Hausgottesdienst zum 20.6.

20.Juni, 3.Sonntag nach Trinitatis

Wir feiern unseren Hausgottesdienst im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen

 

Neue Lieder 68,1-3 Lobe den Herrn meine Seele

Lobe den Herrn, meine Seele, und seinen heiligen Namen. Was er dir Gutes getan hat, Seele, vergiss es nicht, Amen.

Lobe, lobe den Herrn, lobe den Herrn, meine Seele. Lobe, lobe den Herrn, lobe den Herrn, meine Seele.

 

  1. Der meine Sünden vergeben hat, der mich von Krankheit gesund gemacht, den will ich preisen mit Psalmen und Weisen, von Herzen ihm ewiglich singen: …
  2. Der mich im Leiden getröstet hat, der meinen Mund wieder fröhlich macht, den will ich preisen mit Psalmen und Weisen, von Herzen ihm ewiglich singen: …
  3. Der mich vom Tode errettet hat, der mich behütet bei Tag und Nacht, den will ich preisen mit Psalmen und Weisen, von Herzen ihm ewiglich singen: …

 

Ps 103,1-13

Lobe den Herrn, meine Seele,

und was in mir ist, seinen heiligen Namen!

Lobe den Herrn, meine Seele,

und vergiss nicht, was er dir Gutes         getan hat:

der dir alle deine Sünde vergibt

und heilet alle deine Gebrechen,

der dein Leben vom Verderben erlöst,

der dich krönet mit Gnade und    Barmherzigkeit,

der deinen Mund fröhlich macht

und du wieder jung wirst wie ein Adler.

Der Herr schafft Gerechtigkeit und         Recht allen, die Unrecht leiden.

Er hat seine Wege Mose wissen lassen,

die Kinder Israel sein Tun.

Barmherzig und gnädig ist der Herr,

geduldig und von großer Güte.

Er wird nicht für immer hadern

noch ewig zornig bleiben.

Er handelt nicht mit uns nach unsern   Sünden

und vergilt uns nicht nach unsrer           Missetat.

Denn so hoch der Himmel über der Erde ist,

lässt er seine Gnade walten über denen, die ihn fürchten.

So fern der Morgen ist vom Abend,

lässt er unsre Übertretungen von uns   sein.

Wie sich ein Vater über Kinder erbarmt,

so erbarmt sich der Herr über die, die ihn fürchten. Amen

 

Womit habe ich das verdient, Herr?

Du setzt mir die Krone auf wie einem König.

Du krönst mich mit Gnade und Barmherzig-keit. Ich mache Fehler, aber du machst mich nicht klein. Ich bin egoistisch und rücksichts-los, aber du vergibst. Ich laufe weg von dir, aber du wartest auf mich mit offenen Armen wie eine liebevolle Mutter, wie ein guter Vater.

Du suchst mich. Ich danke dir.

Du sagst ja zu mir.

Hilf mir, das anzunehmen. Amen

 

Neue Lieder 82 Suchen und fragen

Suchen und fragen, hoffen und sehn,

miteinander glauben und sich verstehn,

lachen, sich öffnen, tanzen befrein:

So spricht Gott sein Ja, so stirbt unser Nein.

So spricht Gott sein Ja, so stirbt unser Nein.

 

Klagende hören, Trauernde sehn,

aneinander glauben und sich verstehn,

auf unsere Armut lässt Gott sich ein:

So spricht Gott sein Ja, so stirbt unser Nein.

So spricht Gott sein Ja, so stirbt unser Nein.

 

Planen und bauen, Neuland begehn,

füreinander glauben und sich verstehn,

leben für viele, Brot sein und Wein:

So spricht Gott sein Ja, so stirbt unser Nein.

So spricht Gott sein Ja, so stirbt unser Nein.

 

Predigt zu Lukas 15,1-10:

Jesus war ständig umgeben von Zollein-nehmern und anderen Leuten, die als Sünder galten; sie wollten ihn alle hören.

Die Pharisäer und die Schriftgelehrten waren darüber empört. »Dieser Mensch gibt sich mit Sündern ab und isst sogar mit ihnen!«, sagten sie.

Da erzählte ihnen Jesus folgendes Gleichnis: 

»Angenommen, einer von euch hat hundert Schafe, und eins davon geht ihm verloren.

