Joh 1,1-5.9-14:
Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort.
Dasselbe war im Anfang bei Gott.
Alle Dinge sind durch dasselbe gemacht,
und ohne dasselbe ist nichts gemacht,
was gemacht ist. In ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen.
Und das Licht scheint in der Finsternis, und die Finsternis hat’s nicht ergriffen.
Das war das wahre Licht, das alle Menschen erleuchtet, die in diese Welt kommen.
Es war in der Welt, und die Welt ist durch dasselbe gemacht; und die Welt erkannte es nicht. Er kam in sein Eigentum; und die Seinen nahmen ihn nicht auf. Wie viele ihn aber aufnahmen, denen gab er Macht, Gottes Kinder zu werden: denen, die an seinen Namen glauben, die nicht aus menschlichem Geblüt noch aus dem Willen des Fleisches noch aus dem Willen eines Mannes, sondern aus Gott geboren sind.
Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit.
„Wie war Weihnachten?“ So werden wir gefragt oder fragen selbst und meinen damit unser Fest.
An Weihnachten treffen wir die Menschen, die wir lieben. Andere sind an Weihnachten sehr allein. Konflikte, Krisen, Wendepunkte werden uns an Weihnachten besonders bewusst.
Zum ersten Mal Weihnachten mit den Enkeln oder Weihnachten nach einem Abschied. Oder zum ersten Mal in der neuen Wohnung. Oder das Weihnachten vor der OP. Trotz allem Trubel ist das Fest ein Anlass zur Besinnung: „Was macht mein Leben aus? Wofür bin ich dankbar? Was macht mir zu schaffen? Was erhoffe ich mir?“
Wie ist dieses Weihnachten für die Christen in Syrien – 10 % der Syrer sind Christen in vielen sehr alten Konfessionen. Wie ist Weihnachten im dritten Kriegswinter in der Ukraine? Wie ist unser Weihnachten nach dem Ampel-Aus, vor der Wahl, nach dem Anschlag in Magdeburg?
Aber eigentlich ist Weihnachten doch das, was damals in Bethlehem geschah, was wir gestern hörten.
Der Evangelist Johannes meint: Was wir feiern, hat noch viel früher seinen Grund,
vor allem, was ist, im Anfang.
Johannes beginnt sein Evangelium anders als Lukas, Matthäus und Markus. Er zieht einen weiten Bogen bis zur Erschaffung der Welt.
„Im Anfang“? Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde. … Und Gott sprach: Es werde Licht! Und es ward Licht. Jeder denkt sofort an das erste Buch der Bibel.
Alles entsteht so, wie Gott spricht. Himmel und Erde, der Kosmos, Zeit und Licht, alles, was wir beschreiben oder auch nur erahnen können, ist erschaffen von Gott, ins Leben gerufen durch Gott. Gott ist der Grund des Seins.
Johannes schreibt: Schöpfung und Menschwerdung, beides hat den gleichen Ursprung in Gott. Vor aller Zeit ist das Wort bei Gott.
Schon immer sind Jesus und Gott eins.
In Gottes Schöpferwort ist bereits die Geburt Jesu enthalten. Anfang und Ende, Himmel und Erde, alles ist von diesem Wort umfasst.
Es ist derselbe Schöpferwille in allem, was ist.
Von allem Anfang an ist Gott der Welt liebevoll zugewandt.
Gottes Liebe kommt zu uns in Jesus Christus.
So sehr liebt Gott die Welt, dass er sich uns zuwendet, sich hingibt und schenkt in Jesus.
Das ist so überwältigend, dass man sagen konnte: Gott ist die Liebe. – oder mit Luther: „Gott ist ein glühender Backofen voller Liebe, der von der Erde bis an den Himmel reicht.“ Von allem Anfang an glüht und leuchtet, wärmt und belebt Gottes Liebe.
Gottes Liebe erreicht uns. Das Wort wird Fleisch, Mensch. Gott teilt unser Leben:
Ob wir Weihnachten in Syrien, in der Ukraine
oder hier in Deutschland feiern.
Ob wir das Fest still und allein begehen
oder umgeben von vielen geliebten Menschen.
Ob das Fest harmonisch und fröhlich verläuft
oder Streit und schlechte Laune herrschen.
„Wie war Weihnachten?“ – Weihnachten ist wunderbar, und es hört nicht auf, wenn Krippe und Baum längst abgeräumt sind. Wir feiern das Fest der Liebe Gottes, die immer schon da war und immer da sein wird.
Im Anfang war das Wort. Gott spricht.
Voll Freundlichkeit spricht Gott uns an.
Aber er trifft auf Unverständnis, Gleichgültigkeit, Ablehnung.
Das Wort war in der Welt, und die Welt ist durch das Wort gemacht; und die Welt erkannte es nicht. Er kam in sein Eigentum; und die Seinen nahmen ihn nicht auf.
Johannes ist fassungslos: Wie kann es sein,
dass Menschen taub sind für das Wort von Gott?
Dass sie sich gleichgültig abwenden oder wütend widersprechen?
Wir wissen, wie schrecklich Worte missverstanden werden, wie manchmal keinerlei Verständigung möglich ist und jeder nur hört, was er hören will.
Wir wissen, wie vernichtend Worte sein können, wie lieblos, verletzend und verlogen Menschen sprechen können, und wie verheerend Worte voll Hass wirken. Gott setzt sich der Ablehnung aus, dem Widerspruch, dem Hate-Speech.
Dennoch und gerade jetzt sagt Gott sein menschenfreundliches Wort, seine Love-Speech in Jesus, seinem geliebten Sohn.
Glücklich stellt Johannes fest: Wie viele ihn aber aufnahmen, denen gab er Macht, Gottes Kinder zu werden. Macht! Power! Gott stärkt diejenigen, die dem Wort vertrauen. Sie lassen sich ein auf sein Wort und werden Kinder Gottes, Geschwister Jesu.
Worte können vernichtend sein, Worte können aber auch ein Leben lang leuchten und Kraft geben. Lehrpersonen können erzählen, wie gute Worte Kinder zum Strahlen bringen können. Dass mir jemand etwas zutraut, weckt mein Selbstver-trauen. Dass mir jemand seine Sympathie oder gar seine Liebe sagt, macht mich glücklich.
Jesus verkörpert Gottes Liebe. Gott sagt uns sein Liebeswort und bringt die Welt zum Leuchten. Wir sahen seine Herrlichkeit – die Herrlichkeit, der Glanz, das Licht Gottes im Angesicht Jesu: Liebevoll sieht Jesus uns an. Liebevoll sieht Gott die Welt an, obwohl so vieles nicht gut ist.
Gottes Glanz mitten in unserer Welt, so wie sie eben ist, dass sie geheilt wird von Hass und Gewalt. Gottes Wort voller Gnade und Wahrheit
hier bei uns, so wie wir eben sind, dass wir selig werden, starke, liebevolle Kinder Gottes.
Halleluja. Amen