt! Gesegnet sei die Herrschaft unseres Vorfahren David, die jetzt neu beginnt. Hosianna in himmlischer Höhe!“

 

Lied 1,5

Komm, o mein Heiland Jesu Christ,

meins Herzens Tür dir offen ist.

Ach zieh mit deiner Gnade ein;

dein Freundlichkeit auch uns erschein.

Dein Heilger Geist uns führ und leit

den Weg zur ewgen Seligkeit.

Dem Namen dein, o Herr,

sei ewig Preis und Ehr.

Predigtgedanken

Bestimmt kennen Sie das Bildvon Albert Einstein, wie er dem Betrachter die Zunge herausstreckt. Es wurde an Albert Einsteins 72. Geburtstag gemacht. Der berühmte Physiker hat es gerne an Freunde gesandt.

Warum wohl?

Macht er sich lustig über seine Freunde? Streckt er seinen Kollegen die Zunge heraus, die nicht wie er den Nobelpreis bekommen haben?

Will er sagen: „Ihr könnt mir alle mal den Buckel herunterrutschen!“?

Mir gefällt besser, wie Annette Kurschus, die  neue Ratsvorsitzende der EKD ihn interpretiert. Sie erzählt eine Anekdote über Einstein. Er wurde einmal gefragt, welches für ihn die wichtigste Frage sei. Der Fragesteller erwartete wohl eine grundlegende physikalische Fragestellung, aber  Albert Einstein sagte: Ob das Universum ein freundlicher Ort ist? Er streckt die Zunge heraus gegen den Wahnsinn seiner Zeit damals nach Krieg und Judenvernichtung, in Wettrüsten und Verfolgungswahn des Kalten Krieges. Er hört nicht auf sich für Völkerverständigung und Gerechtigkeit zu engagieren. Er gibt keine Ruhe.

Annette Kurschus schreibt: Es ist ein Fragen in der Welt. Eine Sehnsucht nach besseren Zeiten. … In den Gesichtern vieler Menschen steht das Fragen geschrieben. .. Adventliches Fragen. Adventliches Sehnen. … Wir sind hier in dieser Kirche und feiern Gottesdienst, weil wir uns nicht ausreden lassen, dass es noch mehr zu wissen, noch mehr zu sehen, noch mehr zu hoffen geben könnte. Dem Status Quo gehört die Zunge rausgestreckt – um Gottes und der Menschen willen. Es könnte ja sein, dass da noch etwas kommt.

 

Jeremia 23,5-8

Siehe, es kommt die Zeit, spricht der Herr, dass ich dem David einen gerechten Spross erwecken will. Der soll ein König sein, der wohl regieren und Recht und Gerechtigkeit im Lande üben wird.     Zu seiner Zeit soll Juda geholfen werden und

Israel sicher wohnen. Und dies wird sein Name sein, mit dem man ihn nennen wird:

»Der Herr ist unsere Gerechtigkeit«.

Darum siehe, es wird die Zeit kommen, spricht der Herr, dass man nicht mehr sagen wird: »So wahr der Herr lebt, der die Israeliten aus Ägyptenland geführt hat!«, sondern: »So wahr der Herr lebt, der die Nachkommen des Hauses Israel heraufgeführt und hergebracht hat aus dem Lande des Nordens und aus allen Landen, wohin er sie verstoßen hatte.« Und sie sollen in ihrem Lande wohnen.

 

Jeremia, der Prophet Gottes, stiftet Unruhe.

Er streckt den Mächtigen seiner Zeit die Zunge heraus. In den Versen vor unserem Abschnitt beschimpft er sie als falsche Hirten, als Wölfe im Schafspelz. Er wartet auf einen König, der wirklich regiert und nicht die Dinge schleifen lässt, der Recht und Gerechtigkeit übt und nicht in die eigene Tasche wirtschaftet.

Jeremia und das ganze Volk: Sie sehnen sich danach sicher zu wohnen, denn sie sind zutiefst bedroht.

Und dies wird sein Name sein, mit dem man ihn nennen wird: »Der Herr ist unsere Gerechtigkeit«. Auch dieser Name ist eine herausgestreckte Zunge, denn jeder hört damals sofort die Anspielung auf König Zedekija. Sein Name bedeutet: „Gott ist meine Gerechtigkeit“!

„Pah! Den kleinen Leuten ist es wurscht, ob du dich als König von Gottes Gnaden verstehst –„Gott ist unsere Gerechtigkeit“ – was tust du dafür, dass uns allen Gerechtigkeit widerfährt?“

Unsere Gerechtigkeit: gerecht ist da ein anderes Wort für sozial, gerecht ist, was die Gemeinschaft stützt und stärkt, gerecht ist, wo jede und jeder leben kann, keiner auf Kosten des anderen.

„Meine Gerechtigkeit“ ist leicht das Gegenteil, Rechthaberei und mein gutes Recht, das ich  gegen andere durchsetze.

Gott ist unsere Gerechtigkeit

Neben der bitterbösen Kritik klingt Hoffnung heraus: Juda soll geholfen werden, Israel soll sicher wohnen.

 

Es ist Advent, nicht eine ruhige und gemütliche Zeit, eher eine Zeit der Unruhe, der Sehnsucht.

Wir fragen. Wir finden uns nicht ab.

Wir strecken dem Satus Quo die Zunge heraus.

Tief und drängend ist unser Sehnen, dass wir den elenden Conona-Mist endlich hinter uns lassen.

Tief und drängend das Bedürfnis nach wirklichem Fortschritt für unser Land und für Europa.

Tief ist unsere Enttäuschung,

aber noch größer die Hoffnung.

Gott ist unsere Gerechtigkeit – für alle.

Wir sollen sicher wohnen – alle.

Es ist ein Fragen in der Welt, eine Sehnsucht.

Wir finden uns nicht ab.

Das ist Advent.

Wir hoffen auf Jesus.

Gott überlässt die Welt nicht sich selbst.

Das Universum ist ein freundlicher Ort.

Amen

 

Lied 11 Wie soll ich dich empfangen

Wie soll ich dich empfangen

und wie begegn ich dir,

o aller Welt Verlangen,

o meiner Seelen Zier?

O Jesu, Jesu, setze

mir selbst die Fackel bei,

damit, was dich ergötze,

mir kund und wissend sei.

 

Dein Zion streut dir Palmen

und grüne Zweige hin,

und ich will dir in Psalmen

ermuntern meinen Sinn.

Mein Herze soll dir grünen

in stetem Lob und Preis

und deinem Namen dienen,

so gut es kann und weiß.

 

Was hast du unterlassen

zu meinem Trost und Freud,

als Leib und Seele saßen

in ihrem größten Leid?

Als mir das Reich genommen,

da Fried und Freude lacht,

da bist du, mein Heil, kommen

und hast mich froh gemacht.

 

Ich lag in schweren Banden,

du kommst und machst mich los;

ich stand in Spott und Schanden,

du kommst und machst mich groß

und hebst mich hoch zu Ehren

und schenkst mir großes Gut,

das sich nicht lässt verzehren,

wie irdisch Reichtum tut.

 

Nichts, nichts hat dich getrieben

zu mir vom Himmelszelt

als das geliebte Lieben,

damit du alle Welt

in ihren tausend Plagen

und großen Jammerlast,

die kein Mund kann aussagen,

so fest umfangen hast.

 

Gebet

Die Welt in tausend Plagen und großer Jammerlast, Jesus, ja, oft scheint uns die Last unübersehbar.

Wir bitten für die, denen es zu viel wird, für die Kranken auf den Intensivstationen und ihre Angehörigen, für die Pflegerinnen und Pfleger, Ärztinnen und Ärzte, für alle, die durch die Pandemie überlastet und erschöpft sind.

Wir bitten für die Trauernden.

Stärke uns alle, dass wir geduldig miteinander umgehen und nicht die Nerven verlieren, dass wir nicht resignieren und dass wir uns einen Blick für das bewahren, was wirklich zählt.

Wir bitten dich für alle, die in Krieg und Angst leben, für die Flüchtlinge in ihrer Not.

Hilf uns Frieden zu schaffen, wo wir selbst friedlos sind, wo Konflikte uns zu schaffen machen, wo alter Streit immer noch schwelt.

Du bist unsere Gerechtigkeit. Du schenkst uns Gerechtigkeit und Gemeinschaft.

Wir bitten für die Opfer von Unrecht und Unterdrückung, für die Menschen in Hunger und Not. Hilf uns, Unrecht zu überwinden.

Wir dich um Frieden bei uns, in unserer Stadt, unter Nachbarn und Kollegen, in Schulen und Kindergärten und Heimen.

Wir bitten dich um Frieden in unseren Familien und für jede und jeden von uns.

Bewahre und behüte uns.

Vaterunser

 

Lied 13 Tochter Zion

Tochter Zion, freue dich,

jauchze laut, Jerusalem!

Sieh, dein König kommt zu dir,

ja er kommt, der Friedefürst.

Tochter Zion, freue dich,

jauchze laut, Jerusalem!

 

Hosianna, Davids Sohn,

sei gesegnet deinem Volk!

Gründe nun dein ewig Reich,

Hosianna in der Höh!

Hosianna, Davids Sohn,

sei gesegnet deinem Volk!

 

Hosianna, Davids Sohn,

sei gegrüßet, König mild!

Ewig steht dein Friedensthron,

du, des ewgen Vaters Kind.

Hosianna, Davids Sohn,

sei gegrüßet, König mild!

 

Segen

 

Gott segne dich und er behüte dich.  

Gott lasse sein Angesicht leuchten über dir

und sei dir gnädig.  

Gott hebe sein Angesicht über dich

und gebe dir Frieden. Amen