Tief verwurzelt, fest gegründet, Predigt über Epheser 3,14-21 zur Konfirmation 2016

Predigt am 8.5.16 von Andreas Hansen über Eph 3,14-21

Konfirmation

Epheser 3,14-21

Darum beuge ich meine Knie vor dem Vater, der alle Geschlechter im Himmel  und auf Erden ins Leben rief, und bitte ihn,    dass er euch nach dem Reichtum seiner Herrlichkeit durch seinen Geist kräftig werden lässt am inneren Menschen, das heißt, dass Christus in euren Herzen wohnt und ihr in der Liebe tief verwurzelt und fest gegründet seid, dass ihr zusammen mit allen Heiligen begreifen könnt, was die Breite und Länge und Höhe und Tiefe ist, das heißt, dass ihr die Liebe Christi erkennt, die alle Erkenntnis übersteigt, dass ihr immer mehr erfüllt werdet von der ganzen Fülle Gottes.    Ihm aber, der weit mehr zu tun vermag, als was wir erbitten oder verstehen, ihm sei die Ehre in der Kirche und in Christus Jesus durch alle Generationen dieser Weltzeit hindurch bis in alle Ewigkeit. Amen.

Rot, knallrot ist das Tuch am Altar und hier an der Kanzel. Rot ist die Farbe für Pfingsten und für die Konfirmation. Rot wie Feuer, Kraft, Begeisterung. Rot ist die Farbe für den Heiligen Geist.

An Pfingsten haben die Jünger keine Angst mehr. Sie erzählen von ihrem Glauben. Sie staunen,    wie sie andere begeistern können. So beginnt die Kirche. An Pfingsten feiert sie ihren Geburtstag.

Rot ist die Farbe auch heute. Wir sind die Kirche. Ihr seid die Kirche, liebe Konfirmanden – wie schön, dass Ihr dazu gehört!

Wir sind die Kirche?

Aber unser Glaube ist doch gar nicht so stark, so feurig. Wir haben oft mehr Fragen als Antworten. Unser Glaube ist nicht fertig – das gilt für uns alle. Wir sind auch gar nicht so gut und liebevoll, wie wir sein sollen und wollen. Wir können sehr hart und egoistisch sein. Trotzdem macht Gott seine Kirche mit Leuten wie uns. Gott traut uns allen zusammen zu, dass wir glauben, lieben und hoffen. Wir sind seine Kirche. Unser Glaube soll wärmen, unsere Liebe leuchten, unsere Hoffnung begeistern.       Rot ist die Farbe für seine Kirche.

Schaut euch bitte den Predigttext an: Paulus kniet nieder und betet. Hier vorne steht die Bank, auf der ihr nachher knien werdet. In unserer Evangelischen Kirche machen wir das ganz selten.     Aber wir spüren, was die Geste bedeutet.  Wir sind vor Gott. Darum knien wir.

Im Alten Testament wird von Mose erzählt:    Er sieht einen Dornbusch brennen, ein seltsames Feuer. Er geht dorthin und hört eine Stimme.    Da weiß Mose: Gott ist hier. Und er kniet nieder.   Er bekommt einen Auftrag und auch die Kraft ihn zu erfüllen.

Paulus betet für seine Gemeinde und für uns.   Er nimmt uns hinein in sein Gebet. Es ist, als ob wir neben ihm knien. Wir knien mit ihm vor Gott. Wir bitten Gott und wissen zugleich: Gott kann viel mehr tun, als wir bitten und verstehen. Der große Gott kommt uns nah. Er gibt uns einen Auftrag und die Kraft dazu. Klingt das jetzt übertrieben?

Dann lasst es mich so sagen: Wenn ihr nachher niederkniet und gesegnet werdet, dann sind eure Eltern und Paten und wir alle in Gedanken und Gebeten bei euch. Und wir glauben für euch:     Gott hat Gutes mit euch vor. Er gibt eurem Leben ein Ziel. Segnen heißt: Gutes zusagen im Namen Gottes und im Vertrauen auf Gott.

„Nie ist der Mensch größer, als wenn er kniet.“     So sagte ein weiser Mensch, ein Papst. Wenn wir unseren Platz vor Gott finden und uns ganz auf ihn verlassen, dann kommen wir zu unserer wahren Größe und  an das Ziel unseres Lebens.

Wer für andere betet, will etwas für sie von Gott.   Er fragt: „Was brauchen diese Menschen?“ Und: „Was hast du, Gott, mit ihnen vor?“ Ich lese  noch einmal vor, was Paulus für uns bittet: „dass Gott euch nach dem Reichtum seiner Herrlichkeit durch seinen Geist kräftig werden lässt am inneren Menschen, das heißt, dass Christus in euren Herzen wohnt und ihr in der Liebe tief verwurzelt und fest gegründet seid, dass ihr zusammen mit allen Heiligen begreifen könnt, was die Breite und Länge und Höhe und Tiefe ist, das heißt, dass ihr die Liebe Christi erkennt, die alle Erkenntnis übersteigt, dass ihr immer mehr erfüllt werdet von der ganzen Fülle Gottes.“

Paulus brennt vor Begeisterung. „Es ist super ein Christ zu sein! Es ist toll zur Gemeinschaft der Heiligen zu gehören!“ Er gerät ins Schwärmen, während er betet.     Seine Bitten werden immer größer: Wir sollen innerlich gestärkt werden. Wir sollen zusammen  mit allen Heiligen alle Dimensionen und mehr noch begreifen. Wir sollen immer mehr erfüllt werden    von der ganzen Fülle Gottes.

„Halt, Paulus! Wie soll das gehen? Was meinst du überhaupt? Wir sind eher das Gegenteil von dem, was du sagst. Unser Glaube ist schwach. Unsere Kirche interessiert nur wenige. Mit vielen Fragen und Problemen kommen wir nicht voran. Paulus, woher nimmst du nur deine Begeisterung?“

Paulus lacht: „Meint ihr denn, meinen Gemeinden und mir geht es besser? Wir sind eine kleine Minderheit am Rand des Römischen Imperiums. Wir werden nicht ernst genommen und manchmal verfolgt. Streit und Fehltritte gibt es bei uns wie überall. Viele haben die Gemeinden wieder verlassen. Man will mich mundtot machen.   Ich sitze im Gefängnis. Und doch hab ich mich nie so frei gefühlt. Und doch sind wir die Kirche Jesu Christi. Gott wird etwas aus uns machen. Und aus euch. Darum bete ich. Darauf vertraue ich. Wie eine tiefe Wurzel, wie ein gutes Fundament,  so ist die Liebe Christi in euch. Die Wurzel und das Fundament sind verborgen. Man sieht sie kaum. Aber in euch wird wachsen und aufgebaut werden, was aus der Liebe Christi kommt. Ihr werdet wachsen, immer mehr erkennen, Grenzen hinter euch lassen, lieben und Gott nahe sein.“

So sieht Paulus uns in seinem Gebet. Das erhofft und erbittet er für die Kirche und für jede und jeden von uns. Und das bitten wir für euch.

Die Kirche wird oft angegriffen. Es gab und gibt Gründe, sie zu kritisieren. Vielleicht wird die Gestalt der Kirche sich ändern. Aber ihre Mitte bleibt. In der Mitte ist Jesus Christus, die Liebe, die Gott uns durch ihn schenkt. Es bleibt diese Gemeinschaft, die in der Liebe Christi tief verwurzelt und fest gegründet ist.

Darum kann die Kirche so wunderbar Gutes tun: Menschen helfen, sie trösten und begleiten, für Gerechtigkeit einstehen, trotz Krieg und Streit auf Frieden hoffen, mitten im Tod, der uns von allen Seiten umgibt, den lebendigen Christus feiern.    Die Kirche ist fragwürdig und doch von ihrer Mitte her so stark.

Ebenso jede und jeder von uns, jeder einzelne Christ: wir passen überhaupt nicht zu Jesus Christus, und doch ist er zu uns gekommen.  Er wohnt in unseren Herzen, wie Paulus sagt.     Wir sind in seiner Liebe verwurzelt. Darum zeigt Christus auch durch uns seine Liebe und Güte. Gott gibt uns seinen Heiligen Geist, seine Kraft, seine Begeisterung, seine Liebe. Er verwandelt unsere engen Grenzen und unsere kurze Sicht.

„Ihm aber, der weit mehr zu tun vermag, als was wir erbitten oder verstehen, ihm sei die Ehre“. Wir beugen unsere Knie vor ihm, unserem Gott. Amen

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