Singt und lacht mit Jesus! Predigt über Mt 21,12-17 am Sonntag Kantate

Predigt am 14.5.17 von Andreas Hansen über Mt 21,12-17

Kantate, „Singt!“, so heißt dieser vierte Sonntag in der Osterzeit. Singt, singt das Lied der Freude über Gott! Du, meine Seele, singe! Lob Gott getrost mit Singen, frohlock, du christlich Schar!
Wir singen über Jesus.
Wir singen auch mit Jesus.
Vorhin hörten wir als Lesung ein Lied Jesu: „Ich preise dich, Vater, du Herr über Himmel und Erde, dass du das alles den Weisen und Klugen verborgen, den Unmündigen aber offenbart hast.“ Jesus singt einen Lobgesang darauf, dass Gott sich den Kleinen offenbart. Immer wieder betont Matthäus die besondere Nähe Jesu zu den Kindern. Auf die Frage, wer der Größte im Himmelreich ist, stellt Jesus ein Kleinkind in die Mitte und sagt: So müsst ihr werden.
Singend und spielend vergessen wir uns, gehen wir aus uns heraus und verbergen uns nicht mehr, vertrauen wir uns Gott an und spüren seine Nähe.
Kantate, singt! Wer singt, muss zuerst hören. Wir spitzen die Ohren für das, was es heute zu hören gibt. Wir begleiten Jesus in den Tempel. Unser Predigttext steht in Mt 21,12-17. Gleich nach dem Einzug Jesu in die Stadt mit der jubelnden Menge, die Jesus Sohn Davids nennt und zu König machen will, gleich danach heißt es:

Und Jesus ging in den Tempel hinein und trieb hinaus alle Verkäufer und Käufer im Tempel und stieß die Tische der Geldwechsler um und die Stände der Taubenhändler und sprach zu ihnen: Es steht geschrieben (Jesaja 56,7): »Mein Haus soll ein Bethaus heißen«; ihr aber macht eine Räuberhöhle daraus.
Und es kamen zu ihm Blinde und Lahme im Tempel, und er heilte sie. Als aber die Hohenpriester und Schriftgelehrten die Wunder sahen, die er tat, und die Kinder, die im Tempel schrien und sagten: Hosianna dem Sohn Davids!, entrüsteten sie sich und sprachen zu ihm: Hörst du auch, was diese sagen?
Jesus sprach zu ihnen: Ja! Habt ihr nie gelesen (Psalm 8,3): »Aus dem Munde der Unmündigen und Säuglinge hast du dir Lob bereitet«? Und er ließ sie stehen und ging zur Stadt hinaus nach Betanien und blieb dort über Nacht.

Der erste Weg in Jerusalem führt Jesus in den Tempel. „Wohl den Menschen, die in deinem Hause wohnen, die loben dich immerdar.“ (Ps 84) Der Tempel ist ein Ort, wo Menschen fröhlich werden, ein Ort Gott immerdar zu loben.
„Nichts auf Erden ist kräftiger, die Traurigen fröhlich, die Ausgelassenen nachdenklich, die Verzagten herzhaft, die Verwegenen bedachtsam zu machen, die Hochmütigen zur Demut zu reizen, und Neid und Hass zu mindern, als die Musik.“ 
Luther liebte die Musik. Er konnte sich und wir können uns die Gemeinde nur singend vorstellen. Wir singen unseren Glauben.  Noch einmal Luther: „Denn Gott hat unser Herz und Mut fröhlich gemacht durch seinen lieben Sohn, welchen er für uns gegeben hat zur Erlösung von Sünden, Tod und Teufel. Wer solches mit Ernst gläubet, der kanns nicht lassen, er muss fröhlich und mit Lust davon singen und sagen, dass es andere auch hören und herzukommen … Solches Singen vertreibt den Teufel und macht die Leute fröhlich.“

Aber als Jesus auf den riesigen, von Säulenhallen umgrenzten Tempelplatz emporsteigt, hört er nicht Psalmgesang, sondern Marktgeschrei, werbende Händler, feilschende Kunden, Münzgeklimper. Tausende von Menschen kommen hierher. Das Geschäft brummt. Die Kasse klingelt. Da sorgt Jesus – ziemlich lautstark – für Ruhe. Er wirft den Münzwechslern und Taubenverkäufern die Tische um – was für ein Krawall! „Ihr macht aus Gottes Bethaus eine Räuberhöhle!“
Es gibt Dinge, die müssen umgeworfen werden, weil sie ganz und gar verkehrt sind. Aus der Räuberhöhle muss ein Sing- und Bethaus werden. Gott darf nicht aus dem Blick geraten. „Wohl den Menschen, die dich, Gott, für ihre Stärke halten, dich und nichts anderes.“ (nach Ps 84) 
Aber Vorsicht! Bevor wir mit dem Finger auf andere zeigen, fragen wir uns selbst: Ist bei uns, in unserem Leben und in unserer Gemeinde wirklich Gott der Herr und die Mitte? Was für Tische hätte Jesus bei uns umzuwerfen? Wo geht es bei uns gottvergessen, selbstgerecht und habgierig zu?

Worauf es Jesus ankommt, hören wir gleich: Der Lärm verstummt. Klage- und Bittgesänge sind zu hören. Sie gehören in den Tempel Gottes. Blinde und Lahme kommen und Jesus heilt sie.
Gottes Tempel ist ein Ort der Barmherzigkeit.
Gott ist in der Mitte, wo Leidende Hilfe finden.
Die Mühseligen und Beladenen ruft Jesus zu sich. Gottes Barmherzigkeit bringt er zu ihnen.
Da hebt ein Geschrei an. „Hosianna dem Sohn Davids!“ Kinder rennen jubelnd durch den Tempel. Sie toben herum und schreien vor Freude über das Wunder. „Blinden sehen. Lahme gehen. Hosianna, Hosianna dem Sohn Davids!“
Die Geheilten stimmen ein in das Jubelgeschrei. Und Jesus lacht. Er freut sich mit ihnen. Er lobt Gottes Barmherzigkeit. Er lacht und singt Halleluja.

„Als aber die Hohenpriester und Schriftgelehrten die Wunder sahen, die er tat, und die Kinder, die im Tempel schrien: Hosianna dem Sohn Davids!, entrüsteten sie sich und sprachen zu ihm: Hörst du auch, was diese sagen?“
Was empört die Priester so? Ich glaube, sie haben Angst um ihren Tempel. Jesus stört den Betrieb. Vielleicht sind sie neidisch auf den Erfolg Jesu. Vor allem aber versetzt sie in Angst und Schrecken, was die Kinder schreien: „Sohn Davids!“ das ist „König! Messias!“ Das bedeutet Umsturz, Aufstand gegen Rom und darum höchste Gefahr für den Tempel.
Und so verkennen sie vollkommen, was geschieht. Klägliche Theologen sind sie, die ihre ureigene Berufung verraten: Sie sehen das Wunder und loben Gott nicht, sondern ärgern sich stattdessen. Sie wollen, dass alles reibungslos funktioniert. Sie verwalten den Tempel und haben rein gar nicht verstanden, wofür er da ist.
Eine Kirche, die sich selbst genügt, ist überflüssig.
Jesus verweist die Priester auf den Psalm, „Habt ihr das nie gehört?“, und lässt sie stehen und geht.

Kantate, singt! Singt mit Jesus das Lied von der Barmherzigkeit Gottes!
Jesus lacht und singt mit den Menschen, die Heilung erfahren haben und  mit den Kindern.
„ Aus dem Mund der Kinder und Säuglinge hast du dir Macht begründet.“ So heißt wörtlich der Vers in Psalm 8, den Jesus nennt.
Intensiv und unverfälscht loben die Kinder Gott. Und gerade durch ihren Gesang begründet Gott seine schützende und überwältigende Macht. Das Rufen und Schreien der Kinder ist ein Lobpreis, der Gott gefällt, ja, den er selbst hervorruft.
Die Mächtigen und Gescheiten verstehen nichts. Darum werden sie Jesus aus dem Weg räumen, um ihre Ordnung im Tempel zu bewahren.
Aber Gottes Macht ist in dem, der ohnmächtig am Kreuz stirbt. Zu ihm sagt Gott ja und ruft ihn aus dem Tod.
Jesus singt und preist Gott, dass die Unmündigen ihn verstehen.
Jesus singt: „Selig sind die Sanftmütigen – sie werden die Erde besitzen.
Selig sind, die nach Gerechtigkeit hungern und dürsten – sie werden satt werden.
Selig sind  die Barmherzigen – sie werden Erbarmen finden.
Selig sind, die Frieden stiften – sie werden Kinder Gottes heißen.“

Ist das nicht kindlich oder gar kindisch, dass wir in der Welt, so wie sie ist, von Barmherzigkeit, Gerechtigkeit und Frieden singen?
Ja, singen wir mit Jesus, wie Kinder, Kinder, die ihrem himmlischen Vater in allem vertrauen.
Amen