Gottesdienst 13.6. Galater 5,1

13.Juni, 2.Sonntag nach Trinitatis

Am 13.6. feiern wir einen ökumenischen Gottesdienst im Stadtpark Im Alten Grün – dieser Hausgottesdienst ist zum großen Teil gleich mit den Texten für den ökumenischen Gottesdienst

 

Wir feiern unseren Hausgottesdienst im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen

 

Lobe den Herren, Gotteslob 392,1+2+5, Evangelisches Gesangbuch 316

 

Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren, lob ihn, o Seele, vereint mit den himmlischen Chören.

Kommet zuhauf, Psalter und Harfe, wacht auf, lasset den Lobgesang hören!

 

Lobe den Herren, der alles so herrlich regieret,

der dich auf Adelers Fittichen sicher geführet,

der dich erhält, wie es dir selber gefällt;

hast du nicht dieses verspüret?

 

Lobe den Herren, was in mir ist, lobe den Namen.

Lob ihn mit allen, die seine Verheißung bekamen.

Er ist dein Licht, Seele, vergiss es ja nicht.

Lob ihn in Ewigkeit. Amen.

 

Wir beten mit einem Psalm der Bibel, Psalm 31.

Wir leihen uns seine Sprache aus, Bilder für das, was uns bewegt. Da ist von Feinden die Rede: bildhafter Ausdruck für alles, was uns bedrängt, angreift, unfrei macht. Ängste, Krankheit, Konflikte können das sein. Wir beten, dass Gott unser Vertrauen stark macht.

 

Psalm 31, 2-9 (Basisbibel)

 

Bei dir, Herr, suche ich Zuflucht.

Lass mich nicht scheitern, zu keiner Zeit!

Rette mich, du bist doch gerecht!

Hab ein offenes Ohr für mich und hilf mir

schnell!

Sei für mich ein Fels, ein Versteck,

eine feste Burg, in die ich mich retten kann!

Ja, du bist mein Fels und meine Burg!

Zeig mir den Weg und führe mich!

Dafür stehst du mit deinem Namen ein.

Lass mich dem Fangnetz entkommen,

das sie heimlich für mich ausgelegt haben.

Denn du bist meine Zuflucht.

In deine Hand lege ich mein Leben.

Gewiss wirst du mich befreien, Herr.

Du bist doch ein treuer Gott.

Jetzt kann ich jubeln und fröhlich sein,

weil ich deine Güte erfahren habe:

Du hast gesehen, wie sehr ich leide,

und erkannt, in welcher Not ich bin.

Du hast mich nicht dem Feind überlassen.

Du hast mir weiten Raum gegeben,

wo ich mich frei bewegen kann. Amen

 

Predigtgedanken

Du hast mich nicht dem Feind überlassen.

Du hast mir weiten Raum gegeben, wo ich mich frei bewegen kann. (Ps 31,9) Oder:

Du stellst meine Füße auf weiten Raum.

Manche haben eher Luthers Übersetzung im Sinn. Weiter Raum. Freiheit.

Unser Glaube macht uns weit und frei.

Zur Freiheit hat uns Christus befreit.

So schreibt Paulus (Gal 5,1), und er schreibt auch: Wo der Geist des Herrn wirkt, da ist Freiheit. (2.Kor 3,17) Reinhard Marx hatte diesen Satz zu seinem bischöflichen Wahl-spruch gewählt. Jetzt nimmt er sich die Freiheit seinen Rückzug vom Amt anzu-bieten, für ihn ein mutiger Schritt, ein Neuanfang. Sein evangelischer Kollege Heinrich Bedford-Strohm wählte übrigens den gleichen Satz als Motto für sein Amt als Bischof. Wo der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit.

 

In der Mitte unseres Glaubens geht es um Befreiung und Freiheit. Aber unser Glaube ist herausgefordert. Wir sind frei, aber auch vielfältig von Feinden bedrängt, von vielem, was uns unfrei machen will.

In den letzten Monaten waren wir eingeschränkt und haben uns nach Freiheit gesehnt. Zugleich haben wir alle unsere Verantwortung füreinander ganz direkt gespürt: Ich muss Abstand halten und auf vieles verzichten, um meine Mitmenschen zu schützen.

