Hausgottesdienst Ewigkeitssonntag 21.11. Jesaja 65, 17-25

 21.11. Letzter Sonntag im Kirchenjahr

Andreas Hansen

 

Wir feiern unseren Hausgottesdienst im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen

 

Neue Lieder 116 Da wohnt ein Sehnen

Refrain: Da wohnt ein Sehnen tief in uns, o Gott, nach dir, dich zu sehn, dir nah zu sein. Es ist ein Sehnen, ist ein Durst nach Glück, nach Liebe, wie nur du sie gibst.

 

Um Frieden, um Freiheit, um Hoffnung bitten wir. In Sorge, im Schmerz, sei da, sei uns nahe, Gott. Refrain

 

Um Einsicht, Beherztheit, um Beistand bitten wir. In Ohnmacht, in Furcht sei da, sei uns nahe, Gott. Refrain

 

Um Heilung, um Ganzsein, um Zukunft bitten wir. In Krankheit, im Tod  sei da, sei uns nahe, Gott. Refrain

 

Dass du, Gott, das Sehnen, den Durst stillst, bitten wir. Wir hoffen auf dich, sei da, sei uns nahe, Gott. Refrain

 

Ps 126

Wenn der HERR die Gefangenen Zions erlösen wird,

so werden wir sein wie die Träumenden.

Dann wird unser Mund voll Lachens

und unsre Zunge voll Rühmens sein.

Dann wird man sagen unter den Völkern:

Der HERR hat Großes an ihnen getan!

Der HERR hat Großes an uns getan;

des sind wir fröhlich.

HERR, bringe zurück unsre Gefangenen,

wie du die Bäche wiederbringst im Südland.

Die mit Tränen säen,

werden mit Freuden ernten.

Sie gehen hin und weinen

und tragen guten Samen

und kommen mit Freuden

und bringen ihre Garben.

Ehr sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist, wie im Anfang, so auch jetzt und immerdar und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen

 

Gnädiger Gott, dein Wort rührt an die  Sehnsucht, dass einmal wahr wird, was du versprichst: dass Weinen sich in Lachen verwandelt, Kummer in Freude, Tod in Leben. Öffne den Schleier der Trauer, dass wir schon jetzt durch ihn hindurch sehen und in den Momenten von Trost Spuren des Kommenden erkennen.

Hilf uns zu bewahren, was wir hören, und zu hoffen, was noch wie ein Traum erscheint.

Dir vertrauen wir unsere Lieben an.

Auf dich hoffen wir. Amen

 

Paulus schreibt an seine Gemeinde, als er in großer Gefahr und unter Druck ist. Auch in Zukunft werde ich Grund zur Freude haben.  Denn ich weiß: Alles, was ich jetzt durchmache, wird zuletzt zu meiner Rettung führen… Denn für mich ist Christus das Leben. Und deshalb ist sogar das Sterben für mich ein Gewinn.

 

516,1+2+7 Christus, der ist mein Leben

Christus, der ist mein Leben,

Sterben ist mein Gewinn;

ihm will ich mich ergeben,

mit Fried fahr ich dahin.

 

Mit Freud fahr ich von dannen

zu Christ, dem Bruder mein,

auf dass ich zu ihm komme

und ewig bei ihm sei.

 

In dir, Herr, lass mich leben

und bleiben allezeit,

so wirst du mir einst geben

des Himmels Wonn und Freud.

 

Noch einmal gedenken wir unserer Toten.

Unsere Lieben gehören weiterhin zu uns – wir denken an sie, reden vielleicht in Gedanken mit ihnen, erinnern uns an ihre Stimme, ihr Lachen, eine Geste, etwas, was uns verbunden hat, und erschrecken erneut über den Tod.

Noch einmal teilen wir heute in der Gemeinde unsere Trauer und nennen die Namen unserer Verstorbenen. Unser Predigttext spricht von den Gesegneten des Herrn, von seinen Erwählten.

Zu ihnen gehören wir, zu ihnen gehören auch unsere Toten, gesegnet, erwählt, geliebt wie das Volk Gottes. Gott tröstet sein Volk.

Hören wir Jesaja 65: So spricht Gott:

„Seht, ich schaffe einen neuen Himmel und eine neue Erde. Dann denkt niemand mehr an das, was früher war. Es ist für immer vergessen.

Freut euch und jubelt ohne Ende über das, was ich jetzt erschaffe! Seht, ich mache Jerusalem zu einer Stadt des Jubels, und seine Bewohner erfülle ich mit Freude. Auch ich will über Jerusalem jubeln und mich über mein Volk freuen. Man wird dort niemanden mehr weinen hören, die Klage ist für immer verstummt.

