Gottesdienst zum Christfest 2022, Predigt Kol 2,3+6-10

(Lied 36,1+5-7 fröhlich soll mein Herze springen)

„Alle Luft laute ruft: Christus ist geboren.“
In Christus ist alles neu – singt dem Herrn ein neues Lied.
Wir loben Gott mit Psalm 96
(EG 750)
Ehr sei dem Vater

Ein neues Lied für dich, unser Gott.
Du weißt, wie sehr wir uns sehnen
nach einem Neuanfang in dieser Zeit,
nach Frieden für die geplagten Menschen,
dass wieder heil werden kann,
was zerstört ist,
nach Gewissheit und neuem Mut für uns.
Ein neues Lied für dich, Christus, unser Heiland.
Du kommst zu uns.
Du willst uns neu machen.
Erbarme dich über uns.

Die Gnade Gottes ist erschienen,
die allen Menschen Rettung bringt (Tit 2,11).
Ehre sei Gott in der Höhe

(Lied 27,1+3 Lobt Gott, ihr Christen)

Lieber Vater, du schenkst uns deinen Sohn:
Den Armen bringt er Heil, den Gefangenen Freiheit,
den Traurigen Freude und uns allen den Frieden.
Öffne unsere Herzen, dass wir deinem Wort glauben
und dass wir uns wie die Hirten aufmachen.
Lass uns dich erkennen in Jesus Christus.
Amen

Lk 2,15-20
Und da die Engel von ihnen gen Himmel fuhren,
sprachen die Hirten untereinander: Lasst uns nun gehen gen Bethlehem und die Geschichte sehen, die da geschehen ist, die uns der Herr kundgetan hat.
Und sie kamen eilend und fanden beide, Maria und Josef, dazu das Kind in der Krippe liegen.
Da sie es aber gesehen hatten, breiteten sie das Wort aus, welches zu ihnen von diesem Kinde gesagt war.
Und alle, vor die es kam, wunderten sich über die Rede, die ihnen die Hirten gesagt hatten.
Maria aber behielt alle diese Worte und bewegte sie in ihrem Herzen.
Und die Hirten kehrten wieder um, priesen und lobten Gott für alles, was sie gehört und gesehen hatten, wie denn zu ihnen gesagt war.

Alle staunen über die Worte der Hirten:
„Der Heiland – kann das sein? Was ist Beson-deres an dem Neugeborenen dort im Stall?“
Sie staunen auch über die Hirten selbst:
„Das sind einfache Leute wie wir und sie reden auf einmal über Gott. Was ist mit denen passiert, dass sie so begeistert jubeln?“
Ja, was ist passiert? Die Hirten glauben: In diesem Kind Jesus ist Gott bei uns.
„Gott ist bei uns!“ – das macht sie so fröhlich und so gesprächig.
Aller Welt Enden sehen das Heil unseres Gottes.
Halleluja

(Lied 39,1+3+6 Kommt und lasst uns Christus ehren)

O du hochgesegnete Stunde, da wir glauben – ja, aber oft glauben wir nur schwach und haben mehr Fragen als Antworten. Vieles, was in der Welt geschieht, macht uns zu schaffen. Vieles verstehen wir nicht. Wenn wir doch so fest wie die Hirten glauben könnten: „Gott ist bei uns.“
Für Leute wie uns schreibt Paulus einen Mut-mach-brief. Alles kreist um die Erkenntnis der Hirten: „Gott ist in Christus bei uns“ – das will Paulus ihnen und uns ins Herz schreiben.
Hören wir ein paar Sätze aus dem Brief an die Christinnen und Christen in Kolossae (2,3+6-10):
In Christus sind alle Schätze der Weisheit und Erkenntnis verborgen.
Ihr habt Christus Jesus, den Herrn, angenommen. Richtet also euer Leben an ihm aus!
Bleibt in ihm verwurzelt und gründet euch als Gemeinde ganz auf ihn. Werdet fest im Glauben, wie ihr gelehrt worden seid. Und hört nicht auf, Gott zu danken.
Gebt acht, dass euch niemand in die Falle lockt! Weder durch seine Philosophie noch durch falsche Lehren, die nur auf menschlicher Überlie-ferung beruhen. Ihre Grundlage sind die Elemente dieser Welt – und nicht Christus!
In Christus ist die ganze Fülle Gottes leibhaftig gegenwärtig. Und an dieser Fülle habt ihr Anteil, weil ihr zu Christus gehört, weil ihr in ihm seid. Der steht als Haupt über allen Mächten und Gewalten.

