Gottesdienst für den 31.12.2020
Pfarrer Andreas Hansen, Kenzingen
Wir feiern unseren Hausgottesdienst im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen
Wir beten mit Psalm 121:
Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen. Woher kommt mir Hilfe?
Meine Hilfe kommt vom HERRN,
der Himmel und Erde gemacht hat.
Er wird deinen Fuß nicht gleiten lassen, und der dich behütet, schläft nicht. Siehe, der Hüter Israels schläft und schlummert nicht.
Der HERR behütet dich;
der HERR ist dein Schatten
über deiner rechten Hand,
dass dich des Tages die Sonne nicht steche noch der Mond des Nachts.
Der HERR behüte dich vor allem
Übel, er behüte deine Seele.
Der HERR behüte deinen Ausgang und Eingang von nun an bis in Ewigkeit! Amen
Hüter unseres Lebens, wir sehen zurück auf dieses Jahr. Wir sehen die Herausforderungen, die es uns und vielen Menschen gebracht hat.
Du warst und bist bei uns in Leid, in Anspannung und Angst.
Wir sehen auf das, was uns gelungen ist, auf glückliche, erfüllte Zeit und danken dir.
Wir haben auch Chancen vertan und sind schuldig geworden an anderen Menschen und an dir. Vergib uns und nimm von unseren Schultern, was uns belastet.
Begleite uns in das neue Jahr, stärke uns für unsere Aufgaben und behüte uns vor allem Bösen, behüte unsere Seele. Amen
Lied 64, 1 Der du die Zeit in Händen hast
Der du die Zeit in Händen hast,
Herr, nimm auch dieses Jahres Last
und wandle sie in Segen.
Nun von dir selbst in Jesus Christ
die Mitte fest gewiesen ist,
führ uns dem Ziel entgegen.
Predigtgedanken
Das Jahr geht zu Ende. Viele Proble-me sind nicht gelöst. Viele Aufgaben warten. Es gibt noch so viel mehr als die Pandemie, die alles beherrscht.
Der Klimawandel, die Not der Flüchtlinge, die Gefahr des Terrors, Angriffe auf unsere Demokratie – die Liste ist lang. Wir bringen zu Gott, was in diesem Jahr geschah, was die Welt bewegt hat und auch das, was für uns persönlich wichtig war.
Wir bringen unseren Dank für alles, was schön war, und wir bringen die Last dieses Jahres, Sorge und Leid zu Gott. Gott hat die Zeit in Händen. Gott kann die Last dieses Jahres in Segen wandeln. Aber er nimmt uns die Last nicht einfach ab.
Wir lesen den Predigttext, Verse aus dem 2. Buch Mose (13,20-22). Gott führt und begleitet sein Volk auf dem Weg in das Gelobte Land:
So zogen sie aus von Sukkot und lagerten sich in Etam am Rande der Wüste. Und der Herr zog vor ihnen her am Tage in einer Wolkensäule, um sie den rechten Weg zu führen, und bei Nacht in einer Feuersäule, um ihnen zu leuchten, damit sie bei Tag und Nacht wandern konnten. Niemals wich die Wolkensäule von dem Volk bei Tage noch die Feuersäule bei Nacht.
Gottes Volk ist auf dem Weg in die Freiheit. Sie brechen auf aus Ägypten, dem Land der Sklaverei. Schlimme Erfahrungen von Unterdrückung und Leid liegen hinter ihnen. Es war unendlich schwer, den Pharao zu überzeugen, dass er sie gehen lässt. Es ist auch für sie selbst schwer, sich zu lösen, das Alte hinter sich zu lassen, Gott zu vertrauen und aufzubrechen. Nun sind sie am Rand der Wüste, an der Schwelle, vor dem Ungewissen.
Jahr für Jahr lesen Juden diese Geschichte so, als wären sie selbst dabei, heute am Rand der Wüste, heute herausgefordert zu vertrauen.
„Vertrauen, dieses schwerste ABC“ (Hilde Domin) Immer neu müssen wir es lernen.
In einer Wolken- und Feuersäule geht Gott seinem Volk voraus. Gott ist da, aber man kann ihn doch nicht greifen. Gott ist da und ist doch anders, anders als das Licht des Tages und anders als das Dunkel der Nacht. Gott wahrt den Abstand. Er geht voraus.
Und sein Volk muss auf Gott schauen und kann nicht stehen bleiben. Sie dürfen nicht auf das starren, was sie erschreckt. Auf Gott sollen sie sehen und seinen Weg gehen.
Das neue Jahr wird gut, wenn wir Gott vor Augen haben und ihm folgen.
Wie machen wir das? Unser Licht und unser Wegweiser ist Jesus, sein Vertrauen zum Vater, seine Liebe zu den Menschen.
Lasst uns laufen mit Geduld in dem Kampf der uns bestimmt ist, und aufsehen zu Jesus, dem Anfänger und Vollender des Glaubens. (Hebr 12,2)
Wir treffen Entscheidungen auf unserem Weg. Wir sagen ja oder nein zu einer Aufgabe oder auch zu einem Menschen. Wir tragen Entschei-dungen, z.B. wenn ein Angehöriger krank ist oder im Sterben liegt.
