Predigt Jes 54,7-10 und Gottesdienst am Sonntag 19.3.23, Lätare

Lied 616
Votum
Gruß

Wie lieblich sind deine Wohnungen, Herr Zebaoth!
Meine Seele verlangt und sehnt sich
nach den Vorhöfen des Herrn;
mein Leib und Seele freuen sich
in dem lebendigen Gott.
Der Vogel hat ein Haus gefunden
und die Schwalbe ein Nest für ihre Jungen –
deine Altäre, Herr Zebaoth, mein König und mein Gott.
Wohl denen, die in deinem Hause wohnen;
die loben dich immerdar.
Wohl den Menschen, die dich für ihre Stärke halten
und von Herzen dir nachwandeln!
Wenn sie durchs dürre Tal ziehen,
wird es ihnen zum Quellgrund,
und Frühregen hüllt es in Segen.
Sie gehen von einer Kraft zur andern
und schauen den wahren Gott in Zion.
Herr, Gott Zebaoth, höre mein Gebet;
vernimm es, Gott Jakobs!
Gott, unser Schild, schaue doch;
sieh an das Antlitz deines Gesalbten!
Denn ein Tag in deinen Vorhöfen
ist besser als sonst tausend.
Ich will lieber die Tür hüten in meines Gottes Hause
als wohnen in den Zelten der Frevler.
Denn Gott der Herr ist Sonne und Schild;
der Herr gibt Gnade und Ehre.
Er wird kein Gutes mangeln lassen den Frommen.
Herr Zebaoth, wohl dem Menschen,
der sich auf dich verlässt!

Ehr sei dem Vater

Wie lange brauchen wir, bis wir erkennen:
Du, Gott, bist unsere Stärke?
Wie lange brauchen wir, bis wir uns dir anvertrauen?
Wie lange wollen wir unser Leben selbst erfinden und rechtfertigen?
Lieb sind mir deine Wohnungen, Gott.
Kostbar sind dieser Ort und diese Zeit,
wenn wir uns zu dir wenden,
wenn wir hören: Du wartest schon auf uns.
Längst schon willst du uns begegnen.
Mach uns bereit für dich. Erbarme dich.

Kyrie

Freut euch der Gnade unseres Herrn, denn Gott hat uns bestimmt, das Heil zu erlangen durch Jesus Christus, der für uns gestorben ist, damit wir zugleich mit ihm leben.
Amen (1 Thess 5,9+10)

Neue Lieder 180 Meine Hoffnung und meine Freude

Freuen sollen sich in dir, o Gott, alle,
die dir angehören.
Sättige uns mit dem Brot des Lebens,
dass wir aus der Kraft deines Sohnes leben
und einander in Liebe begegnen.
Durch ihn, unseren Herrn, der mit dir und dem Heiligen Geist lebt und regiert von Ewigkeit zu Ewigkeit.
Amen

Lesung: Joh 12,20-26

Es befanden sich auch einige Griechen unter denen, die zum Fest nach Jerusalem gekommen waren, um Gott anzubeten. Die gingen zu Philippus, der aus Betsaida in Galiläa stammte, und baten ihn: »Herr, wir wollen Jesus sehen!« Philippus ging zu Andreas und sagte es ihm. Dann gingen die beiden zu Jesus und berichteten es ihm. Da sagte Jesus zu ihnen: »Die Stunde ist gekommen! Jetzt wird der Menschensohn in seiner Herrlichkeit sichtbar. Amen, amen, das sage ich euch: Das Weizenkorn muss in die Erde fallen und sterben, sonst bleibt es allein. Wenn es aber stirbt, bringt es viel Frucht. Wem sein Leben über alles geht, der verliert es. Aber wer sein Leben in dieser Welt gering achtet, wird es bewahren bis ins ewige Leben. Wer mir dient, muss mir auf meinem Weg folgen. Denn wo ich bin, wird auch mein Diener sein. Wer mir dient, wird beim Vater Anerkennung finden.«

Dank sei dir Gott für das Wort des Lebens.
Amen, Amen, Amen

98 Korn, das in die Erde

Das Weizenkorn Jesus stirbt, und bringt doch Leben und Hoffnung und Frucht.
Über Gottes Liebe brach die Welt den Stab,
wälzte ihren Felsen vor der Liebe Grab.
Jesus ist tot, wie sollte er noch fliehn?
Liebe wächst wie Weizen und ihr Halm ist grün.

