Mt 5, 3-12

Predigt am 16.März 2014 von Andreas Hansen über Mt 5,3-12

Ökumenischer Gottesdienst zur Woche für das Leben in der Katholischen St.Laurentiuskirche Kenzingen

Matth. 5, 3-12 Jesus sagte: Selig, die arm sind vor Gott; denn ihnen gehört das Himmelreich. Selig die Trauernden; denn sie werden getröstet werden. Selig, die keine Gewalt anwenden; denn sie werden das Land erben. Selig, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit; denn sie werden satt werden. Selig die Barmherzigen; denn sie werden Erbarmen finden. Selig, die ein reines Herz haben; denn sie werden Gott schauen. Selig, die Frieden stiften; denn sie werden Kinder Gottes genannt werden. Selig, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden; denn ihnen gehört das Himmelreich. Selig seid ihr, wenn ihr um meinetwillen beschimpft und verfolgt und auf alle mögliche Weise verleumdet werdet. Freut euch und jubelt: Euer Lohn im Himmel wird groß sein. Denn so wurden schon vor euch die Propheten verfolgt. Evangelium Jesu Christi

Liebe Schwestern und Brüder,

so fängt Jesus, unser Herr an, zu den Menschen zu reden. Er sitzt auf dem Berg, sieht das Volk an und sagt: „Was für wunderbare Menschen! Selig seid Ihr!“ So beginnt er seine Rede. „Selig die Armen, selig die Trauernden, selig die Leidtragenden!“ Neun Mal „selig“. Um ihn herum stehen und sitzen normale Leute. Das sind nicht coole Typen, nicht die Schönen, Reichen und von Erfolg Verwöhnten. Aber Jesus sieht sie an, sieht uns an, liebevoll, aufmerksam. Jesus weiß ganz schnell, was mit einem Menschen los ist. Er sieht die Menschen in ihren Stärken, ihrem Glück und in ihrem Leid, die Verletzten und Schwachen. Er weiß, was sie umtreibt und nicht loslässt. Er kennt die Sehnsucht nach Frieden und Gerechtigkeit. Er sieht die Sanftmütigen, die nicht auf den Tisch hauen. Aber wer sich nicht durchsetzt, kommt doch zu nichts. Er sieht die Barmherzigen, die gut zu anderen sind. Aber wer nicht für sich selbst sorgt, zieht doch den Kürzeren. Er sieht die reinen Herzens sind und niemand etwas vormachen. Aber wer immer ehrlich ist, wird doch für blöd verkauft. Jesus sagt: „Seid fröhlich! Gott sieht euch an. Gott sieht euch an wie ein guter Vater seine geliebten Kinder. Was kümmert es euch, wenn andere euch auslachen? Ihr habt ein Ansehen bei Gott. Seid fröhlich! Was euch niederdrückt, behält nicht das letzte Wort. Gott hat ein gutes Ziel für euch. Darum seid ihr selig.“ Ein fröhlicher Glaube, trotz allem, was uns entgegensteht, unsere Ängste und Sorgen. Hoffnung, obwohl wir manchmal müde sind. Jesus nennt die angefochtenen Menschen selig. Er sieht die Leute mit dem liebevollen Blick Gottes an. Wie Eltern ihre Kinder voll guter Anlagen und Möglichkeiten sehen, so und viel klarer sieht Jesus das gute Ziel Gottes für einen jeden. Er sieht sie voll Hoffnung und Verheißung. Man könnte die Seligpreisungen missverstehen, so als würden die Trauer der Traurigen und das Leid der Leidenden nicht ernst genommen. Nach dem Motto: „Ist doch alles nicht so schlimm!“ Nein, so ist es gerade nicht gemeint. Jesus nimmt die Menschen ernst in dem, was sie bedrängt. Er ruft sie zu sich. Er will wissen und wir dürfen ihm sagen, was uns drückt. Und wir sollen einander ernst nehmen und genau hinsehen, wenn Leben in Gefahr ist. Ich denke zum Beispiel an seelisch kranke Menschen, Menschen mit Depressionen oder mit Suchterkrankungen. Viele können nicht gut damit umgehen. Leicht sind wir in Gefahr, solches Leid zu verdrängen, zu verstecken oder nicht ernst zu nehmen. Selig sind die Menschen, die dem Leid nicht ausweichen, die hinsehen und nicht verdrängen, die wach und mutig damit umgehen und dabei auch die eigene Ratlosigkeit und das Unvermögen ertragen. Selig sind die, die sich nicht abfinden, die kämpfen und keinen Menschen abschreiben. Selig sind diejenigen, die die Würde eines jeden Menschen ernst nehmen. Selig sind sie, denn Gott ist auf ihrer Seite.

