Hausgottesdienst zum Sonntag Kantate 2.5.21

Wir feiern unseren Hausgottesdienst im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen

 

286,1+3 Singt, singt dem Herren neue Lieder

Singt, singt dem Herren neue Lieder, er ist´s allein, der Wunder tut.

Seht, seine Rechte sieget wieder, sein heil´ger Arm gibt Kraft und Mut.

Wo sind nun alle unsre Leiden? Der Herr schafft Ruh und Sicherheit;

er selber offenbart den Heiden sein Recht und seine Herrlichkeit.

 

Frohlocket, jauchzet, rühmet alle, erhebet ihn mit Lobgesang!

Sein Lob tön im Posaunenschalle, in Psalter- und in Harfenklang!

Auf, alle Völker, jauchzt zusammen, Gott macht, dass jeder jauchzen kann; sein Ruhm, sein Lob muss euch entflammen, kommt, betet euren König an!

 

Psalm 98

Singet dem Herrn ein neues Lied,

denn er tut Wunder.

Er schafft Heil mit seiner Rechten

und mit seinem heiligen Arm.

Der Herr lässt sein Heil verkündigen;

vor den Völkern macht er seine Gerechtigkeit offenbar.

Er gedenkt an seine Gnade und Treue

für das Haus Israel,

aller Welt Enden sehen das Heil unsres Gottes.

Jauchzet dem Herrn, alle Welt,

singet, rühmet und lobet!

Lobet den Herrn mit Harfen,

mit Harfen und mit Saitenspiel!

Mit Trompeten und Posaunen

jauchzet vor dem Herrn, dem König!

Das Meer brause und was darinnen ist,

der Erdkreis und die darauf wohnen.

Die Ströme sollen in die Hände klatschen,

und alle Berge seien fröhlich vor dem Herrn;

denn er kommt, das Erdreich zu richten.

Er wird den Erdkreis richten mit Gerechtigkeit

und die Völker, wie es recht ist.

Ehr sei dem Vater und dem Sohn

und dem Heiligen Geist

wie im Anfang so auch jetzt und allezeit

und in Ewigkeit. Amen

 

Du Gott, höre unser Sehnen, unsere Klage.

Du Gott, höre unseren Jubel, unser Hoffen.

Du kennst unsere Lieder.

Du kennst uns.

Du rufst, und in uns klingt ein Lied.

Amen

 

Hören wir eine moderne Übertragung des Psalms 98   von Huub Osterhuis:

Genug gesungen für Ihn.

Neue Gesänge genug.

Nun will ich ein Wunder.

 

Zwei Hände, die Fesseln lösen,

zwei Arme um mich hin.

Nun will ich Ihn endlich sehen:

 

Zwei Arme hin um alle Krieg führenden Völker –

seine rechte Hand Wunden heilend,

seine Linke austeilend Wasser und Brot.

 

Plötzlich steht vor den Augen der Menschheit

ein rettender Engel, und Herrlichkeit des Neubeginns strahlt von ihm aus –

nun erklingen Töne, die vorher nie erklangen,

himmlische Harfen, bronzenes Sonnengeläut..

 

Nun singen auch die Weltmeere mit,

in allen Sprachen erdröhnen die Berge,

klatschen und flöten die Flüsse,

posaunt es der Kosmos einmütig.

 

Denn morgen wird kommen der Kommende,

denn heut ist er geboren –

und Recht wird er sprechen,

 

ein Recht, das nicht krumm ist.

Erhöhung aller Erniedrigten,

auf Erden Frieden.

 

302, 1+2+8 Du, meine Seele, singe

Du meine Seele, singe,  wohlauf und singe schön dem, welchem alle Dinge  zu Dienst und Willen stehn. Ich will den Herren droben  hier preisen auf der Erd; ich will Ihn herzlich loben,  solang ich leben werd.

Wohl dem, der einzig schauet  nach Jakobs Gott und Heil! Wer dem sich anvertrauet,  der hat das beste Teil, das höchste Gut erlesen,  den schönsten Schatz geliebt; sein Herz und ganzes Wesen  bleibt ewig ungetrübt.

Ach ich bin viel zu wenig, zu rühmen Seinen Ruhm; der Herr allein ist König,  ich eine welke Blum. Jedoch weil ich gehöre gen Zion in Sein Zelt, ist’s billig, dass ich mehre  Sein Lob vor aller Welt.