Lässt er da nicht die neunundneunzig in der Steppe zurück und geht dem verlorenen nach, bis er es findet? Und wenn er es gefunden hat, nimmt er es voller Freude auf seine Schultern und trägt es nach Hause. Dann ruft er seine Freunde und Nachbarn zusammen und sagt zu ihnen: ›Freut euch mit mir! Ich habe das Schaf wieder gefunden, das mir verloren gegangen war.‹

Ich sage euch: Genauso wird im Himmel mehr Freude sein über einen einzigen Sünder, der umkehrt, als über neunund-neunzig Gerechte, die es nicht nötig haben umzukehren.«                    

»Oder wie ist es, wenn eine Frau zehn Silbermünzen hat und eine davon verliert? Zündet sie da nicht eine Lampe an, kehrt das ganze Haus und sucht in allen Ecken, bis sie die Münze gefunden hat? Und wenn sie sie gefunden hat, ruft sie ihre Freundinnen und Nachbarinnen zusammen und sagt: ›Freut euch mit mir! Ich habe die Münze wieder gefunden, die ich verloren hatte.‹

Ich sage euch: Genauso freuen sich die Engel Gottes über einen einzigen Sünder, der umkehrt.«

 

Ich hatte meine Brille verloren. Nach der langen Radtour zog ich die Sonnenbrille ab und suchte in der Tasche nach dem Etui. Ich suchte alles durch – nichts. Mir fiel sofort ein, wo das Etui liegen musste. Dort, wo wir Pause gemacht hatten, hatte ich die richtige Brille angezogen, um die Karte zu studieren. Das kann ja nicht wahr sein: meine Brille! Ohne die geht garnichts. Also stiegen wir ins Auto und fuhren noch einmal unsere Tour.

„Oh, hoffentlich hat sie keiner mitgenommen! Hoffentlich war das wirklich der richtige Platz!“ Es wurde schon dämmrig, als wir hinkamen. Und tatsächlich: da lag das Etui mit meiner kostbaren Brille. Mir fiel ein Stein vom Herzen.

Nun ja, eine Brille kann man ersetzen. Aber alle Brillenträger können mir nachempfinden, wie erleichtert ich war.

Freut euch mit mir! ruft der Hirte. Freut euch mit mir! ruft die Frau. Sie feiert mit ihren Freundinnen. Er feiert mit den Nachbarn.

Freut euch mit mir! ruft Gott, und die Freude im Himmel ist groß – die Engel freuen sich.

So groß ist die Freude über einen einzigen Sünder, der umkehrt.

Gott ist wie der Hirte. Keines seiner Schafe will er verlieren. Gott ist wie die Frau. Sie kehrt das Unterste zuoberst um ihre Silber-münze zu finden. Jesus erzählt von der Freude Gottes. Gleich noch ein drittes Mal erzählt er: Gott ist wie der Vater des verlore-nen Sohnes, der sich über alle Maßen freut, als sein Kind zu ihm zurückkehrt.

Freu dich mit mir, sagt der Vater zu dem verärgerten älteren Bruder.

Jesus kann gar nicht genug über die Freude Gottes erzählen, über die Liebe Gottes.

Gott sucht uns Menschen.

Keine und keinen will er verlieren.

Jede und jeder ist unentbehrlich.

Unendlich viel kostbarer als ein Schaf,

eine Silbermünze oder eine Brille.

Nie gibt Gott einen Menschen verloren.

 

Lost. Jugendliche haben im Herbst 2020 lost zum Jugendwort des Jahres gewählt. Lost: ahnungslos, verpeilt, ein wenig doof. Ey, bist du lost!, heißt es, in eher freundlichem Spott, belustigt, ironisch. Gerade jetzt verlieren tatsächlich viele Jugendliche den Anschluss, wissen nicht weiter, ziehen sich zurück, leiden unter Depressionen.

Haben sie darum gerade dieses Wort für sich entdeckt, weil die Zeit so bedrohlich ist? Der Boden wankt, auf dem sie stehen. Manche reden von einer verlorenen Generation.

 

Heute ist Weltflüchtlingstag. Vor 70 Jahren verabschiedeten die Vereinten Nationen die Weltflüchtlingskonvention. Damals  arbeiteten wir noch daran, die 10 Millionen deutschen Flüchtlinge des Weltkrieges unterzubringen und aus der DDR flohen Menschen in den Westen. Man sollte meinen, wir wissen, wie es Flüchtlingen geht, wie verloren sie sind.

Heute sollen es weltweit 80 Millionen Flüchtlinge sein, Menschen, die vor Krieg, Gewalt und Not davonlaufen, die jahrelang in Lagern leben. Nur ein kleiner Teil von ihnen macht sich auf den Weg zu uns. Europa macht es den Flüchtlingen so schwer wie möglich. Die Zustände in Lagern wie Kara Tepe auf Lesbos sind unmenschlich. Wir nehmen die Not hin – wir schließen die Augen. Wir sind auch ratlos. Was kann man schließlich tun?

 

Jesus setzt sich mit Zöllnern und Sündern an einen Tisch. Er isst sogar mit ihnen. Was für eine Provokation! Er isst nicht nur mit den Prostituierten, sondern auch mit den Zuhäl-tern, nicht nur mit Flüchtlingen, sondern auch mit Schleppern, nicht nur mit Longcovid-Patienten, sondern auch mit Covid-Leugnern. Mit denen haben wir doch nichts zu tun.

Die meiden wir doch wie der Teufel das Weihwasser. Die sind für uns endgültig verloren. Und dann erzählt uns Jesus seine Geschichten.

Im Himmel wird mehr Freude sein über einen einzigen Sünder, der umkehrt, als über neunundneunzig Gerechte, die es nicht nötig haben umzukehren.

Jesus lacht uns an: „Bist du nicht ein wenig lost, mein Freund? Etwas verpeilt mit deinem Urteil über andere und über dich selbst?

Du meinst, es sind bestimmt keine 99 Gerechten? Okay, wie viele werden es sein? 50 von Hundert? 20? Weniger als 10?“

Jesus fragt sogar: „Ist es denn dein gutes Recht, dass ich mit dir am Tisch sitze und Gemeinschaft habe? Gehörst du dazu?“

Paulus wird schreiben: Gerechtigkeit bekommen wir von Gott geschenkt, wir alle, wenn wir wollen. Von uns aus sind wir nicht gerecht genug für Gott, keiner, keine.

Jesus will uns an seinem Tisch.

Gott sucht uns.  Wie wunderbar: Gott sucht mich wie der gute Hirte, wie die Frau mit dem Besen. Ich will von Gott gesucht und gefun-den zu werden. Gott sucht mich, wenn ich mich verstecke, wenn ich verloren bin in Selbstzweifeln, wenn ich auf falsche Wege geraten bin, im Gestrüpp von Selbstgerech-tigkeit. Er lässt nicht nach.

Das eine Schaf kommt zu den anderen zurück. Die eine Münze ist wichtig genug, um sie zu suchen. Auch was in und um mich verloren ist, ist wichtig genug, um es zu suchen. Auch die Teile in mir, die sich im Leben verfangen haben. Die Gedanken, Wunden und Erlebnisse, die im Staub und Dreck des Lebens liegen.

Gott sucht mich.

Gott sucht uns.

Wir gehen nicht verloren.

Und Gott freut sich, auch über mich.

Ist das nicht wunderschön?: Die Engel im Himmel stimmen ein Freudenlied über uns an.

Amen

 

628 Ich lobe meinen Gott, der aus der Tiefe mich holt

Ich lobe meinen Gott, der aus der Tiefe mich holt damit ich lebe. Ich lobe meinen Gott, der mir die Fesseln löst damit ich frei bin.

Refrain: Ehre sei Gott auf der Erde   in allen Straßen und Häusern, die Menschen werden singen,  bis das Lied zu Himmel steigt:

Ehre sei Gott und den Menschen Frieden,

Ehre sei Gott und den Menschen Frieden,

Ehre sei Gott und den Menschen Frieden,

Frieden auf Erden

 

Ich lobe meinen Gott, der mir den neuen Weg weist, damit ich handle. Ich lobe meinen Gott, der mir mein Schweigen bricht, damit ich rede. Refrain …

Ich lobe meinen Gott, der mir die Tränen trocknet, damit ich lache. Ich lobe meinen Gott, der meine Angst vertreibt, damit ich atme. Refrain …

 

Lobe den Herr, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat. Herr, unser Gott wir danken dir, dass du uns zu dir ziehst, aus lauter Güte.

Wir danken dir, dass du unsere harten Herzen anrührst und uns nicht einfach uns selbst überlässt.

Wir danken dir für deine Geduld mit uns,

dass du nicht aufhörst, uns zu suchen.

Wir bitten dich für die, die erstarrt sind in Hass und Feindschaft, dass sie aufwachen und umkehren.

Wir bitten dich für die Habgierigen und Machtgierigen, dass sie die Götzen erkennen, denen sie dienen.

Wir bitten dich für die Gehetzten, die Überforderten, die Ratlosen.

Wir bitten für alle, die verloren sind und die sich verloren fühlen

Wir bitten für unsere Gemeinde, unsere Kinder und Jugendlichen, alle, die uns am Herzen liegen.

Wir bitten für unsere Kranken und Alten.

Wir bitten für die Sterbenden und für die Trauernden.

Wir bitten dich, denn du bist barmherzig und gnädig.

Dir vertrauen wir uns an.

Vaterunser

 

Lied 322,1-4 Nun danket all

 

Nun danket all und bringet Ehr,  ihr Menschen in der Welt, dem, dessen Lob der Engel Heer im Himmel stets vermeldt.

 

Ermuntert euch und singt mit Schall Gott, unserm höchsten Gut, der seine Wunder überall und große Dinge tut.

 

Er gebe uns ein fröhlich Herz, erfrische Geist und Sinn und werf all Angst, Furcht, Sorg und Schmerz  ins Meeres Tiefe hin.

 

Er lasse seinen Frieden ruhn auf unserm Volk und Land; er gebe Glück zu unserm Tun und Heil zu allem Stand.

 

Segen

 

Gott segne dich und er behüte dich.  

Gott lasse sein Angesicht leuchten über dir

und sei dir gnädig.  

Gott hebe sein Angesicht über dich

und gebe dir Frieden. Amen