Zwischen den Zeiten – Hausgottesdienst zum Christfest 2020

Lied EG 35

Nun singet und seid froh, jauchzt alle und sagt so: Unsers Herzens Wonne liegt in der Krippe bloß und leucht´ doch wie die Sonne in seiner Mutter Schoß. Du bist A und O, du bist A und O.

Wo ist der Freuden Ort? Nirgends mehr denn dort, da die Engel singen mit den Heil´gen all     und die Psalmen klingen im hohen Himmelssaal. Eia, wär´n wir da, eia, wär´n wir da.

 

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen

 

Fürchtet euch nicht!  Siehe, ich verkündige euch große Freude! Euch ist heute der Heiland geboren. Wir  feiern einen Hausgottesdienst zum Christfest. Der Retter ist geboren. Gott wird Mensch für uns. Das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit.

 

Wir preisen dich, Gott, gemeinsam mit Christinnen und Christen in aller Welt. Du kommst in die Welt – so sehr liebst du sie.                  Wir hören den Jubel und denken zugleich an die, denen nicht zum Jubeln zumute ist, die traurig sind und voll Sorge. Du kommst in die Welt und willst mit uns tragen, was uns bedrückt. Christus, unser Bruder, du kommst in Armut, nicht in Glanz und Herrlichkeit.

Wir preisen dich Gott, der du lebst und Leben schenkst, durch Christus, unseren Bruder, unseren Heiland,  in der Kraft des Heiligen Geistes. Amen

 

Lesung Jes 52,6-10

Mein Volk soll meinen Namen erkennen an jenem Tag, dass ich es bin, der spricht: „Hier bin ich!“

Wie lieblich klingen die Schritte  des Freudenboten auf den Bergen, der Frieden verkündet, der gute Botschaft bringt, der Rettung verkündet, der zu Zion spricht: Dein Gott ist König!

Horch, deine Wächter haben die Stimme erhoben, allesamt jubeln sie, denn mit ihren Augen werden sie sehen, wie der Herr zurückkehrt nach Zion.

Freut euch, jubelt allesamt, ihr Trümmerstätten Jerusalems! Denn der Herr hat sein Volk getröstet, er hat Jerusalem erlöst.

Vor den Augen aller Nationen hat der Herr seinen heiligen Arm entblößt, und alle Enden der Erde werden das Heil unseres Gottes sehen.

Lied EG 36,1+5+6+9

Fröhlich soll mein Herze springen

Dieser Zeit, da vor Freud alle Engel singen.

Hört, hört, wie mit vollen Chören

Alle Luft laute ruft: Christus ist geboren!

 

Nun er liegt in seiner Krippen,

Ruft zu sich mich und dich, spricht mit süßen Lippen:

“Lasset fahr’n, o liebe Brüder,

Was euch quält, was euch fehlt; ich bring alles wieder.”

 

Ei so kommt und lasst uns laufen,

Stellt euch ein, groß und klein, eilt mit großen Haufen!

Liebt den, der vor Liebe brennet;

Schaut den Stern, der euch gern Licht und Labsal gönnet.

 

Die ihr arm seid und elende,

Kommt herbei, füllet frei eures Glaubens Hände.

Hier sind alle guten Gaben

Und das Gold, da ihr sollt euer Herz mit laben.

 

1920 schrieb Friedrich Gogarten: “Das ist das Schicksal unserer Generation, dass wir zwischen den Zeiten stehen. Wir gehörten nie zu der Zeit, die heute zu Ende geht. Ob wir je zu der Zeit gehören werden, die kommen wird?”

„Zwischen den Zeiten“ – so nannten namhafte Theologen damals vor hundert Jahren eine Zeitschrift und so schätzten sie ihre Zeit ein: nach der Erschütterung des Ersten Weltkrieges –      der Optimismus und Fortschrittsglaube einer Generation war zerschlagen. Aber die Autoren waren bereit sich von Gottes Wort ansprechen und herausfordern zu lassen.

Zwischen den Zeiten stehen wir auch jetzt, wund von diesem Jahr, unsicher, müde. Zwischen den Zeiten stehen wir immer, wenn Entscheidungen, Abschiede, Krisen uns herausfordern. Resignieren wir nicht! Lassen wir uns ansprechen von Gott! Sein Volk soll ihn erkennen, wenn er spricht:   „Hier bin ich!“ Wir wollen ihn hören und sehen in dem Kind.

Fröhlich soll mein Herze springen – ach, wirklich? Lieblich klingen die Schritte des Freudenboten – so anders als resolute Schritte eines machtvoll Auftretenden oder gar dröhnende Stiefel von Soldaten.

Die Herzen sind zu Jesajas Zeit eher schwer, Jerusalem in Trümmern, der Tempel eine Ruine, das Volk fern von zuhause. Aber so soll es nicht bleiben. Eine neue Zeit kommt. Gott kommt. Hört ihr nicht schon die lieblichen Schritte seines Boten? Hört doch, was er verkündet: Frieden, eine frohe Botschaft, Rettung. Das ist eigenartig, nicht wahr? Sie sitzen noch in der Verbannung und Jerusalem liegt in Trümmern. „Zwischen den Zeiten“ heißt für sie in gespannter Erwartung hören auf die frohe Botschaft, ganz nah. Noch ist der Frieden, die Rettung nicht verwirklicht, aber wir gehören zu der Zeit, die kommen wird.