Dietrich Bonhoeffer schrieb: „Den Weg zu wissen, auf dem rechten Weg zu sein, erleichtert niemals Verantwortung oder Schuld, sondern erschwert sie.“
Gott geht uns voraus. Er trägt uns nicht einfach. Wir müssen gehen und die Last von Aufgaben und Entscheidungen tragen. Aber Gott ist da.
„Bei Tag und Nacht“ heißt es dreimal in diesen Versen. Bei Tag und Nacht kann sein Volk auf sein Zeichen sehen. Bei Tag und Nacht können sie wandern.
In keinem noch so dunklen Moment des vergangenen Jahres hat Gott uns allein gelassen. Keinen Augenblick könnten wir sein ohne ihn.
„Ich bin da“ – so stellt Gott sich dem Mose ganz am Anfang vor.
„Ich bin bei euch alle Tage“, so sagt Jesus zu uns.
Einen langen, schweren Weg durch die Wüste muss das Gottesvolk gehen, einen Weg mit Umwegen, Gefahren und Mühen.
Später werden die Propheten gerade von dieser Zeit schwärmen. Hier haben sie erfahren, wie nahe Gott ist.
Wir werden auch im nächsten Jahr Umwege machen und auch in Wüsten geraten.
Krankheit kann so eine Wüste sein oder Sorge, Angst, Trauer, Not.
Manchmal schicken wir einander in die Wüste, wenn wir Menschen allein lassen, sie ablehnen oder mit ihnen herumstreiten.
Oder wir werden uns selbst zur Wüste, überfordern uns, verlieren uns, quälen uns selbst.
Ich wünsche Ihnen und mir selbst, dass wir dann nicht ziellos und bis zur Erschöpfung umherirren.
Ich wünsche uns, dass wir den Blick zu Gott und zu Jesus hin wenden.
Niemals wich die Wolkensäule von dem Volk bei Tage noch die Feuersäule bei Nacht.
Gott ist da. Er geht mit uns in dieses neue Jahr und durch unsere Wüsten
Lied 64, 2+5
Da alles, was der Mensch beginnt,
vor seinen Augen noch zerrinnt,
sein du selbst der Vollender.
Die Jahre, die du uns geschenkt,
wenn deine Güte uns nicht lenkt,
veralten wie Gewänder.
Der du allein der Ewge heißt
und Anfang, Ziel und Mitte weißt
im Fluge unsrer Zeiten:
bleib du uns gnädig zugewandt
und führe uns an deiner Hand,
damit wir sicher schreiten.
Wir beten:
Am Ende dieses Jahres beten wir zu dir, du, unser Gott, und loben dich.
Du begleitest uns durch die Jahre.
Du rufst uns in deine Gemeinschaft.
Nie lässt du uns allein.
Du bist da für dein Volk.
Du schenkst dich uns in Jesus Christus.
Steh uns auch im kommenden Jahr bei, wenn wir herausgefordert und auch wenn wir überfordert sind,
wenn Leid und Unglück uns treffen,
wenn wir meinen, allein zu sein.
Wir bitten für alle, die von der Pandemie betroffen sind, die Kranken, die Sterbenden, die Trauernden, für alle, die in Not geraten. Gib denen Kraft und bewahre sie, die helfen und pflegen und begleiten. Wir bitten für unser Land, für alle, die Entscheidun-gen treffen und Verantwortung tragen. Und wir beten für die Völker und Länder, die stärker von der Not betroffen sind.
Hilf uns an unserem Ort füreinander einzustehen. Wir bitten für deine Schöpfung. Hilf uns umzudenken und umzukehren, weniger zu verbrauchen, achtsamer mit deinen Gaben umzugehen.
Wir bitten für unsere Familien und Freunde und nennen die Menschen, um die wir uns Sorgen machen.
Von guten Mächten wunderbar geborgen, erwarten wir getrost, was kommen mag.
Du bist bei uns, Vater im Himmel. Du schenkst uns deine Gemeinschaft, dein Leben, Jesus, unser Herr. Von dir getröstet und behütet gehen wir in das neue Jahr.
Vaterunser
Lied 65,1+2+7
Von guten Mächten treu und still umgeben, behütet und getröstet wunderbar,
so will ich diese Tage mit euch leben
und mit euch gehen in ein neues Jahr.
Noch will das alte unsre Herzen quälen, noch drückt uns böser Tage schwere Last. Ach Herr, gib unsern aufgeschreckten Seelen das Heil, für das du uns geschaffen hast.
Von guten Mächten wunderbar geborgen, erwarten wir getrost, was kommen mag. Gott ist bei uns am Abend und am Morgen und ganz gewiss an jedem neuen Tag.
Gott, segne und behüte uns.
Lass dein Angesicht leuchten über uns
und sei uns gnädig.
Hebe dein Angesicht über uns
und schenke uns Frieden.
Amen.