So sehr liebt Gott die Welt, diese Welt! – Predigt zur Christvesper 2016

Predigt am 24.12.16 von Andreas Hansen über Joh 3,16

vor der Predigt singen wir EG 37,4+8+9

Schmuck schenken die Leute in diesem Jahr besonders gern. So war vor zwei Wochen vom Handel zu hören. Ich schenke einem geliebten Menschen etwas Schönes, und er trägt es und denkt an mich. Wie wunderbar sind Geschenke, die beiden Freude bereiten, dem Schenkenden wie dem Beschenkten. „Zu wissen, es ist Platin“ hieß ein Werbeslogan für edles Geschmeide – aber das teuerste Geschenk kann ganz wertlos sein, ohne Bedeutung für den Beschenkten oder ohne Liebe beim Schenkenden. Es müssen nicht Perlen und Gold sein. Wertvoll ist, was uns verbindet.
Paul Gerhardt singt: „Eins aber, hoff ich, wirst du mir, mein Heiland, nicht versagen, dass ich dich möge für und für in, bei und an mir tragen.“ Wie einen kostbaren Schmuck will er Jesus an sich tragen, wie einen Schatz im Herzen haben und nie mehr loslassen.
Als Kinder haben wir die geliebten Puppen und Kuscheltiere immer bei uns gehabt. Wir haben uns an ihnen festgehalten. Jahrelang hat damals dieser Teddy mich getröstet. Er hat jetzt ein ehrwürdiges Alter und ist im Ruhestand.
Erwachsene lächeln über das Kinderspiel. Und doch ist es wie ein Lieben und Sich-geliebt-Wissen, ein Schenken und Beschenkt-Werden. Glücklich sind wir wie Kinder in diesem Spiel.

Gott macht ein Geschenk.
„So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigen Sohn dahingab, damit alle, die an ihn glauben nicht verlorengehen, sondern das ewige Leben haben.“ (Joh 3,16)
Martin Luther schwärmt über diesen Vers: „Das ist eines der herrlichsten Evangelien im Neuen Testament. Wenn es sein könnte, wäre es billig, dass man es mit goldenen Buchstaben ins Herz schriebe, und jeder Christ sollte sich solche Worte geläufig machen und täglich wenigstens einmal sich im Herzen vorsprechen, so dass man sie auswendig könnte. Denn da hört man Worte, die aus einem Traurigen einen Fröhlichen, aus einem Toten einen Lebendigen machen, wenn man nur daran glaubt.“
Ein Wort, das man ins Herz schreiben und immer bei sich haben soll.
„So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigen Sohn dahingab, damit alle, die an ihn glauben nicht verlorengehen, sondern das ewige Leben haben.“
Wenn man nur daran glaubt, dass Gott die Welt liebt, wenn es stimmt, wenn etwas dran ist, dann ist mitten in unserer Welt, wie auch immer sie sonst aussieht, Hoffnung und Zuversicht – wenn nicht, dann ist Weihnachten eine große Täuschung. Wenn es stimmt und wir daran glauben können, berühren sich Himmel und Erde – wenn nicht, dann ist der Himmel verschlossen und die Erde ein trostloser Ort.
Das Kostbarste, was man sich vorstellen kann, schenkt Gott. Gott verbindet sich mit der Welt.
Himmel und Erde berühren sich.
Gott schenkt sich selbst in seinem Sohn. So ist er in, bei und an uns. So teilt und trägt er unser Leben.
Jesus verbindet uns mit Gott – keine Macht der Welt kann uns trennen von der Liebe Gottes.

Gott liebt die Welt. Liebe Gemeinde, das feiern wir heute. Gott liebt die Welt.
Die Welt sehen wir in der Zeitung und in den Nachrichten. Wir erschrecken, wie unsere Welt ist. Wir sind schockiert über die Grausamkeit und das Leid in Aleppo und über den Terror in Berlin. Diese Welt liebt Gott?
Und ich bin auch „Welt“. Jemand ärgert mich und ich fahre ihn unfreundlich und heftig an. Dann erschrecke ich über mich selbst. So will ich doch gar nicht sein und reagiere doch so unbedacht, verletzend und hart.
Gott liebt die Welt, die oft gar nicht liebenswert ist. Die Welt ist für das Johannesevangelium ein einziger Widerspruch gegen Gott. Die Welt erkennt Gott nicht. Sie will nichts von ihm wissen.
Schon bei seiner Geburt gibt es nur einen harten Futtertrog draußen im Stall für Jesus. Und am Ende nageln sie ihn ans Kreuz. So sind wir: im Widerspruch gegen Gott, lieblos, gleichgültig, selbstsüchtig.
O du fröhliche, selige, gnadenbringende Weihnachtszeit. Welt ging verloren. Aber Gott liebt die verlorene Welt. Darum ist Christus geboren.      Gott setzt sich der Welt aus. Darum wird er so klein und verletzlich. Das Evangelium erzählt vom Kaiser in Rom, der die Völker umherscheucht, auch Maria und Josef und das Kind, unseren Heiland. Gott erträgt, was wir Menschen einander antun. Er will hier bei uns sein in dieser Welt. Er kommt auch heute zu uns. Wir sollen nicht verloren gehen. Gott schenkt sich der Welt.
Freue, freue dich, o Christenheit.

Gott liebt die Welt. Gott liebt alle, auch die, die nicht glauben, auch die, die anders glauben, selbst die, die von Hass krank sind. Alle haben Grund zur Freude.
Große Freude für alles Volk verkündet der Engel. Die himmlischen Heerscharen singen vom Frieden auf Erden für alle Menschen.
Unsere engen Grenzen werden unwichtig. Unsere Angst voreinander vergeht. Vor dem Kind erkennen wir einander als Menschen, als Geschwister. Das ist noch nicht so, aber das ist die Hoffnung, die wir heute feiern. Für alle gab Gott seinen Sohn. Für alle wurde er Mensch.
Wir haben keinen Grund, Menschen zu verachten, die anders sind als wir. Wir haben kein Recht unseren Wohlstand nur für uns zu behalten. Wir dürfen die Erde nicht zerstören, in der alle, auch unsere Kinder und Enkel leben wollen. Nur gemeinsam haben wir Menschen eine Chance.
Weihnachten ist ein Fest der ganzen Welt. Da gibt es keine Fremden mehr. Da kommen arme Hirten und reiche Könige. Alle wollen das Kind beschenken. Allen schenkt Gott sich selbst.
„So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigen Sohn dahingab, damit alle, die an ihn glauben nicht verlorengehen, sondern das ewige Leben haben.“
Das schreiben wir uns mit goldenen Buchstaben ins Herz, ein Wort das Traurige fröhlich und Tote lebendig machen kann.
Was für ein wunderbares Geschenk!
Amen