Es gibt dort keinen Säugling mehr, der nur wenige Tage lebt. Man findet keinen Greis, der nicht ein hohes Alter erreicht. Wenn einer mit Hundert stirbt, sagt man: Er war noch jung. Und wer die Hundert nicht erreicht, gilt als gestraft. Dann wird man Häuser bauen und selbst darin wohnen. Man wird Weinberge pflanzen und selbst ihren Ertrag genießen. Man baut keine Häuser mehr, in denen dann andere wohnen. Man pflanzt nichts mehr, das dann andere essen. Die Menschen in meinem Volk werden so alt wie Bäume. Meine Erwählten werden das genießen, was sie mit eigenen Händen erarbeitet haben.

Keiner müht sich mehr vergebens.

Niemand bringt Kinder zur Welt, die früh sterben. Denn sie sind die Nachkommen derer, die Gott gesegnet hat. Darum werden sie mit ihren Kindern leben.

Schon ehe sie rufen, antworte ich ihnen.

Während sie noch reden, erhöre ich sie.

Wolf und Lamm weiden friedlich zusammen,

der Löwe frisst Stroh wie das Rind. Doch die Schlange muss sich von Erde ernähren.

Man tut nichts Böses mehr und begeht kein Verbrechen auf meinem ganzen heiligen Berg.“

(Jes 65,17-25)

 

Fünfzig Jahren nach Krieg und Verbannung sind die Israeliten in ihre Heimat zurück-gekehrt. Ein armseliger, enttäuschender Neuanfang ist das. Das Land ist verwüstet. Jerusalem und der Tempel liegen in Trümmern. So haben sie sich das nicht vorgestellt, als sie noch in der Fremde waren und sich nach Hause sehnten. Kann aus diesem Trümmerhaufen jemals wieder etwas werden? Sie denken traurig an das, was früher war.

Noch bedrängt uns die Erfahrung des Abschieds. Unsere Trauer braucht Zeit. Eine Kleinigkeit genügt und der Schmerz ist wieder da. Was uns verbunden hat, der geliebte Mensch, bleibt ein Teil von uns. Der Schmerz gehört zu uns. Wird er in den Hintergrund rücken, vergessen sein?

Wir denken zugleich an die Trümmerstätten, die es heute in der Welt gibt, an die vielen an Covid Gestorbenen, an die Flüchtlinge, bedrängt von belarussischen und polnischen Soldaten, an die Hungernden in Afghanistan. So viel Verwüstung und Elend.

So viel scheinbar aussichtsloses Leid überall auf der Welt.

Gott selbst leidet mit all den Opfern. Gott selbst teilt den Schmerz über Vernichtung und Tod. Aber er lässt es nicht dabei.

Seht, ich schaffe einen neuen Himmel und eine neue Erde. Es ist wie am Anfang, bei der Schöpfung. Nur für Gott selbst ist dieses Wort bara, „erschaffen“ reserviert. Nur Gott selbst ist der Schöpfer. Er kann alles neu machen, neue Dimensionen erschließen. Gott will diese Welt, seine Schöpfung. „Es war gut“, heißt es wieder und wieder. „Gott sah an alles, was er geschaffen hatte, und es war sehr gut.“ Gott freut sich über seine Schöpfung. Gott hat das erste Wort und er führt auch zum Ziel, was er schafft.

Seht, ich schaffe einen neuen Himmel und eine neue Erde. Freut euch und jubelt ohne Ende über das, was ich jetzt erschaffe!

Aber den Israeliten ist doch nicht zum Jubeln zumute! Ach, wie sollten wir jubeln, wenn wir unsere Lieben verlieren, wenn wir vor einem Trümmerfeld stehen oder wenn Leben einfach so vernichtet wird?

Das ist doch zum Heulen!

Und dennoch: Mitten in den Ruinen verheißt Jesaja das Neue. Gott widerspricht der Gewalt und dem Leid und dem Tod.

Gott erschafft, was wir uns noch gar nicht vorstellen können, was unsere Vorstellung übersteigt.

Wir denken traurig an die, die wir verloren haben. Aber wir leben von Ostern her.

Jesus sagt: „Ich lebe, ihr sollt auch leben.“

Der Tod behält nicht das letzte Wort.

Unser Leben, jedes Leben wird in den großen Kreis der Schöpfung Gottes gestellt.

Jedes Leben, jeder Mensch ist von Gott gewollt und geliebt.

Jeder Mensch hat mit seinem Leben Anteil am Sinn und am Ziel der ganzen Schöpfung.                    Es ist die gleiche Liebe Gottes, die Himmel und Erde ins Sein ruft und die unser Leben will.