Diese Zeit hat uns verändert – hoffentlich ist es so! Wir haben vieles und auch unsere Freiheit neu schätzen gelernt.

Und wir wissen jetzt: Wir können auch anders. In Verantwortung für andere können wir uns einschränken. Freiheit und Verantwortung, beides ist uns bewusster.

 

Du stellst meine Füße auf weiten Raum.

Zur Freiheit hat uns Christus befreit.

Ein Christenmensch ist frei, von Christus befreit.

Wir meinen oft, wir müssten etwas aus uns machen, alles aus uns herausholen wie Sportler im Kampf, uns optimieren. Wir akzeptieren andere nur, wenn sie etwas leisten. Auch uns selbst können wir nicht annehmen, wenn wir nicht gut sind. Und auch Christen setzen sich selbst und andere unter  so einen Druck.

Das ist falsch!

Das widerspricht zutiefst dem Evangelium.

Zuerst, vor allem, was wir leisten, sind wir angenommen, von Gott geliebt und bejaht.

Wie geliebte Kinder sind wir, Kinder, die einfach nur vertrauen. Nichts und niemand kann uns den Grund unseres Lebens streitig machen. Wir können alles verlieren, unseren Erfolg, unser Ansehen, unsere Gesundheit und Kraft, unser Leben. Aber nichts und niemand nimmt uns Gottes Liebe.

Wir sind frei.

 

Eine der Hauptschriften der Reformation war Martin Luthers Von der Freiheit eines Christenmenschen:  Ein Christenmensch ist ein freier Herr über alle Dinge und nieman-dem untertan. Aber dazu gehört auch: Ein Christenmensch ist ein dienstbarer Knecht aller Dinge und jedermann untertan.

Freiheit eines Christenmenschen heißt zum Beispiel in Pandemiezeiten Verantwortung zu übernehmen, dafür zu sorgen, dass wir sowohl das menschliche Grundbedürfnis nach Beziehung und Nähe erfüllen als auch die Vorsichtsregeln beachten.

Weil wir durch Gott befreit sind, darum dienen wir einander. Luther schreibt:

Sieh, so fließt aus dem Glauben die Liebe und die Lust zu Gott und aus der Liebe ein freies, williges, fröhliches Leben, dem Nächsten umsonst zu dienen. Denn so wie unser Nächster Not leidet und unseres Überflusses bedarf, so haben ja auch wir Not gelitten und seiner Gnade bedurft. Darum sollen wir so, wie uns Gott durch Christus umsonst geholfen hat, durch den Leib und seine Werke nichts anderes tun als dem Nächsten helfen.

Freiheit eines Christenmenschen heißt, sich anrühren zu lassen von der Not der Men-schen und von den Fragen unserer Zeit.

 

Vielen Menschen ringen verzweifelt um Freiheit. Es ist bedrückend zu hören, wie Oppositionelle in Belarus, Russland, Myanmar und in vielen Ländern unterdrückt werden. Zugleich staunen wir darüber, dass sie sich nicht zum Schweigen bringen lassen. Sie stehen zu dem, wovon sie überzeugt sind.  Sie folgen ganz dem Gewissen. Am Ende sind wir als Christen nur Gott selbst verantwortlich. Trotz großem Druck sind wir innerlich frei. Dietrich Bonhoeffer konnte für sich die Freiheit des Glaubens beschreiben:

Ich glaube, dass Gott aus allem, auch aus dem Bösesten, Gutes entstehen lassen kann und will. Dafür braucht er Menschen, die sich alle Dinge zum Besten dienen lassen. Ich glaube, dass Gott uns in jeder Notlage so viel Widerstandskraft geben will, wie wir brauchen. Aber er gibt sie nicht im Voraus, damit wir uns nicht auf uns selbst, sondern allein auf ihn verlassen. In solchem Glauben müsste alle Angst vor der Zukunft überwunden sein.