Kolossae ist eine Kleinstadt, ein Durchgangsort im Schatten bedeutenderer Städte. So wie ich denen, die mich fragen: „Kenzingen, wo ist das denn?“ antworte: „nördlich von Freiburg“. Sie wären gerne wichtiger und fragen sich. „Gehören wir überhaupt dazu?“ Paulus war nicht selbst in Kolossae. Aber er lobt in vollen Tönen, ihren Glauben, ihre Liebe, ihre Hoffnung. „Gott ist in Christus bei euch – glaubt es nur!“ in Christus – das ist sein Lieblings- und Schlüsselwort. in Christus, als würden wir in einen Raum eintreten. Das kleine Kolossae ist jetzt ein Gottesort, weil Gott in Christus bei ihnen ist, weil sie in Christus sind. „Glaubt es nur!“

Steile Sätze sagt Paulus: In Christus sind alle Schätze der Weisheit und Erkenntnis verborgen.
Wenn wir alle Schätze der Weisheit und der Erkenntnis hätten, könnten wir die Welt verstehen.
Aber vieles in der Welt verstehen wir nicht und erschrecken darüber. Wir verstehen nicht, wie Menschen einander so viel Böses antun können, wie Machtgier, Hass und Lüge so viel Unheil anrichten. Wir verstehen auch uns selbst oft nicht.
Wir wissen wie bedrohlich die Veränderung des Klimas ist und verhalten uns doch kaum anders.
Wir verstehen die Abgründe unserer Seele nicht. Weisheit und Erkenntnis sind verborgen, sie sind in Christus verborgen.
Jesus kennt und versteht uns.
Er sieht, was uns noch verborgen ist.
Alle Schätze: Es gibt keinen Bereich unserer Welt und unseres Lebens, wo Jesu Wort nicht gilt.
Alles, was wir nicht verstehen, womit wir uns plagen, dürfen wir zu Jesus bringen.
Nichts ist ihm fremd. Er kennt alle menschlichen Abgründe. Jesus sieht noch weiter, noch tiefer. Was uns noch ausweglos und verworren erscheint, sieht Jesus in Gottes Händen.
Wo wir nur Schuld und verhärtete Fronten wahrnehmen, erkennt Jesus schon Gottes Frieden und Gerechtigkeit. „Glaubt es nur und wachst in der Erkenntnis! Durch Christus seht ihr, wie sehr Gott die Welt liebt.“

