Joh 1 Christfest

Predigt am 25.12.14 von Andreas Hansen über Joh 1,1-5.9-12.14

Ein Anfang, so schön. Tony hat Maria kennen gelernt. Beide verlieben sich auf der Stelle. Wie benommen ist Tony nach der ersten Begegnung. Er spricht ihren Namen. Dann muss er ihn singen: „Maria, I just met a girl named Maria …“. Er singt vor Freude über sein Glück.

Eine Rettung, so wunderbar. Sie schauen zurück und können es kaum fassen: Wo sie gerade noch gelaufen sind, schäumen die Wellen. Das Meer ist zurückgekehrt. Aber wo sind ihre Verfolger? Wo ist das furchtbare Heer der Ägypter? Weit draußen sehen sie einzelne schwimmen. Da beginnt Mirjam einen Rhythmus zu schlagen. Sie singt und jubelt über das Wunder Gottes.

Eine Hoffnung, so groß. Noch immer staune ich, wenn ich an die Ereignisse vor 25 Jahren denke. Die Mauer war offen. Freiheit für die Menschen, die eingesperrt waren. Der Unrechtsstaat zerfiel. „Vertraut den neuen Wegen“ – Klaus Peter Hertzsch´s Lied aus dem Jahr 89 wurde für viele zur Hymne für den Neubeginn.

Johannes muss singen. Der Anfang ist so schön, die Rettung ist so wunderbar, die Hoffnung so groß. Er singt ein Lied über Gott, über Jesus und über uns. Sein Herz ist übervoll. Er besingt das größte aller Wunder. Johannes sing noch einmal! Wieder und wieder höre ich dir zu, dein schönes, geheimnisvolles Weihnachtslied.

Johannes zieht einen weiten Bogen, der alles umfasst, alles, was geworden ist von Anfang an. Alles ist durchwirkt und gehalten von Gottes Wort, dem Logos, Gottes Wille und Weisheit. „Im Anfang …“ Die ersten Worte der Schrift klingen an. „Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde. … Und Gott sprach: Es werde Licht! Und es ward Licht.“ Alles ist erschaffen, ins Leben gerufen durch Gott, durch sein Wort. Ohne Gott ist nichts. Gott will und bejaht die Welt und jedes Leben. Es ist derselbe Schöpferwille, dieselbe Liebe in allem, was ist. Gottes Wort ließ vor viereinhalb Milliarden Jahren unseren Planeten werden. Gottes Wort schuf das Leben und rief auch mich ins Leben. Gottes Ja zu seiner Schöpfung und auch zu uns. Die Liebe Gottes erkennen wir in Jesus. So sehr liebt Gott die Welt, dass er sich uns zuwendet, sich hingibt und schenkt in Jesus. Gott ist die Liebe. Gott ist ein glühender Backofen voller Liebe, der von der Erde bis an den Himmel reicht. Von allem Anfang an glüht und leuchtet, wärmt und belebt Gottes Liebe die Welt. Von allem Anfang an ist Jesus Christus, der geliebte Sohn, beim Vater. Gott und Christus sind eins, schon immer und in Ewigkeit. Ohne Christus ist nichts. Alles ist durch ihn geworden. Jesus Christus ist die Mensch gewordene Liebe Gottes, der Anfang und Ursprung der Schöpfung. So ist Jesus schon immer da. Er ist eins mit Gott und seinem Wort.

Aber da ist Widerspruch: Die Finsternis hat das Licht nicht erfasst. Die Welt hat ihn nicht erkannt. Die Seinen nahmen ihn nicht auf.

Morgen oder übermorgen verstummen die Weihnachtslieder. Und für viele wirken sie schon heute fremd und wirklichkeitsfern. Auch andere Lieder von Aufbruch und Anfang sind verstummt. Tony und Maria, die Verliebten, werden bald Opfer streitender Gangs – tödlichen Rassismus gibt es leider nicht nur im Musical. Er schockiert Amerika und die Welt in diesen Tagen. Auch bei uns schüren viele wieder Hass auf die Fremden, Angst, wir könnten zu kurz kommen, dumpfen Nationalismus.