Es ist die gleiche Liebe, in der wir bleiben.

Gott freut sich über uns, so schreibt Jesaja.

Gott freut sich über seine Schöpfung.

Darum macht er das Leid vergessen.

Darum segnet er und schafft neu.

 

„Ist das nur ein schöner Traum? Willst du uns vertrösten, Jesaja? Sieh doch, wie zerbrechlich das Leben ist! Sieh doch die Trümmerstätten unserer Welt!“

Jesaja sagt: Nein, das bleibt kein Traum, denn Gott will Frieden. Jedes Leben soll sein Ziel erreichen. Unser Arbeiten und Mühen soll nicht vergeblich sein. Das Ziel ist auch, dass wir im Einklang mit der Schöpfung leben und nicht auf Kosten der Natur und des Lebens.

Und ein Letztes: Gott geht auf uns zu.

Er kommt uns entgegen.

Schon ehe sie rufen, antworte ich ihnen. Während sie noch reden, erhöre ich sie.

Am Ziel seiner Schöpfung ist Gott uns ganz nah. Wir erreichen ihn. Und er versteht uns und antwortet. Am Ziel steht Einverständnis, Gemeinschaft. Da werden wir erkennen, wie wir erkannt und geliebt sind.

Gott weckt Jesus aus dem Tod. Gott erschafft einen neuen Himmel und eine neue Erde.

Darum widersprechen wir dem Tod – er behält nicht das letzte Wort. Wir sind von Gott gesegnet. Wir bleiben in seiner Liebe. Amen

 

147,3 Gloria sei dir gesungen

Gloria sei dir gesungen mit Menschen– und mit Engelzungen, mit Harfen und mit Zimbeln schön.    Von zwölf Perlen sind die Tore an deiner Stadt; wir stehn im Chore der Engel hoch um deinen Thron.  Kein Aug hat je gespürt, kein Ohr hat mehr gehört solche Freude. Des jauchzen wir und singen dir das Halleluja für und für.

 

Gebet mit dem neuen Lied 180 Meine Hoffnung

Meine Hoffnung und meine Freude,

meine Stärke, mein Licht,

Christus, meine Zuversicht

auf dich vertrau ich und fürcht mich nicht.

 

Ewiger Gott, Herr der Zeiten, wir denken zurück an die Menschen, die einmal zu unserem Leben gehörten und nun nicht mehr sind. Wir sind ihnen in Liebe verbunden und wir wissen sie in deiner Liebe geborgen. Du kennst unsere Trauer und unseren Schmerz. Du weißt, wie schwer wir Abschied nehmen und wie sehr uns unsere Vergänglichkeit bedrängt. Dennoch hoffen wir auf dich, Christus.

 

Meine Hoffnung und meine Freude,

meine Stärke, mein Licht,

Christus, meine Zuversicht

auf dich vertrau ich und fürcht mich nicht.

 

Bewahre und behüte auch alle Menschen, die in Kriegen und Katastrophen verletzt und verwaist und auf der Flucht sind. Es gibt so viele Trümmerstätten und Orte des Elends. Wir denken an die Flüchtlinge an der Grenze von Belarus, an die Hungernden in Jemen und Afghanistan. Was wir über Unrecht und Gewalt hören, macht uns wütend, hilflos und traurig.
Dennoch hoffen wir auf dich, Christus.

 

Meine Hoffnung und meine Freude,

meine Stärke, mein Licht,

Christus, meine Zuversicht

auf dich vertrau ich und fürcht mich nicht.

 

Wir denken an die vielen die jetzt von Corona betroffen sind, an die Kranken und Sterbenden, an verzweifelte und traurige Angehörige, an erschöpfte Ärzte und Ärztinnen, Pflegende, Helfer. Steh ihnen und uns allen bei. Gib uns Mut und Weisheit und Geduld. Bewahre uns. Dennoch hoffen wir auf dich, Christus.

 

Meine Hoffnung und meine Freude,

meine Stärke, mein Licht,

Christus, meine Zuversicht

auf dich vertrau ich und fürcht mich nicht.

 

Gib uns deinen Geist, dass wir in deinem Namen dem Tod und aller Todesmacht widersprechen, dass wir uns nicht abfinden, dass wir Wunden heilen, dass wir Unrecht und Gewalt widerstehen und dass wir Botinnen und Boten deines Friedens sind. Wir beten mit den Worten unseres Herrn

Vaterunser

 

 

Segen

 

Gott segne dich und er behüte dich.  

Gott lasse sein Angesicht leuchten über dir

und sei dir gnädig.  

Gott hebe sein Angesicht über dich

und gebe dir Frieden. Amen