Waffen von Gott? Predigt über Eph 6,10-17

Predigt am 16.10.16 von Andreas Hansen über Epheser 6,10-17

Waffen üben eine seltsame Faszination aus. Diese Machete hat mein Sohn für eine Wanderung durch den Dschungel gekauft. Natürlich kann sie auch gefährlich sein. Kleine und große Jungs, vielleicht auch Mädchen, phantasieren von Waffen, die sie unangreifbar und mächtig machen. Oder sie schauen Filme an, in denen der Held eine wunderbare Waffe besitzt.
Nicht wahr, da fallen euch sofort Filmhelden ein? Vor 50 Jahren war es z.B. Old Shatterhand und seine silberne Büchse. Wir wissen, was mit Waffen angerichtet werden kann. Schrecklich!
Wir wären gerne unangreifbar, aber wir sind das Gegenteil davon: angreifbar, angegriffen und oft sehr verzagt.
Hören wir den Predigttext aus dem Epheserbrief – es geht um die Waffenrüstung Gottes.

Eph 6,10-17 Neue Genfer Übersetzung

Nun noch ein Letztes: Lasst euch vom Herrn Kraft geben, lasst euch stärken durch seine gewaltige Macht! Legt die Rüstung an, die Gott für euch bereithält; ergreift alle seine Waffen! Damit werdet ihr in der Lage sein, den heimtückischen Angriffen des Teufels standzuhalten. Denn unser Kampf richtet sich nicht gegen Wesen von Fleisch und Blut, sondern gegen die Mächte und Gewalten der Finsternis, die über die Erde herrschen, gegen das Heer der Geister in der unsichtbaren Welt, die hinter allem Bösen stehen.
Deshalb greift zu allen Waffen, die Gott für euch bereithält! Wenn dann der Tag kommt, an dem die Mächte des Bösen angreifen, seid ihr gerüstet und könnt euch ihnen entgegenstellen. Ihr werdet erfolgreich kämpfen und am Ende als Sieger dastehen.
Stellt euch also entschlossen zum Kampf auf! Bindet den Gürtel der Wahrheit um eure Hüften, legt den Brustpanzer der Gerechtigkeit an und tragt an den Füßen das Schuhwerk der Bereitschaft, das Evangelium des Friedens zu verbreiten. Zusätzlich zu all dem ergreift den Schild des Glaubens, mit dem ihr jeden Brandpfeil unschädlich machen könnt, den der Böse gegen euch abschießt. Setzt den Helm der Rettung auf und greift zu dem Schwert, das der Heilige Geist euch gibt; dieses Schwert ist das Wort Gottes.

Wir sind eine Kraft, jede und jeder. Wir sind eine Kraft, miteinander erst recht. Wir haben Teil an der Kraft Jesu Christi. Wir stehen unter dem mächtigen Schutz Gottes. Nehme ich meinen Mund jetzt nicht zu voll? Wir sind doch kein Verein von Kraftmeiern.
Stellen sie sich vor, wer hier so laut von Kampf und Waffen der Christen schreibt: Nach der Aussage des Briefes schreibt Paulus seinen Brief vom Gefängnis aus. Er und die ganze junge Christenheit sind eine lächerlich kleine, machtlose Randgruppe. Sie werden angegriffen, verfolgt, vertrieben und sind doch so siegesgewiss.

In der Zeit des Epheserbriefes entsteht der wichtigste militärische Stützpunkt zwischen Argentoratum – Straßburg und Augusta Raurica – Augst bei Basel hier in unserer Nachbarschaft, in Riegel. Hier wie in Nordafrika, in Ephesus in der heutigen Türkei wie in Palästina herrschen die Römer. Überall sieht man römische Soldaten mit ihren Schildern, Schwertern und Helmen. Ein riesiges, allgegenwärtiges Heer verkörpert die Weltmacht. Die Römer leisten Beachtliches, aber sie vernichten auch alles, was sich ihnen in den Weg stellt. Zahllose Menschen fallen ihnen zum Opfer. Für viele ist die römische Macht der Inbegriff des Bösen.
Wir überblicken kaum, wie viele bewaffnete Konflikte unsere Welt heute erschüttern. Am meisten erschrecken wir heute vor dem Krieg in Syrien. Unvorstellbar ist die Not in Aleppo. Aber immer weiter fallen die Bomben.
Vom teuflisch Bösen schreibt der Brief. Wenn ich höre, was Menschen einander antun, kommt mir das selbst manchmal dämonisch vor, wie eine böse Macht in uns.
Das Böse setzt uns zu in Gewalt, Habgier, Neid, Lüge, wenn ein Mitschüler oder Kollege gemobbt wird, wenn uns jemand wehtut.
Wir haben zu kämpfen – viele können ein Lied davon singen, womit sie kämpfen: Mit einem Burnout, mit schweren Depressionen, weil sie einsam sind und keiner nach ihnen fragt. Manche haben zu kämpfen mit dem Bestand ihrer Ehe, mit ihrem fehlenden Selbstwertgefühl, mit Sorgen. Und auch das gibt es, und nicht zu knapp: Dass Menschen kämpfen mit Gott und um ihren Glauben.
Wir haben auch gegen das Böse in uns zu kämpfen. Wenn die Bibel am Anfang von Kain und Abel schreibt, dann sind ja nicht irgendwelche Urmenschen in grauer Vorzeit gemeint, sondern wir alle, die immer wieder Opfer des Bösen werden, so wie Abel, aber auch Täter wie Kain. Wir sind anfällig dafür.

