Hausgottesdienst Weihnachten 2021

DAS WORT WURDE FLEISCH UND WOHNTE UNTER UNS UND WIR SAHEN SEINE HERRLICHKEIT. (JOH 1,14)

Es ist Weihnachten! Wir feiern, dass Gott in diese Welt kommt – in einem Kind am Rande der Welt, hinein in eine Familie von Handwerkerinnen und Handwerkern, hinein in die alltäglichen Sorgen und Mühen. – Gott ist nahe. So stärkt die Weihnachtsbotschaft die Müden, Unruhigen und Ängstlichen mit neuem Vertrauen: Gott trägt und hebt uns. Das Kind in der Krippe rührt das Herz an: Ich sehe dich mit Freuden an und kann mich nicht
satt sehen. (eg 37,4)

Ihr Rüdiger Schulze, Dekan im Kirchenbezirk Emmendingen

Liturgischer Gruß Im Namen des einen Gottes, Vater, Sohn und Heiliger Geist – Amen.

Moderner Psalm
Weil Gott in tiefster Nacht erschienen, kann unsre Nacht nicht traurig sein!
Der immer schon uns nahe war, stellt sich als Mensch den Menschen dar.
Weil Gott in tiefster Nacht erschienen, kann unsre Nacht nicht traurig sein! (eg 56,1)

Gebet
Gott, du Licht in der Finsternis, dies ist der Tag, den du gemacht hast. Ein Tag der Freude. Du kommst uns entgegen, allen, die im Dunkeln tasten, und lässt uns Jesus Christus schauen, frohe Botschaft für diese Welt, tröstendes Licht für unsere Augen – in Ewigkeit. Amen

Lied eg 23: Gelobet seist du, Jesu Christ – Strophen: 1+2+7

Predigt zu 1. Joh 3, 1-6:
Seht, welch eine Liebe hat uns der Vater erwiesen, dass wir Gottes Kinder heißen sollen – und wir sind es auch!
Darum kennt uns die Welt nicht; denn sie kennt ihn nicht. Meine Lieben, wir sind schon Gottes Kinder; es ist aber noch nicht offenbar geworden, was wir sein werden. Wir wissen aber: wenn es offenbar wird, werden wir ihm gleich sein; denn wir werden ihn sehen, wie er ist. Und ein jeder, der solche Hoffnung auf ihn hat, der reinigt
sich, wie auch jener rein ist. Wer Sünde tut, der tut auch Unrecht, und die Sünde ist das Unrecht. Und ihr wisst, dass er erschienen ist, damit er die Sünden wegnehme, und in ihm ist keine Sünde. Wer in ihm bleibt, der sündigt nicht, wer sündigt, der hat ihn nicht gesehen und nicht erkannt.

Liebe Geschwister, diese Anrede liegt nach dem Predigttext nahe, auch, wenn sie mir ungewohnt vorkommt.
Ja, wir gehören zur selben Familie, sind Töchter und Söhne Gottes, seit Gott in einem Kind zur Welt gekommen ist und uns damit zu seinen Geschwistern macht. Eine besondere und ungewöhnliche Familie ist das: Leibliche Abstammung spielt keine Rolle. Eine ganz andere Art von Verbindung bestimmt unsere Herkunft: Welch eine
Liebe hat uns der Vater erwiesen, dass wir Gottes Kinder heißen sollen. Gottes Zuwendung steht am Anfang eines jeden Menschenlebens, selbst in den schlimmen Fällen, in denen Kinder ungeliebt bleiben. Gott hat die Welt und die Menschen in Liebe und auf die Liebe hin erschaffen. Dieser Satz kommt nun an Weihnachten nicht wirklich überraschend. Schließlich gilt Weihnachten als das Fest der Liebe. Aber es ist dies in einer
besonderen Weise, die quer liegt zu vielen „lieb“ gewonnenen Erwartungen.
Das beginnt schon mit der Anrede: Meine Lieben. Das klingt hoch vertraulich. Diese Anrede würden wir uns nicht von jeder und jedem wünschen. Sie nimmt aber ernst, dass Gott leidenschaftlich die Verbindung mit uns sucht und auf unsere Antwort wartet. – Wir hören hier von drei Weisen einer Antwort, sie lauten: Reinigen,
bleiben, erkennen. Über das Erkennen, dass wir aus Gottes Liebe kommen und seine Kinder sind, habe ich schon gesprochen. Reinigen und Bleiben gehören auch dazu:

