Hausgottesdienst zum 27.3.22 Predigt über Jes 66,10-14

27.3.22 4. Sonntag der Passionszeit, Laetare

Andreas Hansen, Kenzingen

 

Wir feiern unseren Hausgottesdienst im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen

 

Den Einleitungsteil unseres Gottesdienstes gestalten heute die Konfirmanden:

 

Fragen: Muss man jeden Tag beten, um ein guter Christ zu sein? Wie nah ist man Gott, wenn man betet? Kann Gott uns hören?

In diesem Jahr denken wir miteinander viel über Gott nach. Unser Glaube ist nie fertig, aber wir sind auf dem Weg. Jede und jeder glaubt zwar für sich, und dennoch sind wir gemeinsam auf dem Weg, zB auf der Freizeit oder im Gottesdienst.

Das Perlenarmband ist eine Hilfe, zum Nachdenken, zum Beten.

 

Es gibt eine hellbraune Wüstenperle:

Was brauche ich zum Leben?

Hilf mir, meinen Weg zu finden! Geh mit mir, Gott!

Es gibt Geheimnisperlen: Du, Gott, siehst meine Geheimnisse, meine Ängste, meine Träume,

Menschen, die ich liebe. Verberge meinen wahren Weg nicht! Lass mich Gutes sehen! Bewahre meine Gedanken!

Die beiden roten Perlen heißen Perlen der Liebe: Liebe ist das Größte, die Liebe der Menschen, die Liebe Gottes. Hilf mir, Liebe anzunehmen und weiterzugeben! Erfülle mich mit deiner Liebe! Schenke mir deine Kraft!

Eine blaue Perle ist die Perle der Gelassenheit: Wovon möchte ich mich befreien? Gott, du weißt, was ich brauche. Bewahre mich vor unnötiger Sorge. Schenke mir Gelassenheit und Leichtigkeit.

Eine große goldene Perle steht für Gott: Du bist Licht. Segen, Schutz, Kraft. Du bist der Beginn und das Ziel unseres Weges. Sei bei mir alle Tage! Segne und behüte mich!

 

Neue Lieder 23

Du bist der Atem der Ewigkeit, du bist der Weg in die neue Zeit, du bist das Leben, Gott.

 

Du bist der Blick, der uns ganz durchdringt,

du bist das Licht das uns Hoffnung bringt,

du bist das Leben Gott.

 

Du bist das Wort, das uns Antwort gibt, du bist ein Gott, der uns Menschen liebt, du bist das Leben, Gott.

 

Wir schreiben ein Glaubensbekenntnis, jede und jeder für sich und gemeinsam. Hier sind Sätze über Gott, die wir gut finden:

Gott ist der Helfer und Beschützer aller Menschen und immer für alle da. Ich kann mich auf Gott verlassen und ihm trauen

Ich glaube an Gott, das Geheimnis der Welt,

den Barmherzigen. Ich hoffe auf seinen Frieden und seine Gerechtigkeit.

Wir verdanken Gott unser Leben. Er hilft uns und spricht zu uns. Gott ist der Vater, Bruder, Freund

Gott liebt jeden Menschen. Er ist die Liebe selbst.

In dunklen Zeiten schenkt er uns sein Licht und seine Wärme.

Er ist der Beginn und das Ziel unseres Weges.

Gott hat diese wunderschöne Welt für uns erschaffen und alles, was wir zum Leben brauchen. Gott ist Anfang und Ende.

Er ist alles, was ich brauche.

 

Wir fragen aber auch weiter: Was genau ist Glauben? Ist Gott auch für die da, die nicht an ihn glauben? Was erwartet Gott von uns? Bin ich gut vor Gott, so wie ich bin? Gibt es eine Situation, wo keine Umkehr und keine Vergebung mehr möglich ist?

