Predigt Ostermontag 18.4.22 Jona 2,1-10 Andreas Hansen

Ein neuer Predigttext für Ostern ist das Gebet des Jona im Bauch des Fisches. Oder eigentlich: so neu ist er doch nicht, denn schon in den Katakomben bei Rom malten Christen ihre düstere Erfahrung und ihre Osterhoffnung in Bildern von Jona. Gott reißt Jona aus der Todeszone heraus. Beten wir mit Jona.

 

Der Herr ließ einen großen Fisch kommen, Jona zu verschlingen. Und Jona war im Leibe des Fisches drei Tage und drei Nächte. Und Jona betete zu dem Herrn, seinem Gott, im Leibe des Fisches und sprach:

Ich rief zu dem Herrn in meiner Angst,

und er antwortete mir.

Ich schrie aus dem Rachen des Todes,

und du hörtest meine Stimme.

Du warfst mich in die Tiefe, mitten ins Meer,

dass die Fluten mich umgaben.

Alle deine Wogen und Wellen  gingen über mich,

dass ich dachte,  ich wäre von deinen Augen verstoßen, ich würde deinen heiligen Tempel nicht mehr sehen.

Wasser umgaben mich bis an die Kehle, die Tiefe umringte mich, Schilf bedeckte mein Haupt.

Ich sank hinunter zu der Berge Gründen,

der Erde Riegel schlossen sich hinter mir ewiglich.

Aber du hast mein Leben aus dem Verderben geführt, Herr, mein Gott!

Als meine Seele in mir verzagte, gedachte ich an den Herrn, und mein Gebet kam zu dir

in deinen heiligen Tempel.

Die sich halten an das Nichtige,

verlassen ihre Gnade.

Ich aber will mit Dank dir Opfer bringen.

Meine Gelübde will ich erfüllen.

Hilfe ist bei dem Herrn.

 

Es ist eine fantastische Geschichte: Jona läuft weg vor Gott. Er flieht über das Meer und gerät in einen schrecklichen Sturm. Er fällt in die tosende Flut und wird verschlungen von einem riesigen Fisch.

Eine Geschichte wie in einem bösen Traum: in die Tiefe stürzen, in Todesangst sein, verschlungen werden.

Eine Geschichte, die wir nachfühlen können, obwohl sie so fantastisch ist, denn wir können uns vorstellen, dass Schmerz und Leid und finsteres Unglück wie eine Welle über einen Menschen kommen und er untergeht. Da sitzt er tief unten, hinuntergestürzt in Angst, Scheitern, Trauer.

Im Rachen des Todes: dem Tod nah, in der Intensivstation, am Kreuz, unter Beschuss, schiffbrüchig auf dem Mittelmeer.

Jonas Geschichte ist offen für die schlimmsten Erfahrungen, so wie am Kreuz das Leid und die Schuld der ganzen Welt Platz hat.

 

Die fantastische Geschichte von Jona hat einen realen Hintergrund. Es geht um das sagenhaft grausame Reich der Assyrer mit der Hauptstadt des Bösen: Ninive. Oder um eine spätere Zeit, als das Büchlein von Jona geschrieben wurde und die Perser andre Völker versklavten. Es geht genauso um heute, wenn ein großes Land seinen kleinen Nachbarn überfällt, Städte zerbombt und Menschen ermordet. Der Hintergrund ist damals und heute: die Wirklichkeit des Bösen.

Gott gibt Ninive nicht auf. Es tut ihm Leid um die Menschen und Tiere in der großen, bösen Stadt. Und tatsächlich kehren sie um.

Für Ninive und Moskau gilt: Gott ist nicht fertig mit euch. Ihr sollt umkehren.

Gott sieht für alle diese Chance.

Der seltsame, bockige Prophet macht es vor,    dass Umkehr möglich ist. Gott lässt ihn nicht einfach davonkommen. Gott findet Jona. Gott findet uns. Jona muss im Sturm untergehen und durch die Hölle gehen, aber er ist gerettet.

Jesus geht in den Tod für uns, aber er lebt.

Für uns und für alle gilt: Gott findet sich nicht ab mit dem Bösen. Er gibt der Welt einen neuen Weg.

Das klingt wie ein Märchen.

Und doch: das Leben siegt.

Dazu braucht Gott mutige Menschen, die sich nicht drücken und das Richtige tun.

Es wird einen Ausweg aus diesem Krieg geben. Gott wird das noch Unvorstellbare möglich machen.

Jona zeigt uns Gottes Mitleid mit der bösen, gewalttätigen Welt. Und ebenso zeigt Jesus Gottes Leiden an der Welt und seinen Sieg.

Das ist unsere Hoffnung.

 

Wir können uns einfühlen in Jonas Sturz in die Tiefe, in das Untergehen und Verschlungen-Werden. Beten wir auch mit ihm. Er klagt.

Er klagt zuerst Gott an: Du warfst mich in die Tiefe, mitten ins Meer, dass die Fluten mich umgaben. Alle deine Wogen und Wellen  gingen über mich, dass ich dachte,  ich wäre von deinen Augen verstoßen. Wasser umgaben mich bis an die Kehle, die Tiefe umringte mich, Schilf bedeckte mein Haupt. Jona erspart Gott nichts: Er versteht nicht und klagt. Er ist verzweifelt und am Ende.        Beten hilft: Wie Jesus am Kreuz, so nimmt Jona Worte aus den Psalmen, um seine Not vor Gott zu bringen. Er stellt sich in den Kreis der Betenden.

Und nun gewinnt er eine neue Sicht.

Jona sieht er sich selbst vor Gott.

Gott ist nicht am Ende.

Neue Möglichkeiten öffnen sich.

Nimmt Jona vorweg, was er hofft? Gott hat doch schon geholfen und wird wieder helfen.

Oder sieht er schon zurück auf die Rettung?

Sein Gebet wird zum Lob: du hast mein Leben aus dem Verderben geführt, Herr, mein Gott!

Beten hilft Jona auszuhalten, die Panik zu überwinden, neu anzufangen.

Beten hilft uns: Wir sehen uns vor Gott.

Gott öffnet neue Wege für uns.

Wir glauben und beten von Ostern her.

Du hast mein Leben aus dem Verderben geführt, Herr, mein Gott!

Amen