Reinigen. Es beginnt recht bald in unserer Umgebung zu „müffeln“, wenn wir eine Woche lang auf Seife oder Duschgel verzichten. Im übertragenen Sinn „gelingt“ es mitunter bestürzend schnell, die Atmosphäre zu verpesten mit üblen Gerüchten, Unterstellungen, Gleichgültigkeit, Lügen und Gier. Die Sünde verpestet die
Luft. Da tut Reinigung Not. Da hilft es, das Fenster zu öffnen und frische Luft hineinzulassen. Aber woher kommt Frischluft?
Alles beginnt damit, dass ich diese große Zusage über meinem Leben und über dem Leben der Mitmenschen gelten lasse: Ich bin Gottes Kind. Du bist Gottes Kind. Niemand wird uns aus der Hand des Vaters reißen. Gott verbindet sich mit uns, auf dass wir mit ihm verbunden bleiben. Jetzt ist es noch verborgen, noch nicht sichtbar
vor aller Augen, dass wir Gottes Kinder sind. Aber wir sollen schon jetzt darauf vertrauen und aus diesem Vertrauen leben. So wird es Weihnachten unter uns.
Bleiben. Wer in ihm bleibt, der sündigt nicht … Wer sucht, was dem Leben in Christus entspricht, bleibt in ihm. Das ist eine lebenslange Aufgabe, auf die es zu unterschiedlichen Zeiten verschiedene Antworten geben kann.
Angesichts der Epidemie könnte sie darin bestehen, sich impfen zu lassen, Kontakte zu minimieren und dadurch die Ausbreitung der Viren zu verlangsamen. – Bei der Suchbewegung nach dem Bleiben in Christus sind wir nicht alleine: Liebe Kinder. Diese Anrede spricht uns darauf an, dass wir Geschwister haben, die sich
ebenfalls mit dem Bleiben beschäftigen. Gut, dass wir einander haben, heißt es in einem neuen Lied. Die „Geschwister“ und damit die Gemeinde und die Kirche gehören immer dazu. Und wie das in den besten Familien vorkommt, herrscht auch unter Geschwistern nicht immer Einigkeit. Das ändert aber nichts daran, dass wir aneinander gewiesen und aufeinander angewiesen sind.
Den Kampf gegen das Böse, für die Würde und Schönheit des Lebens können wir alleine nicht führen. Wir brauchen die Geschwister: Zur gegenseitigen Stärkung, im gemeinsamen Nachdenken und Ringen um verantwortliches Handeln, um andere und uns selber zu schützen, bei der Feier des Gottesdienstes, auch, wenn wir wieder an unterschiedlichen Orten sind. Dasselbe gilt auch bei der Weitergabe des Glaubens. Dass die Menschen der nachwachsenden Generation den Schatz des Glaubens erkennen, sich ins Reinigen und Bleiben bei Christus und den Geschwistern einüben. Diese „Familienangelegenheit“ ist uns geschenkt und aufgegeben. Sie ist eine unschätzbare Kraftquelle. Amen.

Lied eg 24, 1-5: Vom Himmel hoch, da komm ich her

Fürbittengebet
Wir danken dir, Gott, für deine freie Entscheidung, uns in Jesus Christus als Mitmensch nahe zu kommen.
Welch ein Geschenk. Es trägt das ganze Leben. Dankbar und im Vertrauen auf deine Gegenwart bitten wir:
Für uns selber: Dass wir in diesem weihnachtlichen Glauben selber neuen Halt finden, der unser Leben trägt
und nährt.
Für die entwurzelten Menschen: Dass in ihnen und für sie Neues wächst, wo sie schon aufgegeben haben.
Für die Menschen, die ihre Lebenskraft schwinden sehen: Dass du sie mit der Kraft des Vertrauens erfüllst.
Für die Menschen, die vor Kraft strotzen, um Dankbarkeit und die Bereitschaft, die eigene Kraft zu teilen.
Für alle, die allzu fest in ihren Meinungen gefangen sind, um das Licht neuer Erkenntnis.
Es ist ein guter Duft, der von dir ausgeht, Gott. Der Wohlgeruch Christi (2.Kor 2,15) belebe, vertreibe üble
Gerüche des Zwistes und der Hoffnungslosigkeit. Er bewirke, dass Menschen sich wieder riechen können, weil
sie sich versöhnt haben. Dafür danken wir dir und loben deinen Heiligen Namen, Vater, Sohn und Heiliger
Geist. Amen. – Stilles Gebet –
Vater unser
Segen
Lassen wir uns überraschen von der der Liebe Gottes – Christus ist geboren. Sein Friede erfülle unsere Herzen.
Sein Licht erleuchte unsere Seelen. Seine Liebe bestimme unser Tun. Seine Gnade nehme uns auf. Sein Heil sei
uns durch sein Kommen gewiss. Sein Segen liege auf uns. So segne euch Gott, Vater, Sohn und Heiliger Geist.
Amen.