Aber da ist Unsicherheit und Angst.
Wir wissen nicht, welche Philosophien und Lehren die Gemeinde in Kolossae verunsichern und was Paulus im Blick hat. Manches scheint damals und heute ähnlich: Vieles gerät aus den Fugen oder ist in Gefahr: in der Natur, in Politik, Gesellschaft und Religion. In so einer Zeit vertreten manche ihre Sicht der Dinge mit missionarischem Eifer und lassen nichts anderes gelten. Heute sind das z.B. Leute, die Corona oder den Klimawandel leugnen, oder die unserem Staat zutiefst misstrauen.
Vielen von uns haben das Gefühl der Boden wankt: Klima, Wohlstand und Frieden sind bedroht, die Zukunft ist ungewiss. Die Demokratie ist in Gefahr. Die Angst vor den „Mächten und Gewalten“ wächst. Die Angst wird von den Eiferern noch geschürt.
Paulus antwortet: Bleibt in Christus verwurzelt.
Die Wurzel sieht man nicht, sie reicht tief in die Erde und gibt dem Baum Nahrung und Halt. Wir sind in Christus verwurzelt, er hält uns. Wir müssen uns nicht mitreißen lassen von denen, die unsere Welt, unseren Staat oder auch unsere Kirche kurz vor dem Abgrund sehen. Am Beispiel unserer Kirche: Ja, es wird sich vieles verändern, wenn Gebäude und Pfarrstellen wegfallen und die Zahl der Mitglieder geringer wird. Aber die Kirche bleibt verwurzelt in Christus. Die Gemeinschaft der Menschen, die an ihn glauben, bleibt von Christus gehalten, in welcher Gestalt auch immer.
Auch über die Kirche hinaus: wir sind in Christus verwurzelt. Alles hat Leben und Halt in ihm.
Paulus schreibt von der Fülle Gottes:
In Christus ist die ganze Fülle Gottes leibhaftig gegenwärtig. Und an dieser Fülle habt ihr Anteil, weil ihr zu Christus gehört, weil ihr in ihm seid. Der steht als Haupt über allen Mächten und Gewalten.
Leibhaftig, leiblich kommt Gott zu uns. In dem Menschen Jesus ist die Fülle Gottes, in dem Kind in der Krippe, in den Händen, dem Blick, den Worten Jesu, in dem leidenden Jesus am Kreuz.
Gott kommt nicht im Zentrum der Macht, sondern in der kleinen Stadt Bethlehem. Bethlehem wird ein Gottesort. Gott ist nicht in einem mächtigen König, sondern in einem Kind einfacher Leute.
In Jesus ist Gottes Fülle bei uns.
Das Bild von der Fülle erinnert an einen römischen Brunnen: Wir sind wie die Schale, die sich füllen lässt, bis sie selbst überläuft und weitergibt, was sie empfangen hat. Ich habe Ihnen ein Bild eines solchen Brunnens gegeben – der steht im Kloster
Maulbronn. Die Fülle Gottes fließt durch Jesus in uns. Die „Mächte und Gewalten“ können ihn nicht aufhalten. Keine Macht kann uns trennen von der Liebe Gottes.
So will Paulus die Christinnen und Christen ermutigen: Gott ist in Christus bei euch. Euer kleines Kolossae ist ein Gottesort. Ihr seid in Christus und seid wie Schalen, in die seine Kraft und Liebe fließt, bis ihr weitergebt, was ihr empfangen habt. Amen

(Lied 34,1+3 Freuet euch, ihr Christen alle)

Du, unser Gott,
Licht vom Licht in den Dunkelheiten dieser Welt,
unser Bruder bist du geworden in Jesus, dem Kind von Bethlehem, unsere Hoffnung, unser Trost.
Gib uns deinen Geist, Mut und Kraft zu leben wie Menschen, deine Kinder,
dass wir einander nicht eng machen, sondern frei,
dass wir einander erkennen als deine geliebten Kinder und so miteinander umgehen,
dass wir uns in allem dir, unserem Vater, anvertrauen.
Wir bitten dich für die Menschen und besonders die Kinder in den Kriegs- und Krisenregionen der Welt,
Menschen in Hunger und Not, verletzt, entwurzelt, verstört, auf der Flucht. Um Frieden und Gerechtigkeit bitten wir, um Einsicht für die Mächtigen, Mut für die Friedensstifter. Hilf uns umzukehren, dass wir uns einsetzen für Gerechtigkeit und Frieden.
Wir bitten für deine Schöpfung. Hilf uns umzukehren von sinnlosem Verbrauch und Wachstum. Hilf uns so zu leben, dass wir der Bedrohung des Klimas und des Lebens entgegentreten.
Wir bitten für unsere Lieben, besonders für die, die krank und belastet sind, um die wir uns sorgen.
Wir bitten für deine Kirche, unsere Gemeinde, alle Christinnen und Christen. Erneuere deine Kirche, zeige uns gute Wege Kirche zu sein, sei bei uns mit deinem Geist.
Vaterunser

(Lied 36,9+10)

Segen