Hausgottesdienst zu Pfingsten, Predigt über Joh 16,5-15

Wir feiern unseren Hausgottesdienst im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen

 

Lied 130,1+2+5 O Heilger Geist, kehr bei uns ein

O Heilger Geist, kehr bei uns ein und lass uns deine Wohnung sein, o komm, du Herzenssonne. Du Himmelslicht, lass deinen Schein bei uns und in uns kräftig sein zu steter Freud und Wonne. Sonne, Wonne, himmlisch Leben willst du geben, wenn wir beten; zu dir kommen wir getreten.

Du Quell, draus alle Weisheit fließt, die sich in fromme Seelen gießt: lass deinen Trost uns hören, dass wir in Glaubenseinigkeit auch können alle Christenheit dein wahres Zeugnis lehren. Höre, lehre, dass wir können Herz und Sinnen dir ergeben, dir zum Lob und uns zum Leben.

O starker Fels und Lebenshort, lass uns dein himmelsüßes Wort in unsern Herzen brennen, dass wir uns mögen nimmermehr von deiner weisheitsreichen Lehr und treuen Liebe trennen. Fließe, gieße deine Güte ins Gemüte, dass wir können Christus unsern Heiland nennen.

 

Gebet

Christus, du hast der Kirche deinen Geist verheißen, dass er uns tröste und stärke und in alle Wahrheit führe.

Du weißt, wie verzagt wir oft sind und wie wenig wir deiner Kirche zutrauen.

Komm, Heiliger Geist! Erfülle unsere Herzen. Erfrische unseren Glauben. Befreie uns von Selbstsucht und Angst. Atme in uns, Heiliger Geist. Brenne in uns, Heiliger Geist. Wirke in uns, Heiliger Geist. Amen

 

Hören wir einige Worte des Paulus über den Heiligen Geist:

Niemand kann sagen Jesus ist der Herr, außer durch den Heiligen Geist. Es sind verschiedene Gaben, aber es ist ein Geist. (1.Kor 12,3+4)

Welche der Geist Gottes treibt, die  sind Gottes Kinder. Denn ihr habt nicht einen Geist der Knechtschaft empfangen, dass ihr euch abermal fürchten müsstet, sondern ihr habt den  Geist der Kindschaft empfangen, durch  den wir rufen: Abba, lieber Vater.  (Röm 8,14+15)

Der Geist hilft unserer Schwachheit auf. Denn wir wissen nicht, was wir beten sollen, wie sich´s gebührt, sondern der Geist selbst tritt für uns ein mit unaussprechlichem Seufzen. (Röm 8,26)

Die Frucht des Geistes ist Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Treue, Rücksicht-nahme und  Selbstbeherrschung. (Gal 5,22)

Wo der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit. (2.Kor 3,17)

Der Geist macht lebendig. (2.Kor 3,6)

 

Du, Gott, gibst der Welt den Lebensatem. Entzünde in uns das Feuer deiner göttlichen Liebe. Schenke uns deinen Geist. Wir preisen dich. Halleluja

 

Hören wir den Predigttext. Johannes schreibt von Gesprächen beim Abschied Jesu. Jesus sagt (Joh 16,5-15):

„Jetzt gehe ich zu dem, der mich gesandt hat. Und keiner von euch fragt mich: ›Wohin gehst du?‹ Denn ihr seid erfüllt von tiefer Traurigkeit über das, was ich euch sage. Doch glaubt mir: Es ist gut für euch, dass ich weggehe. Denn wenn ich nicht von euch wegginge, käme der Tröster nicht zu euch; wenn ich aber gehe, werde ich ihn zu euch senden. Und wenn er kommt, wird er der Welt zeigen, dass sie im Unrecht ist; er wird den Menschen die Augen öffnen für die Sünde, für die Gerechtigkeit und für das Gericht.  Er wird ihnen zeigen, worin ihre Sünde besteht: darin, dass sie nicht an mich glauben. Er wird ihnen zeigen, worin sich Gottes Gerechtigkeit erweist: darin, dass ich zum Vater gehe, wenn ich euch verlasse und ihr mich nicht mehr seht. Und was das Gericht betrifft, wird er ihnen zeigen, dass der Herrscher dieser Welt verurteilt ist.

