Gottesdienst für den 14.2.2021
Pfarrer Andreas Hansen, Kenzingen
Wir feiern unseren Hausgottesdienst im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen
Der Sonntag vor der Passionszeit heißt Estomihi nach Psalm 31,3:
Sei mir ein starker Fels.
Ein starker Fels: da finde ich Halt, einen sicheren Stand, da wirft mich so leicht nichts um.
Sei du mein Fels, Gott, in dieser ungewissen Zeit, wenn fraglich wird, worauf ich mich verlasse. Bewahre mich davor, dass ich stürze. Du bist mein Fels – ich danke dir.
Wir schauen auf den Psalm dieser Woche, Psalm 31.
EG 275,1+4+7 Ein Lied nach Ps 31 von Martin Luther
In dich hab ich gehoffet, Herr; hilf, dass ich nicht zuschanden werd noch ewiglich zu Spotte. Das bitt ich dich: erhalte mich in deiner Treu, mein Gotte.
Du bist mein Stärk, mein Fels, mein Hort, mein Schild, mein Kraft – sagt mir dein Wort –, mein Hilf, mein Heil, mein Leben, mein starker Gott in aller Not; wer mag mir widerstreben?
Preis, Ehre, Ruhm und Herrlichkeit sei Vater, Sohn und Geist bereit’, Lob seinem heilgen Namen. Die göttlich Kraft mach uns sieghaft durch Jesus Christus. Amen.
Psalm 31,2-17
Herr, auf dich traue ich,
lass mich nimmermehr zuschanden werden,
errette mich durch deine Gerechtigkeit!
Neige deine Ohren zu mir, hilf mir eilends!
Sei mir ein starker Fels und eine Burg,
dass du mir helfest!
Denn du bist mein Fels und meine Burg,
und um deines Namens willen
wollest du mich leiten und führen.
Du wollest mich aus dem Netze ziehen,
das sie mir heimlich stellten;
denn du bist meine Stärke.
In deine Hände befehle ich meinen Geist;
du hast mich erlöst, Herr, du treuer Gott.
Ich hasse, die sich halten an nichtige
Götzen;
ich aber vertraue auf den Herrn.
Ich freue mich und bin fröhlich über deine Güte, dass du mein Elend ansiehst
und kennst die Not meiner Seele
und übergibst mich nicht in die Hände des
Feindes;
du stellst meine Füße auf weiten Raum.
Herr, sei mir gnädig, denn mir ist angst!
Mein Auge ist trübe geworden vor Gram,
matt meine Seele und mein Leib.
Denn mein Leben ist hingeschwunden in
Kummer und meine Jahre in Seufzen.
Meine Kraft ist verfallen durch meine Missetat,
und meine Gebeine sind verschmachtet.
Allen meinen Bedrängern
bin ich ein Spott geworden,
eine Last meinen Nachbarn
und ein Schrecken meinen Freunden.
Die mich sehen auf der Gasse,
fliehen vor mir.
Ich bin vergessen im Herzen wie ein Toter;
ich bin geworden wie ein zerbrochenes
Gefäß.
Denn ich höre, wie viele mich verleumden:
Schrecken ist um und um!
Sie halten Rat miteinander über mich
und trachten danach, mir das Leben zu
nehmen.
Ich aber, Herr, hoffe auf dich
und spreche: Du bist mein Gott!
Meine Zeit steht in deinen Händen.
Errette mich von der Hand meiner Feinde
und von denen, die mich verfolgen.
Lass leuchten dein Antlitz über deinem Knecht;
hilf mir durch deine Güte!
Es ist, als ob die Beterin oder der Beter um Vertrauen ringt und immer neue Angriffe erlebt. Da ist Zuversicht und Lebensfreude, und auch größte Bedrängnis und Angst – beides beschreibt der Psalm mit starken Bildern.
Wir benutzen Psalmen. Das dürfen wir. Es sind Gebrauchstexte. Sie laden uns ein zu probieren, wie man Hemd anprobiert oder von einem Gericht kostet. Ich darf auswählen, das eine nehmen, anderes lassen, wie ein Feinschmecker. Erspüren wir, was zu uns passt, was uns herausfordert, was uns gut tut. Wir gewinnen Sprache, Worte für Gott, für unseren Glauben, Worte, die Hoffnung wecken, trösten, wie ein Kompass sind. Der Psalm oder vielleicht ein Vers daraus wird mein Gebet, das mich zu Gott führt, das mir lieb und wichtig wird und mich prägt.
In deine Hände befehle ich meinen Geist.
In deine Hand lege ich mein Leben.
Gewiss wirst du mich befreien.
Gregor Linßen hat ein Lied zu diesem Vers geschrieben: (Ps 31,6)
Herr, in deine Hände lege ich meinen Weg, begleite mich.
Herr, in deine Hände lege ich meine Zeit, erbarme dich.
Herr, in deine Hände lege ich meine Angst, erhöre mich.
Herr, in deine Hände lege ich dir mein Herz, erfülle mich.
Herr, in deine Hände lege ich meinen Schmerz, erlöse mich.
Die Feinde machen sich breit und engen das Leben ein. Sie stellen Fallen, greifen an, mobben. Sie greifen an wie die Truppen die Straßen von Yangon in Myanmar oder in Moskau oder Minsk.
Sehr unterschiedlich können die Feinde sein: Mitschüler, die einen zum Opfer von Spott und Gemeinheiten machen, ein Kollege, der falsche Anschuldigungen verbreitet, jemand, der einem das Leben schwer macht.
