Am Anfang erschuf Gott Himmel und Erde.
Die Erde war wüst und leer,
und Finsternis lag über dem Urmeer.
Über dem Wasser schwebte Gottes Geist.
Gott sprach: »Es soll Licht werden!«
Und es wurde Licht. Gott sah, dass das Licht gut war, und Gott trennte das Licht von der Finsternis. Er nannte das Licht »Tag« und die Finsternis »Nacht«. Es wurde Abend und wieder Morgen – der erste Tag. ….
Gott sprach: »Lasst uns Menschen machen – unser Ebenbild, uns gleich sollen sie sein! Sie sollen herrschen über die Fische im Meer und die Vögel am Himmel, über das Vieh und die ganze Erde, und über alle Kriechtiere auf dem Boden.« Gott schuf den Menschen nach seinem Bild.
Als Gottes Ebenbild schuf er ihn, als Mann und Frau schuf er sie. Gott segnete sie und sprach zu ihnen: »Seid fruchtbar und vermehrt euch! Bevölkert die Erde und nehmt sie in Besitz! Herrscht über die Fische im Meer und die Vögel am Himmel und über alle Tiere, die auf dem Boden kriechen!«
So wurden Himmel und Erde vollendet mit allem, was darin ist. Am siebten Tag vollendete Gott sein Werk, das er gemacht hatte. An diesem Tag ruhte er aus von all seiner Arbeit, die er getan hatte. Gott segnete den siebten Tag und erklärte ihn zu einem heiligen Tag. Denn an diesem Tag ruhte Gott aus von all seinen Werken, die er geschaffen und gemacht hatte. (aus 1.Mose 1+2)
So wunderschön ist die Welt. Gehen Sie in den Frühlingswald und bleiben Sie eine Weile einfach stehen und schauen Sie, hören Sie, riechen Sie – wunderbar! Schauen Sie eine einzige Blüte an – so kunstvoll! Hören Sie den Gesang der Vögel oder eines Menschen! Wir können nur immer wieder staunen: Wie schön hat Gott alles geschaffen.
Auf der anderen Seite fällt uns Schreckliches ein: die Hitze in Indien, die Flut im Ahrtal und auch der Krieg. Es ist nicht alles wunderbar, ganz und gar nicht. Und auch ohne die Eingriffe des Menschen gab und gibt es Vulkanausbrüche, Erdbeben, Tsunamies.
Die Welt ist schön und doch so bedroht.
Wir sehen Leben, vielfältig und stark,
und zugleich Chaos und Tod überall.
Über dem brodelnd heißen Innern der Erde, auf der dünnen Kruste der Erdoberfläche, in der eiskalten Leere des Weltraums gibt es hier Luft zum Atmen und Wasser zum Trinken. Es ist gerade so warm und alles stimmt zusammen, dass die Erde ein Lebensort ist.
Nichts ist selbstverständlich.
Der Lebensort Erde ist bedroht, viele Arten, das Leben selbst, jeder einzelne Mensch.
Gott schafft Ordnung, wo Chaos war, Leben, wo nur lebensfeindliche Kräfte wüteten.
Schöpfung ist nicht nur ein Anfang. Weiterhin ist Gott bei seiner Schöpfung und ermöglicht Leben. Das Bewusstsein hinter dem Schöpfungsbericht: Es kann jederzeit kippen und das Chaos bricht wieder aus. Jeden Augenblick bewahrt Gott die Schöpfung. Ununterbrochen geht sein Schöpferhandeln weiter. Keinen Schritt können wir gehen, keinen Atemzug tun ohne Gottes Hilfe und Bewahrung.
Dort, wo der Bericht entstand, gab es verheeren-de Überschwemmungen wie die Sintflut: Gott hält die bedrohlichen Wasser zurück.
Der Schöpfungsbericht ist nicht Wissenschaft.
Die Autoren wollen nicht die Welt erklären.
Sie bekennen ihren Glauben. Sie preisen Gott.
Darum geht völlig fehl, wer meint, die biblischen Berichte seien mit heutiger Wissenschaft widerlegt. Natürlich ist die Welt nicht in sieben Tagen entstanden.
Wir glauben, die Welt, das Leben ist kein Zufall. In dem, was ist, erkennen wir Gottes Liebe. Am Ende jedes Schöpfungstages sieht Gott an, was entstanden ist, und befindet es für gut.
Gott freut sich über die Schöpfung.
Aus Gottes Liebe ist sie geworden.
Im Ganzen der Schöpfung ist der Mensch heraus-gehoben. Wir bekommen eine einzigartige Würde und zugleich unsere Grenze aufgezeigt.
Biologisch unterscheiden wir uns kaum von unseren tierischen Urahnen. In vieler Hinsicht sind wir anderen Lebewesen unterlegen. Und doch ist der Mensch besonders: Als Gottes Ebenbild geschaffen, besonders gesegnet und beauftragt.
Ebenbild heißt: wir sollen Gott antworten.
Wir sollen entscheiden für ein Leben in Gerechtigkeit und Frieden. Wir sollen so handeln, dass wir das Leben und die Schätze der Erde nicht verbrauchen, sondern schützen.
Gott will uns als sein Ebenbild, frei sollen wir sein, uns frei zum Guten entscheiden.
Wir sollen Gott antworten.
Aber wir sind Geschöpfe, nicht der Schöpfer.
Wir sind begrenzt. Wir sind nicht Gott gleich.
Zu gern wäre der Mensch Herr seines Lebens, mächtig, völlig ungebunden.
Aber wir sind verantwortlich.
Wir müssen die Folgen unseres Tuns tragen.
Gott schafft den Menschen als sein Gegenüber.
Er will im Bund mit uns sein, er unser Gott, wir seine Menschen.
Sie hören es: da ist überall Spannung in der Schöpfung: Zwischen den Kräften des Lebens und der zerstörerischen Gewalt, zwischen Gottes Auftrag für uns und unserem Egoismus und Widerspruch gegen Gott.
Die Schöpfung ist noch nicht am Ziel.
Aber Gott feiert schon das gute Ziel seiner Schöpfung. Am 7. Tag ruht Gott und findet alles prima.
Das ist ein Tag für uns!
Am Sabbat und am Sonntag feiern wir das Leben. Wir nehmen das gute Ziel vorweg.
Gott wird seine Schöpfung vollenden – alles wird tatsächlich gut.
Jede Woche legen wir für einen Tag die Hände in den Schoß, als wäre schon alles erledigt.
Wir bekommen einen Vorgeschmack des Heils.
Wunderbar hat Gott die Welt erschaffen. Amen