Karfreitag 2.4. Jes 53,3-5

Karfreitag 2021

 

Wir feiern unseren Hausgottesdienst im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen

 

EG 85 O Haupt voll Blut und Wunden 1+2+6

O Haupt voll Blut und Wunden, voll Schmerz und voller Hohn o Haupt, zum Spott gebunden mit einer Dornenkron o Haupt, sonst schön gezieret mit höchster Ehr und Zier jetzt aber hoch schimpfieret: gegrüßet seist du mir!

Du edles Angesichte, davor sonst schrickt und scheut das große Weltgewichte: wie bist du so bespeit, wie bist du so erbleichet! Wer hat dein Augenlicht, dem sonst kein Licht nicht gleichet, so schändlich zugericht’?

Ich will hier bei dir stehen, verachte mich doch nicht; von dir will ich nicht gehen, wenn dir dein Herze bricht; wenn dein Haupt wird erblassen im letzten Todesstoß, alsdann will ich dich fassen in meinen Arm und Schoß.

 

Gebet mit Psalm 22

Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?

Ich schreie, aber meine Hilfe ist ferne.

Ich schreie zu dir, Gott, aus zerstörten

Städten und Flüchtlingslagern. Was ich

gesehen habe, ist nicht zu ertragen.

Was Menschen einander antun, ist

unvorstellbar.

Mein Gott, des Tages rufe ich, doch antwortest du nicht, und des Nachts, doch finde ich keine Ruhe.

Ich schreie zu dir, Gott, aus Ländern, in

denen nichts mehr funktioniert, in denen

Gewalt und Willkür herrscht. Ich habe

Angst um die Kinder. Ich sehe keine

Zukunft.

Mein Gott, des Tages rufe ich, doch antwortest du nicht, und des Nachts, doch finde ich keine Ruhe.

Ich schreie zu dir aus meiner inneren Not,

aus Krankheit, Verzweiflung, Trauer und

Angst.

Aber du, Herr, sei nicht ferne;

meine Stärke, eile, mir zu helfen. Amen

 

EG 91 Herr, stärke mich dein Leiden … 1+2+9

Herr, stärke mich, dein Leiden zu bedenken,

mich in das Meer der Liebe zu versenken,

die dich bewog, von aller Schuld des Bösen

uns zu erlösen.

 

Vereint mit Gott, ein Mensch gleich uns auf Erden und bis zum Tod am Kreuz gehorsam werden, an unsrer Statt gemartert und zerschlagen, die Sünde tragen.

 

Unendlich Glück! Du littest uns zugute.

Ich bin versöhnt in deinem teuren Blute.

Du hast mein Heil, da du für mich gestorben,

am Kreuz erworben.

 

Predigtgedanken

Die Jünger sind schockiert: Jesus, ihr Meister stirbt am Kreuz. Er hat Gottes Reich ganz nah gepredigt. Jetzt wird er verhöhnt durch die Dornenkrone und die Tafel über seinem Kreuz. „König!“ Er hat nur Gutes getan. Jetzt wird er geplagt und geschlagen. Er nannte Gott seinen lieben Vater im Himmel. Jetzt lässt Gott ihn so leiden und sterben. Wie kann das sein?

Später werden die Christen verspottet, dass sie einen Gekreuzigten anbeten. Bis heute ist das Kreuz anstößig. Wir glauben: Jesus ist für uns gestorben und Gott hat ihn von den Toten auferweckt. In der Schrift fanden die frühen Christen und finden wir Worte, die uns helfen, den Tod Jesu zu verstehen.

 

Der Prophet Jesaja schreibt über den leidenden Knecht Gottes (53,3-5):

Er war der Allerverachtetste und Unwerteste, voller Schmerzen und Krankheit. Er war so verachtet, dass man das Angesicht vor ihm verbarg; darum haben wir ihn für nichts geachtet.

Fürwahr, er trug unsre Krankheit und lud auf sich unsre Schmerzen. Wir aber hielten ihn für den, der geplagt und von Gott geschlagen und gemartert wäre. Aber er ist um unsrer Missetat willen verwundet und um unsrer Sünde willen zerschlagen. Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt.

 

Was Jesus angetan wird, ist ungerecht. Sein Leiden ist schrecklich. Aber sein Tod ist nicht sinnlos. Jesus ist für uns gestorben.

 

er war der Allerverachtetste:

Schlimmer geht nicht. Tiefer, elender, leidvoller ist nicht vorstellbar. Die Opfer von Erniedrigung und Gewalt, die Menschen in tiefstem Leid wissen ihn an ihrer Seite. Es schaudert uns, wenn wir an die Not im Jemen oder in Syrien denken oder an die Opfer von Missbrauch. Wir denken voll Sorge an die Beatmeten in den Intensivstationen – so ausgeliefert.

Zu ihnen wollen wir um keinen Preis gehören.

Aber Gott ist in Jesus gerade bei ihnen.

Er ist da, wo das Leid am größten ist.

An den tiefsten Punkten des Lebens, in Schmerz, Verzweiflung, Ausgeliefertsein, Erniedrigung, in Krankheit, Angst und Tod, da ist Jesus. Gott will bei den Leidenden sein. In diesem Sinn nimmt Gottes Sohn unser Leid, unseren Tod auf sich.

Jesus ist für uns gestorben.

 

er trug unsre Krankheit und lud auf sich unsre Schmerzen. Jesus heilt Menschen. Jesus lebt für andere. Er heilt Menschen mit schlimmen, anstecken-den Krankheiten. Er nimmt sich der psychisch Kranken an, die man für besessen hält und fürchtet. Das ist ein mühsamer Weg. Umstritten, angefeindet ist Jesus von Anfang an, obwohl ihm auch viele zujubeln.