Paulus ruft uns zu: Rüstet euch gegen das Böse und seine Angriffe! Zieht die Waffen Gottes an! Wir sind nicht wehrlos. Wir sind eine Kraft. Sein erster Satz ist: „Lasst euch vom Herrn Kraft geben, lasst euch stärken durch seine gewaltige Macht!“ Kraft bekommen wir vom Herrn, von Jesus Christus. Kraft bekommen wir nur durch die Verbindung mit ihm. Paulus beschreibt die Kirche wie einen großen Leib. Wir sind ein Leib. Alle hängen wir zusammen und brauchen einander. Und Christus ist unser Haupt, der Kopf, die Zentrale, von der alles ausgeht.
Liebe Gemeinde, das ist wichtig, dass er uns hier zusammen anspricht: Lasst euch vom Herrn Kraft geben! Er meint uns miteinander, uns als Gemeinde. Viel zu sehr verstehen wir uns als Einzelne. Oft höre ich Sätze wie: „Ich kann alleine für mich glauben. Dazu brauche ich keine Kirche.“ Wir sind fast alle durch so ein vereinzelndes, individualistisches Denken geprägt. Aber es stimmt nicht. Ich kann nicht alleine glauben. Ich kann nicht aus mir selbst heraus und nur für mich glauben. Ich brauche die Gemeinde, die anderen, die mit mir glauben, beten, feiern. Denn der Glaube kommt nicht aus mir, er wird mir geschenkt. Er muss mir zugesagt und beigebracht und immer wieder gestärkt werden.
Unser Glaube erscheint uns und anderen oft so kraftlos, so wirkungslos, so unbedeutend. Ich meine, es liegt viel daran, dass wir jede und jeder für sich glauben wollen, vereinzelte Glaubende und vereinzelte Zweifler. Gemeinsam erfahren wir die Verbindung mit Jesus Christus. „Lasst euch vom Herrn Kraft geben!“ Gemeinsam sind wir Christen eine Kraft.
Und die Welt braucht dringend die Kraft, die wir von Jesus Christus her sind. Unsere Welt braucht Botschafter des Friedens und der Gerechtigkeit.
Taugen wir dazu? Wir, die oft selbst nicht friedlich sind und nicht gerecht?
Ja, wir taugen dazu, dass wir auf den Frieden und die Gerechtigkeit Gottes hoffen, auf sein Reich. Gott besiegt alles Böse und sogar den Tod.
Gottes Reich kommt. Darauf hoffen wir trotz allem.
Wir können Gott immer sagen, wie groß unsere Sorgen sind. Wir sollten aber auch unseren Sorgen sagen, wie groß Gott ist.
Wenn Jesus Christus uns stärkt und rüstet, sind wir nicht wehrlos. Mag das Böse doch seine Pfeile schießen! Unser Schild ist der Glaube. Christus ist es, an den wir glauben. Unser Helm ist die Rettung. Christus ist es, der uns rettet und erlöst. Unser Brustpanzer ist die Gerechtigkeit. Christus macht uns vor Gott gerecht. Der Gürtel, der die ganze Montur zusammenhält, ist die Wahrheit. Christus ist Weg, Wahrheit und Leben. An ihn halten wir uns, was auch geschieht. Fehlt noch das Schwert. Das Schwert ist das Wort Gottes. Damit gilt es umzugehen, Tag für Tag, es zu verinnerlichen, es reichlich in uns wohnen zu lassen, damit wir es parat haben, wenn sich uns alles verschließt. Dann ist es wichtig zu wissen: Es steht geschrieben! Letztlich gilt auch hier nichts anderes als vorhin: Christus allein ist das eine Wort Gottes. Es gilt, Christus zu predigen, sein Wort auszubreiten und für das Evangelium des Friedens einzustehen, weil Christus unser Friede ist.