Hausgottesdienst 1. Sonntag der Passionszeit, Invocavit, 2.Kor 6,1-10

6.3.22    1. Sonntag der Passionszeit, Invocavit

Andreas Hansen, Kenzingen

 

Wir feiern unseren Hausgottesdienst im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen

 

Lied 347

Ach bleib mit deiner Gnade bei uns, Herr Jesu Christ, dass uns hinfort nicht schade des bösen Feindes List.

 

Ach bleib mit deinem Worte bei uns, Erlöser wert, dass uns sei hier und dorte dein Güt und Heil beschert.

 

Ach bleib mit deinem Glanze bei uns, du wertes Licht; dein Wahrheit uns umschanze, damit wir irren nicht.

 

Ach bleib mit deinem Segen bei uns, du reicher Herr; dein Gnad und alls Vermögen in uns reichlich vermehr.

 

Ach bleib mit deinem Schutze bei uns, du starker Held, dass uns der Feind nicht trutze noch fäll die böse Welt.

 

Ach bleib mit deiner Treue bei uns, mein Herr und Gott; Beständigkeit verleihe, hilf uns aus aller Not.

 

Ach bleib mit deiner Gnade, Gott, bei den geplagten Menschen in der Ukraine. Unsere Gedanken und Gebete sind bei ihnen, auch in diesem Gottesdienst.

Wir beten den Wochenpsalm Ps 91 nach der Neuen Genfer Übersetzung:

Wer unter dem Schutz des Höchsten wohnt,

darf bleiben im Schatten des Allmächtigen.

Darum sage ich zum Herrn:

»Du bist meine Zuflucht und meine sichere Festung, du bist mein Gott, auf den ich vertraue.«

(Stille)

Ja, er rettet dich wie einen Vogel aus dem Netz des Vogelfängers, er bewahrt dich vor der tödlichen Pest.

Er deckt dich schützend mit seinen Schwingen,

unter seinen Flügeln findest du Geborgenheit.

Seine Treue gibt dir Deckung,

sie ist dein Schild, der dich schützt.

Du brauchst dich nicht zu fürchten vor dem Schrecken der Nacht oder vor den Pfeilen,

die am Tag abgeschossen werden,

nicht vor der Pest, die im Finstern umgeht,

nicht vor der Seuche, die mitten am Tag wütet.

Denn du hast gesagt:

»Der Herr ist meine Zuflucht!«

Den Höchsten hast du zum Schutz dir erwählt.

(Stille)

So wird dir kein Unglück zustoßen,

und kein Schicksalsschlag wird dich

in deinem Zuhause treffen.

Denn er hat für dich seine Engel entsandt und ihnen befohlen, dich zu behüten auf all deinen Wegen.

Sie werden dich auf Händen tragen, damit du mit deinem Fuß nicht an einen Stein stößt.

Über Löwen und Ottern wirst du hinwegschreiten, starke junge Löwen und Schlangen wirst du zu Boden treten.

(Stille)

So sagt nun der Herr: »Weil er mit ganzer Liebe an mir hängt, will ich ihn befreien; ich hole ihn heraus aus der Gefahr, denn er kennt meinen Namen.

Wenn er zu mir ruft, werde ich ihm antworten.

In Zeiten der Not stehe ich ihm bei,

ja, ich reiße ihn heraus und bringe ihn zu Ehren.

Ich schenke ihm ein erfülltes und langes Leben

und zeige ihm, wie ich Rettung schaffe.«

 

Ehr sei dem Vater

 

Du, unser Gott, auf den wir hoffen.

Wir denken täglich an die Menschen, die unter dem Krieg zu leiden haben. Sie wissen von den Schrecken der Nacht und den tödlichen Pfeilen. Sie suchen verzweifelt Zuflucht.

Wir sehen die Bilder und hören die Nachrichten und wir klagen dir das große Leid und das schreiende Unrecht.

Wohin führt das noch?

Wie wird der Krieg uns alle verändern?

Wir rufen dich, Gott: Sei uns Zuflucht und Schutz!

Nichts kann uns trennen von deiner Liebe.

Mach den Glauben stark in den Menschen dort in der Ukraine, bei uns, bei allen.

Herr, erbarme dich.

 

Paulus schreibt im 2. Brief an die Gemeinde in Korinth: Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Schöpfung; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden. (2.Kor 5,17)

 

Neue Lieder 180 Meine Hoffnung und meine Freude

 

Meine Hoffnung und meine Freude,

meine Stärke mein Licht,

Christus, meine Zuversicht,

auf dich vertrau ich und fürcht mich nicht.

 

Die Bilder und Berichte aus der Ukraine sind allgegenwärtig. Es gibt fast nur dieses Thema. Entsetzt hören und sehen wir, was geschieht. Zugleich setzen sich Menschen liebevoll und engagiert für die Flüchtenden ein. Viele helfen selbstverständlich, die vorher verschlossen waren. Staunend sehen wir auch dies, wie menschlich, wie engagiert und selbstlos jetzt viele sind.

Es ist eine extreme, belastende Zeit.

Kann es auch eine Zeit der Gnade sein?

Hören wir den heutigen Predigttext. Paulus wird von Christen in Korinth angegriffen. Er beschreibt seinen Dienst und sein Verständnis als Apostel.

Die Begegnung mit Jesus hat sein ganzes Leben verändert, eine neue Schöpfung, sagt er. Darum kann er sogar die extremsten Belastungen als Zeit der Gnade verstehen.

2.Kor 6,1-10

Wir als Gottes Mitarbeiter bitten euch auch:

Nehmt die Gnade Gottes so an, dass sie nicht ohne Wirkung bleibt. Denn Gott spricht: »Ich habe dich zur rechten Zeit erhört und dir am Tag der Rettung geholfen.« Seht doch! Jetzt ist die rechte Zeit. Seht doch! Jetzt ist der Tag der Rettung.

Wir wollen auf gar keinen Fall Anstoß erregen. Denn unser Dienst soll nicht in Verruf geraten. Vielmehr zeigen wir in jeder Lage, dass wir Gottes Diener sind: Mit großer Standhaftigkeit ertragen wir Leid, Not und Verzweiflung.

Man schlägt uns, wirft uns ins Gefängnis und hetzt die Leute gegen uns auf. Wir arbeiten bis zur Erschöpfung, wir schlafen nicht und essen nicht. Zu unserem Dienst gehören ein einwandfreier Lebenswandel, Erkenntnis, Geduld und Güte, der Heilige Geist und aufrichtige Liebe.                                          Zu unserem Dienst gehören außerdem die Wahrheit unserer Verkündigung und die Kraft, die von Gott kommt. Wir kämpfen mit den Waffen der Gerechtigkeit, in der rechten und in der linken Hand. Wir erfüllen unseren Auftrag, ob wir dadurch Ehre gewinnen oder Schande, ob wir verleumdet werden oder gelobt. Wir gelten als Betrüger und sagen doch die Wahrheit.

Wir werden verkannt und sind doch anerkannt.

Wir sind vom Tod bedroht, und seht doch: Wir leben! Wir werden ausgepeitscht und kommen doch nicht um.

Wir geraten in Trauer und bleiben doch fröhlich. Wir sind arm und machen doch viele reich. Wir haben nichts und besitzen doch alles!

 

Seht doch! Jetzt ist die rechte Zeit. Seht doch! Jetzt ist der Tag der Rettung. – gerade jetzt eine Zeit der Gnade: Wie soll das gehen?

Paulus schreibt von seinem Dienst für Gott – nicht nur von seinem, von unserem Dienst für Gott. Er schreibt nicht nur von sich, sondern von allen Christen. Wir sind Diakoninnen und Diakone, in den Dienst, die Diakonia genommen. Bei Diakonie denken wir an praktische Hilfe für Kinder, Kranke, Flüchtlinge, Alte, Ratsuchende. Diakonia ist auch wörtlich der Dienst bei Tisch: den Tisch decken, Essen austeilen, Spülen und den Müll raustragen. Auch die Verkündigung des Evangeliums ist Diakonia.

Jesus sagt: ich will euch und allen dienen.

Er tischt uns die Gemeinschaft Gottes auf.

Er feiert die Gnade und Vergebung Gottes.

Er lädt ein zum Fest des Glaubens.

Nehmt die Gnade Gottes so an, dass sie nicht ohne Wirkung bleibt. Wie kann das gehen? Vielleicht, indem wir Flüchtlinge aufnehmen und unterstützen. Indem wir beten und spenden. Bestimmt werden auch wir spüren, dass der Krieg wirtschaftliche und praktische Folgen für uns hat.

Gemeinde sind wir, weil Jesus uns ruft, weil er uns neu macht, weil er uns zu seinen Boten macht, zu Dienerinnen und Dienern.

Bevor Wolodymyr Selenskyj Präsident wurde, hat er als Schauspieler gearbeitet und sich über die Politiker lustig gemacht. „Diener des Volkes“ hieß die Serie. Ein Lehrer wird aus Versehen Präsident.

Jetzt ist Selenskyj tatsächlich ein mutiger, von vielen geachteter Diener seines Volkes geworden.

 

Paulus erzählt von der unglaublichen Spannung, in die der Dienst für Gott die Ge-meinde bringt. Er erlebt extreme Belastung und Anfeindung und manchmal zur gleichen Zeit Bestätigung, Ermutigung, Freude, beglückende Gemeinschaft. Ich kann nur staunen. Vieles, was Paulus beschreibt, kann ich von mir oder uns nicht sagen.