Dazu passt das Motto der Woche für das Leben. „Herr, dir in die Hände“, wenige Worte aus dem Gedicht von Eduard Mörike:

„In Ihm sei’s begonnen, / Der Monde und Sonnen/ An blauen Gezelten / Des Himmels bewegt./ Du, Vater, du rate! / Lenke du und wende!/ Herr, dir in die Hände / Sei Anfang und Ende,/ Sei alles gelegt!“

Dankbarkeit, Gelassenheit, fröhliches Vertrauen: Dir in die Hände, Gott, lege ich Anfang und Ende. Dir in die Hände lege ich mein Leben, denn du gibst das Leben. Dir in die Hände lege ich auch das verletzte und behinderte Leben, das Leben, das ungewollt entsteht, das zu Ende gehende Leben. Solche Gelassenheit wünschen wir uns und sind doch oft weit davon entfernt. Dieses Vertrauen könnte den Menschen so gut tun, aber es fehlt meist gerade denen, die angegriffen sind.

„Gott ist ein Freund des Lebens“ Vor 25 Jahren haben die Deutsche Bischofskonferenz und der Rat der EKD gemeinsam die Erklärung mit dieser Überschrift herausgegeben. Kurz danach ist die ökumenische Woche für das Leben entstanden. Gemeinsam denken wir nach über die Herausforderungen und Aufgaben beim Schutz des Lebens. Was damals geschrieben wurde, ist nach wie vor aktuell. Herr, dir in die Hände sei Anfang und Ende, sei alles gelegt. Ein Grundvertrauen trägt uns. Das Leben ist Gottes wunderbare Gabe. Wir nehmen es dankbar aus seiner Hand. Darum ist die Würde des Menschen unantastbar, wie unser Grundgesetz sagt, oder der Mensch ist Ebenbild Gottes, wie wir von der Bibel her sagen. Wir Christen haben den Auftrag, die dunkle Seite des Lebens anzusehen, das gefährdete Leben, bedrohte, verletzte Menschen, Unheil und Leid und Tod. Wir Christen sollen und dürfen nicht wegsehen. Gott gibt uns dazu auch die nötige Kraft. Ich staune über Menschen, die zu den syrischen Flüchtlingen gehen oder sich für den Frieden unter den Religionen in Zentralafrika einsetzen. Ich bewundere diejenigen, die einen Angehörigen jahrelang pflegen. Gott schenkt die Kraft, der Verzweiflung, der Angst, der Resignation zu begegnen. Und er hilft uns auch wieder auf, wenn die Belastung uns doch zu groß geworden ist. Ich glaube, dass Gott uns die nötige Kraft für unsere Aufgaben gibt. Aber wir erkennen oft erst im Nachhinein, wie er uns hindurchgetragen hat. Dankbar will ich sehen, wie wunderbar uns der Gott des Lebens beschenkt. Aufmerksam, wach will ich hinsehen und mich einsetzen, wo Leben bedroht und verletzt ist. Darum bitte ich Gott um die nötige Geistesgegenwart, den Mut und die Kraft. Herr, dir in die Hände sei Anfang und Ende, sei alles gelegt. Der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen