Predigt über Jes 9,1-6 Christvesper 2024 Andreas Hansen

Auf einmal stehen die Hirten im Licht. Licht umstrahlt sie, als der Engel zu ihnen kommt. Sie erschrecken tief vor dem Lichtglanz Gottes.
Wo es finster war, ist auf einmal Licht, wie am Anfang aller Zeit.
Ich lag in tiefster Todesnacht, du warest meine Sonne. (EG 37,3) In dem Kind in der Krippe
leuchtet uns Gottes Liebe entgegen. O Sonne, die mir zugebracht Licht, Leben, Freud und Wonne.
Können wir uns darauf einlassen, oder sind das nur Worte?
Düster sieht die Welt für viele aus, übermächtig und bedrängend sind die Probleme. Ist es wahr, was wir an Weihnachten feiern, oder ist es Fake?
Jesaja schreibt über seine Zeit: Vor lauter Wut über den Hunger verfluchen sie ihren König und ihren Gott. Da ist nichts als Not, Finsternis und bedrückende Dunkelheit. (Jes 8,22f) Und dann folgt die Verheißung, die wir heute hören: (Jes 9.1-6)

Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht, und über denen, die da wohnen im finstern Lande, scheint es hell.
Du weckst lauten Jubel, du machst groß die Freude. Vor dir wird man sich freuen, wie man sich freut in der Ernte, wie man fröhlich ist, wenn man Beute austeilt. Denn du hast ihr drückendes Joch, die Jochstange auf ihrer Schulter und den Stecken ihres Treibers zerbrochen wie am Tage Midians.
Denn jeder Stiefel, der mit Gedröhn dahergeht, und jeder Mantel, durch Blut geschleift,
wird verbrannt und vom Feuer verzehrt.
Denn uns ist ein Kind geboren,
ein Sohn ist uns gegeben,
und die Herrschaft ruht auf seiner Schulter;
und er heißt Wunder-Rat, Gott-Held,
Ewig-Vater, Friede-Fürst;
auf dass seine Herrschaft groß werde und des Friedens kein Ende auf dem Thron Davids und in seinem Königreich, dass er’s stärke und stütze durch Recht und Gerechtigkeit von nun an bis in Ewigkeit. Solches wird tun der Eifer des HERRN Zebaoth.

Ist es wahr? Kann das sein: Gott hier bei uns?
Das ist doch unfassbar.
Viele zweifeln und glauben nicht.
Damals bei Jesaja starren sie auf ihre düstere Gegenwart.
700 Jahre später sehnen sie sich wohl nach einem Messias, von Gott gesandt, aber ist das nicht doch nur ein schöner Traum? Der Mann aus Nazareth hat viele begeistert, aber die Römer haben kurzen Prozess mit ihm gemacht.
Und heute?: Machen wir Christen uns eine heile Welt vor? „Schaut doch, wie die Welt ist!“ Viele halten Weihnachten für eine schöne Geschichte ohne realen Hintergrund.
Ja, Gott ist unfassbar, viel zu groß für unser Denken und Verstehen.
Das weiß Jesaja.
Und doch vertraut er: Gott wird seinem Volk Licht schenken. Gott, der das Licht schuf, kann uns aus der Dunkelheit herausreißen.
Der Evangelist Lukas erzählt, er bringt in eine Geschichte, was er von Jesus glaubt.
Auf einmal stehen die Hirten im Licht Gottes. Sie verstehen nicht – wie könnten sie auch? – sie sind erschüttert und dann außer sich vor Freude: Euch ist heute der Heiland geboren!
Gott kommt zu uns –
wir sind eingeladen, das zu glauben.
Gott ist hier. Gott lässt sich ein auf die Welt mit allem Düsteren, das Menschen plagt.
Lassen wir die Glaubensgeschichte des Lukas und die Verheißung Jesajas zu uns sprechen!

Ein Kind, ein Neugeborenes, so hilflos und schutzbedürftig, so zerbrechlich, das kleine Wesen. Und das soll Gottes Sohn sein?
Gott, der Ewige, so winzig und schon jetzt ein Opfer der Mächtigen seiner Zeit?
Ja, sagt Lukas, genau das entspricht ihm,
ihm, der am Kreuz sterben wird.
So lässt er sich ein auf uns.
In dem Kind in der Krippe kommt Gottes Sohn. Alle Engel brechen darüber in Jubel aus.
Uns ist ein Kind geboren, jubelt Jesaja.
In der düsteren Zeit sieht er schon den Retter auf Davids Thron. Königsnamen gibt er ihm.
Wunder-Rat oder „Wunderplaner“: Trotz allem, was die Welt verdüstert, hat Gott Gedanken des Friedens und nicht des Leides über uns (Jer 29,11), gibt er Zukunft und Hoffnung.
Karl Barth sagte 1958 in einer Predigt: Die Weihnacht ist ja nicht der Geburtstag eines Menschen, der vor langer Zeit gelebt hätte, dann gestorben und dahingegangen wäre und dem man dann wohl alle hundert Jahre ein Jubiläum bereiten würde. Ja, der hat freilich einmal gelebt und ist gestorben – und wie! – aber der ist auch auferstanden von den Toten, der lebt und regiert und redet und ist in dieser Stunde hier in unserer Mitte, einem Jeden von uns viel näher als er es sich selber ist.
Wunder-Rat heißt: die Herren der Welt gehen, aber Gott regiert, Christus regiert.
Gott-Held, besser starker Gott: der starke Gott in einem schwachen Baby.
Ewig-Vater verweist auf Gottes Treue.
Friede-Fürst: das Joch der Unterdrückung und der Schlagstock werden zerbrochen, Zeichen des Krieges, dröhnende Stiefel und blutverschmierte Mäntel werden verbrannt.
Gott kann und will uns aus aller Dunkelheit reißen. Gott kommt zu uns in dem Kind von Bethlehem. Zukunft und Hoffnung schenkt er.
Eh ich durch deine Hand gemacht, da hast du schon bei dir bedacht, wie du mein wolltest werden. (EG 37,2)
Der Heiland ist geboren für uns.
Wir sind eingeladen ihm zu vertrauen.
Amen