Hausgottesdienst für den 31.1.21

 

Gottesdienst für den 31.1.2021

Pfarrer Andreas Hansen, Kenzingen

 

Wir feiern unseren Hausgottesdienst im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen

 

Evangelisches Gesangbuch 440,1

All Morgen ist ganz frisch und neu

des Herren Gnad und große Treu;

sie hat kein End den langen Tag,

drauf jeder sich verlassen mag.

 

Ich möchte mich ja darauf verlassen, Gott,                  dass deine Gnade kein Ende hat.                                 Ich möchte den Tag frisch und neu beginnen.             Aber im Moment reimt sich Morgen auf Sorgen. Die große Sorge überschattet fast alles.               Fast jedes Gespräch dreht sich darum.

 

440,2

O Gott, du schöner Morgenstern,

gib uns, was wir von dir begehr´n:

Zünd deine Lichter in uns an,

lass uns an Gnad kein´ Mangel han.

 

Du bist Licht, du schenkst Licht,                                       Gott, du schöner Morgenstern,                                       Gott, Licht meines Lebens.                                                Sei auch jetzt mein Licht,                                                      meine Hoffnung, meine Stärke.                                     Im Dunkel unsrer Nacht, entzünde das Feuer,           das nie mehr verlischt, das nie mehr verlischt.

 

Neue Lieder 59 „Im Dunkel unsrer Nacht“

Im Dunkel unsrer Nacht, entzünde das Feuer,

das nie mehr verlischt, das nie mehr verlischt.

(Text: Theresa von Avila, 16. Jh., Musik: Jaques Berthier, Taizé)

 

Wir bitten Gott, wie Theresa von Avila: Im Dunkel unsrer Nacht entzünde das Feuer, das nie mehr verlischt. Wir bitten Gott für Menschen im Finstern, Menschen, die keinen Mut und keine Kraft mehr haben aus ihrem Leben etwas zu machen, Menschen, die verachtet werden, weil sie anders sind, die eine andere Hautfarbe haben oder die mit einer Behinderung umgehen müssen.

Viele von uns empfinden die Ungewissheit, das Leid, die Gefahr der Pandemie wie eine dunkle Nacht. „Es reicht. Mehr geht jetzt nicht.“ Dabei wissen wir wohl, dass andere weit schlimmer betroffen sind.

Hören wir Verse aus dem 2. Korintherbrief (4,6-10):

Denn derselbe Gott, der gesagt hat: »Aus der Finsternis soll Licht hervorstrahlen!«, der hat es auch in unseren Herzen hell werden lassen, sodass wir in der Person von Jesus Christus den vollen Glanz von Gottes Herrlichkeit erkennen. 

Wir allerdings sind für diesen kostbaren Schatz wie zerbrechliche Gefäße, denn es soll deutlich werden, dass die alles überragende Kraft, die in unserem Leben wirksam ist, Gottes Kraft ist und nicht aus uns selbst kommt. Von allen Seiten dringen Schwierigkeiten auf uns ein, und doch werden wir nicht erdrückt. Oft wissen wir nicht mehr weiter, und doch verzweifeln wir nicht. Wir werden verfolgt und sind doch nicht verlassen; wir werden zu Boden geworfen und kommen doch nicht um.

Auf Schritt und Tritt erfahren wir am eigenen Leib, was es heißt, am Sterben Jesu teilzuhaben. Aber gerade auf diese Weise soll auch sichtbar werden, dass wir schon jetzt, in unserem irdischen Dasein, am Leben des auferstandenen Jesus teilhaben.

Ich bin wie ein zerbrochenes Gefäß, klagt eine Beterin oder ein Beter im Psalm (Ps 31,13).  Paulus hat Verfolgung, Unglück, Krankheit und Leid erfahren. Von allen Seiten dringen Schwierigkeiten auf uns ein. Wir werden zu Boden geworfen. Erst im Rückblick kann er sehen, dass es doch weiterging, als er nicht mehr weiter wusste. Im Dunkel der Nacht begegnet er Jesus, der das Dunkel teilt.     Ich bin wie ein zerbrochenes Gefäß und sehe auf den zerschlagenen Herrn am Kreuz.

Im Dunkel unsrer Nacht entzünde das Feuer, das nie mehr verlischt. Ich möchte nicht zu schnell sagen: „Alles wird gut.“ Ich möchte das Dunkel und die Menschen im Dunkel wahrnehmen, nicht vertrösten, nicht vertuschen. Klage, Ungeduld, Enttäuschung, Wut – nichts muss verschwiegen werden. Gott hat unser Dunkel geteilt.                          Ich möchte nicht daherreden, dass die Pandemie doch auch eine Chance sei,  nein sie ist einfach ein großer Mist, sie bringt Mühe, Leid und Elend, sie macht viele aggressiv und verzweifelt. Wir hoffen: es bleibt nicht finster. Im Dunkel unsrer Nacht entzündet Gott das Feuer.

Gott, der Schöpfer, hat gesagt: Licht soll aufstrahlen. Er lässt es in unseren Herzen hell werden. Wir erkennen seine Herrlichkeit in Jesus Christus.

 

Die Theologin Gunda Schneider-Flume schrieb ein Büchlein mit dem Titel „Leben ist kostbar. Wider die Tyrannei des gelungenen Lebens.“

Die ersten Sätze lauten: Leben ist kostbar, zum Genießen und zur Freude. Auch die Brüche und Verkehrungen, die Zerstörungen und Gefährdungen können die Freude am Leben nicht verdrängen. Etwas vom Schöpfungsmorgen und von Auferstehung schwingt mit bei der Freude über Leben wie bei der Geburt eines Kindes. Aber Leben kann auch Fluch sein, zu schwer zum Tragen, nur noch Klage provozierend.

Die „Tyrannei des gelungenen Lebens“ ist unser Alltag: Wir stehen unter Erfolgszwang. Man muss etwas aus sich machen. Ängste, Konflikte, Misserfolge verschweigen wir. Schwäche, Krankheit, Behinderung, Tod verdrängen wir. Wir können gar nicht fassen, wenn ein Unglück uns trifft. Aber das Leben gelingt ja nicht immer. Es muss nicht gelingen und ist dennoch kostbar.

Gott lässt uns seine Herrlichkeit auf dem Angesicht Jesu Christi sehen. Wir sehen keinen strahlenden König, nein, wir sehen das Haupt mit der Dornenkrone. Gott setzt sich dem Dunkel aus. Paulus ist in allem, was ihn bedrängt und angreift, mit Jesus verbunden, mit Jesus am Kreuz und mit dem Lebendigen im Licht des Ostermorgens. Gott gibt Licht in unsere Herzen, österlichen Glanz, kostbar wie ein Schatz. Aber wir sind wie zerbrechliche Gefäße und müssen mit unseren Dunkelheiten leben. Wir tragen einen Schatz von Gott in uns. Gott selbst gibt uns ein Licht ins Herz. Unser Leben ist kostbar. Gott, der uns das Leben geschenkt hat, er spricht uns an, er sagt ja zu uns und liebt uns. Das ist das Feuer, das nie mehr verlischt, ein Licht in unserem Herzen. Amen

 

 

Für das Licht danke ich dir, mein Gott,

für das Licht, das beglückend und schön aufleuchtet,

für das, was unser Herz hell macht,

für Liebe und Freundschaft.

Für dein Licht danke ich dir, Jesus Christus,

dass du unser Dunkel teilst,

dass du in allem bei uns bist,

für dein österliches Licht.

Ich bitte dich für alle, die im Dunkel sind,

für die Kranken,

für alle, die sie pflegen und begleiten,

für die Mutlosen und Verzweifelten,

für die, die um ihr Auskommen fürchten müssen,

für alle, die Geduld und Zuversicht verlieren.

Ich bitte für die Jugendlichen, für überforderte Familien, für Trauernde, für Einsame.

Sei bei ihnen allen mit deinem Licht.

Segne, stärke, bewahre uns, Gott. Amen

Vaterunser

 

Gott, segne uns und behüte uns.

Lass dein Angesicht leuchten über uns

und sei uns gnädig.

Hebe dein Angesicht über uns

und schenke uns Frieden.

Amen.

 

 

Evangelisches Gesangbuch 410,1

Christus, das Licht der Welt. Welch ein Grund zur Freude! In unser Dunkel kam er als ein Bruder. Wer Ihm begegnet, der sieht auch den Vater. Ehre sei Gott, dem Herrn!