Ich hätte euch noch viel zu sagen, aber ihr  wärt jetzt überfordert. Doch wenn der Tröster kommt, der Geist der Wahrheit, wird er euch zum vollen Verständnis der Wahrheit führen. Denn was er sagen wird, wird er nicht aus sich selbst heraus sagen; er wird das sagen, was er hört. Und er wird euch die zukünftigen Dinge verkünden. Er wird meine Herrlichkeit offenbaren; denn was er euch verkünden wird, empfängt er von mir. Alles, was der Vater hat, gehört auch mir. Aus diesem Grund sage ich: Was er euch verkünden wird, empfängt er von mir.“

Vor Jahren hörte ich Gerhard Schöne in einem Konzert beim Kirchentag singen: Am Morgen sagen 80 Haare,  mach´s gut, wir geh´n ein bisschen aus. Sie lassen sich nicht überreden,  jaja, jetzt lach noch über mich.                           Natürlich haben wir alle gelacht – Gerhard Schöne hatte nur noch wenige Haare.      Aber sein Lied hatte auch einen ernsten Hintergrund. Als er es schrieb, verließen Tausende die DDR. Der Refrain hieß: Und ich schreib dir, groß an die Tür, geh du nicht auch noch weg von mir!

Johannes erzählt vom Abschied. Die Jünger sind traurig und wollen Jesus am liebsten festhalten. „Geh nicht weg von uns!“ Aber der Abschied muss sein. Glaubt mir:   Es ist gut für euch, dass ich weggehe.   Der Abschied ist nötig, damit Neues beginnen kann. So ist Pfingsten: Neues beginnt – abschiedsweh lassen sich die Jüngerinnen und Jünger darauf ein. Aber sie werden froh sein, singen und lachen.

Und ich schreib dir, groß an die Tür, geh du nicht auch noch weg von mir! Wir haben schon vor einem Jahr geahnt: nach dieser Zeit der Pandemie wird vieles anders als vorher sein. Die Sehnsucht, alles möge doch wieder „normal“ sein, kennen wir gut, aber sie führt wohl in die Irre. Vielleicht werden wir vieles neu schätzen, werden Begegnungen, Freunde, Feste nicht mehr so selbstverständlich nehmen, dankbarer leben. Vielleicht lernen wir, auch zum Schutz des Klimas, weniger zu verbrauchen, weniger Flugreisen, auch weniger Autoverkehr, weniger Wegwerfwaren. Wir haben in dieser Krise auf jeden Fall erfahren, dass wir auch ganz anders leben können. Es war schwer und tut noch weh, aber die Zukunft wird immer wieder Abschiede von uns verlangen.

geh du nicht auch noch weg von mir!  Die Kirche verändert sich. Das spüren wir in allen Konfessionen. Es ist nicht mehr selbstverständ-lich sich konfirmieren oder trauen zu lassen oder seine Kinder zu taufen. Wer sich dafür entscheidet, macht es bewusster. Die Kirche wird kleiner, anders. Auch hier stehen Abschiede an.

geh nicht – manche Abschiede sind einfach nur schrecklich, manche helfen uns dennoch auf einen neuen Weg, wo das Alte nicht weitergehen kann.

Traurig und ratlos sind die Jüngerinnen und Jünger. Aber Jesus weist auf den, der kommt, den Tröster, den Heiligen Geist. Er versteht ihre Traurigkeit, aber er macht Mut für das Neue. Was macht der Geist oder die Geistkraft: sie zeigt, öffnet die Augen, verkündet, offenbart, leitet. Klarheit ist ihre Sache. Sie zeigt die Welt in ihrem Unrecht. Wo immer Leben verachtet, verbraucht oder zerstört wird, wo auch immer Gewalt herrscht  da widerspre-chen wir Gott. Sünde, Trennung von Gott – dafür öffnet der Geist die Augen.  Die Geistkraft zeigt die Risse in unserer Welt. In den großen Konflikten der Welt und ebenso im verletzenden Verhalten jedes Einzelnen geschieht ein Widerspruch gegen Gott. Wenn ein Mensch einen anderen demütigt, belügt oder benutzt, dann wendet er sich gegen Gott, gegen das, was Gott für uns will. Alles wird aufgedeckt. Gerechtigkeit, Wahrheit – eine große Hoffnung, aber auch eine Forderung an uns.