Gott gibt uns Widerstandskraft, Freiheit, die nötige Kraft für das, was auf uns zukommt, was wir verantwortlich gestalten sollen. Eigentlich könnten wir ganz gelassen darauf zugehen. Wir wissen noch nicht, welche Herausforderungen vor uns stehen:

Wenn wir die Folgen der Coronazeit bewältigen müssen.

Wenn wir ernsthafte Schritte gegen den Klimawandel gehen müssen.

Wenn unsere Kirchen Gemeinden sich verändern, verändern müssen.

Wenn für uns persönlich ein neuer Lebensabschnitt beginnt.

Es werden bestimmt keine einfachen Schritte und Entscheidungen. Aber wir vertrauen uns Gott an, der uns befreit.

Du stellst meine Füße auf weiten Raum.

Zur Freiheit hat uns Christus befreit.

Amen

 

Ich lobe meinen Gott, der aus der Tiefe mich holt, Gotteslob 383, Evangelisches Gesangbuch 628

 

Ich lobe meinen Gott, der aus der Tiefe mich holt damit ich lebe.

Ich lobe meinen Gott,

der mir die Fesseln löst damit ich frei bin.

Refrain:

Ehre sei Gott auf der Erde

in allen Straßen und Häusern,

die Menschen werden singen,

bis das Lied zu Himmel steigt:

Ehre sei Gott und den Menschen Frieden,

Ehre sei Gott und den Menschen Frieden,

Ehre sei Gott und den Menschen Frieden,

Frieden auf Erden!

 

Ich lobe meinen Gott, der mir den neuen Weg weist, damit ich handle.

Ich lobe meinen Gott, der mir mein Schweigen bricht, damit ich rede.

Refrain …

 

Ich lobe meinen Gott, der mir die Tränen trocknet, damit ich lache.

Ich lobe meinen Gott, der meine Angst vertreibt, damit ich atme.

Refrain …

 

Gebet

 

Herr Jesus Christus, du schenkst uns Freiheit und willst, dass wir frei und verantwortlich leben. Du weißt auch, wie eng und unfrei wir oft sind, wie bedrängt durch Ängste, durch Scheitern und Schuld.

Hilf den Suchenden und Fragenden,

denen die auf Umwegen unterwegs sind.

Schenke der Welt deinen Frieden, Frieden zwischen Völkern und Kulturen, Frieden und Gerechtigkeit für die Unterdrückten, Frieden zwischen den Religionen.

In rechter Weise hilf uns, die Freiheit zu leben, verantwortlich umzugehen mit dem, was du uns anvertraust. Die Schöpfung stöhnt unter dem Missbrauch menschlicher Freiheit. Wir bitten für das Leben in seiner Vielfalt.

Für deine weltweite Kirche bitten wir.

Lass die ökumenische Gemeinde der Christen zu einer Heimat der Menschen werden, zu einem Anwalt der Schwachen,

zu einem Zeugen deiner Liebe.

Wir bitten für unsere Kranken um Trost und Kraft, für alle, die sie begleiten und pflegen.

Wir bitten für unsere Kinder, dass sie die Not der Coronazeit unbeschadet hinter sich lassen können.

Wir bitten für alle, die uns besonders am Herzen liegen.

 

Vaterunser

 

Meine engen Grenzen

Gotteslob 437, Neue Lieder 178

 

Meine engen Grenzen,

meine kurze Sicht bringe ich vor dich.

Wandle sie in Weite: Herr, erbarme dich.

 

Meine ganze Ohnmacht,

was mich beugt und lähmt, bringe ich vor dich.

Wandle sie in Stärke: Herr, erbarme dich.

 

Mein verlornes Zutraun,

meine Ängstlichkeit bringe ich vor dich.

Wandle sie in Wärme: Herr, erbarme dich.

 

Meine tiefe Sehnsucht

nach Geborgenheit bringe ich vor dich.

Wandle sie in Heimat: Herr, erbarme dich.

 

 

Segen

 

Gott segne dich und er behüte dich.  

Gott lasse sein Angesicht leuchten über dir

und sei dir gnädig.  

Gott hebe sein Angesicht über dich

und gebe dir Frieden. Amen