Auch der Krieg lässt uns nach Gott fragen: Warum verhindert Gott den Krieg nicht? Warum lässt er so ein Leid zu? Wird Gott den Flüchtlin-gen helfen? Beschützt Gott uns in Deutschland vor dem Krieg? Glaubt Putin an Gott?

 

Neue Lieder 107,1+2+4 Melodie: O Welt, ich muss dich lassen

An dunklen kalten Tagen beschleicht uns banges Fragen: Was wird wohl morgen sein? Gott kommt und schafft die Wende, macht Angst und Furcht ein Ende und lässt uns Menschen nicht allein.

 

Voll Sorgen sind die Zeiten, voll Krieg, Gewalt und Streiten, wer weiß, was kommen mag?     Gott kommt, verscheucht die Schatten, die uns geängstigt hatten. Sein Licht geht auf zum neuen Tag.

 

Was wir zutiefst ersehnen, dass Menschen sich versöhnen, scheint unerreichbar fern. Gott kommt, will Frieden schenken, die Welt zum Guten lenken, und dann bricht an das Reich des Herrn.

 

Predigt

 

Wir fragen nach Gott im Schatten des Krieges. Wir werden nicht fertig mit dem,  was wir in den Nachrichten hören.

Wir werden auch nicht fertig mit Gott.

Zum Glück ist es auch umgekehrt: Gott ist nicht fertig mit uns. Unser Predigttext schaut auf eine Zeit nach dem Krieg. In Jerusalem stehen Ruinen, aber nun soll ein Neues beginnen. Die verwüstete Stadt soll wieder Geborgenheit und Schutz geben.

Frieden soll sich ausbreiten wie ein Fluss.

Und nun bekommen wir ein neues, ein weibliches Bild von Gott. Hören wir auf Jesaja, Verse im letzten Kapitel seines Buches:

Freut euch mit Jerusalem und jubelt über die Stadt, alle, die ihr sie liebt! Seid fröhlich über sie, alle, die ihr über sie getrauert habt! Trinkt euch satt an ihrer Brust und lasst euch trösten! Saugt an ihrer Mutterbrust und genießt ihren Reichtum! Denn so spricht der Herr: Ich werde Jerusalem Frieden geben, der sich ausbreitet wie ein Fluss. Der Reichtum der Völker fließt der Stadt zu wie ein rauschender Bach. Auch ihr werdet ihn genießen. Wie ein Kind werdet ihr auf der Hüfte getragen und auf den Knien geschaukelt. Ich will euch trösten, wie eine Mutter ihr Kind tröstet.

In Jerusalem werdet ihr Trost finden. Wenn ihr  das erlebt, werdet ihr euch von Herzen freuen.

Ihr werdet aufblühen wie frisches Gras.

So zeigt der Herr seine Macht an seinen Knechten. Aber seine Feinde bekommen

seinen Zorn zu spüren.  Jesaja 66,10-14

 

Das Baby schreit. Es lässt sich nicht mehr ablenken. Jetzt muss etwas geschehen, jetzt, sofort! Hunger! Länger ist das nicht auszuhalten. Verzweifelt und unduldsam schreit es. Mama knöpft die Bluse auf – das Baby japst und giert.  Es ist außer sich. Dann endlich die Brust, und es trinkt so gierig, dass es sich zuerst verschluckt, dann in großen, lustvollen Zügen. Vor Wonne brummt es und lächelt. Manchmal war das Stillen tatsächlich so ein Drama, bei unseren Kindern  und wieder bei den Enkeln.

Freut euch mit Jerusalem und jubelt über die Stadt, alle, die ihr sie liebt! Seid fröhlich über sie, alle, die ihr über sie getrauert habt! Trinkt euch satt an ihrer Brust und lasst euch trösten! Saugt an ihrer Mutterbrust und genießt ihren Reichtum!

Eine mütterliche Stadt. Ein kleines Paradies.    Hier kann man es sich gutgehen lassen wie ein Baby an der Mutterbrust. Hier ist alles, was man braucht: Essen, Trinken, fröhliche Gemeinschaft, Geborgenheit. So wird Jerusalem sein, wie eine Mutter, die ihr Kind stillt und ihm alles gibt, was zu seinem Glück nötig ist.  Alles ist da, was sie so verzweifelt entbehrt haben. Sie waren in der Fremde, weit weg von ihrem Zuhause, ohne die vertraute Sprache, die Lieder, die Speisen, die Düfte, das besondere Licht, das nur in Jerusalem leuchtet, ohne die Nachbarn und die Menschen ihrer geliebten Stadt. Traurig ist es in der Fremde,  die Sehnsucht ist groß.

Freut euch mit Jerusalem und jubelt über die Stadt, alle, die ihr sie liebt!  Es ist nicht leicht der Vorhersage zu glauben. Sie haben viel durchgemacht. Israel wurde überfallen von seinem mächtigen Nachbarn Babylon. Stadt und Tempel wurden zerstört. Viele wurden für Jahrzehnte ins Exil vertrieben. Dann dürfen sie endlich wieder zurück in ihre Stadt. Aber die Heimat hat sich verändert. Wie so viele Menschen, die nach einem Krieg aus der Gefangenschaft nach Hause kommen, stellen sie fest: nichts ist mehr, wie es einmal war. Vieles können sie nur ganz bescheiden wieder aufbauen. Der Tempel hat nichts mehr von seiner einstigen Pracht. Die Wunden des Krieges sind überall zu sehen.

Wie wird es einmal sein, wenn sie zurückkehren nach Kiew, Charkiw oder Mariupol?

Jesaja macht Hoffnung auf eine Zeit nach dem Krieg. Ich werde Jerusalem Frieden geben, der sich ausbreitet wie ein Fluss. Der Reichtum der Völker fließt der Stadt zu wie ein rauschender Bach. So lange mussten sie den Unterdrückern Tribut zahlen. Die Stadt ist ausgeblutet. So ist die Sehnsucht zu verstehen, dass sie entschädigt werden, dass sie die Notzeit hinter sich lassen  und nicht jeden Cent dreimal umdrehen müssen, bevor sie ihn ausgeben.

Es gibt etliche Kriege und bewaffnete Konflikte in der Welt. Wir nehmen kaum wahr, dass in Syrien und im Jemen, in Myanmar und in Libyen und in vielen weiteren Ländern Krieg herrscht.

Wir wollten auch nichts mehr vom Krieg im Osten der Ukraine seit 2014 wissen.

Aber Gott findet sich nicht ab mit dem Unheil des Krieges. Gott ist nicht fertig mit uns.

Auf eine neue Weise wendet sich Gott seinem Volk und uns zu:

Ich will euch trösten, wie eine Mutter ihr Kind tröstet. Gott, wie eine Mutter: sie stillt ihr Kind, sie nimmt es auf den Schoß, streichelt und wiegt es. Gott ist eine Frau, eine Mutter – das stimmt und stimmt auch nicht. Genauso wie die männlichen Weisen von Gott zu reden ist es nie genug.

Lassen wir uns ansprechen von diesem Bild!

Ich will euch trösten, wie eine Mutter ihr Kind tröstet. Gott hat Sehnsucht nach uns, sie will uns nah sein. Sie ist unbedingt auf unserer Seite.  Gott, unsere Mutter, lässt uns nicht los.

Sie ist die Mutter ihres Volkes Israel, aber auch Mutter der Russen und der Ukrainer und der Deutschen.  An allen hängt ihr Herz.

Keine und keiner ist Gott gleichgültig.

Ich will euch trösten, wie eine Mutter ihr Kind tröstet. Für alle will sie Gutes und leidet mit allen Opfern von Krieg und Gewalt und Unrecht.

Auch zornig ist sie, wenn jemand oder etwas ihre Kinder verletzt, zornig auch, wenn ihre Kinder selbst Böses anrichten.

