Predigt über Joh 12,12-19 und Gottesdienst an Palmsonntag 2.4.23

Neue Lieder 217 Wir gehn hinauf nach Jerusalem
Votum
Gruß

Jesus Christus, der in göttlicher Gestalt war,
hielt es nicht für einen Raub, Gott gleich zu sein,
sondern entäußerte sich selbst
und nahm Knechtsgestalt an,
ward den Menschen gleich
und der Erscheinung nach als Mensch erkannt.
Er erniedrigte sich selbst
und ward gehorsam bis zum Tode,
ja zum Tode am Kreuz.
Darum hat ihn auch Gott erhöht
und hat ihm den Namen gegeben,
der über alle Namen ist,
dass in dem Namen Jesu
sich beugen sollen aller derer Knie,
die im Himmel und auf Erden
und unter der Erde sind,
und alle Zungen bekennen sollen,
dass Jesus Christus der Herr ist,
zur Ehre Gottes, des Vaters.

Ehr sei dem Vater

Jesus Christus, unser Herr,
wir wollen so gerne Ansehen genießen
und sind beleidigt und verletzt,
wenn uns jemand keine Wertschätzung erzeigt,
du aber lässt dich verspotten und erniedrigen.
Wir bewundern und fürchten die Mächtigen,
du aber verzichtest auf alle Macht
und stirbst hilflos leidend am Kreuz.
Deine Liebe für die Feinde ist uns fremd.
Dein Tod am Kreuz erschreckt uns.
Dem Leid weichen wir eher aus.
Hilf uns so zu sein,
wie es der Gemeinschaft mit dir entspricht,
demütig, gewaltlos, liebevoll.
Erbarme dich über uns.
Kyrie

Lasst uns aufsehen zu Jesus, dem Anfänger und Vollender des Glaubens, der, obwohl er hätte Freude haben können, das Kreuz erduldete und die Schande gering achtete und sich gesetzt hat zur Rechten des Thrones Gottes.

79,1

Ein Glaubensbekenntnis aus der Evangelischen
Kirche von Kurhessen-Waldeck

Wir glauben an den einen Gott,
der Himmel und Erde geschaffen hat
und uns Menschen zu seinem Bild.
Er hat Israel erwählt, ihm die Gebote gegeben
und seinen Bund aufgerichtet zum Segen für alle Völker.
Wir glauben an Jesus von Nazareth,
den Nachkommen Davids, den Sohn der Maria,
den Christus Gottes.
Mit ihm kam Gottes Liebe zu allen Menschen,
heilsam, tröstlich und herausfordernd.
Er wurde gekreuzigt unter Pontius Pilatus,
aber Gott hat ihn auferweckt nach seiner Verheißung, uns zur Rettung und zum Heil.
Wir glauben an den Heiligen Geist,
der in Worten und Zeichen an uns wirkt.
Er führt uns zusammen aus allen Völkern,
befreit von Schuld und Sünde, berufen zum Leben in Gerechtigkeit und Frieden.
Mit der ganzen Schöpfung hoffen wir
auf das Kommen des Reiches Gottes. Amen

Neue Lieder 90 Wir strecken uns nach dir

Joh 12,12-19:

Am nächsten Tag hörte die große Menge, die sich zum Fest in der Stadt aufhielt: Jesus ist auf dem Weg nach Jerusalem. Da nahmen sie Palmzweige und liefen ihm entgegen. Sie riefen: »Hosianna! Gesegnet sei, wer im Namen des Herrn kommt! Er ist der König Israels!« Jesus fand einen jungen Esel und setzte sich darauf. So steht es auch in der Heiligen Schrift: »Fürchte dich nicht, Tochter Zion! Dein König kommt! Er sitzt auf dem Jungen einer Eselin.« Die Jünger von Jesus verstanden das zunächst nicht. Aber als Jesus in seiner Herrlichkeit sichtbar war, erinnerten sie sich daran. Da wurde ihnen bewusst, dass sich diese Stelle in der Heiligen Schrift auf ihn bezog. Denn genau so hatten ihn die Leute empfangen.
Die vielen Leute, die dabei gewesen waren, bezeugten: »Er hat den Lazarus aus dem Grab gerufen und ihn von den Toten auferweckt!« Deshalb kam ihm ja auch die Volksmenge entgegen. Sie alle hatten gehört, dass er dieses Zeichen getan hatte. Aber die Pharisäer sagten zueinander: »Da merkt ihr, dass ihr nichts machen könnt. Alle Welt läuft ihm nach!«

Was bist du für ein König, Jesus?
Ich gehe in der Schar der Festpilger. Ich spüre ihre Begeisterung: „Endlich einer, der uns helfen kann. Habt ihr gehört, was er getan hat, wie er gesprochen hat? Gott schickt uns den Messias.“
Sie laufen dir entgegen, als wärst du ein Star.
Ich renne mit.
Sie jubeln und schreien.
„Hosianna! Hosianna!“ Ich rufe mit.
Bist du das, ein Star?
„Der König von Israel! Bravo! Der König!“
Es ist schön, dir zuzujubeln, zu applaudieren, Zweige zu schwenken.
Einen glänzenden, siegreichen König will ich, einen, zu dem ich aufschauen kann.
„Hosianna! Hilf uns doch! Mach unsere Welt zu einem besseren Ort! Endlich Frieden. Nicht die täglichen Nachrichten von Drohnenangriffen, Schlachten, Hundert Millionen Flüchtlingen.
Hosianna! Mach ein Ende mit der Not. Hilf doch, der geplagten, zerrissenen Welt! Sei doch unser König!“
Du schweigst. Du siehst mich an.
Was bist du für ein König?
Einen Esel findest du. Einen Esel?
Bauern reiten auf Eseln, aber Könige?
Du reitest durch die Menge.
Sie jubeln dir zu.
Schweigend reitest du weiter.
Ich stehe bei deinen Freunden,
den Jüngerinnen und Jüngern.
Sie verstehen, was die Menschen von dir wollen. Aber sie verstehen dich nicht. Wir schauen zu dir.
„Was hast du vor? Willst du König sein?
Siehst du nicht die Gefahr?“
Die jubelnde, von der Begeisterung berauschte Menge kommt langsam voran.
Sie drängen durch das Tor und durch die Gassen.

Nicht alle sind begeistert. Misstrauisch beobachten römische Soldaten das Geschehen. „Was geht hier vor? Was rufen die? Wer ist das da auf dem Esel?“
Bewohner Jerusalems verschwinden in ihren Häusern. Sie wollen keine Unruhe und keinen Ärger in ihrer Stadt.
Ich sehe die Pharisäer und die Priester. Sie ärgern sich über das Treiben. Es macht ihnen auch Angst: „Gefährlich ist er. Er wiegelt das Volk auf. Seht, wie sie alle ihm nachrennen! Hört, wie sie ihm zujubeln! Lange lassen die Römer sich das nicht gefallen. Wir müssen ihn loswerden.“
Du siehst sie auch und weißt, was sie vorhaben.
Schweigend reitest du auf dem Esel in die Stadt.
Jubel umgibt dich, aber die Spannung wird größer.
Du weißt, was auf dich zukommt.
Bald ist es soweit – der schwere Weg.
Sie werden dich alleinlassen. Auch deine Freunde. Sie werden dich ohne Grund anklagen. Die Römer werden dich verurteilen, foltern und töten.
Sie setzen dir eine Krone aus Dornen auf. „König“, sagen sie, spucken dich an und schlagen dich.

Muss ein König nicht Macht haben? Braucht er nicht Reichtum und Diener wie König Charles?
Muss er nicht Abstand wahren, erhaben sein? Du bist immer mitten unter den Leuten und weichst niemandem aus. Du gehst auf Behinderte und Kranke zu. Du setzt dich mit zweifelhaften Leuten an einen Tisch. Du nimmst Kinder ernst. Frauen gehören zu deinen Jüngern. Du reichst deinen Freunden das Brot und den Wein. Einmal wäscht du ihnen sogar die Füße. Deine Macht kommt von Gott und du nutzt sie nur für andere. Du hast keinen Palast und keine Diener.
Und doch bist du König und so sehr eins mit Gott, dass sie dich Sohn Gottes nennen.
König, ja, Kyrie, mein Herr.
Die Menge jubelt dir zu. „Hosianna!“
Sie haben recht: Du bist König.
Ich möchte bei ihnen sein und bei dir.

– Melodie 428

Komm in unsre stolze Welt,
Herr, mit deiner Liebe Werben.
Überwinde Macht und Geld,
lass die Völker nicht verderben.
Wende Hass und Feindessinn
auf den Weg des Friedens hin.

Komm, Jesus, Herr, Kyrie eleison.
Erneuere unsere Welt. Überwinde den Hass.
Wer kann das, wenn nicht du?
Dem Unrecht der Welt, der Gewalt, dem Hass hast du dich ausgesetzt.
Du reitest weiter, König auf dem Esel,
auch wenn dein Weg dich zum Tod führt.
Wie einen Verbrecher werden sie dich kreuzigen.

Komm in unser dunkles Herz,
Herr, mit deines Lichtes Fülle;
dass nicht Neid, Angst, Not und Schmerz
deine Wahrheit uns verhülle,
die auch noch in tiefer Nacht
Menschenleben herrlich macht.

Der Text von Hans von Lehndorff, 1968 geschrieben. Von Lehndorff ist Arzt und Dichter, geprägt vom Widerstand gegen die Nazidiktatur. Er leitet im Krieg ein Lazarett in Königsberg und erlebt monatelangen Beschuss der Stadt, Mord, Plünderungen, Brandstiftungen, Vergewaltigun-gen. Ähnlich muss es letztes Jahr in Mariupol und Butscha gewesen sein. Von Lehndorff versorgt Verwundete, Kranke und Gebärende in Kranken-häusern, Bunkern und Kellern. Eine Gelegenheit zur Flucht aus der Stadt nimmt er nicht wahr. Er schreibt in sein Tagebuch: „Ich bin so ausgelöscht, daß ich nicht einmal mehr beten kann“, „Das ist der Mensch ohne Gott, die Fratze des Menschen“.

Jesus, du setzt dich den Menschen aus, die nur noch eine Fratze ihrer selbst sind. Du kommst in unsre stolze Welt. Gewaltlos, demütig kommst du zu Menschen „ohne Gott“, in eine gottlosen Welt. Deine Liebe führt dich.
Du kommst mit deines Lichtes Fülle. Das Dunkel von Angst und Not und Schmerz bleibt nicht.
Der Tod behält nicht das letzte Wort.
Es stimmt, was in der Schrift von dir steht.
Deine Jünger verstehen endlich, wenn deine Herrlichkeit sichtbar ist, wenn sie sehen:
Du lebst, du bist auferstanden.
Komm, Jesus, Hosianna, unser König!
Wir machen uns auf, dir entgegen.
Amen

428 Komm in unsre stolze Welt

Komm in unsere Welt, Jesus,
verwandele sie, verwandele uns
mit deiner Liebe Werben,
mit deiner Zuwendung zu den Menschen,
die gefangen sind in ihrer Not, ihrer Schuld.
Komm, Jesus, mach uns frei
und bereit dir zu folgen.
Wie du wollen wir keinen Menschen klein machen und demütigen und verletzen. Hilf, dass wir einander gerecht werden, dass wir niemanden verachten und ausgrenzen.
Gib uns deinen Geist,
dass wir freundlich aufeinander zugehen,
unsere Ungeduld und unseren Ärger bezwingen,
nicht anderen heimzahlen, was sie uns antun.
Wir bitten für die Menschen, die schon jetzt unter dem Klimawandel leiden, die immer weniger Wasser haben, von Waldbränden betroffen sind, unter Stürmen und Unwetter leiden.
Wir bitten für die Menschen im Erdbebengebiet in Syrien und in der Türkei.
Wir bitten für alle, die von Krieg und Gewalt getroffen sind.
Dir befehlen wir unsere Lieben, wenn sie große Schritte und schwere Wege vor sich haben, unsere Freunde, Geschwister, Kinder und Enkel, Eltern und Großeltern.
Wir beten für die Gemeinde in Sundhouse – sie werden bald wieder ohne Pfarrerin oder Pfarrer sein und wissen nicht, wie es weitergeht.
Segne unsere katholischen Geschwister und auch die Gläubigen anderer Religionen.
Lass sie, lass uns alle die heilende, stärkende, befreiende Kraft des Glaubens spüren.
Sei bei uns, Jesus, wenn wir in deinem Namen und mit deinen Worten beten:
Vaterunser

Neue Lieder 170 Kreuz, auf das ich schaue
Segen