Feinde können auch etwas ganz anderes sein: ein Konflikt, der immer wieder aufbricht und wehtut, eine Krankheit, die das Leben einschränkt, dieses widerliche Virus, das uns alle schon viel zu lange einschränkt, etwas, das mir die Kraft nimmt, eine Sorge, die mir den Schlaf raubt, eine Trauer, eine Angst, was mich angreift – und ich kann es nicht einfach wegschieben, es nimmt immer wieder viel zu viel Raum ein, dieser mein Feind.
Der Psalm klagt über die Feinde und das, was sie anrichten. Wie einem vertrauten Freund sagen wir Gott, was uns bedrängt. Einfach loswerden, was wir auf dem Herzen haben, was Wut und Angst und Schmerz auslöst. Das ganze Elend klagen. Das darf drastisch und übertrieben sein – so sind wir ja bedrängt und fühlen uns angegriffen.
Aber bei der Klage bleibt es nicht. Die Feinde machen sich breit, aber du lässt mich nicht in ihrer Hand. Sie werfen ein Fangnetz über mich, aber du ziehst mich heraus.
Gott gibt den Raum, in dem ich leben und mich entfalten kann. Ein Schutzraum, eine Zuflucht: Du bist mein Fels, meine Burg. Meine Zeit steht in deinen Händen. Wörtlich: in deiner Hand sind meine Zeiten, meine Zukunft, auch meine Geschichte, nicht der üblen Nachrede und den Lügen überlassen, bewahrt, in deiner Hand sind meine Zeiten.
Ein Freiraum: du stellst meine Füße auf weiten Raum. Du hast mich nicht dem Feind überlassen. Du hast mir weiten Raum gegeben, wo ich mich frei bewegen kann.
Der Psalm ist realistisch: Es gibt für jede und jeden von uns das, was uns angreift und das Leben schwer macht, die Feinde, die sich so gerne breit machen. Der Psalm ist auch voll Hoffnung: du bist mein Fels, du stellst meine Füße auf weiten Raum, meine Zeit steht in deinen Händen.
Und der Psalm lädt ein: In deine Hände befehle ich meinen Geist. In einer neuen Übersetzung: In deine Hand lege ich mein Leben. Wer so betet, entscheidet sich für Gott. Er oder sie vertraut sich Gott an. Dazu lädt uns der Psalm ein: Dass wir uns Gott anvertrauen.
Wir wissen nicht, wie die nächsten Wochen und Monate werden. Es wird auf jeden Fall anders sein als vor dieser Pandemie. Sie ist ein Feind, der uns seit einem Jahr zusetzt, uns von allen Seiten bedrängt, uns müde macht, viele in Trauer und Verzweif-lung stürzt. Aber was auch geschieht: Gott hält uns. Ihm will ich mehr als alles vertrauen:
In deine Hände befehle ich meinen Geist. Du hast mich erlöst, Herr, du treuer Gott.
In deine Hand lege ich mein Leben. Gewiss wirst du mich befreien. Du bist doch ein treuer Gott.
Amen
Herr, in deine Hände lege ich meinen Geist, erwecke mich.
Herr, in deine Hände lege ich meinen Dank, ich glaube an dich.
Gott, zu dir rufe ich,
hilf mir beten und meine Gedanken sammeln;
ich kann es nicht allein.
In mir ist es finster, aber bei dir ist Licht,
ich bin einsam, aber du verlässt mich nicht,
ich bin kleinmütig, aber bei dir ist Hilfe,
ich bin unruhig, aber bei dir ist Frieden,
in mir ist Bitterkeit, aber bei dir ist Geduld,
ich verstehe deine Wege nicht,
aber du weißt den rechten Weg für mich.
In deine Hand lege ich mein Leben und auch das der Menschen, an die ich denke und für die ich bete.
Bewahre die, die sich mutig den Feinden entgegenstellen
in Myanmar, in Belarus, in Russland. Stärke sie und uns alle im Vertrauen, in der Zuversicht.
Die Pandemie wird unsere Welt verändern. Der Klimawandel fordert uns heraus.
Hilf, dass wir das Nötige und Richtige tun, nicht resignieren, nicht ausweichen.
Behüte alle, die bedrängt und in Ängsten sind, in Krankheit, in seelischer Not, in Überforderung, in Trauer, erschöpft und mutlos.
Sei bei deiner Kirche und den Menschen in unserer Gemeinde: Bei dir finden wir Geborgenheit und Freiheit. Du stellst unsere Füße auf weiten Raum.
In deiner guten Hand bleiben wir, was auch geschieht.
Vaterunser
EG 644 Meine Zeit steht in deinen Händen
Meine Zeit steht in deinen Händen.
Nun kann ich ruhig sein, ruhig sein in dir.
Du gibst Geborgenheit, du kannst alles wenden.
Gib mir ein festes Herz, mach es fest in dir.
Sorgen quälen und werden mir zu groß.
Mutlos frag ich: Was wird Morgen sein?
Doch du liebst mich, du lässt mich nicht los.
Vater, du wirst bei mir sein.
Meine Zeit steht in deinen Händen.
Gott, segne uns und behüte uns.
Lass dein Angesicht leuchten über uns
und sei uns gnädig.
Hebe dein Angesicht über uns
und schenke uns Frieden.
Amen.