Zum Glück ist Gott nie fertig mit uns.

Zum Glück sieht Gott uns gütig und liebevoll an. Zum Glück ist Gott wie eine Mutter,

unbedingt und leidenschaftlich auf unserer Seite, auf der Seite aller Menschen.

Amen

 

361,1+2+6

Befiehl du deine Wege und was dein Herze kränkt der allertreusten Pflege des, der den Himmel lenkt. Der Wolken, Luft und Winden gibt Wege, Lauf und Bahn, der wird auch Wege finden, da dein Fuß gehen kann.

 

Dem Herren musst du trauen, wenn dir’s soll wohlergehn; auf sein Werk musst du schauen, wenn dein Werk soll bestehn. Mit Sorgen und mit Grämen und mit selbsteigner Pein lässt Gott sich gar nichts nehmen, es muss erbeten sein.

 

Hoff, o du arme Seele, hoff und sei unverzagt! Gott wird dich aus der Höhle, da dich der Kummer plagt, mit großen Gnaden rücken; erwarte nur die Zeit, so wirst du schon erblicken die Sonn der schönsten Freud.

 

Gebet

Du, unser Gott, Mutter und Vater aller Menschen.

Tröste die Opfer von Krieg und Gewalt.

Sei bei denen, die überfallen und vertrieben werden. Steh ihnen bei in den Luftschutzkellern und auf der Flucht.

Wir bitten dich für die Verletzten, für Menschen, die ihr Zuhause und ihre Angehörigen verloren haben. Wir bitten für die, die den Opfern beistehen.

Du, unser Gott, liebevoll und streng.

Wehre dem Unrecht des Krieges.

Hindere sie daran das Leben von so vielen zu vernichten. Lass sie zur Einsicht kommen.

Wir bitten dich für alle, die um Frieden ringen.

Gib uns Einsicht und Mut für einen Ausweg aus dem Krieg.

Du, unser Gott, uns allen nah wie eine Mutter.

Sei bei allen, denen die Angst zu schaffen macht.

Hilf den Flüchtlingskindern den Schrecken zu verarbeiten. Bewahre und tröste die, die mit dem Erlebten nicht fertig werden.

Du, unser Gott, halte uns fest wie eine Mutter.

Wir bitten dich für unsere Kranken, für die, die jetzt an Corona erkranken und unter schweren Symptomen leiden.

Wir bitten für die Freunde, um die wir uns sorgen.

Wir bitten für unsere Kinder und unsere Alten.

Behüte und bewahre sie alle, uns alle.

 

Vaterunser

 

Lied 171

Bewahre uns, Gott, behüte uns, Gott, sei mit uns auf unsern Wegen. Sei Quelle und Brot in Wüstennot, sei um uns mit deinem Segen, sei Quelle und Brot in Wüstennot, sei um uns mit deinem Segen.

 

Bewahre uns, Gott, behüte uns, Gott, sei mit uns in allem Leiden. Voll Wärme und Licht im Angesicht, sei nahe in schweren Zeiten, voll Wärme und Licht im Angesicht, sei nahe in schweren Zeiten.

 

Bewahre uns, Gott, behüte uns, Gott, sei mit uns vor allem Bösen. Sei Hilfe, sei Kraft, die Frieden schafft, sei in uns, uns zu erlösen, sei Hilfe, sei Kraft, die Frieden schafft, sei in uns, uns zu erlösen.

 

Bewahre uns, Gott, behüte uns, Gott, sei mit uns durch deinen Segen. Dein Heiliger Geist, der Leben verheißt, sei um uns auf unsern Wegen, dein Heiliger Geist, der Leben verheißt, sei um uns auf unsern Wegen.

 

Segen

 

Gott segne dich und er behüte dich.  

Gott lasse sein Angesicht leuchten über dir

und sei dir gnädig.  

Gott hebe sein Angesicht über dich

und gebe dir Frieden. Amen