Die Verhaftung und das Todesurteil kommen nicht überraschend. Sie sind der letzte Schritt seiner Hingabe für andere. Wie kein anderer erkennt Jesus, was uns fehlt. Er kennt unsere Bedürftigkeit.

Die Verlorenen will Jesus suchen und retten.

So setzt Gott sich ein. So gibt Jesus sich hin.

Jesus ist für uns gestorben.

 

er ist um unsrer Missetat willen verwundet und um unsrer Sünde willen zerschlagen.

Alle versagen und machen sich schuldig. Zynisch und grausam begeht Pilatus einen Justizmord. Brutal und ungerührt foltern die Soldaten Jesus.

Verblendet und selbstgerecht verurteilen und verspotten ihn die Priester und das Volk.

Feige lassen ihn seine Freunde allein.

Und Jesus lässt all das geschehen. Er ist unschuldig und leidet, ohne sich zu wehren. Und er vergibt.

Sie alle bedürfen der Vergebung.

Wir alle bedürfen der Vergebung.

Wir sind verstrickt in Schuld. Auch durch unser Versagen werden spätere Generationen die Folgen des Klimawandels ausbaden. Durch unser Versagen scheitern Beziehungen.

Egoistisch wenden wir uns von unseren Mitmenschen ab und damit auch von Gott.

Aber Gott wendet sich uns zu.

Gewiss: Das Unrecht kann nicht durch ein neues Unrecht aufgewogen werden. Blut reinigt nicht.

Aber in Jesus nimmt Gott selbst die Folgen der Sünde auf sich. Er setzt sich ein. Er trägt die Last der Schuld. In diesem Sinn bringt unser Versagen, unsere Schuld Jesus ans Kreuz.

Jesus ist für uns gestorben.

 

Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind  wir geheilt.

Wir werden nicht bestraft, sondern versöhnt.

Gott will uns versöhnen.

Ein falscher Gedanke über Gott hat sich eingeschlichen und hält sich hartnäckig:

Es ist falsch zu sagen, Jesu Tod stille den Zorn Gottes. Gott bedarf nicht der Versöhnung.

Von Gott geht die Versöhnung vielmehr aus.

Die Welt und wir haben Versöhnung bitter nötig.

Die Welt braucht Frieden. Wir brauchen Gnade.

Gott will uns schon immer gnädig sein.

Gottes Gnade und Liebe sind nicht erst das Ergebnis des Todes Jesu am Kreuz, sondern der tiefe Grund für den ganzen Weg Jesu bis hin zum Kreuz.

Aus Liebe zu uns wird Gott Mensch.

Aus Gnade und Liebe heilt Jesus Menschen und vergibt ihnen und zeigt ihnen den Vater im Himmel. Aus Liebe geht er so weit, bis zum Kreuz, damit wir Versöhnung, Vergebung und Frieden haben.

Jesus ist für uns gestorben.

„Für uns“. Was da am Kreuz geschieht,

rührt uns  an und verwandelt die Welt.

Für unser Leid, für unsere Bedürftigkeit, für unser Versagen, für unseren Frieden stirbt Jesus.

Auch am Karfreitag, bleiben wir jedoch nicht am Kreuz stehen. Wir wissen schon um den Ostermorgen. Wir denken schon von Ostern her. Leid und Schuld und Tod behalten nicht das letzte Wort.

Für uns, zu unserem Heil, ist Jesus gestorben und auferstanden. Das Kreuz, Zeichen des Todes und des Unheils, wird uns zum Zeichen der Überwindung von Tod, zum Zeichen des Heils.

Der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen

 

Neue Lieder 164

In einer fernen Zeit gehst du nach Golgatha, erduldest Einsamkeit, sagst selbst zum Sterben ja.

 

Du weißt, was Leiden ist. Du weißt, was Schmerzen sind, der du mein Bruder bist, ein Mensch und Gottes Kind.

 

Verlassen ganz und gar von Menschen und von Gott, bringst du dein Leben dar und stirbst den Kreuzestod.

 

Stirbst draußen vor dem Tor, stirbst mitten in der Welt.

Im Leiden lebst du vor, was wirklich trägt und hält.

 

Erstehe neu in mir. Erstehe jeden Tag. Erhalte mich bei dir, was immer kommen mag. Amen. Amen. Amen

 

Gebet

Gott, unser Vater, wir danken dir für deine unergründliche Liebe.

Du überlässt uns nicht uns selbst.

Du gibst keinen Menschen verloren.

Du setzt dich dem Leid und dem Bösen aus.

Wir sehen auf dein Kreuz.

Du bist bei den Geschlagenen, Verzweifelten

und Erniedrigten.

Wir bitten dich für alle, die leiden in Krieg und Not,

bedrängt von Gewalt, ungewiss auf der Flucht.

Wir bitten dich für unsere Lieben, um die wir uns sorgen, für unsere Kranken, für die Trauernden.

Stärke uns, wenn wir selbst Leid erfahren.

Dir vertrauen wir uns an.

 

Segen:

Gott segne dich und er behüte dich.  

Gott lasse sein Angesicht leuchten über dir

und sei dir gnädig.  

Gott hebe sein Angesicht über dich

und gebe dir Frieden. Amen

 

 

 

 

 

 

 

Herzliche  Grüße  und  Segenswünsche ,                       Andreas  Hansen