Himmlische Freudenboten kommen zu den Hirten, und die werden nun ihrerseits zu Freudenboten. Hört, hört, wie mit vollen Chören alle Luft laute ruft: Christus ist geboren! Lasst euch mitreißen von der Freude, dass Gott zu uns kommt! Eine neue Zeit beginnt. Frieden für die zerrissene, geplagte Welt. Gott brennt vor Liebe. Er will bei uns sein, unser Leben teilen, uns retten. Neue Perspektiven erschließen sich. Ein Neuanfang wird möglich. Fröhlich soll mein Herze springen!  Wir gehören zu der Zeit, die kommen wird.

Die ihr arm seid und elende, kommt herbei, füllet frei eures Glaubens Hände. Bei Jesaja klingt es so: Freut euch, jubelt allesamt, ihr Trümmerstätten Jerusalems! Jubelnde Trümmer, Elende, die wieder glauben können – „Gott kommt in die Trümmer“ (Isolde Karle) Die schlimmen, leidvollen Erfahrungen werden nicht einfach beiseite gewischt, als ob nichts wäre. Gott kommt gerade dorthin, wo Schmerz und Elend und auch Schuld uns niederdrücken. Sicher hätten wir in diesem Jahr manches besser machen können. „Wir werden einander viel zu verzeihen haben.“ Das stimmt. Was wir erlebt und erlitten und getan haben,  bleibt ein Teil unseres Lebens. Es lässt sich nicht auslöschen. Die Trümmer sollen jubeln.  Gott sieht unsere Last, die Trümmer und Ruinen unseres Lebens. Er geht nicht darüber hinweg. Das Volk Israel hofft, dass Jerusalem wieder aufgebaut wird und es heimkehren darf. Wir hoffen, dass aus den Leidensgeschichten,  aus dem, was uns erschreckt, aus Krisen, Schuld und Erschütterungen Neues entsteht.

Wir schauen auf das Kind in der Krippe. So klein macht sich Gott, so machtlos und dem Leben ausgeliefert. So ist er ganz bei uns. Wir sehen im Kind in der Krippe auch schon den leidenden Gott, der sich für uns hingibt. Wir sehen, wie sehr Gott uns liebt.

Wir stehen zwischen den Zeiten. Vielleicht wird mit diesem Jahr wirklich vieles anders – das wissen wir nicht. Das Gefühl von Umbruch und Krise beherrscht viele. Wir stehen zwischen den Zeiten, aber die Geburt Jesu markiert eine neue Zeit.

Hört die lieblichen Schritte des Freudenboten!

Er verkündet Frieden, Rettung, frohe Botschaft.

Hören wir! Sehen wir auf den, der kommt!

So viel will er für uns tun. So viel schenkt er uns.

Alle Enden der Erde werden das Heil unseres Gottes sehen.

Amen

 

37,1+4

Ich steh an deiner Krippen hier, o Jesu, du mein Leben;

ich komme, bring und schenke dir, was du mir hast gegeben.

Nimm hin, es ist mein Geist und Sinn,

Herz, Seel und Mut, nimm alles hin

und lass dir’s wohlgefallen.

 

Ich sehe dich mit Freuden an und kann mich nicht satt sehen;

und weil ich nun nichts weiter kann, bleib ich anbetend stehen.

O dass mein Sinn ein Abgrund wär

und meine Seel ein weites Meer,

dass ich dich möchte fassen!

 

Wir stehen an deiner Krippe, du, unser Gott, so nah. Mit allem, was dieses Jahr uns gebracht hat, stehen wir vor dir. Wir sehen auf dich. Wir hören auf die Freudenboten. Wir hoffen auf dein Wort vom Frieden, von Heil und Rettung. Hilf uns, zuversichtlich weiterzugehen, nicht zu resignieren und bitter zu werden. Wir wissen nicht, was das neue Jahr bringt und wie wir aus dieser Krise herausgehen, aber wir wissen: Du gehst mit uns. In allem, was geschieht: Du bist bei uns.

Wir bitten dich für alle, die von der Pandemie hart getroffen sind, die erkrankt sind, die Angehörige verloren haben, die extrem gefordert sind in ihrem Beruf, die ihre Arbeit oder ihr Auskommen verloren haben.

Wir bitten für unser Land und für die Welt um Frieden, um gerechte Entscheidungen, um Einsicht und Versöhnung in Konflikten, um Bewahrung in Not.

Ja, alle Enden der Erde sollen dein Heil sehen. Schenke ihnen und uns allen Glauben. Behüte unsere Lieben. Bewahre uns.

Vaterunser

37,9

Eins aber, hoff ich, wirst du mir, mein Heiland, nicht versagen: dass ich dich möge für und für in, bei und an mir tragen. So lass mich doch dein Kripp´lein sein; komm, komm und lege bei mir ein dich und all deine Freuden.

 

Gott, segne und behüte uns. Lass dein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig. Hebe dein Angesicht über uns und schenke uns Frieden. Amen.