Predigt über Apostelgeschichte 3,1-10

Predigt am 19.8.18 von Andreas Hansen über Apg 3,1-10

Eines Tages geschah Folgendes: Gegen drei Uhr, zur Zeit des Nachmittagsgebets, gingen Petrus und Johannes zum Tempel hinauf. Man brachte einen Mann, der von Geburt an gelähmt war, zu dem Tor des Tempels, das die Schöne Pforte genannt wurde. Wie jeden Tag ließ der Gelähmte sich dort hinsetzen, um von den Tempelbesuchern eine Gabe zu erbitten. Als er nun Petrus und Johannes sah, die eben durch das Tor gehen wollten, bat er sie, ihm etwas zu geben. Die beiden blickten ihn aufmerksam an, und Petrus sagte: »Sieh uns an!« Der Mann sah erwartungsvoll zu ihnen auf; er hoffte, etwas von ihnen zu bekommen. Da sagte Petrus zu ihm: »Silber habe ich nicht, und Gold habe ich nicht; doch was ich habe, das gebe ich dir: Im Namen von Jesus Christus aus Nazareth – steh auf und geh umher!«  Mit diesen Worten fasste er ihn bei der rechten Hand und half ihm, sich aufzurichten. Im selben Augenblick kam Kraft in die Füße des Gelähmten, und seine Gelenke wurden fest. Er sprang auf, und tatsächlich: Seine Beine trugen ihn; er konnte gehen! Der Mann folgte Petrus und Johannes in den inneren Tempelvorhof, und immerfort lief er hin und her, hüpfte vor Freude und pries Gott. Die ganze Menschenmenge wurde auf ihn aufmerksam. Als die Leute begriffen, dass der, der da hin- und hersprang und Gott lobte, niemand anders war als der Bettler, der sonst immer an der Schönen Pforte des Tempels gesessen hatte, waren sie außer sich vor Staunen über das, was mit ihm geschehen war.

Manchmal stehen wir auf
Stehen wir zur Auferstehung auf
Mitten am Tage
Mit unserem lebendigen Haar
Mit unserer atmenden Haut.
Nur das Gewohnte ist um uns.
Keine Fata Morgana von Palmen
Mit weidenden Löwen
Und sanften Wölfen.
Die Weckuhren hören nicht auf zu ticken
Ihre Leuchtzeiger löschen nicht aus.
Und dennoch leicht
Und dennoch unverwundbar
Geordnet in geheimnisvolle Ordnung
Vorweggenommen in ein Haus aus Licht.

(Marie-Luise Kaschnitz)

„Hört das denn nie auf?“ Hannas ruft den Hohen Rat zu einer Sitzung ein. „Gestern hat die Wache zwei verhaftet. Sie haben im Tempel von diesem Jesus geredet. Habt ihr von dem Bettler gehört, dem Gelähmten, der vor der schönen Pforte? Jetzt springt er durch den Tempel und schreit herum, dass die zwei ihn geheilt haben, im Namen Jesu geheilt. Hört das denn nie auf mit diesem Jesus?“
Petrus und Johannes werden aus ihrer Zelle geholt und verhört. Sie werden bedroht. Der Hohe Rat verbietet ihnen von Jesus zu reden.
Petrus antwortet: „Wir können nicht schweigen. Wir müssen Gott mehr gehorchen als den Menschen.“ Die Sache Jesu geht weiter.
Die Wahrheit kann nicht zum Schweigen gebracht werden. Nein, das hört niemals auf!
Lukas berichtet in der Apostelgeschichte: Der Hohe Rat will die Jünger zum Schweigen bringen.
Wer in der Türkei sagt, Erdogan hat die Talfahrt der Währung verursacht, wird wegen Verrat angezeigt.
Wer in China gegen den Abriss einer Moschee protestiert, wird eingesperrt. Wer in Nicaragua die Regierung kritisiert, ist seines Lebens nicht sicher. Überall versuchen die Despoten die Wahrheit zu verbieten, aber es geht nicht.
Die vornehmen Mitglieder des Hohen Rates ärgern sich, aber sie wundern sich auch darüber, wie die einfachen Fischer reden. Etwas ist mit Petrus und Johannes geschehen. Eine Kraft treibt sie, nimmt ihnen die Furcht. Nein, es hört nicht auf. Es geht weiter, was an Ostern geschehen ist.

„Tut mir auf die schöne Pforte, führt in Gottes Haus mich ein. Ach, wie wird an diesem Orte meine Seele fröhlich sein. Hier ist Gottes Angesicht, hier ist lauter Trost und Licht.“
Er saß immer nur vor der Schönen Pforte. Für ihn war im Tempel kein Platz. Der Tempel ist der Ort, wo Gottes Name wohnt, wo im Namen Gottes gebetet und gefeiert wird. Er war draußen. Ohne ihn anzusehen liefen die Leute vorbei. Jeder kannte ihn, aber keiner interessierte sich für ihn. Er war der Bettler da vor der Tür.
Petrus und Johannes gehen beten. Aber sie lassen sich unterbrechen. Sie laufen nicht vorbei, bleiben stehen und schauen ihn an. Für sie ist er nicht irgendeiner. „Sieh uns an!“ Petrus und Johannes wollen ihm begegnen. Im Namen Jesu richten sie ihn auf. Wir haben keine Erklärung dafür. Etwas geschieht mit ihm. Eine Kraft löst seine Lähmung.
„Steh auf!“ sagt Petrus, zieht ihn hoch und stellt ihn auf seine Füße. Auf einmal ist Leben in seinen Füßen, die immer wie tot gewesen sind. Jetzt muss er nicht mehr getragen werden. Auf Augenhöhe schaut er die anderen an. Und jetzt springt und hüpft er vor Freude. Er tanzt einen Ostertanz. Für ihn ist heute Auferstehung. Er tanzt durch die Schöne Pforte in Gottes Haus. Seine Seele ist fröhlich und er preist Gott.

Wir sagen den Namen des lebendigen Gottes.
Im Namen Jesu feiern wir Gottesdienst, taufen wir und halten das Mahl, in seinem Namen, weil er bei uns ist.
Im Namen Jesu hört Ostern nicht auf, sondern geht weiter. Im Namen Jesu schafft Gott Leben.
Im Namen Jesu schneiden wir Brot, empfangen und essen, was wir brauchen.
Im Namen Jesu sagen wir die Wahrheit und ertragen wir die Wahrheit.
Im Namen Jesu hoffen wir, obwohl so viel Leid und Tod in der Welt ist.
Im Namen Jesu, mit seinem Blick nehmen wir Menschen wahr, hören zu, achten auf sie.
Es muss nichts Großes geschehen, dass wir im Namen Jesu einen Menschen aufrichten.
Aber weil Jesus lebt, kann Großes geschehen, dass einer springen lernt, der gelähmt war.

Manchmal stehen wir auf
Stehen wir zur Auferstehung auf
Mitten am Tage
Mit unserem lebendigen Haar
Mit unserer atmenden Haut.
Nur das Gewohnte ist um uns.
Keine Fata Morgana von Palmen
Mit weidenden Löwen
Und sanften Wölfen.
Die Weckuhren hören nicht auf zu ticken
Ihre Leuchtzeiger löschen nicht aus.
Und dennoch leicht
Und dennoch unverwundbar
Geordnet in geheimnisvolle Ordnung
Vorweggenommen in ein Haus aus Licht.

Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen