Ihr seid Licht im Herrn, Predigt über Eph 5,8-14

Predigt am 17.7.16 von Andreas Hansen über Eph 5,8-14

Epheser 5,8-14:

Einst wart ihr Finsternis, nun seid ihr Licht im Herrn. Lebt als Kinder des Lichts  – die Frucht des Lichts ist nichts als Güte, Gerechtigkeit und Wahrheit – , indem ihr prüft, was dem Herrn gefällt, und beteiligt euch nicht an den fruchtlosen Werken der Finsternis, sondern deckt sie auf! Denn was durch sie im Verborgenen geschieht, auch nur auszusprechen, ist schon eine Schande; alles aber, was aufgedeckt wird, wird vom Licht durchleuchtet, ja, alles, was durchleuchtet wird, ist Licht. Darum heißt es: Wach auf, der du schläfst, und steh auf von den Toten, so wird Christus dein Licht sein.

„Ich verurteile dich nicht. Geh, und sündige nicht mehr!“ hat Jesus gesagt. Sie läuft wie benommen durch die Stadt, sieht nicht rechts noch links, läuft in die Gärten, an den Fluss. Was geschehen ist, geht ihr nach. Sie sieht wieder die wütenden Gesichter vor sich, Fäuste, Steine, die ihr drohen. Sie saß da wie erstarrt, beschämt und schockiert. Jetzt erlebt sie wieder die Angst. Sie fängt an zu zittern. Sie weint und weint, bis sie einschläft. Ein Schlaf, wie betäubt. Als sie erwacht, steht die Sonne schon tief. Ihr Licht glitzert auf dem Fluss. „Geh, und sündige nicht mehr!“ Sie denkt an seine Frau, die vor Verzweif-lung schrie. So viel Unheil haben sie angerichtet. Was soll sie jetzt tun? „Was soll ich tun, Jesus?“

„Ich bin gekommen um die Verlorenen zu suchen und zu retten.“ Ja, denkt Zachäus, verloren war ich, verloren an meine Habgier, berauscht von der Macht über Leute. Jesus hat mich gefunden, in meinem Versteck auf dem Baum, in meinem falschen verlorenen Leben.
Bis spät am Abend haben sie zusammen gesessen, erzählt, gefeiert. Zachäus wusste gar nicht, wie schön das sein kann. Es ist ein schöner heller Morgen. Die Gäste sind fort. Zachäus geht durch sein Haus. Er denkt an die Begegnung mit Jesus. „Wie fange ich das an, was ich mir vorge-nommen habe? Wie geht es weiter, Jesus?“

Was macht die Ehebrecherin und was macht Zachäus am nächsten Tag? Durch die Begegnung mit Jesus sieht ihr Leben anders aus. Eine Grundentscheidung ist gefallen. Jesus schenkt ihnen Vertrauen. Er traut ihnen, wenn er sagt: „Sündige nicht mehr!“ „Einst wart ihr Finsternis, nun seid ihr Licht im Herrn.“ Die Welt ist keine andere geworden. Die Leute meinen noch immer: „Man nimmt, was man kriegen kann. Nimm dir den Mann oder die Frau, die du willst! Hol den maxi-malen Profit aus den Leuten raus! Sei doch nicht blöd! Jeder ist sich selbst der Nächste. So machen es doch alle.“
Die Welt ist keine andere, aber die beiden haben das Licht Jesu Christi gesehen. Sie haben erfahren, wie heilsam und befreiend es ist.
Sie stehen in seinem Licht.
Sie gehören zu seinem Licht.
Sie sind Licht.

wir singen: Christus, dein Licht

Wir kommen in den Gottesdienst. Was in der vergangenen Woche war, was unseren Alltag ausmacht, bringen wir mit. Wir haben gearbeitet und es uns gut gehen lassen. Wir haben gestritten und gelitten. Wir haben Gutes getan, aber wohl auch manches versäumt.
Wir sind anderen nicht gerecht geworden oder haben schlecht, böse gedacht, geredet und gehandelt. Wir sind Teil der Welt, in der man sich nimmt, was man kriegen kann und so manches Unrecht lieber nicht sehen will. Wir sind verstrickt in die Welt, in der wir immer auch auf Kosten anderer leben.
Wir kommen in den Gottesdienst, wir feiern im Namen Gottes. Wir hören die Zusage der Heiligen Schrift: „Die Gott lieben werden sein wie die Sonne“ (Ri 5,31) und „Ihr seid Licht im Herrn“.   Wir bekommen Brot und Wein, Vergebung durch Jesus, Gemeinschaft mit ihm. Jesus schenkt uns Vertrauen. Er zeigt uns, wie sehr wir Gott am Herzen liegen. Sein Ja zu uns steht fest.
Das erste Wort Jesu im Evangelium ist: „Kehrt um! Gott ist nah.“  Wir bleiben in dieser Welt. Tief in uns steckt der Widerspruch gegen Gott, unser Mangel an Liebe und Vertrauen. Wir wollen unser Leben meistern, ohne Gott.  Jesus sagt: „Kehrt um!“ Martin Luther meint, die Umkehr, die Buße haben wir täglich und ein Leben lang nötig.
„Was soll ich tun, Jesus? Wie soll es weitergehen?“
Lebt als Kinder des Lichts! Prüft, was dem Herrn gefällt!

wir singen: Christus, dein Licht

„Christus, dein Licht verklärt unsre Schatten…“
Christus ist bei den Menschen im Dunkel. Er heilt Kranke. Er richtet Gedemütigte auf. Er holt Verachtete in seine Gemeinschaft. Er sucht die Verlorenen und hilft ihnen umzukehren.
„Lebt als Kinder des Lichts. Die Frucht des Lichts ist Güte, Gerechtigkeit und Wahrheit.“
Zuerst erfahren wir selbst Güte: Menschen sind uns liebevoll zugewandt, wir genießen vielfältige Gaben, wir erleben Freude und Glück. So stellt uns Gott in sein Licht. Gelingt es uns, gütig zu sein, dann geben wir weiter, was wir selbst empfangen haben.
Zuerst erfahren wir selbst Gerechtigkeit: Verlässliche Gemeinschaft. Wir finden unseren Platz und unser Auskommen. Wir müssen keine Angst haben. So stellt uns Gott in sein Licht. Gelingt es uns, gerecht zu sein, dann geben wir weiter, was wir selbst empfangen haben.
Zuerst erfahren wir selbst Wahrhaftigkeit und Treue: Menschen, die uns und sich selbst nichts vormachen wollen. Freunde, auf die wir uns verlassen. So stellt uns Gott in sein Licht. Gelingt es uns, wahrhaftig und treu zu sein, dann geben wir weiter, was wir selbst empfangen haben.

Lebt als Kinder des Lichts! Deckt die Werke der Finsternis auf! Alles, alles wird in das Licht Christi gestellt: Die Not der Menschen im Süd-Sudan nach Jahrzehnten im Bürgerkrieg, die ausweglose Situation der Flüchtlinge in Syrien, auch das Dunkel der Menschen in seelischer Not bei uns, die Finsternis unserer ungelösten Konflikte, unsere Unversöhnlichkeit im Streit, unsere Gleichgültigkeit gegenüber anderen, unsere Selbstsucht, alles stellt Gott in sein Licht, in sein gütiges Licht.

Am Schluss nimmt Paulus ein altes Tauflied auf, einen Weckruf: „Wach auf, der du schläfst, und steh auf von den Toten, so wird Christus dein Licht sein.“
Aufwachen, wach sein heißt: Die Welt sehen, wie sie vor Gott, in seinem Licht, ist, uns selbst sehen, wie wir sind, im Widerspruch gegen Gott und doch geliebt.
Wach sein heißt: Auf Jesus sehen, in seinem Licht leben, umkehren jeden Tag.

Der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen