Hausgodi 6.6. Jona 1+2

 

2.Juni, 1.Sonntag nach Trinitatis

 

Wir feiern unseren Hausgottesdienst im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen

 

617, 1-3 Kommt herbei

Kommt herbei, singt dem Herrn, ruft ihm zu, der uns befreit. (2X) Singend lasst uns vor ihn treten, mehr als Worte sagt ein Lied. (2X)

Er ist Gott, Gott für uns, er allein ist letzter Halt. (2X) Überall ist er und nirgends, Höhen, Tiefen, sie sind sein. (2X)

Ja, er heißt, Gott für uns; wir die Menschen, die er liebt. (2X) Darum können wir ihm folgen, können wir sein Wort verstehn. (2X)

 

Bestimmt kennen Sie den Propheten Jona. Seine Geschichte ist wunderschön, ein wenig märchen-haft, voll Humor und Tiefsinn und auch sehr aktuell. Seit zweieinhalb Jahren haben wir eine neue Ordnung der Predigttexte. Viele Texte aus dem Alten Testament sind  jetzt in den Blick geraten, auch Jona. Ein Gebet, einen Psalm gibt es in seinem Buch.

Im Bauch des Fisches betet Jona (Jona 2,3-7):

 

Als ich in Not war, schrie ich laut.

Ich rief zum Herrn und er antwortete mir.

Aus dem Innern des Totenreichs

rief ich um Hilfe.

Da hast du mein lautes Schreien gehört.

In die Tiefe hattest du mich geworfen,

mitten in den Strudel der Meere hinein.

Wasserströme umgaben mich.

Alle deine Wellen und Wogen –

sie schlugen über mir zusammen!

Da dachte ich: Jetzt bin ich verloren,

verstoßen aus deinen Augen.

Wie kann ich je wieder aufschauen,

um deinen heiligen Tempel zu sehen?

Das Wasser stand mir bis zum Hals.

Fluten der Urzeit umgaben mich.

Seetang schlang sich mir um den Kopf.

Zum Grund der Berge bin ich hinabgestiegen,

in das Reich hinter den Toren des Todes.

Sie sollten für immer hinter mir zugehen.

Du aber hast mein Leben

aus dem Abgrund gezogen,

du Herr, du bist ja mein Gott.  Amen

 

Du Herr, du bist ja mein Gott.

Ich habe dich – so oft schon – vergessen.

Ich bin – oft schon – weggelaufen,

vor einer unbequemen Aufgabe, vor einer Entscheidung, vor einem Streit, vor einem Neuanfang. Du bist ja mein Gott, auch wenn ich vielen vieles schuldig geblieben bin.

Augustin betet: O Wahrheit, du Licht meines Herzens, lass meine Finsternis nicht zu mir reden!

Ich geriet in die Irre und habe mich deiner wieder erinnert. Ich vernahm deine Stimme hinter mir, die mich einlud, doch zurückzukehren, aber kaum vermochte ich sie zu hören wegen des Lärms des Friedlosen.        Hilf mir, deine Stimme zu hören.

Erbarme dich. Amen

 

Neue Lieder 180 Meine Hoffnung und meine Freude

Meine Hoffnung und meine Freude,

meine Stärke, mein Licht,

Christus meine Zuversicht,

auf dich vertrau ich und fürcht mich nicht,

auf dich vertrau ich und fürcht mich nicht.

 

Predigttext Jona 1+2

Das Wort des Herrn kam zu Jona, dem Sohn des Amittai: »Auf! Geh nach Ninive, in die große Stadt, und rede ihr ins Gewissen! Ihr böses Tun ist mir zu Ohren gekommen.«

Da machte sich Jona auf den Weg, aber genau in die andere Richtung. Er wollte vor dem Herrn nach Tarschisch fliehen. Als er in die Hafenstadt Jafo kam, lag dort ein Schiff, das nach Tarschisch fuhr. Er zahlte den Fahrpreis und stieg ein, um mit den Seeleuten nach Tarschisch zu gelangen. So glaubte er, dem Herrn aus den Augen zu kom-men. Doch der Herr ließ einen starken Wind losbrechen, der über das Meer fegte. Der Sturm wurde immer stärker, und das Schiff drohte auseinanderzubrechen. Die Matrosen fürchteten sich und schrien um Hilfe, jeder betete zu seinem eigenen Gott. Dann begannen sie, die Ladung über Bord zu werfen, um das Schiff zu entlasten. Jona aber war nach unten in den Frachtraum gestiegen. Er hatte sich hingelegt und war eingeschlafen. Da ging der Kapitän zu ihm hinunter und sagte: »Wie kannst du nur schlafen? Auf! Bete zu deinem Gott! Vielleicht ist er der Gott, der uns retten kann. Dann müssen wir nicht untergehen!«

Die Matrosen sagten zueinander: »Auf! Lasst uns Lose werfen! Sie werden uns sagen, wer schuld daran ist, dass dieses Unglück uns trifft!« Also ließen sie das Los entscheiden, und es traf Jona.

Da fragten sie ihn: »Sag uns doch: Wer ist schuld an diesem Unglück? Bist du es? Was ist dein Beruf? Woher kommst du? Wo bist du zu Hause? Aus welchem Volk stammst du?« Er antwortete ihnen: »Ich bin ein Hebräer. Ich verehre den Herrn, den Gott des Himmels. Er hat das Meer und das Festland geschaffen.«

Da ergriff die Männer große Furcht, und sie sagten zu ihm: »Was hast du nur getan!« Denn die Männer hatten von seiner Flucht erfahren. Er hatte ihnen erzählt, dass er vor dem Herrn floh.

Sie fragten ihn: »Was sollen wir mit dir tun, damit sich das Meer beruhigt und uns verschont?« Denn die See tobte immer wilder.

Da sagte er zu ihnen: »Nehmt mich und werft mich ins Meer!   Dann wird es sich beruhigen und euch verschonen. Denn ich weiß, dass es allein meine Schuld ist, dass ihr in dieses Unwetter geraten seid.« Die Männer aber versuchten, mithilfe der Ruder das Festland zu erreichen. Doch sie schafften es nicht, denn die See tobte immer wilder gegen sie. Da schrien sie zum Herrn und beteten: »Ach, Herr, lass uns nicht unterge-hen, wenn wir diesen Mann jetzt ins Meer werfen! Gib uns nicht die Schuld an seinem Tod! Denn du  bist der Herr! Wie es dein Wille war, so hast du es getan.« Dann packten sie Jona und warfen ihn ins Meer. Sofort beruhigte sich die See und hörte auf zu toben. Da ergriff die Männer große Furcht vor dem Herrn. Sie brachten dem Herrn ein Schlachtopfer dar und legten Gelübde ab.

Der Herr aber schickte einen großen Fisch, der Jona verschlang. Und Jona war drei Tage und drei Nächte lang im Bauch des Fisches. Da befahl der Herr dem Fisch, Jona an Land zu bringen. Dort spuckte der Fisch ihn aus.

 

Das gibt´s doch nicht, oder? Zu allen Zeiten war den Hörern klar, dass Jonas Geschichte etwas von einem Märchen hat. Und doch gibt es das, was hinter der Geschichte steckt, sehr wohl, und das ist wahr.

Das Wort des Herrn kam – das gibt es: Gottes Wort kommt, Gott spricht. Ja, sicher gibt es das. Gott spricht durch unser Gewissen. Gott spricht durch einen Menschen zu uns. Gott spricht durch Jesus und in den Worten der Bibel. Wir müssen keine Propheten sein, nur fragen und hören: „Was sagst du mir? Was ist richtig? Was soll ich tun?“ Hören wir auf Gott!

Ninive – ja, Ninive gibt es. Die Hauptstadt der Assyrer, eines Weltreiches in dem der Mensch nicht zählte. Da ging es nur um Macht. Zum Spaß wurden Gefangene ermordet. Es trifft sich, dass an gleicher Stelle wie das antike Ninive heute Mosul steht, 2014 vom IS erobert und zu einem Zentrum des Kalifats gemacht. Tausende wurden getötet, terrorisiert, in die Flucht getrieben. Ninive steht für alle Orte des Bösen. Und Gott findet sich nicht damit ab, dass sie so sind.

Es gibt Orte, mit denen wir nichts zu tun haben wollen, die wir am liebsten von der Landkarte streichen wollen, No-go-Areas, hoffnungslose Orte. Aber für Gott gibt es keinen Ort, an dem er nicht sein will, keinen Ort, an dem seine Gerechtigkeit nicht herrschen soll. Geh nach Ninive und rede ihr ins Gewissen! Gott gibt die Orte des Bösen nicht auf. Die verlorenen, verirrten, schuldbeladenen Menschen sucht er.

Und auch bei den Opfern will Gott sein.

Darum kommt er schließlich bis ans Kreuz, wo schrecklichste Gewalt und Unrecht geschehen.

Da machte sich Jona auf den Weg, aber genau in die andere Richtung. Oje, das gibt es so oft, dass wir genau in die andere Richtung davonlaufen. Wir kennen die Wahr-heit und verschweigen sie. Uns ist bewusst, dass wir auf Kosten der Generationen nach uns zu viel verbrauchen, und wir bleiben bei unserer Bequemlichkeit. Vielleicht denken wir, es macht doch keinen Unterschied,  ob ich so oder so handele, es hilft doch alles nicht. Doch, es macht einen Unterschied, wie wir auf Gott hören und wie wir handeln.

So glaubte Jona, Gott aus den Augen zu kommen. Tarsis liegt in Spanien, am Ende der damals bekannten Welt. Ich höre die Erzähler lachen über die Dummheit des Propheten. Wie kann Jona das nur glauben! Ein Ort, der Gott entzogen ist und der ihn nichts angeht – lächerlich! Und wie können wir nur glauben, uns auf diesem Planeten eine heile Welt schaffen zu können, unbe-rührt von der Not unserer Mitmenschen und Mitgeschöpfe! Irgendwann wurden aus Dritte-Welt-Läden Eine-Welt-Läden, denn die Menschen, die anderswo für zu wenig Lohn Tee pflücken oder T-Shirts nähen, damit wir billig einkaufen, leben ja nicht in einer anderen Welt als wir.

Jona schläft unten im Schiff, als ginge ihn der Sturm und die Panik der Matrosen nichts an. Ja, das gibt es leider, dass wir den Kopf in den Sand stecken, dass wir nur unsere Ruhe haben wollen, dass wir gleichgültig am Leid vorbeigehen.

Auf! Bete zu deinem Gott! Vielleicht ist er der Gott, der uns retten kann. Der Kapitän und die Matrosen haben keine Ahnung von Gott und doch hoffen sie auf Gott. Jona aber kennt die Glaubenssätze, die jeder Hebräer aufsa-gen kann. Er nennt seinen Gott den Herrn, der das Meer und das Festland geschaffen hat, aber er glaubt nicht, was er gelernt hat. Was glauben wir? Vielleicht ist er der Gott, der uns retten kann? Was trauen wir Gott zu in den Stürmen, die uns bedrohen?

Die Evangelisten erzählen weiter vom Sturm.    Die Wellen gehen über das Deck und schüt-teln die Jünger. Das Boot läuft voll. Sie geraten in Panik. Jesus fragt: Warum habt ihr solche Angst? Habt ihr noch immer keinen Glauben? (Mk 4,40)

 

Das gibt´s doch nicht. Ja, ich kann mir so vieles noch nicht vorstellen. Dass man mit Mördern von der Art eines Assad weiter leben muss. Dass es eine Lösung für den Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern gibt. Dass die Wunden der Kolonialzeit heilen. Dass Rassismus überwunden wird. Dass man mit Nazis reden kann. Meine Grenzen des Vorstellbaren sind recht eng. Zum Glück geht Gott viel weiter als meine engen Grenzen. Gott gibt auch Jona nicht auf.

Er lässt ihn nicht im Meer verschwinden und sucht sich einen besseren Propheten. Er schickt dem bockigen, ungläubigen Jona einen Fisch, der ihn verschluckt und rettet. Das gibt´s doch nicht.

Ich weiß nicht, wie das geschah.

Aber Jona bekommt eine Auszeit.

Er fühlt sich unendlich weit weg von Gott.

Und Gott ist ihm doch so nah.

Jona kann umkehren.

Er bekommt eine neue Chance.

Das gibt es – auch für uns.

Amen

 

Neue Lieder 178 Meine engen Grenzen

Meine engen Grenzen,

meine kurze Sicht bringe ich vor dich.

Wandle sie in Weite: Herr, erbarme dich.

 

Meine ganze Ohnmacht,

was mich beugt und lähmt, bringe ich vor dich.

Wandle sie in Stärke: Herr, erbarme dich.

 

Mein verlornes Zutraun,

meine Ängstlichkeit bringe ich vor dich.

Wandle sie in Wärme: Herr, erbarme dich.

 

Meine tiefe Sehnsucht

nach Geborgenheit bringe ich vor dich.

Wandle sie in Heimat: Herr, erbarme dich.

 

 

 

Du bist ja unser Gott.

Hilf uns zu glauben, dass dein Wort zu uns kommt, dass du uns meinst.

Du sagst: Hört auf mich, so werdet ihr leben.

 

Wir wollen die Orte des Bösen nicht sehen.

Hilf uns, nicht wegzulaufen, wo wir gerufen sind. Wir denken so oft, auf uns kommt es nicht an.

Aber du traust uns Gutes zu, Schritte zum Frieden, zum Versöhnen und Heilen.

 

Wir bitten dich für unsere eine Welt.

Hilf uns, nicht gleichgültig an der Not anderer vorbeizugehen. Wir bitten für die, denen Unrecht geschehen ist, die unterdrückt werden, die für einen Hungerlohn arbeiten. Wir bitten für die Kinder, die arbeiten gehen müssen.

 

Wir bitten für unsere Kranken,

für die Menschen, um die wir uns sorgen,

für die Trauernden, für die Einsamen,

für die, die Angst haben vor dem, was kommt.

 

Sei bei unserer Gemeinde, bei unseren katholischen Geschwistern und den Freunden in Sundhouse. Schenke uns deinen guten Geist.

 

Vaterunser

 

 

 

 

Lied 421

Verleih uns Frieden gnädiglich, Herr Gott, zu unsern Zeiten. Es ist doch ja kein andrer nicht, der für uns könnte streiten,

denn du, unser Gott alleine.

 

Segen

 

Gott segne dich und er behüte dich.  

Gott lasse sein Angesicht leuchten über dir

und sei dir gnädig.  

Gott hebe sein Angesicht über dich

und gebe dir Frieden. Amen