Barbara Müller-Gärtner, Pfarrerin in Elzach-Oberprechtal,
Sonntag Judika 3. April 2022
Schön, dass Sie einen Hausgottesdienst feiern wollen – für sich und doch verbunden mit Gott und anderen Menschen. Einen gesegneten Sonntag und Woche, wünsche ich Ihnen! Zünden Sie sich eine Kerze an.
Votum: Wir feiern Gottesdienst –im Namen Gottes, Quelle und Ziel unsers Lebens. Im Namen Jesu Christi, Grund unserer Hoffnung. Im Namen des Heiligen Geistes, Kraft, die uns belebt, erneuert und verbindet. Amen.
Lied: EG 97 Holz auf Jesu Schulter
1. Holz auf Jesu Schulter, von der Welt verflucht, ward zum Baum des Lebens und bringt gute Frucht. Kyrie eleison, sieh, wohin wir gehn. Ruf uns aus den Toten, lass uns auferstehn.
2. Wollen wir Gott bitten, dass auf unsrer Fahrt Friede unsre Herzen und die Welt bewahrt. Kyrie eleison, sieh, wohin wir gehn. Ruf uns aus den Toten, lass uns auferstehn.
6. Hart auf deiner Schulter lag das Kreuz, o Herr, ward zum Baum des Lebens, ist von Früchten schwer. Kyrie eleison, sieh, wohin wir gehn. Ruf uns aus den Toten, lass uns auferstehn.
Gebet:
Gott, wir kommen aus der Woche vor dich mit Situationen, in denen wir feststecken, in denen unserer Welt mit Krieg und Hass feststeckt!
Christus, zeig du uns den Weg, den wir gehen können! Hindernisse zu überwinden, dunkle Täler zu durchschreiten. Gott, nimm weg, was uns von dir trennt. Lass deine Liebe unser Fundament im Leben sein, deinen Geist in und durch uns wirken. Amen
Lesung Markus 10, 35-45 (Basis-Bibel)
Jakobus und Johannes, die Söhne des Zebedäus, traten zu Jesus und sagten zu ihm: »Lehrer, wir möchten, dass du uns eine Bitte erfüllst.« Jesus fragte sie: »Was möchtet ihr denn? Was soll ich für euch tun?« Sie antworteten: »Lass uns neben dir sitzen, wenn du in deiner Herrlichkeit regieren wirst – einen rechts von dir, den anderen links.« Aber Jesus sagte zu ihnen: »Ihr wisst nicht, um was ihr da bittet! Könnt ihr den Becher austrinken, den ich austrinke? Oder könnt ihr die Taufe auf euch nehmen, mit der ich getauft werde?« Sie
erwiderten: »Das können wir!« Da sagte Jesus zu ihnen: »Ihr werdet tatsächlich den Becher austrinken, den ich austrinke. Und ihr werdet die Taufe auf euch nehmen, mit der ich getauft werde. Aber ich habe nicht zu entscheiden, wer rechts und links von mir sitzt. Dort werden die sitzen, die Gott dafür bestimmt hat.« Die anderen zehn hörten das Gespräch mit an und ärgerten sich über Jakobus und Johannes. Da rief Jesus auch sie herbei und sagte zu ihnen: »Ihr wisst: Diejenigen, die als Herrscher der Völker gelten, unterdrücken die Menschen, über die sie herrschen. Und ihre Machthaber missbrauchen ihre Macht. Aber bei euch ist das nicht so: Sondern wer von euch groß sein will, soll den anderen dienen. Und wer von euch der Erste sein will, soll der Diener von allen sein. Denn auch der Menschensohn ist nicht gekommen, um sich dienen zu lassen. Im
Gegenteil: Er ist gekommen, um anderen zu dienen und sein Leben hinzugeben als Lösegeld für viele Menschen.«
Gedanken zum biblischen Text:
Jakobus und Johannes suchen ihren Platz, brauchen ihren Platz im Leben. Die Beiden fragen, wie viele Menschen fragen: Sag mir, wohin ich gehöre? Die Brüder fragen Jesus. Und er frag nach, klärt und ant-wortet: Nicht pauschal, sondern Schritt für Schritt. Dass Menschen einen guten Platz im Leben brauchen, weiß er.
Das gehört ja zu Jesu Auftrag dazu: Menschen, die es schwer haben, die aus unterschiedlichen Gründen nicht dazu gehören, denen verschafft Jesus Platz und Raum, manchen auch für den Neuanfang: Kranke und Kinder, Frauen und Menschen mit Schuld.
Jakobus und Johannes wünschen sich, ganz dicht bei Jesus zu sitzen; dann wenn ´s so richtig losgeht, wenn das verheißene Reich Gottes anbricht. Sie wollen auch da sein, wo Gott die ins Recht setzt, die wegen ihres Glaubens verfolgt und getötet wurden. „Könnt ihr den Becher austrinken?“ fragt er die Beiden. „Ja, das können wir.“ Ihre Antwort steht fest. Sie wissen oder ahnen mindestens, dass es kein Spaziergang ist, Jesus nachzufolgen. Sie haben schon jetzt alles für ihn verlassen, was ihnen bisher wichtig war.
Aber die Platzverteilung in Gottes Reich, die ist allein Gottes Sache. Das Urteil über Rang und Ansehen einer Person, dieses Urteil ist und bleibt Sache Gottes. Jesus spürt den Ärger der anderen Freunde über dieses Gespräch und den Wunsch der beiden Brüder. Was
er jetzt zu sagen hat, ist für alle NachfolgerInnen bestimmt. Herrschen oder unterdrücken, Ansehen oder verachten, andere dienen lassen oder ihnen dienen – darum geht es hier. Zur Zeit Jesu und heute! »Ihr wisst: Diejenigen, die als Herrscher der Völker gelten, unterdrücken die Menschen, über die sie herrschen. Und ihre
Machthaber missbrauchen ihre Macht. Aber bei euch ist das nicht so: Sondern wer von euch groß sein will, soll den anderen dienen. Und wer von euch der Erste sein will, soll der Diener von allen sein. Denn auch der Menschensohn ist nicht gekommen, um sich dienen zu lassen. Im Gegenteil: Er ist gekommen, um anderen zu dienen und sein Leben hinzugeben als Lösegeld für viele Menschen.« Auf der einen Seite die Machthaber in Rom und auf der anderen Seite der Menschensohn. Auf der einen Seite eine strenge Rangordnung: der
Kaiser an der Spitze. Er verlangt als Gott angebetet und verehrt zu werden. Alle anderen müssen sich ihm unterordnen. Sie sind ihm ausgeliefert. Auf der anderen Seite ist der „Menschensohn gekommen“.
Menschensohn – er ist das Gegenbild zum willkürlichen Herrscher des römischen Reiches. Entsprechend anders ist sein „Regierungsprogramm“. Beim Menschensohn, Jesus Christus, gibt es Raum und Platz vor allem für diejenigen, die im geltenden System keine Freiheit, keine Lebensrechte haben. Der Menschensohn
bringt eine neue Gesellschaftsordnung: neue Wege im Miteinander. Da gilt nicht mehr Jude noch Grieche, Mann oder Frau, Reich oder Arm, Sklave oder Mensch mit Bürgerrechten. Wer in dieser „neuen Ordnung“ des Menschensohns mitmacht, riskiert sein Leben. Und die Taufe ist der sichtbare Wendepunkt der Maßstäbe für
das Leben und Zusammen-leben: „Ich, der Menschensohn, bin der andere Herrscher. Ich bin gekommen um zu dienen und mein eigenes Leben als Lösegeld für alle zu geben.“ sagt Jesus.
Mitten in unseren Zeiten des Krieges, des Überfalls auf die Ukraine, in der Passionszeit. Kurz vor Jesu Tod zeigt er, der Menschensohn, sei-nen Freunden und der Welt eine andere Haltung. Das ist es, was uns Jesus vererbt: nicht mit Füßen treten, sondern sie einander waschen. An Gründonnerstag erinnert unsere Tradition
daran. „Wer unter euch groß sein will, der diene dem anderen.“ Der „MenschenSohn“ sagt das Ende brutalter „HerrschaftsZeiten“ an. Die eigene Meinung frei zu äußern, Parlament und Regierung durch das Volk auf Zeit zu wählen, überprüfbare und einklagbare Rechte für alle, soziale Sicherung, Krankenversicherung… Die Liste
ist lang. Und in diesen Zeiten wird sie mir dankbar bewusst. Und ebenso, dass ich es mir nicht verdient habe, in diesem Land geboren und aufgewachsen zu sein. Eine Gesellschaft, in der Gottes Wort weitergesagt und gelebt werden kann: das Wort der Nächstenliebe und Hingabe. Dafür und daran will ich mich weiter einsetzten. Und was und wo ist Ihr Platz?
Lied: NL 202 Verleih uns Frieden gnädiglich
Verleih uns Frieden gnädiglich, Herr Gott, zu unsren Zeiten. Es ist doch ja kein andrer nicht, der für uns könnte streiten, denn du, unser Gott, alleine, denn du, unser Gott, alleine.
Halleluja, Kyrie eleison: Herr Gott, erbarme dich! Halleluja, Kyrie eleison: Herr Gott, erbarme dich!
Halleluja, Kyrie eleison: Herr Gott, erbarme dich! Halleluja, Kyrie eleison: Herr Gott, erbarme dich!
Fürbitten:
Gott ich lobe und preise dich: du eröffnest deinen Menschenkindern den Lebensraum mit Platz für jede und jeden. Was für eine Zusage! Was für ein Auftrag!
Vaterunser im Himmel geheiligt werde …
Segen (Sie können dabei Ihre Hände öffnen)
Gott segne und behüte dich. Gott lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig. Gott hebe sein sein Angesicht auf dich und gebe dir Frieden. Amen.
Kerze auspusten…. Gott befohlen! Bis zum nächsten Hausgottesdienst am 10.4.2022!