Wir reden nicht oft vom Heiligen Geist. Ich werde euch den Tröster senden, sagt Jesus. Gott gibt uns den Geist der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit, sind wir überzeugt. In unserem Leben, in uns und durch uns wirkt Gott, in uns, obwohl wir oft so schwach, unfertig und widersprüchlich sind. Wir wachsen über uns hinaus wie die Jünger damals an Pfingsten. Unsere Gaben entfalten sich.

geh du nicht auch noch weg von mir! Wie geht es jetzt weiter ohne Jesus?, fragen sich die Jünger. Auch wir fragen, wie es weitergeht, nach einer Trennung, wenn sich unser Leben ändert, wenn Altes zerbricht. Aber die Jünger sind gar nicht ohne Jesus. Der Tröster ist ja nichts anderes als der Geist Jesu Christi. Er kommt. Neues kann entstehen, ein pfingstlich-fröhlicher Aufbruch.

Wahrheit ist nicht ein richtiger Satz, sondern eine verlässliche Beziehung. Noch immer vertrauen sie Jesus. Noch immer sind sie mit ihm verbunden. Sie bleiben in der Wahrheit Jesu.

Wir sind Gemeinde Jesu Christi, Christinnen und Christen. Also erwarten wir für uns die Kraft des Geistes. Also bitten wir um den Heiligen Geist.

Bitten wir Gott um den Tröster, den Geist der Wahrheit, damit wir die Risse und Abgründe erkennen, damit wir uns verabschieden von dem, was nicht mehr trägt, damit wir zuversichtlich Neues beginnen.

Der Heilige Geist richtet unseren Blick auf Jesus. Auf ihn schauen wir. Gott ist da in der Liebe Jesu Christi. Gott ist bei uns und nichts kann uns von seiner Liebe trennen. Amen

 

Lied 131,1-3 O Heiliger Geist, o heiliger Gott

O Heiliger Geist, o heiliger Gott, du Tröster wert in aller Not, du bist gesandt vons Himmels Thron von Gott dem Vater und dem Sohn. O Heiliger Geist, o heiliger Gott!

O Heiliger Geist, o heiliger Gott, gib uns die Lieb zu deinem Wort; zünd an in uns der Liebe Flamm, danach zu lieben allesamt. O Heiliger Geist, o heiliger Gott!

O Heiliger Geist, o heiliger Gott, mehr’ unsern Glauben immerfort; an Christus niemand glauben kann, es sei denn durch dein Hilf getan. O Heiliger Geist, o heiliger Gott!

Gebet

Komm, Heiliger Geist, entzünde in uns das Feuer deiner göttlichen Liebe.

Komm, stärke uns, verbinde uns, die an Jesus glauben.

Erneuere deine Kirche. Steh ihr bei in der Zeit des Umbruchs, dass wir geistlich wachsen, auch wenn sich die Gestalt der Kirche ändert. Hilf uns das Evangelium weiterzusagen, das gute Wort von Jesus Christus.

 

Komm, Heiliger Geist, mit deiner Klarheit. Öffne uns und allen die Augen für das, was nicht weiter gehen kann: Gewalt und Unrecht, Unterdrückung und Ausbeutung.

Wir bitten für die, die unter Gewalt und Krieg leiden.

Wo immer wir das können, hilf uns für Frieden einzustehen, dafür, dass allen Menschen Gerechtigkeit widerfährt. Hilf uns umzukehren, dass wir nicht länger auf Kosten anderer Wohlstand genießen.

 

Komm, Heiliger Geist, mit deinem Mut neu anzufangen.

Wir bitten für die Schöpfung, so wunderbar und so bedroht. Hilf uns umzudenken und umzukehren hin zu weniger Verbrauch, weniger Leben auf Kosten der Natur, verantwortlich auch für die Menschen, die heute schon unter dem Klimawandel leiden, und für die, die nach uns kommen.

 

Komm, Heiliger Geist, du Tröster. Wir bitten für alle, die leiden, für alle, die Abschied und Trennung verkraften müssen, für alle in seelischer Not. Stärke und bewahre sie und uns.

 

Vaterunser

 

Segen

Gott segne dich und er behüte dich.  

Gott lasse sein Angesicht leuchten über dir

und sei dir gnädig.  

Gott hebe sein Angesicht über dich

und gebe dir Frieden. Amen