 

Unser Predigttext sind wenige Verse aus dem Lukasevangelium, der Moment, als Jesus mit seinen Jüngern nach Jerusalem kommt:

So kam Jesus zu der Stelle, wo der Weg vom Ölberg nach Jerusalem hinabführt. Da brach die ganze Schar der Jüngerinnen und Jünger in lauten Jubel aus. Sie lobten Gott für all die Wunder, die sie miterlebt hatten. Sie riefen: »Gesegnet ist der König, der im Namen des Herrn kommt!  Friede herrscht im Himmel und Herrlichkeit  erfüllt die Himmelshöhe!«

Es waren auch einige Pharisäer unter der Volksmenge. Die riefen ihm zu: »Lehrer, bring doch deine Jünger zur Vernunft!«  Jesus antwortete ihnen: »Das sage ich euch: Wenn sie schweigen, dann werden die Steine schreien!«

Jerusalem leuchtet uns entgegen. Wir kommen über die letzte Höhe vor der Stadt und jetzt sehen wir sie vor uns – nur noch das Kidrontal zwischen uns und ihr. Scharen von Pilgern haben diesem Moment entgegengefiebert: Jerusalem erblicken! Heute sieht man die goldene Kuppel des Felsen-doms, die Mauern und Türme der Altstadt, damals zur Zeit Jesu, den prächtigen Tempel. Was für ein Glück, diese Stadt zu erblicken, ein Hoffnungsort. Und sie fangen an zu singen – was sonst!? Sie jubeln und singen und loben Gott.

Wie lang schon dürfen wir nicht mehr miteinander singen! Wir sind doch eine singende Kirche – der Gesang hat in der Reformationszeit die Christen von einer nur hörenden zu einer mitgestaltenden Gemeinde gemacht, befreiend und schön. Zumal wir in Kenzingen sind eine singende Gemeinde, kein Treffen, kein Kreis unserer Gemeinde ohne ein Lied. Das Singen erfüllt uns, macht Spaß, bringt uns zusammen, ist Ausdruck unseres Glaubens – und darum schmerzt es uns so, dass wir stumm Gottesdienst feiern, selbst an Ostern und an Weihnachten.

Wir werden wieder singen! Wir werden gemeinsam singen, so singen, als kämen wir auf den Ölberg und vor uns leuchtet unser Jerusalem, unser Hoffnungsort.

Die Nachrichten aus Myanmar sind spärlicher geworden, aber noch immer wehren sich viele mutig gegen die Diktatur. Anfang Februar hieß es: „Jeden Abend um 20 Uhr hört man in Myanmar das gleiche Lied. Es ertönt aus den Lautsprechern in den Straßen von Yangon, Familien singen es in Hinterhöfen mit Gitarrenbegleitung oder Kerzen in den Händen.“ Ob sie noch singen? Ein Lied als Hoffnungszeichen gegen die Unterdrückung.

In den Baltischen Staaten, besonders in Estland spricht man von der singenden Revolution. In der Hauptstadt Tallin gibt es einen Platz für Sängerfeste. Dort sangen 300.000 Menschen, fast ein Viertel der Bevölkerung Estlands. Sie sangen die verbotene Hymne Estlands. Drei Jahre später waren sie unabhängig von Russland.

„Seid doch still!“ Die Pharisäer ärgern sich über den Gesang der Jüngerinnen und Jünger. Gesang ist gefährlich in einem besetzten Land. Eine Demonstration kann brutale Gewalt auslösen, wie heute in Myanmar. „Seid still! Jesus, bring sie doch zur Vernunft!“

Die Jünger singen vor Freude über Jesus, vor Freude über die Stadt, ihre Herzen voller Hoffnung und so müssen sie singen und Gott preisen.

Wir können nicht schweigen über das, was wir gesehen und gehört haben. (Apg 4,20) So antworten die Apostel dem Hohen Rat nach Ostern. Wir singen und sagen vom Sieg des Lebens, von der Hoffnung auf Frieden und Gerechtigkeit für alle Menschen.

Die Liebe Christi drängt uns (2.Kor 5,14), sagt Paulus. Ihm folgt der Ökumenische Rat der Kirchen und stellt seine Vollversammlung 2022 in Karlsruhe unter das Motto: Die Liebe Christi bewegt, versöhnt und eint die Welt. Sie schreiben: „Die Vollversammlung wird eine Gelegenheit sein, Kraft zu sammeln für unseren gemeinsamen Pilgerweg in der Welt und ihrer heutigen Realität, eine Gelegenheit, uns auszutauschen und einander Mut zuzusprechen, während wir die Liebe feiern, die uns durch die Kraft des Heiligen Geistes bewegt, heilt und bevollmächtigt. Geprägt von der Liebe zu Christus, gestärkt durch den Heiligen Geist und von Gott erhöht, der Quelle unseres Seins und des Seins aller Schöpfung ist, wird die Gemeinschaft von Kirchen Kraft für den weiteren Weg finden und Hoffnung für die Zukunft schöpfen.“

Wenn sie schweigen, dann werden die Steine schreien! So antwortet Jesus, als sie die Jünger zum Schweigen bringen wollen. Er allerdings sieht die Stadt und muss weinen. Kein Stein wird auf dem anderen bleiben. Die Römer werden die Stadt und den Tempel in Schutt und Asche legen, eine Strafaktion beim Aufstand der Juden. Jesus wird wenige Tage nach dem Jubel der Jünger am Kreuz sterben und nach Ostern dennoch seinen Jüngerinnen und Jüngern begegnen.

Weinen und Jubel sind nah beieinander. Überall klingt es. Doch es ist kein kunstvoll-wohlklingender Gesang, wenn die Steine schreien, Steine des verwüsteten Tempels damals, Steine zerbombter Städte in unseren Tagen, auch das Seufzen und Schreien der leidenden Schöpfung (Röm 8,19-22), von den Waldbränden vielerorts bis zu zerfallenden Eisbergen. Die Steine schreien, wie der Blinde schreit und sich nicht zur Ruhe bringen lässt: Jesus, Sohn Davids, hilf mir! (Lk 18,39)

Wir müssen singen: zum Lob Gottes, weil das Herz voll ist, weil die Liebe Christi uns drängt,   weil der Druck groß ist und weil die Sehn-sucht nach Freiheit, Gerechtigkeit und Frieden uns treibt. Es klingt nicht immer nur schön, aber wir sind in guter Gesellschaft.

Gesegnet ist der König, der im Namen des Herrn kommt! Friede herrscht im Himmel und Herrlichkeit erfüllt die Himmelshöhe!

Jesus ist der kommende König, der Messias. Im Himmel ist ihm bereits der Friede bereitet – das Reich Gottes steht vor der Tür. So singen sie voller Hoffnung, als sie Jerusalem vor sich sehen.

Jesus, Sohn Davids, hilf uns! Wie die Steine, wie der Blinde schreien wir, schreit es in uns, dass wir doch Gottes Heil sehen, Frieden auf Erden. Jerusalem, leuchtet auf dem Berg.

Wir werden wieder gemeinsam singen, wir in unserer Gemeinde und wir, Christinnen und Christen aller Völker, und wir, gemeinsam auch  mit allen Menschen und der ganzen Schöpfung.

Jauchzet dem Herrn, alle Welt, singet, rühmet und lobet! Halleluja!

 

Neue Lieder 121,1+4+5 Die Himmel erzählen die Ehre Gottes

Refrain:

Die Himmel erzählen die Ehre Gottes,

und die Erde verändert ihr altes Gesicht.

Die Himmel erzählen die Ehre Gottes,

und die Erde lebt auf und wird licht.

 

Ein Tag erzählt´s dem andern. Selbst Nacht für Nacht wird klug.

Kaum hörbar die Stimme, die weltweit wandert.

Aber Schweigen sagt oft schon genug.

 

Ein Herz, in Gott geborgen, befolgt auch sein Gebot.

Kaum sichtbar die Hoffnung in schweren Sorgen,

und doch hilft sie uns mindern die Not.

 

Mein Lied wird Gott gefallen, verschweigt es nicht die Schuld.

Kaum spürbar, doch meint er es gut mit uns allen,

ja, er sucht uns in großer Geduld.

 

Gebet

Wir danken dir, Gott, wir singen dein Lob. Die ganze Schöpfung preist dich. Vielfältig und wunderbar sind deine Geschöpfe, jedes findet seinen Platz und in allem spricht deine Liebe. Wir sagen und singen dein Lob, denn du hast Jesus erweckt aus dem Tode. Leben und Hoffnung haben wir durch ihn, unseren Herrn.

Wir bitten für alle, die sich nach Freiheit und Leben sehnen. Steh uns bei in dieser Zeit der Einschränkungen. Behüte die, die körperlich oder seelisch erkranken. Wir bitten für die vielen Betroffenen in Indien. Wir singen dein Lied – hilf uns gerecht zu leben.

Wir bitten für die bedrohte und verletzte Schöpfung. Hilf uns umzudenken und uns neu auszurichten. Bewahre die, die schon jetzt unter den Folgen des Klimawandels leiden. Wir singen dein Lied – hilf uns gerecht zu leben.

Wir bitten für deine Kirche an allen Orten. Deine Liebe, Christus, feiern wir. Hilf uns dir zu folgen. Gib uns deinen Geist, dass deine Liebe uns bewegt, versöhnt und eint. Wir singen dein Lied – hilf uns gerecht zu leben.

 

Vaterunser

 

Segen

 

Gott segne dich und er behüte dich.  

Gott lasse sein Angesicht leuchten über dir

und sei dir gnädig.  

Gott hebe sein Angesicht über dich

und gebe dir Frieden. Amen