Wir beten noch immer für den Frieden.
Sind wir denn verrückt – es herrscht doch Krieg?
Die Welt funktioniert nach der Logik des Krieges.
Wir können nicht tatenlos und schweigend zusehen, wie Russland seine Nachbarn und Geschwister umbringt. Und wir können nicht erwarten, dass die Ukrainer sich nicht wehren.
Es stimmt, dass Waffen entscheiden,
und es ist doch falsch.
Es muss sein und es muss doch aufhören.
Die Logik des Krieges ist nicht alternativlos.
„Es gibt in der Geschichte immer Alternativen“, meinte Michael Gorbatschow, den sie heute in Russland verachten, der die friedliche Wende 1989 möglich machte.
Es wird Frieden geben.
Darum beten wir und darauf hoffen wir.
Über Gottes Frieden brach die Welt den Stab,
wälzte ihren Felsen vor des Friedens Grab.

Mitten in der Zeit des Krieges hoffen wir,
dass Frieden wächst.
Wir haben nach der Wende von 1989 auf eine Zeit des Friedens gehofft. „Allerdings war es irrig zu glauben, er halte von allein und ohne unser Zutun.
… Frieden ist niemals ein verlässlicher Zustand, sondern stets nur eine Hoffnung, die man tapfer und immer neu verteidigen muss.“ So schreibt die ZEIT-Redakteurin Evelyn Finger. Dazu gehört auch die Bereitschaft, dem Unrecht und der Gewalt entgegenzutreten.
Es wird Frieden geben.
Gott schließt einen Bund des Friedens.
Ausgerechnet Jerusalem ist der Ort des Friedensbundes. Wir hören unseren Predigttext beim Propheten Jesaja (Jes 54,7-10):

Für eine kleine Weile habe ich dich verlassen.
Aber mein Erbarmen mit dir ist so groß,
dass ich dich wieder heimhole.
Als mein Zorn aufwallte wie eine Flut,
habe ich mein Angesicht eine Weile vor dir verborgen. Aber meine Liebe hört niemals auf, darum habe ich Erbarmen mit dir.
Das sagt der Herr, dein Befreier.
Ich verhalte mich wie zur Zeit Noahs. Damals habe ich geschworen: Die Flut, die über Noah gekommen ist, soll die Erde nicht noch einmal überschwemmen. Jetzt schwöre ich: Ich werde nicht mehr zornig auf dich sein und dir nie mehr drohen.
Berge können von der Stelle weichen und Hügel ins Wanken geraten. Aber meine Liebe weicht nicht von dir und mein Friedensbund wankt nicht. Das sagt der Herr, dein Erbarmer.

Gott spricht zu Jerusalem wie zu einer Frau.
Gott war enttäuscht. Die Beziehung war zerrüttet. Er hat die Frau verlassen und kehrt nun zurück.
Geht es um Frieden?
Ja, um Gottes großen Frieden für seine Stadt,
für sein Volk, für seine Menschen.
Frieden ist, wenn alle leben können, jede und jeder ein Auskommen und ein Zuhause hat, keine und keiner leiden muss. Gottes großer Frieden ist sehr viel mehr als das Schweigen der Waffen, aber natürlich auch das.
Die gestörte, zerrüttete Beziehung zu Gott wird wieder heil, weil Gott sie heilt. Gottes Friedens-bund ist heilsam und gut für alle.
Israel versteht seine Geschichte als Geschichte mit Gott, als Liebesgeschichte.
Natürlich stellen wir uns Beziehungen nicht so vor, dass die Frau ganz auf das Wohlwollen des Mannes angewiesen ist. Natürlich, hoffentlich, begegnen wir einander auf Augenhöhe. Aber das alte patriarchale Bild passt zur Liebe Gottes zu Jerusalem, zu uns Menschen. Wir sind auf Gottes Wohlwollen angewiesen, und Gott nennt sich selbst der Herr, dein Befreier, der Herr, dein Erbarmer.
„Es gibt in der Geschichte immer Alternativen.“ Es gibt eine Alternative, weil Gott, unser Befreier im Spiel ist. Es gibt eine Alternative zu Krieg und Gewalt, weil die Beziehung zu Gott neue Wege möglich macht. meine Liebe weicht nicht von dir und mein Friedensbund wankt nicht.
Damals, zur Zeit von Jesaja, ist keine Alternative in Sicht: Israel ist besiegt, der Tempel zerstört, große Teile des Volkes sind nach Babylon verbannt, traumatisierte, verletzte, entwurzelte Menschen wie viele Flüchtlinge in unseren Tagen. Sie sehen keine Chance, je aus dieser trostlosen Lage zu kommen. Und sie fragen sich: „Hat Gott uns verlassen?” Unser Predigtabschnitt ist ein Teil der Antwort darauf: eine kleine Weile habe ich dich verlassen, aber …. eine Weile habe ich mein Angesicht vor dir verborgen, aber … Die Situation ist verzweifelt schlimm, das wird nicht beschönigt. Dann folgt das große Aber. Die Beziehung zu Gott wird heil sein.
Der Friede Gottes wird umfassend sein.
Im Rückblick wird euch das gegenwärtige Elend wie eine kleine Weile, eine Episode erscheinen. meine Liebe weicht nicht von dir und mein Friedensbund wankt nicht.
Ist das wahr? Ist das nicht verrückt mitten im Krieg auf Frieden zu hoffen? Mitten in der Katastrophe auf Heilung? Mitten in der vom Tod gezeichneten Welt auf Leben? Vertrösten wir die Verzweifelten nicht? Machen wir uns nicht etwas vor?
Wir beten noch immer für den Frieden.
Wir hoffen auf eine Zeit, in der Russen und Ukrainer und alle in Frieden miteinander leben, ohne Angst voreinander, ohne Unterdrückung.
Noch sehen wir nicht, wie der Krieg enden kann.
Noch haben wir keine Alternative als den Angegriffenen beizustehen.
Aber es gibt eine neue Chance – sie wird kommen, weil Gott unser Befreier ist,
weil Gott Erbarmen mit uns hat.
Gott bringt sich ins Spiel. Wir glauben, das tut Gott in Jesus Christus. Er setzt sich selbst dem Leid und dem Unrecht aus, wie das Weizenkorn, das in die Erde fällt und stirbt. Und etwas Neues beginnt, Leben, Hoffnung, Frieden. Amen

Neue Lieder 217 Wir gehen hinauf nach Jerusalem

Wir hoffen auf deinen Bund des Friedens, Gott.
Wir hoffen, dass du unser Befreier, unser Erbarmer bist, dass möglich wird, was wir jetzt noch nicht erkennen.
Wir hoffen auf Frieden und vertrauen auf dein Wort.
Sei bei uns „in leidender Liebe Zeiten“, sein bei den Menschen in Krieg und Not.
Wir bitten um Frieden und Gerechtigkeit für Ukrainer und Russen, für die Menschen in Syrien, im Jemen, im Iran.
Wir bitten für die vielen geplagten, verfolgten, verletzten Menschen, für die Flüchtlinge.
Hilf uns, gerecht und gut mit denen umzugehen, die in Not zu uns kommen. Hilf uns in Europa zu einer gerechten Flüchtlingspolitik.
Wir bitten dich für die, um die wir uns sorgen, unsere Kranken, Menschen, die Pflege brauche, und die, die sie erbringen, Menschen in Trauer und Einsamkeit.
Wir bitten für unsere Kinder und Jugendlichen, für unseren und alle Kindergärten.
Wir bitten für unsere Gemeinde und für deine Kirche in allen Konfessionen und Ländern.
Wir beten in der Stille ..

Vaterunser

Neue Lieder 23, 1+6-8 Du bist der Atem der Ewigkeit

Segen