Eben noch hat das Volk mit Mirjam die Rettung besungen, schon schimpfen sie wieder auf Mose: Wir glauben dir nicht, Mose. Wir glauben nicht an deinen Gott. Es geht uns so schlecht in dieser Wüste. Damals und heute wenden sich Menschen von Gott ab: Manche von uns sind verzweifelt über das Leben und enttäuscht. Gott muss uns doch vor dem Leid bewahren. Oder wir sind einfach gleichgültig. Unsere Zeit ist ausgefüllt. So viel wollen wir erreichen. Kopf und Herz sind besetzt. Was kümmert mich Gott? Oder wir verschließen uns, wenn Gott an unsere Tür klopft. Wir verweigern uns dem, der uns braucht, und wenden uns ab von unserem Mitmenschen und damit von Gott. Die Finsternis hat das Licht nicht erfasst, und auch wir sind nicht bereit für Gott. Die Seinen nahmen ihn nicht auf, und auch uns ist Gott lästig. Vielfältig ist der Widerspruch, hartnäckig die Ablehnung. Oft beklagt sich Gott, dass sein Volk so störrisch und hartherzig ist – und das gilt auch für uns. Jesus bekommt keinen Platz bei uns.

Aber damit findet sich Gott nicht ab! Er will ja, dass wir glauben und seine Kinder sind. Er will uns ja zu sich kehren. Darum setzt sich Gott dem Widerspruch aus. „Das Wort ward Fleisch.“ Ein größerer Gegensatz ist nicht vorstellbar. Der göttliche Logos, das Wort selbst, wird ein sterblicher, verletzlicher Mensch – das bedeutet Fleisch. Der unendliche Gott wird endlicher Mensch. Dies Ding kann man mit dem Glauben fassen, mit Worten und Gedanken aber ist´s unaussprechlich, ja ein Ärgernis und Anstoß allen klugen Leuten. (Luther)

Gott will nicht ohne uns sein. Gott liebt seine Schöpfung, und uns, seine Geschöpfe. Er erträgt den Widerspruch bis zum Äußersten. Er ist mit uns nicht fertig. Gott schenkt einen neuen Anfang.

Er übertrifft alles Bisherige. Ihn treibt die gleiche Liebe, die alles erschuf, die gleiche Liebe, die so geduldig immer wieder mit den Seinen beginnt, ein glühender Backofen voller Liebe. Wir dürfen seine Herrlichkeit sehen, sehen und glauben. Wir sehen Gottes Herrlichkeit gerade dort, wo nur ein Mensch ist. Wir sehen und glauben Gottes Herrlichkeit in dem Menschen Jesus. Gott kommt in die Welt, die ihn hart und gleichgültig ablehnt und zuletzt ans Kreuz nagelt. Er setzt sich dem Widerspruch aus und überwindet ihn. Das ewige Wort wird Fleisch, Schmerz und Leid. Das ewig Licht leucht wohl mitten in der Nacht und uns des Lichtes Kinder macht.

Jesus gibt den Menschen ein neues Leben, die für die anderen längst abgeschrieben waren. Er sucht die Verlorenen. „Geh und sündige hinfort nicht mehr“ – ein Anfang. „Dein Glaube hat dir geholfen“ – ein Grund für ein Leben voll Vertrauen. „Ich lebe und ihr sollt auch leben“ – Anfang selbst da, wo wir das Leben an seinem Ende sehen – Hoffnung, wo wir traurig Abschied nehmen.

Lassen wir die Lieder nicht verstummen! Singen wir wie Johannes von Gott und von Jesus und von uns! Singen wir von seinem Anfang, so schön, von unserer Rettung, so wunderbar, von unserer Hoffnung, so groß! Der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen