Hausgottesdienst für den 3. Advent

3. Adventssonntag, 12. Dezember 2021 von Pfr. Andreas Ströble

Glockengeläut
Schön, dass Sie unseren Hausgottesdienst mitfeiern. Sie sind bei sich zuhause und doch verbunden mit Gott und vielen Menschen. Zünden Sie eine Kerze an. Stille.

Votum

Wir feiern unseren Gottesdienst – verbunden mit anderen und verbunden mit Gott – im Namen Gottes

des Vaters, der kommt;

des Sohnes, in dem Gott in unsere Welt kam;

des Hl. Geistes, der in uns die Sehnsucht nach Gott wach hält. Amen.

aus Psalm 85:

Herr, der du bist vormals gnädig gewesen deinem Lande und hast erlöst die Gefangenen Jakobs, der du die Missetat vormals vergeben hast deinem Volk und all ihre Sünde bedeckt hast… zeig uns deine Gnade und gib uns dein Heil.

Eingangsgebet:_ 

Gott, du willst zu uns kommen. Und wir wollen zu dir. Vieles steht zwischen uns. Es steht im Weg. Hilf uns! Wir wollen den Weg frei machen. Ohne dich schaffen wir es nicht. Komm zu uns! Erst dann können wir zusammenkommen. Darum bitten wir dich. Amen.

Lesung aus 1. Korinther 4:

Dafür halte uns jedermann: für Diener Christi und Haushalter über Gottes Geheimnisse. Nun fordert man nicht mehr von den Haushaltern, als dass sie für treu befunden werden. Mir aber ist’s ein Geringes, dass ich von euch gerichtet werde oder von einem menschlichen Gericht; auch richte ich mich selbst nicht. Ich bin mir zwar keiner Schuld bewusst, aber darin bin ich nicht gerechtfertigt; der Herr ist’s aber, der mich richtet.

Lied 11,1+3Wie soll ich dich empfangen

https://www.youtube.com/watch?v=JnnTyZ8YTmc

1) Wie soll ich dich empfangen und wie begegn’ ich dir, o aller Welt Verlangen, o meiner Seelen Zier? O Jesu, Jesu, setze  mir selbst die Fackel bei, damit, was dich ergötze, mir kund und wissend sei.

3) Was hast du unterlassen zu meinem Trost und Freud, als Leib und Seele saßen in ihrem größten Leid? Als mir das Reich genommen, da Fried und Freude lacht, da bist du, mein Heil, kommen

und hast mich froh gemacht.

Predigt:

Wir alle spielen unsere Rollen – in unseren Familienbeziehungen, im Freundeskreis, im beruflichen Umfeld, wo wir wohnen und viele nicht zuletzt auf Facebook oder Instagram – ich zum Beispiel als Pfarrer, aber auch als Ehemann, als Vater, als Bruder, als Sohn, als Freund, als Kollege und manches mehr. Wie werde ich wahrgenommen von anderen?

Was denken andere über uns?

Was sage sie über uns?

Und wie gehen sie mit uns um?

Genau vor dieser Frage stand Paulus. Die Gemeinde von Korinth verglich ihn als Apostel mit anderen Aposteln, die durch die Stadt zogen und predigten. Paulus hörte davon – und so schrieb er in einem Brief an die Korinther Folgendes „Ich bin ein Haushalter über Gottes Geheimnisse… und allein Gott richtet darüber.“

Haushalter über Gottes Geheimnisse – nicht unbedingt eine Rolle, die ich mir selbst zuschreiben würde!

Haushalter über Gottes Geheimnisse  – das ist die Aufgabenbeschreibung für Christenmenschen! Und was würde solche Haushalter auszeichnen?

Zunächst einmal: sie wissen, dass Gott ein Geheimnis ist, dass wir es mit etwas Unsagbarem zu tun haben – mit etwas, was mehr ist als ich mir vorstellen, begreifen und erklären kann.

Aber wie können wir von Gottes Geheimnissen erzählen?

Die Auferstehungshoffnung auf dem Friedhof ist genauso ein Geheimnis Gottes wie das Hoffen auf eine neue Zeit und dass einer kommt jetzt im Advent. Solche Hoffnungen, dass noch etwas kommt – ein Leben nach dem Tod oder einer, der Frieden und Gerechtigkeit mitbringt, können wir vielleicht erklären, auf ihre biblischen Bezüge zurückführen, oder auch mit anderen Religionen vergleichen – aber wir können sie nie herbeiführen!  Erklärungen führen nicht dazu,

– dass diese Auferstehungs- oder Adventshoffnung jemanden berührt,

– dass sich jemand öffnet – und in dieses Geheimnis des Glaubens eintauchen kann,

– dass jemand getröstet wird oder neue Kraft gewinnt.

Aber wir können von diesen Hoffnungen erzählen!

Jemand hat einmal gesagt:

Ich glaube nicht an kirchliche Dogmen und Riten. Aber manchmal bedarf ich einer gewissen inneren Musik, um das Leben ertragen zu können. Diese Musik kann ich nicht aus eigener Kraft bei jeder Gelegenheit komponieren. Ich finde etwas von dieser Musik in Gottes Wort über das Leben. Und deshalb gehe ich in die Kirche, um hierbei weinen zu können.“

Daheim beim Erzählen biblischer Geschichten oder beim Beten mit Kindern, beim Lesen eines bestimmten Wortes, beim Hören einer Melodie, aber auch bei einer Begegnung auf der Straße oder in einem Gottesdienst .. überall dort kann es passieren, dass jemand zu seiner/ihrer inneren Musik findet…., dass jemand berührt wird …., dass jemand weinen kann…., dass sich ein Weg im Geheimnis auftut:

– wenn gemeinsam das Vaterunser gebetet wird,

– wenn Adventslieder gesungen werden,

– wenn es Momente bewusster Stille gibt,

– wenn Schuld bekannt wird

– oder für andere gebetet wird.

Ob wir dieser Rolle als Haushalter Gottes immer gerecht werden – nicht nur als Pfarrerinnen oder Pfarrer, sondern als Christenmenschen?

ABER: wer von uns könnte schon sagen, dass er ein treuer Haushalter Gottes wäre? Wer von uns ist da unfehlbar und immer verlässlich?

Doch das Tröstliche hier ist: Nicht Menschen urteilen über uns, sondern Gott. Gott allein richtet mich einmal – und nicht das Urteil unserer Mitmenschen. Und Gottes Richterwort ist immer ein heilendes Wort, ein lebensbejahendes Wort, ein barmherziges Wort.

Jetzt, In der Adventszeit schauen wir auf den, der kommt.  Es geht nicht darum, was andere von uns denken, es geht nicht um unser Prestige und dass wir möglichst gut dastehen.

In der Adventszeit brauchen wir nicht über uns selbst oder über andere richten, was wir alles nicht gemacht oder vergessen haben.

Sondern einem jeden wird von Gott sein Lob zuteil werden.

Wir wenden uns an Gott mit dem, was auch immer wir gesagt und getan haben, und er sagt: »Das hast du gut gemacht.« Keiner wird abgewiesen, keiner wird ausgeschlossen, keiner wird abgeurteilt und keiner wird ohne ein gutes Wort bleiben. Darauf zu vertrauen ist schon Advent. Amen.

Lied EG 16,1+4: Die Nacht ist vorgedrungen

https://www.youtube.com/watch?v=QvE5kHU52jk

Die Nacht ist vorgedrungen, der Tag ist nicht mehr fern! So sei nun Lob gesungen dem hellen Morgenstern! Auch wer zur Nacht geweinet, der stimme froh mit ein. Der Morgenstern bescheinet auch deine Angst und Pein.

Noch manche Nacht wird fallen auf Menschenleid und -schuld. Doch wandert nun mit allen der Stern der Gotteshuld. Beglänzt von seinem Lichte, hält euch kein Dunkel mehr, von Gottes Angesichte kam euch die Rettung her

Fürbittengebet

Unser Gott, erwartungsvoll gehen wir durch den Advent. Wir nehmen die geheimnisvollen Zeichen wahr, die auf dich hinweisen. Nicht immer wissen wir, was sie bedeuten. Lass uns trotzdem weiter dir nachspüren in unserem Leben.

Weise uns den Weg zu denen, die in Angst leben,

die keine Bleibe haben und die niemand erwartet.

Öffne unsere Ohren für diejenigen, die Kummer haben, die krank sind und nicht wissen, wem sie ihr Leid klagen können.

Leite unseren Blick auf diejenigen, die unterwegs sind in eine ungewisse Zukunft und ihr Ziel aus den Augen verloren haben.

Schenke uns Worte, die dich bezeugen und anderen Mut machen, ihren Weg zu finden.

Erfülle uns mit Weisheit, dass wir deine Zeichen zu deuten wissen. Mache uns zu glaubwürdigen Verwaltern deiner Geheimnisse, auf dass alle, die daran teilhaben, erkennen: Du bist der wahre Gott zu allen Zeiten und bis in Ewigkeit. Wir beten zu dir als unserem Vater. Vaterunser

Segen

Gott, segne und behüte uns.

Lass dein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig. Erhebe dein Angesicht auf uns und schenke uns Frieden. Amen.

Bleiben Sie behütet und gesund!

Bis zum nächsten Hausgottesdienst am kommenden Sonntag, dem 4. Advent