Aber wie hören wohl die Christen in der Ukraine solche Sätze: Mit großer Standhaftigkeit ertragen wir Leid, Not und Verzweiflung. Man schlägt uns, wirft uns ins Gefängnis und hetzt die Leute gegen uns auf. Wir arbeiten bis zur Erschöpfung, wir schlafen nicht und essen nicht. Wir werden verkannt und sind doch anerkannt. Wir sind vom Tod bedroht, und seht doch: Wir leben!

Wir geraten in Trauer und bleiben doch fröhlich. Wir sind arm und machen doch viele reich. Wir haben nichts und besitzen doch alles!

Wir sind nicht in der Weise angegriffen, aber wir kennen Zeiten, in denen wir überfordert oder traurig sind, oder belastet von Konflikten ohne Ausweg. Und wir sind in solchen Wüstenzeiten zugleich besonders empfänglich für das, was uns weiterhilft und aufmerksam für jedes gute Zeichen.

Seht doch! Jetzt ist die rechte Zeit.

Zeit der Gnade: Gnade ist nicht so sehr, was uns widerfährt, sondern wie wir damit umgehen. Wie können wir das, was geschieht, einordnen und annehmen?

Wir bleiben in Gottes Hand, was auch geschieht.

Auch diese Kriegstage sind eine Zeit Gottes.  Auch jetzt ist eine Zeit, in der wir uns Gott nah fühlen und Gott uns nahe ist.

 

Beten wir das Bekenntnis der Weltkirchenkonferenz von Vancouver (1983):

 

Mitten in Hunger und Krieg

feiern wir, was verheißen ist:

Fülle und Frieden.

Mitten in Drangsal und Tyrannei

feiern wir, was verheißen ist:

Hilfe und Freiheit.

Mitten in Zweifel und Verzweiflung

feiern wir, was verheißen ist:

Glauben und Hoffnung.

Mitten in Furcht und Verrat

feiern wir, was verheißen ist:

Freude und Treue.

Mitten in Hass und Tod

feiern wir, was verheißen ist:

Liebe und Leben.

Mitten in Sünde und Hinfälligkeit

feiern wir, was verheißen ist:

Rettung und Neubeginn.

Mitten im Tod, der uns von allen Seiten umgibt, feiern wir, was verheißen ist

durch den lebendigen Christus.

 

Amen

 

Lied 789.7 Bleib mit deiner Gnade bei uns

 

Bleib mit deiner Gnade bei uns, Herr, Jesu Christ,

ach bleib mit deiner Gnade bei uns, du treuer Gott

 

Bleib mit deiner Gnade bei den Menschen im Krieg,

in der Ukraine, in Syrien, im Jemen, in vielen Ländern der Erde und zum Teil seit vielen Jahren.

Bewahre die vielen, die unschuldig Opfer

von Krieg und Gewalt werden.

Steh den Menschen in ihrer Angst bei.

Behüte die Flüchtlinge.

Bleib mit deiner Gnade bei uns.

 

Bleib mit deiner Gnade bei uns, Herr, Jesu Christ,

ach bleib mit deiner Gnade bei uns, du treuer Gott

 

Wir bitten dich für alle, die politische Verantwortung tragen, die entscheiden und verhandeln, um Weisheit und Mut. Wir bitten für die Journalistinnen und Journalisten, für die medizinischen und andere Helfer, für alle, die an wichtigen Stellen bleiben und nicht fliehen.

Hilf uns für die Menschen da zu sein.

Mach uns bereit, Einschränkungen anzunehmen.

Bewahre unsere Lieben und uns alle.

Bleib mit deiner Gnade bei uns.

 

Bleib mit deiner Gnade bei uns, Herr, Jesu Christ,

ach bleib mit deiner Gnade bei uns, du treuer Gott

 

Vaterunser

 

 

Lied 430,1+2 (Mel: Befiehl du deine Wege)

Gib Frieden, Herr, gib Frieden,

die Welt nimmt schlimmen Lauf.

Recht wird durch Macht entschieden,

wer lügt, liegt obenauf.

Das Unrecht geht im Schwange,

wer stark ist, der gewinnt.

Wir rufen: Herr, wie lange?

Hilf uns, die friedlos sind.

 

Gib Frieden, Herr, wir bitten!

Die Erde wartet sehr.

Es wird so viel gelitten,

die Furcht wächst mehr und mehr.

Die Horizonte grollen, der Glaube spinnt sich ein.

Hilf, wenn wir weichen wollen,

und lass uns nicht allein.

 

 

Segen

 

Gott segne dich und er behüte dich.  

Gott lasse sein Angesicht leuchten über dir

und sei dir gnädig.  

Gott hebe sein Angesicht über dich

und gebe dir Frieden. Amen